

Atomfall im Vorab-Test: Apokalypse auf Englisch
Mit Atomfall widmet sich der für Sniper Elite und Zombie Army bekannte Entwickler Rebellion der nuklearen Postapokalypse und bewegt sich damit zwischen Fallout und S.T.A.L.K.E.R. Ob das in einem realen Context in England angesiedelte Survival-Game auf den ersten Blick überzeugen kann, erfahrt ihr in unserem Preview für die PS5. Unseren vollständigen Test lest ihr dann in Kürze zur PC-Version.
Atomfall spielt rund um das britische Atomkraftwerk Windscale, bei dem es in den späten 50er-Jahren zu einem Brand kam, der eine radioaktive Wolke freisetzte. Atomfall geht nun von der Annahme aus, dass als Folge aus diesem Unfall ein komplett verseuchtes Gebiet entstanden ist, das von der Außenwelt abgeriegelt wurde. Dieses dient nun als Schauplatz für ein etwas anderes apokalyptisches Szenario mitten in England, wo wir selbst in einer Quarantänezone erwachen, die sich offenbar mitten im Gefahrengebiet befindet. Schnell fühlen wir uns wie in Fallout, wenn wir einem mit einer Gasmaske ausgestatteten Wissenschaftler gegenüberstehen, die Umgebung - einen Bunker aus Stahlbeton - nach Materialien für einen Verband absuchen oder im Dialog entscheiden können, ob wir Hilfe anbieten oder uns einfach mit Gewalt nehmen, was wir benötigen. Beim Gang durch die überwucherten und teilweise überschwemmten Tunnel, bei denen nur wenig Tageslicht unten ankommt, werden unweigerlich auch Erinnerungen an die Metro-Reihe wach, gerade auch, da das Spiel immer wieder kleinere Schockmomente parat hat. Später stehen wir auch riesigen Robotern gegenüber, die optisch schon ein wenig an die Powerrüstungen erinnern.
Vielseitiger Überlebenskampf
Das Kampfsystem wirkt dagegen recht frisch, da uns neben unseren Fäusten für einen schnellen und einen starken Angriff (vorausgesetzt wir tragen keine Nahkampfwaffe) auch Tritte zur Verfügung stehen, was in egoshooterartigen Titeln eher die Seltenheit ist. Mit einem Überfall steht eine weitere direkte Angriffsoption für unachtsame Gegner bereit, die in Richtung Stealth geht, die aber im Vergleich zu echten Schleichspielen wenig vielseitig ist. Auch Fernangriffe mittels Wurfgeschoss oder Schusswaffe sind möglich, aber aufgrund begrenzter Munition und im Hinblick auf die Knarren auch nicht zu vernachlässigender Nachladezeit nicht unbedingt die Dauerlösung. Wer leise Angriffe ausführen möchte, kann außerdem auf Pfeil und Bogen zurückgreifen. Weiterhin helfen uns Werkzeuge wie Taschenlampe, Metalldetektor zum Aufspüren von Metallboxen oder Signalumleiter zum Hacken von Verteilerkästen bei unserem Überlebenskampf in der nuklearen Postapokalypse. Gut gefallen hat uns auch das Spiel mit der Herzfrequenz, die beispielsweise beim Kämpfen und Rennen erhöht wird, was wiederum Auswirkungen auf unsere Genauigkeit und auch auf unsere Schleichfähigkeiten hat.
