Chorus im Test: Old-School-Action im Weltraum
Alle paar Monate erscheint ein Spiel, das durch seine Andersartigkeit große Wellen schlägt. Zwar ist das Weltraum-Action-Spielprinzip von Chorus lange bekannt, trotzdem sticht das Spiel aus der Flut an aktuellen Releases durch seinen Old-School-Charme hervor. Aber kann der Titel mehr als nur ein paar nostalgische Gefühle wecken? Bringen die Entwickler von Fishlabs mit Chorus Weltraumschlachten im Stile eines Star Fox auch spielerisch und optisch auf zeitgemäßes Niveau?
Gegen den Zirkel
Fangen wir mit der Story an. Der Spieler findet sich in der Haut von Nora wieder, einer einem dunklen Kult entwachsenen Raumschiffkapitänin, die der Organisation, die wir als den Zirkel vorgestellt bekommen, abtrünnig geworden ist. Nun ist ihr Hauptziel diesen zu stoppen, denn dieser stellt sich als menschenverachtende und sektenähnliche Institution heraus. Da Nora selbst lange Teil des Kults war, setzt sie sich im Laufe der Geschichte zwangsweise mit der eigenen Vergangenheit und ihren Taten auseinander. Das macht die Story etwas interessanter und hier bewegt sich die Protagonistin von einigen Klischees des Action-Genres weg. Richtig zu Gesicht bekommt man Nora allerdings nicht, da man sich durchweg im Raumschiff befindet und nur dieses sieht. Auch die gegnerischen Charaktere oder Verbündete gibt es nur in Form ihrer Raumschiffe zu sehen. Das wirkt anfangs etwas ungewohnt. Dass Noras Schiff namens Forsaken ebenfalls als eigener Charakter ins Geschehen tritt und an einem Großteil der Dialoge beteiligt ist, wirkt hier entsprechend stimmig.
Die Story ist nett erzählt, wenn auch nicht sonderlich neu. Hier und da finden sich Audiologs, die teilweise etwas zu kryptisch sind. Ansonsten wird hier eher der Fokus auf Action und Erzählfluss gelegt als auf Tiefgang. Das kommt der Geschichte aber zugute.
Vorangetrieben wird die sich nun entfaltende Geschichte durch Audio-Logs, Erinnerungen, die es zu finden gilt und Funksprüche anderer Raumschiffe. Videosequenzen gibt es dabei recht selten.
Dabei steht es dem Spieler frei zu erkunden, kleine Nebenmissionen und Collectibles zu suchen oder geradewegs durch die Hauptgeschichte zu fliegen. Letztere macht dabei den Großteil des Spiels aus, was Chorus guttut. Die überschaubaren Sidequests bieten nämlich selten eine große Bereicherung des Spielgefühls, noch allzu interessante Nebengeschichten. Mit guten 15 Stunden Spielzeit für die Main-Story ist Chorus angemessen lang und endet, bevor das Spiel an Fahrt verliert. Wer gerne etwas länger beschäftigt ist, kann sich noch ein paar Stunden mit Erkundungstouren und erwähnten Collectibles beschäftigen.
Positiv fällt auf, dass sich die Geschichte von Chorus an den richtigen Stellen nicht zu ernst nimmt und hier und da durch eine kleine Prise Humor aufgelockert wird. Das tut dem Spielgeschehen gut und sorgt für einen kleinen Sympathiebonus.
Zurück in die Zukunftsspiele von damals
In Third-Person-Perspektive fliegt man mit Noras Raumschiff durch die Weiten des Alls und schon im Tutorial wird klar, dass Chorus viel Wert auf Eingängigkeit und eine ordentliche Portion Arcade-Feeling legt. Spielerisch geht es also zurück in die 90er.
Die Steuerung geht sehr schnell gut in die Hände über und so kann man von Beginn an die episch inszenierten Kämpfe genießen. Dabei wird hier genug Tiefgang geboten, um auch über die gesamte Spielzeit bei Laune zu halten.
Upgrades sind überschaubar gehalten und auch das wirkt erfrischend. Verbessert werden können Waffen und Schilde. Das geschieht an befreundeten Raumstationen, die über die Spielwelt verteilt zu finden sind. Neben genannten Upgrades gibt es noch eine kleine Anzahl an Mods, wie beispielsweise gesteigerte Fluggeschwindigkeit, freizuschalten. Waffen- und Fähigkeitenverbesserungen haben einen spürbaren Effekt auf das Spielgefühl und sind so ungemein motivierend.
