Call of Duty: VanguardCall of Duty: Vanguard
Review

Call of Duty Vanguard - der neue Weltkriegsshooter im Test

Von Daniel Walter am 12. November 2021. Getestet auf PS5. Zum Spiel hier klicken.

Mit Call of Duty Vanguard schicken uns die Entwickler von Sledgehammer Games ein weiteres Mal in die Kämpfe des Zweiten Weltkriegs. Ob der neuste Shooter aus dem Hause Activision an die großartige Kampagne von WWII aus dem Jahr 2017 anknüpfen kann und welche Ideen der Multiplayer- sowie der Zombie-Modus für uns bereithalten, verraten wir euch im Test.

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Spektakuläre Kriegsmomente warten in der Kampagne

In der Story des Shooters begleiten wir einen Spezialtrupp aus sechs Soldaten, der gegen Ende des Zweiten Weltkriegs einen entscheidenden Schlag gegen das deutsche Reich setzen und den Krieg dadurch entscheiden soll. Die sechs Spezialisten stammen aus unterschiedlichen Ländern der alliierten Mächte und nehmen mit Projekt Phönix, einer Geheimwaffe der Deutschen, ihr erstes und einziges gemeinsames Ziel ins Visier. Die Kampagne beginnt in Hamburg im Jahr 1945, das von schwerem Bombardement gezeichnet ist. Wir kämpfen uns zunächst durch einen fahrenden Zug und nähern uns dabei immer weiter der brennenden Stadt, die im Hintergrund mit Flammen und Rauch den nächtlichen Himmel erfüllt. Dabei bekommen wir es nicht nur mit Gegnern auf dem Zug, sondern in guter alter Uncharted-Manier auch mit Feinden zu tun, die vom fahrenden LKW aus den Zug angreifen oder sich auf einem zweiten parallel fahrenden Schienenfahrzeug befinden. Im Anschluss warten weitere intensive Kampfszenarien auf uns, zum Beispiel in einem riesigen Hangar oder auch in den engen Gängen eines deutschen U-Boots. Verschiedene Gegnertypen, Bayonettangriffe, Hunde oder stationäre Geschütze sorgen dabei für Abwechslung, außerdem können wir uns immer wieder für Stealth-Angriffe entscheiden, um es nicht gleich mit der gesamten deutschen Armee aufnehmen zu müssen. Schon nach wenigen Spielminuten ist die Atmosphäre dank dramatischer orchestraler Hintergrundmusik, detailliert ausgearbeiteter Schauplätze und des realistischen Waffenhandlings, das die adaptiven Controllertrigger hervorragend nutzt, unglaublich dicht und einnehmend. Weiterhin sorgen Details wie der strömende Regen mit Wassertropfen auf dem Display, die hochwertige grafische Präsentation mit glaubhaften Licht- und Nebeleffekten oder auch die erstmals nicht wegzensierten Symbole des deutschen Regimes für eine besonders realistische Erfahrung, die die Dramatik der letzten Kriegsjahre eindrucksvoll darstellt. Auch bei den Animationen der Gesichter, vor allem in den Sequenzen, spielt Vanguard mit den Muskeln und zeigt gleichzeitig, was die neue Konsolengeneration zu leisten im Stande ist.

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Weniger Emotion, mehr Action – und wie immer jede Menge Pathos

Anhand von Rückblicken erleben wir weitere entscheidende Kriegsmomente aus der Vergangenheit der sechs Akteure. Hierzu gehört beispielsweise die Landung am D-Day 1944, die wir allerdings nicht wie aus zahlreichen anderen Shootern bekannt, als Angreifer vom Strand aus, sondern als Fallschirmspringer bestreiten, während die Luftschlacht in vollem Gange ist. Mitten in der Nacht bewegen wir uns nach der holprigen Landung ohne Waffe durch dunkle Wälder, um uns nach und nach den deutschen Befestigungen zu nähern. Dieser Perspektivwechsel macht selbst ein Ereignis wie den D-Day, der schon zig Male Teil von Film- und Videospielumsetzungen war, spannend und außergewöhnlich. Auch beim Angriff auf Stalingrad entscheiden sich die Entwickler für eine interessante Perspektive und lassen uns das Bombardement sowie das Eindringen deutscher Truppen aus Sicht einer jungen Sanitäterin miterleben, die nach mehreren schicksalhaften Erlebnissen am Ende ihre wahre Bestimmung findet, mit dem Scharfschützengewehr in der Hand.

