Days Gone RemasteredDays Gone Remastered
Review

Days Gone Remastered im Test: Ein unterschätztes Open-World-Abenteuer kehrt zurück

Von Daniel Walter am 30. April 2025. Getestet auf PS5. Zum Spiel hier klicken.

Days Gone gehörte bei seinem Release im Jahr 2019 völlig zu Unrecht zu den am wenigsten beachteten PS4-Exklusivtiteln und entwickelte sich erst im Laufe der Zeit zum echten Kultspiel. Umso größer war dann auch die Enttäuschung, als Entwickler Bend Studio bekanntgab, dass entgegen ursprünglicher Pläne keine Fortsetzung entwickelt werden würde. Da das Interesse an der Zombie-Open-World rund um Biker Deacon St. John aber ungebrochen zu sein scheint, legte Sony nun zumindest ein Remaster des PS4-Originals vor, das wir in unserem Test nun genauer unter die Lupe nehmen wollen.

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Das Grundkonzept bleibt gleich

Gameplaytechnisch hat sich bei dem Zombie-Abenteuer im Remaster natürlich nichts verändert, sodass uns hier ein hochklassiges Action-Adventure in einer verlorenen Welt erwartet, in der der Protagonist immer wieder mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird und gleichzeitig versuchen muss, sein Leben in der zombieverseuchten Gegenwart zu meistern. Sein Bike ist dabei sein ständiger Begleiter, während er Aufträge für unterschiedliche Verbündete erledigt. Im Laufe der Geschichte, die gerade im letzten Drittel enorm an Fahrt aufnimmt und eine spürbare Dramatik entwickelt, ist Deacon Teil mehrerer Gruppen von Überlebenden und versucht gleichzeitig, mehr über den Ursprung der Pandemie herauszufinden, die die Welt um ihn herum vor zwei Jahren zum Einsturz gebracht hat. Zwischen persönlichen Dramen und den Plänen zwielichtiger Gruppierungen und staatlichen Organisationen muss der vorlaute Biker immer wieder schwere Entscheidungen treffen und dabei mehr als einmal die Menschen hinterfragen, die er auf seiner Seite glaubte. Mit seinem Mix aus Motorradracer, Open-World-Erkundung und Third-Person-Shooter mit Detektiv- und Stealth-Elementen in Kombination mit einer dramatischen und filmreif inszenierten Story erfindet Days Gone das Rad zwar nicht neu, liefert aber dennoch verdammt gute Unterhaltung ab, die nach anfänglicher Trägheit später hinaus voll zündet. Mehr zum grundlegenden Spielprinzip findet ihr in unserem Review zur PC-Version des Ur-Spiels. Wir widmen uns hier den Neuerungen von Days Gone Remastered.

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Eine tolle Open World - nun noch schöner

Days Gone konfrontiert uns ohne Umschweife mit den dramatischen Auswirkungen einer Pandemie, die bereits viele Menschen in aggressive Zombies verwandelt hat. Protagonist Deacon St. John muss mit ansehen, wie seine Freundin Sarah bei einem Angriff schwer verletzt wird und sorgt dafür, dass sie in einem der letzten rettenden Hubschrauber unterkommt, bevor die überrannte Stadt vollends in die Hände der Infizierten fällt. Da der Platz im Heli begrenzt ist, bleibt Deacon zurück in der Gefahrenzone an der Seite seines Kumpels Boozer. Hier kämpft er fortan in einer lebensfeindlichen Umgebung ums Überleben und versucht gleichzeitig, mehr über die Umstände des Ausbruchs sowie über den Verbleib seiner Sarah herauszufinden. Schon in den Eröffnungssequenzen wird deutlich, dass sich optisch einiges getan hat. So sind die Gesichtszüge schärfer und es sind auf der Haut mehr Details wie Falten, einzelne Barthaare und Poren zu erkennen. Auch, wenn die Gesichter insgesamt besser aussehen, nicht zuletzt auch aufgrund der optimierten Beleuchtung, ist bei den Animationen der Gesichtsbewegungen hier und da eine gewisse Unschärfe zu erkennen, die durch die verbesserten Konturen fast noch mehr auffällt - dramatisch ist das ganze aber nicht. Auch die Kleidung wirkt noch einmal deutlich echter und plastischer als im Original, was gerade bei den kleinen Verzierungen auf Deacons Jeansjacke gut zu erkennen ist. Die unterschiedlichen Stoffe, die Patches oder auch die Metallelemente sehen nun um einiges realistischer aus als im Ur-Spiel.

