Beasts of Maravilla Island im Test: Fantastische Tierwesen und wo ihr sie knipsen könnt
Seid ihr im allgemeinen Trubel mal wieder reif für die Insel? Dann könnte Beasts of Maravilla Island einen Blick wert sein. Das charmante 3D-Adventure wurde zwar bereits im Jahr 2021 unter anderem für Nintendo Switch veröffentlicht, findet nun aber auch noch den Weg auf PlayStation 5 und Xbox Series S/X. Mit seinem tollen Indie-Charme und einer menschenverlassenen Insel voller mysteriöser Tiere, die es zu entdecken gilt, hat Beasts of Maravilla Island alle Zutaten, um ein kleines, aber feines Spiel zu sein. Wir haben uns zur Maravilla Island begeben, die Kamera gezückt und fleißig Eindrücke gesammelt.
Eine Insel mit zwei Bergen
Im Spiel wandeln wir mit der jungen Marina auf den Spuren ihres Großvaters, eines ehemaligen Entdeckers. Dieser hatte vor einiger Zeit die mysteriöse Insel Maravilla Island entdeckt und ist dort auf viele, fremdartige Wesen getroffen, die er in seinem Tagebuch katalogisiert hat. Dieses Tagebuch hat er Marina vermacht, welche nun in seine Fußstapfen tritt und ebenfalls die geheimnisvolle Insel besucht, selbstverständlich bewaffnet mit einer Kamera, um ihre ganzen Erlebnisse auch festhalten zu können. Denn sie möchte die Arbeit ihres Großvaters fortführen, der die Insel damals plötzlich wieder verlassen musste und dem niemand wirklich glaubte, welchen Zauber er dort entdeckt hat. So wird sie zu Beginn des Spiels von einem Schiff zur einsamen Insel gebracht. Dort angekommen, erliegt sie sofort dem Zauber von Maravilla Island und macht sich hochmotiviert auf, Großvaters Tagebuch zu ergänzen und nebenbei natürlich auch noch ein Geheimnis zu lüften, welches die Insel umgibt.
Die Geschichte ist simpel, trägt aber ganz gut durch das Spiel. Richtig gelungen ist unser Tagebuch, welches komplett lokalisiert wurde. Das kleine Büchlein erinnert teilweise sogar an das berühmte Notizbuch von Nathan Drake aus Uncharted, nur fehlen die etwas humoristischeren Einträge. Schön gemacht ist es allerdings trotzdem. Die Spielwelt an sich ist sehr ansprechend gestaltet, wenn auch grafisch im Bereich von Details und Beleuchtung auf den ersten Blick noch Luft nach oben ist. Doch der gewählte Artstyle passt sehr gut, denn alles im Spiel ist angenehm bunt und lebendig, auch wenn die Texturen und Animationen stellenweise natürlich schon etwas rudimentär geraten sind. Der Stimmung tut dies jedoch keinen Abbruch. Unterstützt wird diese von einem eingängigen Soundtrack, welcher das Abenteuer gelungen unterlegt, ohne zu aufdringlich zu werden. Hier hat man wirklich gute Arbeit abgeliefert.
Drama, Baby, Drama
Maravilla Island entpuppt sich trotz seiner angekündigten Größe als relativ klar strukturiert. Wir erkunden die Insel, welche in verschiedene, schlauchartige Levelabschnitte aufgeteilt ist, die allerdings auch einige Abzweigungen beinhalten. Es lohnt sich also, jeden Winkel der Spielwelt zu ergründen. Da die Gebiete jedoch nie zu weitläufig ausfallen, kann man sich auch nicht wirklich groß verirren. Die Insel ist dabei unterteilt in mehrere unterschiedliche Biome, welche jeweils mit anderer Flora und Fauna aufwarten und auch zum Entdecken einladen. In jedem Abschnitt begegnen uns viele unterschiedliche Geschöpfe, welche wir mit unserer Kamera einfangen können. Dies erinnert beispielsweise an den populären Genre-Vertreter Pokémon Snap, ist aber deutlich simpler gestrickt.
