Commandos: OriginsCommandos: Origins
Review

Commandos: Origins im Test – Alte Schule mit neuem Anstrich?

Von Dominik Probst am 21. April 2025. Getestet auf PC. Zum Spiel hier klicken.

Manchmal braucht’s keine große Innovation, sondern einfach nur eine Rückbesinnung auf das, was schon damals richtig Spaß gemacht hat – schleichen, sabotieren, verschwinden. Commandos: Origins schleicht sich als Prequel zur kultigen Taktikreihe zurück auf unsere Bildschirme und versucht dabei, Altes mit Neuem zu verkuppeln. Wir haben unsere Tarnanzüge gebügelt, die Sichtkegel studiert und uns mit maximaler Geduld durch feindliche Linien geschlichen – und verraten euch, ob das neue Commandos tatsächlich ein würdiges Comeback hinlegt oder nur in der eigenen Nostalgie versackt.

Die Geburtsstunde der Helden

„Wie alles begann“ – das klingt nach Schulabschlussball und schlechten Rückblenden. Zum Glück spart sich Commandos: Origins peinliche Teenagerfotos seiner Figuren und konzentriert sich lieber auf die erste Zusammenkunft unserer Lieblings-Cliquen: Green Beret Jack O’Hara, Sniper Francis T. Woolridge, Sapper, Spy, Diver und der gute alte Driver – alle sind sie da. Die Missionen erzählen lose, wie sich das Team im Laufe des Krieges zusammenrauft. Viel Tiefgang sollte man dabei nicht erwarten – Dialoge sind knapp, Hintergrundgeschichten gibt’s eher zwischen den Zeilen.

Aber mal ehrlich: Wir sind nicht hier für Shakespeare. Wir sind hier, um mit chirurgischer Präzision ein Dutzend Nazis in die Irre zu führen, die Bombe zu zünden und uns in letzter Sekunde abzuseilen. Und dafür reicht das, was Commandos: Origins uns an Story hinwirft, völlig aus.

Planung ist alles – meistens

Wer mit der Serie vertraut ist, weiß: Ein falscher Schritt, und die Mission ist gelaufen. Und Commandos: Origins bleibt diesem Dogma treu. Jede Figur bringt ihr typisches Set an Fähigkeiten mit: Jack O’Hara kann sich eingraben, Leitern erklimmen und Gegner lautlos ausschalten. Der Sniper hat – Überraschung – ein Scharfschützengewehr mit begrenzter Munition. Der Diver taucht, der Spy verkleidet sich, der Sapper sprengt. Keine Revolution, aber eine konsequente Rückbesinnung.

Neu ist die frei drehbare Kamera – ein echter Segen, wenn man sich durch eng bebaute Städte oder verschachtelte Festungen manövriert. Die Steuerung ist griffig, allerdings manchmal etwas hakelig, besonders bei simultanen Aktionen. Die Gegner-KI ist solide, aber nicht überragend. Sichtkegel sind nachvollziehbar, Patrouillen logisch – aber wer die Systeme kennt, tanzt den Wachen auch 2025 noch auf der Nase herum.

Ein echtes Highlight: Der Koop-Modus! Zwei Spieler können sich lokal oder online gemeinsam durch die Missionen schlagen – und das bringt eine ganz neue Dynamik ins Spiel. Plötzlich wird aus dem stillen Taktieren ein koordiniertes Zusammenspiel, bei dem jede Bewegung abgestimmt sein muss. Während einer den Sniper postiert, schleicht sich der andere als verkleideter Offizier in die feindlichen Reihen. Missverständnisse? Vorprogrammiert. Chaos? Garantiert. Spaß? Auf jeden Fall.

Der Koop-Modus ist dabei nicht bloß ein nettes Add-on, sondern sinnvoll ins Spiel integriert. Die Aufgaben lassen sich gut aufteilen, die Rollen ergänzen sich, und wer sich gut abspricht, kann selbst die härtesten Missionen auf elegante Weise meistern. Besonders spannend wird’s, wenn man gemeinsam alternative Taktiken austüftelt oder improvisieren muss, weil der eine Kollege mal wieder den Alarm ausgelöst hat („aus Versehen“, versteht sich).

Der Koop-Modus verleiht dem Spiel eine ungeahnte Frische, ohne das klassische Commandos-Gefühl zu verwässern. Für Fans, die früher schon zusammen vor dem Bildschirm saßen und sich gegenseitig Anweisungen zugerufen haben, ist das ein echtes nostalgisches Schmankerl – und für Neulinge ein wunderbarer Einstieg in die taktische Zusammenarbeit.