Spezialfähigkeiten, die sogenannten Rituale, bilden dann das letzte Element des eigenen Waffenarsenals. Diese sind so unterschiedlich wie nützlich. Drifts, Boosts und auch eine kleine Teleportation samt Unsichtbarkeit sind möglich. Gerade im letzten Drittel des Spiels sollten diese gut in die Finger übergangen sein, um die immer schwerer werdenden Gefechte meistern zu können.
Die Nutzung der Fähigkeiten geschieht sehr intuitiv. Dabei wurde bewusst auf komplizierte Mechaniken verzichtet. Einsteiger finden sich schnell zurecht und so liegt der Fokus des Spiels ganz klar auf Action, Inszenierung und Spielgefühl. Wer eine Simulation sucht oder auf komplexe Spielmechaniken steht, ist hier schlecht aufgehoben.
Gerade der Arcade-Ansatz macht einen Großteil des gelungenen und erfrischenden Spielgefühls aus. Chorus beginnt und man ist mitten in der Action und fühlt sich sofort als Herr der Lage. Herausfordernd können die Gefechte dennoch werden. Auch hier liegt ein großer Reiz des Spiels: die Weltraum-Schlachten sehen nicht nur gut aus, sie sind auch fordernd, fair und spannend.
Gut in Szene gesetzt
Optisch kann sich Chorus wirklich sehen lassen. Vor allem die Lichteffekte sind sehr schön anzusehen. Auch die Rituale, also die Spezialmoves, sehen top aus. Die Umgebungen sind stets schön in Szene gesetzt und grafisch gut umgesetzt. Die Bildrate bleibt in den Schlachten stabil, egal ob gerade viel auf dem Bildschirm los ist oder nicht. Generell läuft alles sehr flüssig. Ein paar wenige technische Fehler sind aufgefallen, diese waren aber nie sonderlich gravierend.
Dass Chorus kein AAA-Titel ist, sieht man dem Spiel an. Das ist allerdings nicht weiter schlimm, denn die Welt ist schön gestaltet und bietet eine passende Kulisse für die geradlinige Story.
Gerade mit Kopfhörern kommt das gute Sounddesign des Spiels besonders gut zur Geltung. Hier wirkt alles stimmig.
Fazit
Chorus bietet schön in Szene gesetzte Single-Player-Action, die eingängig, aber nie langweilig wird. Die Hauptstory ist gut durchgetaktet und macht Spaß. Nebenmissionen sind etwas weniger spannend, aber bei einer ordentlichen Spielzeit fällt das nicht weiter ins Gewicht.
Wer spiele wie Star Fox oder Star Wars: Rogue Squadron vermisst, bekommt hier spannendes und kurzweiliges Arcade-Weltraum-Geballer auf gutem Niveau. Gerade durch die ordentliche Prise Old School und das aktuell sehr unterrepräsentierte Setting hebt sich das Spiel aus der Masse positiv hervor. Erfrischenderweise wurde auf Unnötiges, Langweiliges und allzu Kompliziertes verzichtet. Chorus bietet entsprechend gutes Pacing mit ordentlich Action.
Wer keinen allzu großen spielerischen Tiefgang braucht und sich mit einer guten Arcade-Ballerei anfreunden kann, wird hier sicher einige sehr spaßige und abwechslungsreiche Stunden mit Chorus verbringen können. Wenn man bedenkt, dass das Spiel für 40 Euro auf den Markt kommt, sollte die Entscheidung, hier eine Chance zu geben, noch leichter fallen. Es lohnt sich.
- Sehr spaßige Weltraumschlachten
- Eine Protagonistin mit interessanter Hintergrundgeschichte
- Cool umgesetztes Setting
- Nebenmissionen eher langweilig
- Wenig Wiederspielwert
Leidenschaftlicher Zocker, der irgendwo zwischen Shootern, Plattformern, Action-Adventures und arcadigen Sportspielen zuhause ist. Zu den Lieblingsreihen gehören Resident Evil, The Last Of Us, Call Of Duty und GTA.