Für jedes Geschöpf reicht ein einziges Foto aus, um es in unser eigenes Fotoalbum eintragen zu können. Dabei ist es völlig egal, ob wir direkt vor dem Wesen stehen und es im besten Licht und perfekter Pose erwischen, oder es nur in der Entfernung verschwommen an uns vorbeihuscht. Auf eine Wertung unseres Fotos verzichtet das Spiel, was sehr gut zur entspannten Ausrichtung des Spielgefühls passt. Legen wir Wert auf eine saubere Arbeit, so können wir auch mehrere Fotos des gleichen Geschöpfs schießen und daraus dann das Beste auswählen. Damit sieht unser Fotoalbum doch gleich noch viel professioneller aus.
Die Kamerasteuerung an sich ist schnell und intuitiv. Ferner helfen uns Einblendungen dabei, zu erkennen, ob wir gerade ein neues Objekt vor der Linse haben. Dank praktischer Selfie-Funktion können wir Marina dann auch noch vor diversen reizvollen Naturperspektiven und Tieren gut in Szene setzen, natürlich inklusive verschiedener Gesichtsausdrücke. Ein nettes Detail, das gerne für witzige Schnappschüsse genutzt wird.
In jedem Abschnitt begegnet Marina ein Wesen, welches die Aufmerksamkeit besonders auf sich zieht. Dieses hat dann auch einen größeren Eintrag im Tagebuch ihres Großvaters. Hier gilt es dann, verschiedene Ziele zu erfüllen, also das Geschöpf in unterschiedlichen Situationen abzulichten. Meist müssen wir hierzu dann kleinere Rätsel lösen, um den gewünschten Effekt hervorzurufen. Beispielsweise sollen wir, um einen Balztanz zu unterstützen, für ordentlich Beleuchtung sorgen. Die Rätsel fügen sich sehr gut ins Spiel ein und sind immer sehr simpel gehalten. Viele der Ziele und alle Fotos der Wesen, die wir unterwegs entdecken, sind komplett optional. Wenn man also am Ende eines Abschnitts nicht alles gefunden hat, ist dies auch kein Beinbruch. Nach ungefähr zwei bis drei Stunden flimmert dann auch schon der Abspann über den Bildschirm. Unterlegt wird dieser von den Fotos, die wir unterwegs geschossen haben, eine sehr nette Idee.
Du hast den Farbfilm vergessen, mein Michael!
Erinnert sich noch jemand an den brutalen Science-Fiction-Streifen Starship Troopers von 1997? Der Vergleich mag zunächst absolut deplatziert wirken, doch wer den gleichnamigen Film kennt, der weiß, dass es dort vor allem eines gibt: Bugs! Und bedauerlicherweise trifft dies auch für Beasts of Maravilla Island zu. Dabei meinen wir jedoch nicht die ganzen Käfer, die wir im Spiel fotografieren können, ganz und gar nicht. Denn leider gibt es dermaßen viele kleinere und gröbere Schnitzer, dass unser Ausflug nach Maravilla Island mehr als einmal auf der Kippe stand. Hierzu ein kleiner Auszug aus unserem Testtagebuch: Wir starteten das Spiel und begannen fröhlich, alles zu knipsen, was uns vor die Linse geriet. Die durchaus vorhandenen Clipping-Fehler ignorierten wir dabei, da sie für den Ablauf an sich absolut nicht störend waren und ohnehin lediglich bei Kletterabschnitten aufgefallen sind. Am Ende des ersten größeren Abschnittes erlebten wir dann die erste negative Überraschung, denn als uns ein freundliches, einheimisches Wesen den weiteren Weg vor uns öffnete, blickten wir quasi in das Nichts! Der nächste Abschnitt wurde schlicht nicht geladen. Da der Fortschritt inklusive dieses Bugs bereits gespeichert war, half es uns auch nicht, unseren Spielstand einfach noch einmal neu zu laden. Einen unausweichlichen Neustart später gab es die nächste Komplikation. Denn unsere nun geschossenen Fotos passten nicht mehr zu den zugeordneten Tieren oder wurden schlicht nicht abgespeichert. Stattdessen füllte sich unser Album dann wie aus Zauberhand mit Bildern aus unserem eigentlich gelöschten, ersten Spielstand. Damit verlor Beasts of Maravilla Island leider einen wichtigen Faktor seines Gameplays, denn der Versuch, unser Fotoalbum zu vervollständigen macht natürlich deutlich weniger Spaß, wenn unsere Bilder nicht korrekt einsortiert oder überhaupt gespeichert werden.