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Ballern ist längst nicht alles

Im Verlauf der Kampagne lockern Truppenbefehle und kleinere Entscheidungen hinsichtlich der Taktik sowie kurze Passagen hinterm Steuer eines Fahrzeugs oder auch Aktionen wie das Wegräumen von Trümmern das klassische Shootergeschehen immer wieder gekonnt auf. Hinzu kommen auch regelmäßig kampflose Passagen, die die Ruhe vor dem Sturm gekonnt in Szene setzen. Auch, wenn die Story im Hinblick auf die Dialoge oder die typisch amerikanisch-patriotische Inszenierung sicherlich das eine oder andere Mal für ein Stirnrunzeln sorgt, zeigt der lineare, abwechslungsreiche und rundum unterhaltsame (wenn das der passende Terminus für eine Kriegsgeschichte ist) Singleplayer-Part mal wieder eindrucksvoll, dass Sledgehammer Games einfach ein gutes Händchen für lineare Storykampagnen hat. Dennoch schafft es die Geschichte rund um den zusammengewürfelten Haufen aus Spezialisten vom emotionalen Gesichtspunkt her nicht ganz, in die Sphären der WWII-Kampagne vorzudringen. Allein die Szenen der Ardennenoffensive in der Weihnachtszeit sind heute, vier Jahre nach Release, nach wie vor klar und deutlich im Gedächtnis und schaffen es noch immer, Gänsehaut zu erzeugen. Momente dieser Art sind in Vanguard hingegen eher selten anzutreffen, was die Qualität der Kampagne insgesamt aber keinesfalls schmälert.

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Bekanntes trifft auf Neues im Mehrspielermodus

Ergänzend zur Kampagne bietet Call of Duty Vanguard natürlich auch das obligatorische Mehrspielererlebnis. Hier stehen neben klassischen CoD-Modi wie “Team Deathmatch”, “Herrschaft”, “Abschuss bestätigt” oder “Frei für alle”, die übrigens sowohl in einer regulären als auch in einer Hardcore-Variante gespielt werden können, auch einige neue Spielarten auf dem Programm. Allen voran sticht hier die Map “Das Haus” heraus, die als separater Spielmodus ausgewählt werden kann. Hier gehen wir uns in kleinen Teams auf engstem Raum im Inneren eines baufälligen Hauses an den Kragen und kämpfen dabei um Positionen, zum Beispiel mit den Regeln der Spielmodi “Stellungen” (6 vs 6) oder “Herrschaft” (7 vs 7). Dabei sorgen sowohl die kompakte Größe der Karte als auch die zahlreichen verwinkelten undurchsichtigen Bereiche für ein enormes Tempo und einen gnadenlosen Nahkampf, bei dem wenig Raum für taktische Spielereien bleibt. Alles in allem bietet “Das Haus” ein großartiges und intensives Spielerlebnis, ohne dabei wirklich Neuerungen einzuführen. Mit “Große Karte Blitzangriff” bringt Vanguard dagegen die Regeln des Team Deathmatches auf seine größten Maps und lässt uns mit bis zu 48 Spielern um Abschusspunkte kämpfen. So simpel der Spielmodus klingt, so unterhaltsam ist er auch, denn die taktischen Vorgehensweisen anderer groß angelegter Spielmodi bleiben hier weitestgehend außen vor und es geht erfrischenderweise schlicht und einfach um Kills. Wer sich ausschließlich für Karten der Westfront interessiert, hat übrigens die Chance, über einen entsprechenden Reiter nur in besagter Region zu kämpfen, zum Beispiel in protzigen Nazi-Ferienresorts hoch in den Bergen, in der riesigen U-Boot-Werft, die wir aus der Kampagne kennen, oder auch in einer grünen dörflichen Idylle in Frankreich, die mit ihrer friedlichen ländlichen Aura im krassen Gegensatz zu den brutalen Kämpfen stehen. Wo wir schon bei Karten sind: mit “Castle”, einer alten japanischen Festung, und “Dome”, dem fast vollkommen zerstörten Reichstag in Berlin, finden zwei Kartenklassiker aus World at War ihren Weg in Vanguard und sorgen hier für Nostalgiefeeling.

