Biped – Rätselspaß für Zwei (Beine)
Biped ist eine neuer (Koop-) Rätselplattformer mit einem ungewöhnlichen Steuerungskonzept und starkem Fokus auf aktive Kollaboration.
Als ein Raumschiff eines Robotervolkes in einen Meteoritensturm gerät und Notlanden muss, braucht es uralte Relikte, sogenannte Leuchtfeuer, um die Energie wiederherzustellen. Aber nur ein auserwählter „Zweibeiner“, also ein zweibeiniger Roboter, kann dies bewerkstelligen. Zufälligerweise schlüpfen wir in Biped in die Rolle eines solchen Roboters und rätseln uns durch die verschiedensten Gebiete, um alle Leuchtfeuer zu aktiveren.
Laufen will gelernt sein
Das größte Alleinstellungsmerkmal von Biped ist das Steuerungskonzept. Wie oben beschrieben, steuern wir einen zweibeinigen Roboter und genauso viele Steuerungsoptionen haben wir, nämlich zwei, eine für jedes Bein. Am besten wird das Spiel per Gamepad gespielt, dann können wir mithilfe des linken analog Sticks das linke Bein heben und bestimmen, wo es beim Loslassen wieder abgesetzt wird (genauso funktioniert natürlich auch die Steuerung des rechten Beins). Eine Steuerung per Maus ist aber ebenso möglich, dann werden die beiden Maustasten verwendet. Wir haben also nur Kontrolle über die einzelnen Gliedmaßen und müssen das Laufen quasi erst wieder neu lernen, indem wir einen Fuß nach dem anderen bewegen. Auch greift unser Zweibeiner mit seinen Füßen nach Schaltern oder aktiviert Plattformen und Ähnliches. Zur Erleichterung der Fortbewegung gibt es aber auch die Möglichkeit, auf glatten Oberflächen zu rutschen, wenn man beide Beine gleichzeitig in eine Richtung bewegt. Die ganze Steuerung ist ungewöhnlich und anfangs auch gar nicht so einfach. Dass die Steuerung manchmal etwas schwammig ist, hilft dabei auch nicht unbedingt. Das kann frustrierend sein, schafft aber auch so manche amüsante Situation, wenn wir zum Beispiel gerade wieder mal mit voller Geschwindigkeit eine Kurve verpasst haben oder unsere Schritte doch einfach zu klein für den Abgrund waren.
Von Rätseln und Kooperation
Aber Biped ist ja nicht nur ein Laufsimulator für Roboter, sondern eigentlich ein Rätselplattformer. Und dafür bringt es auf jeden Fall auch alles mit. Es gibt insgesamt acht verschiedene Gebiete, die sowohl vom Setting her unterschiedlich sind, als auch jeweils eine eigene Rätselmechanik haben. Sobald man ein Gebiet abgeschlossen, also dessen Leuchtfeuer aktiviert hat, schaltet man das nächste Gebiet frei und auch die „Pro Herausforderungen“ für denselben Rätseltyp. Die Rätselmechaniken beinhalten dabei Wippen, rotierende Elemente, Platten, die nur mit einer bestimmten Anzahl von Füßen betreten werden dürfen oder nur von einem bestimmten Charakter. Jedes Gebiet besteht aus einer thematisch einzigartigen Welt und mehreren kleinen Herausforderungen, die neue Mechaniken einführen oder erweitern. Die Schwierigkeit ist von Passage zu Passage sehr unterschiedlich, da manche Mechaniken leichter auszugleichen sind als andere. Eine Wippe ist schneller auszugleichen als eine Plattform, die beim ersten Fehler komplett verschwindet.