Lost in the woods
Was in Atomfall recht schnell klar wird, ist, dass wir stark auf uns selbst angewiesen sind, da wir uns kaum an Quests oder Zielmarkern entlang hangeln können. Stattdessen wartet eine sehr stimmungsvolle, typisch englische Landschaft mit viel Grün, unzähligen Bäumen und Hügeln sowie markanter britischer Architektur (zumindest das, was davon noch übrig ist) auf uns, die wir mehr oder weniger auf eigene Faust erkunden. Dabei helfen uns Hinweise, die wir in der Welt finden oder im Gespräch aufschnappen dabei, die Geschichte von Atomfall zu entschlüsseln. Die Grafik trifft das Szenario sehr gut auf den Punkt, ohne jetzt ein Grafiklevel zu präsentieren, das uns die Kinnlade herunter fallen lässt. Dennoch sieht das Spiel auf der PS5, gerade auch für einen Rebellion-Titel, die ja gerne mal ihre etwas eigenen Wege gehen, sehr realistisch und insgesamt auch richtig ordentlich aus. Hier lassen sich zum Beispiel die Wasserdarstellung, der Lichteinfall oder die Spiegelungen auf metallischen Oberflächen herausstellen. Die Weitsicht über die endlos grüne Umgebung mit Blick auf das sichtlich verstrahlte Atomkraftwerk sowie auf mal mehr mal weniger verlassene Dörfer, zerstörte Autos, alte Burgruinen oder industrielle Überbleibsel kann sich ebenfalls wirklich sehen lassen und sogar das eine oder andere Tier hat sich in die atmosphärische Apokalypse in England verirrt. Optisches Highlight sind außerdem die zahlreichen roten Telefonzellen, die an bessere Zeiten erinnern. Natürlich dürfen wir auch verschiedene Häuser betreten und gerade die gut erhaltenen haben einen unverkennbaren britischen Charme. Auffällig ist außerdem, dass wir keine zusammenhängende Open-World präsentiert bekommen, sondern mehrere miteinander verbundene weitläufige Areale, was uns insgesamt ziemlich gut gefallen hat.
Bei den Gesichtsanimationen müssen wir dagegen klare Abstriche machen und erkennen, dass wir mit Atomfall kein AAA-Spiel vorliegen haben, denn die Animationen wirken recht abgehackt und die Gesichter ziemlich leblos. Auch die Lippensynchronität ist ausbaufähig und lässt die Gespräche etwas hölzern wirken. Die Vertonung ist dagegen gut getroffen und liefert glaubhafte britische Akzente, sodass wir sofort begreifen, wohin es uns verschlagen hat. Insgesamt kann die Soundkulisse durch die Bank überzeugen und liefert mit schrägen Synthesizerklängen, dezenten Streichern sowie passenden Soundeffekten, wie zum Beispiel schrillen Lautsprecherdurchsagen, die perfekte akustische Begleitung für das Setting.
Fazit
Auf den ersten Blick offenbart Atomfall einige Parallelen zu Fallout oder S.T.A.L.K.E.R., geht dabei aber definitiv seine ganz eigenen Wege in der nuklearen Apokalypse. Egal, ob es um das Fehlen klassischer Quests, das etwas spezielle Kampfsystem oder auch die Aufteilung der Welt in mehrere offene Areale geht, Atomfall schafft es in jedem Fall, sich abzuheben. In Sachen Atmosphäre kann England als Schauplatz definitiv überzeugen und auch grafisch macht Rebellion hier vieles richtig, ebenso wie beim Sounddesign. Einen AAA-Titel dürfen wir aber gerade im Hinblick auf die Optik nicht erwarten! Unser Ersteindruck zu Atomfall ist also in erster Linie ein positiver, denn trotz der offensichtlichen Parallelen wirkt das Spiel auf seine Art frisch und unverbraucht.
Daniel Walter
Ein begeisterter Konsolenspieler mit einem breit gefächerten Interessengebiet. Neben Shooter-Serien wie Battlefield oder Call of Duty gehören auch Action-Adventures wie klassische Assassin's Creeds, die Batman-Arkham-Reihe oder The Last of Us Part 1/2 zu den bevorzugten Titeln. Hinzu kommen Survival-Games wie ARK, Horror-Klassiker a la Resident Evil sowie Open-World-Abenteuer im Stile von Far Cry oder Red Dead Redemption. Sport-Franchises wie FIFA oder Tour de France erweitern das Interessenfeld, ebenso wie sämtliche Titel aus dem Star-Wars-Universum.