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Eine Neuerung ist der größte Schwachpunkt des Multiplayers

Ein weiterer neuer Spielmodus, der den meisten Fans schon aus der Vanguard-Alpha bekannt vorkommen dürfte, ist Champion Hill, eine Art Team-Battle-Royale, das in 2er- und 3er-Teams gespielt werden kann. Insgesamt stehen sich hier jeweils 8 Teams auf einer speziell für diesen Modus gestalteten Karte gegenüber, die wie eine Trainingsumgebung anderer Shooter wirkt. Jedes Team besitzt zwölf Leben, für jeden erlittenen Kill geht eines verloren. Sind die zwölf Leben aufgebraucht, scheidet das entsprechende Team aus dem Turnier aus. Gespielt wird immer im direkten Duell gegen ein anderes Team. Zeitgleich finden in anderen Arealen der Karte die weiteren Duelle statt. Zwischen festgelegten Spielrunden besteht zudem die Chance, die eigene Waffe zu verbessern oder Ausrüstung wie Schilde oder bestimmte Granaten zu kaufen. Was auf den ersten Blick recht innovativ klingt, ist in der Praxis leider ziemlich eintönig und verliert relativ schnell an Faszination. Zu ähnlich sind die verschiedenen Bereiche der Karte, zu uninteressant und abwechslungsarm ist die gesamte Umgebung und auch die klamaukartige Präsentation, die überhaupt nicht zu der ansonsten rundum ernsthaften Atmosphäre in Vanguard passen will, stört mehr als dass sie unterhält. Der Spielmodus an sich wirkt auch nie wirklich stimmig und aufgrund der zahlreichen immer gleich ablaufenden, gefühlt auch viel zu kurzen Runden gleichermaßen langweilig wie hektisch. Glücklicherweise bildet Champion Hill eine Ausnahme im ansonsten gut umgesetzten und abwechslungsreichen Mehrspielerpart, der Shooterfans über einen längeren Zeitraum bei der Stange halten sollte. Dank der Hardcore-Modi und der unterschiedlichen wählbaren Spieltempi dürfte hier jeder Spielertyp ein zu ihm passendes Spielerlebnis finden.

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Zombies als ultimative Waffe

Neben Kampagne und Multiplayer liefert Vanguard auch seine eigene Interpretation des beliebten Zombie-Modus. Dieser kommt mit einem eigenen, kurzen Storyrahmen daher, der recht klischeehaft ausgefallen ist, aber dennoch einen halbwegs plausiblen Ansatz liefert, warum zur Zeit des Zweiten Weltkriegs plötzlich unzählige Untote die Schlachtfelder überrennen. So steht Deutschland nach der Niederlage in Stalingrad mit dem Rücken zur Wand und sucht händeringend nach einer Möglichkeit, das Blatt zu wenden und den Untergang des Reichs abzuwenden. Hierfür werden alte Artefakte geplündert und okkulte Stätten durchsucht, um die ultimative Waffe zu finden. Am Ende ist es ein Einsatz in Polen, der die Grenze zwischen den Lebenden und den Toten aufweicht und die gesammelten mächtigen Artefakte zum Leben erweckt. Diese verleihen dem federführenden SS-Offizier die Macht, die Gefallenen an der Ostfront wiederzuerwecken und so eine schier grenzenlose Anzahl an untoten Soldaten zu erschaffen, die dem Krieg eine neue Wendung geben können. Der Zombie-Modus kann wahlweise alleine oder zusammen mit bis zu drei Mitspielern im Online-Koop gespielt werden. Dabei stellen wir uns an düsteren Schauplätzen, die nur so vor dunkler Macht strotzen, computergesteuerten untoten Feinden gegenüber, um den Plan der Deutschen zu vereiteln. Mithilfe leuchtender Portale gelangen wir zu unterschiedlichen Schauplätzen, an denen jeweils individuelle Aufgaben erledigt werden müssen, um nacheinander vier Barrieren zu zerstören. Die Quests reichen vom Sammeln von Runensteinen, über das Beschützen sphärischer Ätherkugeln, bis hin zum schlichten Überleben für einen festgelegten Zeitraum. Mit der Zeit werden die Zombies hartnäckiger, zahlreicher und die Herausforderung dadurch zunehmend größer, sodass wir uns am Ende jedes Levels in der Regel inmitten einer riesigen Zombiehorde wiederfinden, was zwangsläufig Erinnerungen an die Zombie-Army-Reihe weckt. Insgesamt ist der Zombie-Modus zwar eine nette Ergänzung der beiden anderen Spielmodi, fällt aber insgesamt doch eher mittelmäßig aus. So ist die Abwechslung im Gameplay recht schnell erschöpft und auch die Story und die Schauplätze sind einfach nicht interessant genug, um längerfristig zu fesseln. Hinzu kommen die nervigen Ausrufe unseres Protagonisten, die schon nach kurzer Spielzeit kaum noch zu ertragen sind. Um zwischendurch zusammen mit Freunden ein paar KI-Gegner aufs Korn zu nehmen, ist der Modus aber sicherlich nicht verkehrt. Tiefgang oder einen wirklichen Mehrwert sollte man von der Untoten-Ballerei allerdings definitiv nicht erwarten.