Im nächsten Abschnitt behob sich dieses Problem zunächst einmal. Jedoch machten wir dann eine Spielpause, was sich im Nachhinein als geradezu fataler Fehler erwies. Denn als wir unser Abenteuer erneut starteten, waren sämtliche geschossenen Bilder wieder verschwunden. Wir vermuten, dass sie Marina zwischenzeitlich einfach unabsichtlich aus der Tasche gefallen sind. Unsere Motivation, überhaupt noch Bilder abseits der notwendigen Rätsel zu schießen, ging damit gegen null. Zumal sich dann auch noch zeigte, dass wir Ziele gar nicht mehr erfüllen können. Zwar knipsten wir ein spielendes Krokodil-Viech und erfüllten damit eine der Vorgaben im Spiel, abgehakt wurde dies jedoch nicht. Völlig egal, wie viele Fotos wir auch von der Szenerie schossen, das Ziel blieb unerfüllt.
Dann begannen auch noch die Ladezeitprobleme. Waren diese zu Beginn des Spiels noch sehr kurz, hing sich der Ladeprozess nun bei jedem Gang ins Hauptmenü quasi komplett auf. Mehr als einmal mussten wir das Spiel komplett stoppen und erneut starten, um überhaupt weitermachen zu können.
Und auch zum Finale gab es dann einen unschönen Gruß, denn das Spiel reagierte nicht mehr auf unsere Eingaben. Auch hier war wieder ein Neustart erforderlich, natürlich unter erneutem Verlust aller Fotos, die wir zwischendurch doch wieder geschossen hatten. Und als Krönung wollte auch dieser Ladevorgang dann nicht mehr aufhören. Um diese Fehler zu beheben, sollte also dringendst nachgepatcht werden, denn die vielen Bugs hat das Spiel an sich nicht verdient.
Fazit
Auf dem Papier ist Beasts of Maravilla Island eine runde Sache. Die schön gestaltete Inselwelt lädt zum Erkunden ein, unterlegt von der stimmungsvollen Optik und dem entspannten Abenteuer-Soundtrack. Auch weiß das Gameplay zu gefallen und es ergibt sich prinzipiell eine gelungene Motivationsspirale, unser Sammelalbum mit Bildern aller Tiere und Pflanzen zu vervollständigen. Zwar ist der Spaß nach zwei bis drei Spielstunden schon wieder vorbei, und die Geschichte gewinnt sicherlich keinen Innovationspreis, aber in der Zeit wird man eigentlich gut unterhalten. Zumindest theoretisch. Denn aufgrund der vielen Bugs im Spiel verbaut sich Beasts of Maravilla Island im Test leider so ziemlich alles. Die Clipping-Fehler sind dabei noch absolut zu vernachlässigen. Richtig ätzend wird unser Ausflug auf die Insel dann, wenn ganze Abschnitte nicht richtig geladen werden, unser mühsam zusammengeknipstes Fotoalbum sich in Luft auflöst oder wir Spielziele nicht mehr erreichen können. Um nur ein paar der im Spiel aufgekommenen Bugs zu erwähnen. Mir tut das wirklich in der Seele weh, denn eigentlich bietet das Spiel zumindest genug Unterhaltung für ein oder zwei entspannte, gemütliche Abende. Doch im gegenwärtigen Zustand hält sich meine Motivation, noch einmal zur verwunschenen Insel Maravilla Island zurückzukehren, leider sehr stark in Grenzen.
- Schönes Artdesign
- Entspannendes Spielgefühl
- Angenehme Soundkulisse
- Gute Lokalisation
- Viele Bugs (und damit meinen wir nicht die Käfer im Spiel)
- Insgesamt sehr kurz
- Clippingfehler
- Grafisch Luft nach oben
Seit dem ersten Gameboy begeisterter Konsolenzocker. Neben Rennspielen, Action-Adventures und JRPGs sind auch Indie-Perlen gerne im Laufwerk gesehen. Zu den Lieblingsspielen gehören GTA Vice City, Metal Gear Solid, Overboard, Ys VIII, die Uncharted- und Forza-Horizon-Reihe sowie Gran Turismo 7.