Krieg mit Stil

Wenn Commandos: Origins eines besonders gut beherrscht, dann das Inszenieren seiner Spielwelt. Jede der 14 Missionen wirkt wie ein liebevoll arrangiertes Diorama – von den staubigen Weiten Nordafrikas über verschneite Arktisstationen bis hin zu engen Straßenzügen im besetzten Europa. Diese Schauplätze sind nicht nur schön anzusehen, sondern auch clever durchdacht. Mehrere Zugangswege, alternative Lösungsansätze, versteckte Ausrüstung und taktische Spielräume sorgen dafür, dass man auch beim zweiten oder dritten Durchlauf noch neue Möglichkeiten entdeckt.

Die grafische Gestaltung trägt ihren Teil dazu bei. Commandos: Origins verzichtet bewusst auf visuelle Effekthascherei und setzt stattdessen auf Klarheit, Übersicht und eine überraschend hübsche Detailverliebtheit. Lichtstimmung, Sichtkegel und Texturen sind funktional und atmosphärisch zugleich – eine seltene Mischung, die in diesem Fall hervorragend funktioniert. Die Charaktermodelle sind solide, gut ins Gesamtbild eingebettet und trotz reduziertem Stil stets klar zu erkennen. Besonders in stressigen Momenten zahlt sich das aus – Übersicht schlägt hier Hochglanz.

Auch die Audioseite spielt stark auf: Statt bombastischer Orchesterstücke setzt das Spiel auf Zurückhaltung. Leise, spannungsgeladene Klänge untermalen das Geschehen, während Funkgeräte knacken, Schritte auf Kieselsteinen verraten werden oder ein nervöses „Verdammt, wir wurden entdeckt!“ durch die Luft hallt. Die deutsche Synchronisation ist erfreulich gelungen und meidet gekonnt das peinlich-übertriebene Kriegsfilm-Klischee. Insgesamt trägt der Sound enorm zur dichten Atmosphäre bei, ohne sich in den Vordergrund zu drängen.

Ein kleiner Dämpfer bleibt bei der Technik: Auf dem PC läuft das Spiel meist rund, kleinere Ruckler beim Wechsel zwischen Missionsabschnitten oder bei Explosionen sind die Ausnahme, nicht die Regel. Weniger erfreulich sieht’s dagegen auf Konsolen aus. Hier berichten Nutzer von gelegentlichen Framerate-Drops, längeren Ladezeiten und dem ein oder anderen Bug – etwa Charakteren, die an Objekten festhängen, nicht reagierenden Gegnern oder hakeligen Animationen. In unserem PC-Test traten solche Probleme nicht gravierend in Erscheinung, doch das Nutzerfeedback legt nahe, dass auf Konsole noch Optimierungspotenzial besteht.

Unterm Strich bleibt: Wer taktische Übersicht und Atmosphäre höher bewertet als optische Spielereien, wird mit der Präsentation von Commandos: Origins sehr zufrieden sein. Und mit ein wenig Patch-Unterstützung dürfte auch die technische Seite bald so solide sein wie der Rest.

Fazit

Commandos: Origins ist eine Liebeserklärung an ein fast vergessenes Genre – und gleichzeitig der Beweis, dass klassische Echtzeittaktik auch 2025 noch Spaß machen kann. Das Spiel richtet sich klar an Fans der Serie (und Menschen mit Geduld). Neueinsteiger könnten anfangs vom Schwierigkeitsgrad abgeschreckt werden, aber wer sich reinfuchst, bekommt ein belohnendes, forderndes Spielerlebnis.

Die größten Stärken sind das clevere Leveldesign, die taktische Tiefe und der Koop-Modus. Die größten Schwächen? Kleine technische Schnitzer und eine eingeschränkte Figurenwahl.

Pro:
  • Liebevoll gestaltete Missionen mit viel Abwechslung
  • Taktisches Gameplay ohne faule Kompromisse
  • Frei drehbare Kamera für bessere Übersicht
  • Koop-Modus (lokal & online) ist ein echter Hit
  • Solide deutsche Vertonung
  • Viele alternative Lösungswege
Contra:
  • Keine automatische Speicherfunktion
  • Animationen wirken oft hölzern
  • Eingeschränkte Charakterwahl pro Mission
  • Teilweise unklare Zielmarkierungen
  • Manuelle Steuerung manchmal fummelig
  • KI nicht immer ganz hell
Story:
3 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Gameplay:
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Grafik:
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Sound:
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Atmosphäre:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Unsere Wertung: 8.0 / 10
Spiel getestet auf: PC
Dominik Probst

Dominik Probst

Webentwickler, Technik-Nerd und Gamer aus Leidenschaft seit der Kindheit, mit einem Faible für die komplette The Legend of Zelda- und Halo-Reihe. Dazu fast keine Konsolengeneration ausgelassen und auch sehr interessiert an Indie-Games.

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