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Abseits der Sequenzen lässt sich ebenfalls ohne Lupe erkennen, dass die Optik auf der PS5 insgesamt merklich realistischer aussieht. Die Spiegelungen auf nassem Boden, das spritzende Wasser unter den Motorradreifen, der hervorragende Schattenwurf der Bäume oder auch das richtig toll eingefangene Sonnenlicht machen deutlich, dass hier einiges aufpoliert wurde. Auch Feuer, Nebel und Rauch wurden sichtbar aufgebessert und sehen jetzt schon sehr realitätsnah aus. Gleiches gilt für die Bewegung der Vegetation, die Wetterphänomene wie den Wind richtig schön wiedergibt. Das Remaster hat allerdings das große Problem, dass schon das Original verdammt gut ausgesehen hat, sodass die definitiv vorhandenen Unterschiede wahrscheinlich nicht für alle Besitzer des Originals ausreichen werden, um das Upgrade zu kaufen.

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Mitten im Geschehen

Was die PS5-Fassung hingegen einzigartig macht, ist der Einsatz des DualSense-Controllers und der bringt spürbar mehr Tiefe ins Spiel. So fühlen wir dank der detailliert umgesetzten Vibrationen nahezu jeden Stein, wenn wir auf dem Motorrad sitzen und können die Bodenbeschaffenheit dadurch richtig gut nachempfinden. Außerdem spüren wir auf diese Art und Weise auch den laufenden Motor, was die Motorradfahrten einfach viel immersiver macht. Die adaptiven Trigger verdeutlichen außerdem sehr schön, wie wir Gas- und Bremshebel des Bikes bedienen und bringen uns dadurch sehr viel näher ans Geschehen heran. Aber auch abseits des Motorrads sorgen die Vibrationen für ein vielschichtigeres Erlebnis, das uns Sprünge, Schläge oder den herab fallenden Regen näher bringt.

An anderer Stelle, zum Beispiel beim Wegschieben von Fahrzeugen, wurde dagegen auf das haptische Feedback verzichtet, was in unseren Augen nicht ganz nachvollziehbar ist. Auch bei den Nahkämpfen wäre bei den Vibrationen etwas mehr drin gewesen - so spüren wir hier zwar die eingehenden Treffer und unseren Herzschlag, wenn wir auf jemanden einprügeln, merkt man das dagegen nur sehr dezent. Hier wurde also ein wenig Optimierungspotenzial verschenkt. Dafür verdeutlichen die adaptiven Trigger aber aber den Abzug der Schusswaffen, was bei Shootern auf der PS5 ja mittlerweile Standard ist und somit definitiv auch in Days Gone Remastered gehört. Akustisch scheint sich auch ein bisschen was getan zu haben, denn die Sounds, sowohl des Bikes als auch der Waffen, haben ordentlich Wumms auf den Kopfhörern. Außerdem wirkt der Gesamtsound im Vergleich zur PS4 räumlicher und dadurch auch einfach größer und imposanter, wodurch die einzelnen Komponenten wie Gespräche, Hintergrundgeräusche, Soundeffekte und Musik richtig gut zu separieren und im Raum einzuordnen sind.