Das Spiel ist vorrangig auf einen 2-Spieler-Koop ausgelegt, dieser kann lokal oder auch online stattfinden. In der Koop-Kampagne werden eben zwei Zweibeiner auf die Mission zum Entzünden der Leuchtfeuer geschickt. Dabei haben diese jeweils eine eindeutige Farbe und Form, dadurch ergibt sich auch, dass manche Elemente, wie farbige Plattformen, nur von einem bestimmten Spieler betreten werden können. Die Spieler müssen jederzeit gut zusammenarbeiten, da die Rätsel nicht alleine lösbar sind. Zum Beispiel müssen die Roboter auf farbigen Brücken immer abwechselnd Schritte machen, damit sich diese nicht auflösen. Oder bei einem Beinlimit für eine Brücke muss abgestimmt werden, wer sich gerade bewegen kann. Wie gut die Zusammenarbeit funktioniert hat, wird am Ende eines Levels durch den Harmonie-Wert ausgedrückt. Dieser reduziert sich jedes Mal, wenn die Spieler ineinander crashen, sterben oder sehr lange Zeit für ein Rätsel benötigen. Es gibt aber auch einen Single-Player-Modus, bei dem man alleine Rätsel lösen kann. Allerdings unterscheidet sich die Kampagne dann signifikant vom Koop-Modus. So werden hier manche Rätsel zusammen mit computergesteuerten Robotern gespielt oder die Rätsel wurden so angepasst, dass sie auch alleine lösbar sind.
Das grafische Erscheinungsbild ist freundlich und farbenfroh. Die teils unrealistischen Bauwerke und der Comic-Stil haben den Hauch eines Kinderbuchs. Wir sehen in der Regel nicht viel außer unseren recht eng vorgebenden Pfad und ein wenig Umgebung, dieser meist eher kleine Abschnitt ist aber liebevoll gestaltet und mit schönen Animationen und netten Details ausgestattet. Das Aussehen der beiden spielbaren Charaktere erinnert an eine Comic-Version der Portal 2 Koop Charaktere Atlas und P-Body, unterstrichen durch die unterschiedliche Form und eindeutige Farbgebung. Man kann die beiden Helden noch mit Accessoires verzieren. Der Soundtrack ist angenehm und passend, hält aber keine spannenden Überraschungen für uns parat. Da das Spiel keine Sprachausgabe enthält, sondern über Textboxen die Geschichte erzählt, ist ein Umstellen in einer der vielen verfügbaren Sprachen jederzeit ohne Probleme möglich.
Fazit
Ein Rätselplattformer für zwei Spieler, die schrullige Roboter sind? Ein Bild von Portal 2 kam mir sofort in den Sinn, aber Biped ist ganz anders. Der Hauptfokus, der auf der innovativen Steuerung liegt, schafft ein ganz neues (von mir bisher nicht erlebtes) Rätselspielgefühl. Klingt vielleicht etwas komisch, aber lasst mich das erklären. In den meisten Rätselspielen geht es darum, ein Rätsel zu analysieren, eine Lösung zu finden und diese dann umzusetzen. Bei Biped sind die Schritte an sich gleich, aber das Steuerungskonzept ist auch immer Teil der Rätsel, denn die Umsetzung der Lösung muss man dann auch schaffen und sich viel besser mit dem Partner abstimmen als in anderen Spielen dieses Genres.
Leider konnten wir auch ein paar Schwachstellen finden. Eine davon ist, dass jedes Level nur seine eigene (neue) Mechanik verwendet, es erfolgt kein Aufbau auf bereits gelernte Mechaniken aus anderen Leveln. Dadurch können starke Sprünge in der Schwierigkeit entstehen. Es kommt auch innerhalb eines Levels zwischen den einzelnen Herausforderungen zu Schwankungen in der Komplexität. Deswegen entsteht kein einheitlich ansteigender Fähigkeitsanspruch an den Spieler, wie in den meisten anderen Spielen.
Nichtsdestotrotz ist Biped ein sehr gelungener Titel mit einem sehr einzigartigen Steuerungskonzept, der sich für jeden Fan von Rätselspielen oder 3D-Plattformern auf jeden Fall lohnt.
- Innovative Steuerung
- Viel Situationskomik durch die Steuerung
- Charmante Welt
- Schwierigkeitssprünge
- Steuerung teilweise schwammig
Hat seit dem Gameboy jede Handheld-Generation ausgiebig genutzt. Es stehen vorallem Coop- und Multiplayer-Spiele hoch im Kurs.