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Fazit:

Call of Duty Vanguard hält wie gewohnt ein reichhaltiges Buffet an Spielmodi bereit, das alle Gattungen von Shooterfans ansprechen soll. Am stärksten liefert Vanguard in jedem Fall bei der Kampagne ab, die zwar die extrem emotionalen Momente eines WWII vermissen lässt, aber dennoch auf höchstem Niveau atmosphärisch einwandfrei inszeniert wird und jede Menge Abwechslung beim Gameplay und bei den Schauplätzen bietet. Im Multiplayer serviert Call of Duty 2021 neben gewohnter Kost auch einige neue Modi. Hier stechen vor allem die großartige Map “Das Haus” sowie die Team Deathmatches auf großen Karten hervor, die uns bestens unterhalten haben. Der im Vorfeld bereits bekannte neue Modus Champion Hill wirkt dagegen wenig ausgereift und passt mit seiner humoristischen Präsentation überhaupt nicht zum Rest. Das Gefühl, dass etwas mehr möglich gewesen wäre, trifft aber nicht nur auf Champion Hill, sondern auch auf den Zombie-Modus zu, der zu schnell eintönig wird und auch in Sachen Story und Setting nicht auf dem allerhöchsten Niveau spielt. Da Vanguard dieses aber sowohl bei der Kampagne als auch beim überwiegenden Teil des Multiplayers erreichen kann, ist Vanguard definitiv eine absolut sehenswerte Rückkehr zu den Wurzeln der Reihe, die die Stärken des Weltkriegssettings für sich nutzen kann.

Pro:
  • Großartig inszenierte Kampagne
  • Dichte und authentische Weltkriegsatmosphäre
  • Story bietet beim Gameplay und Setting jede Menge Abwechslung
  • Möglichkeiten des Dual-Sense-Controllers werden genutzt
  • Grafisch auf extrem hohem Niveau
  • Multiplayer-Map "Das Haus" sowie Team Deathmatches auf großen Karten begeistern
Contra:
  • Die ganz großen Emotionen und Charaktere fehlen in der Kampagne
  • Multiplayer-Modus Champion Hill wirkt unausgereift und mit klamaukartiger Präsentation unpassend
  • Zombie-Modus fehlt es an Tiefgang und Abwechslung
Story:
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Gameplay:
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Grafik:
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Sound:
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Atmosphäre:
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Unsere Wertung: 8.5 / 10
Spiel getestet auf: PS5
Daniel Walter

Daniel Walter

Ein begeisterter Konsolenspieler mit einem breit gefächerten Interessengebiet. Neben Shooter-Serien wie Battlefield oder Call of Duty gehören auch Action-Adventures wie klassische Assassin's Creeds, die Batman-Arkham-Reihe oder The Last of Us Part 1/2 zu den bevorzugten Titeln. Hinzu kommen Survival-Games wie ARK, Horror-Klassiker a la Resident Evil sowie Open-World-Abenteuer im Stile von Far Cry oder Red Dead Redemption. Sport-Franchises wie FIFA oder Tour de France erweitern das Interessenfeld, ebenso wie sämtliche Titel aus dem Star-Wars-Universum.

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