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Hordenangriff als neue Spielmöglichkeit

Zusätzlich zur Story bietet Days Gone Remastered mit dem Überlebens-Arcade-Modus eine zusätzliche Spieloption. Hier geht es darum, immer größer werdende Horden an Zombies und anderen Feinden zu überleben und dadurch Punkte für unseren persönlichen Highscore zu sammeln. Da unsere Standardwaffe für die riesigen Gegneranstürme schnell an ihre Grenzen kommt, finden wir in der Spielwelt Vorratskisten mit stärkeren Geschossen sowie andere nützliche Items wie Munition oder Medipacks. Darüber hinaus warten auch Nebenjobs auf uns, die uns einen EP-Bonus ermöglichen, zum Beispiel, dass wir uns bis zu unserem Bike vorkämpfen oder eine vorgegebene Anzahl eines bestimmten Gegnertyps töten. Die Nebenjobs laden in bestimmten Zeitabständen neu, nachdem wir den aktuellen erledigt haben. Anders als in gängigen Hordenmodi lässt uns Days Gone übrigens kein bestimmtes Gebiet im Tower-Defense-Stil verteidigen. Stattdessen bewegen wir uns zu Fuß oder per Bike durch sehr weitläufige Areale und machen nebenbei die herannahenden Feinde kalt. Hordenkämpfe markieren dabei die größten Herausforderungen, denn während für gewöhnlich eher einzelne kleinere Gruppen an Gegnern unseren Weg kreuzen, fallen während der extra angekündigten Hordenkämpfe Hunderte von Zombies auf einmal über uns her, was uns schon einiges abverlangt.

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Durch unseren Fortschritt im Hordenmodus schalten wir auch neue Regionen frei und erhalten des Weiteren auch unterschiedliche Belohnungen. Los geht es mit dem Gebiet "Cascade", einem dichten Tannenwald, der von diversen Militär- und Agrareinrichtungen durchsetzt ist. Bei den freischaltbaren Regionen handelt es sich um das von Vulkanstein überzogene Belknap mit mehreren verseuchten Kleinstädten, um das landschaftlich äußerst sehenswerte Lost Lake mit grünen Wiesen und dunklen Höhlen sowie um den lebensfeindlichen Crater Lake, der eine echte Todeszone darstellt und spielerisch somit äußerst anspruchsvoll ist. Um die verschiedenen Orte freizuschalten, müssen wir jeweils die vorgegebene Zielpunktzahl des vorherigen Bereichs erreichen oder übertreffen. Bei den Belohnungen gibt es übrigens sowohl Verbesserungen freizuspielen, die mit einem Punktemalus am Ende bestraft werden, als auch erschwerte Bedingungen, die mit einem Punktebonus belohnt werden. Zu ersteren gehören zum Beispiel unbegrenzte Munition oder unendliches Benzin, zur zweiten Kategorie dagegen instabile Nahkampfwaffen oder eine erhöhte Gegner-Gesundheit.

Bevor es losgeht, entscheiden wir uns für einen Charakter und dürfen dabei neben Deacon beispielsweise auch Nebenfiguren wie Sarah, Boozer, Rikki und Iron Mike oder auch zwielichtigere Gestalten wie O'Brian oder Skizzo spielen. Außerdem haben wir die Chance, unsere Figur mit bis zu drei Injektoren zu stärken oder zu schwächen, sobald diese über unseren Levelfortschritt freigespielt sind. Hier kommen dann also die oben erwähnten Belohnungen zum Einsatz, sodass wir durch den Einsatz der Injektoren Boni oder Mali erhalten. Insgesamt lässt sich sagen, dass der Hordenmodus eine richtig gute Ergänzung darstellt, gerade auch, da er sich mit seiner offenen und freien Spielweise von vergleichbaren Modi anderer Titel klar und deutlich abhebt. Weitere kleinere Erweiterungen des Remasters im Vergleich zum Urspiel sind übrigens der Permadeath-Modus, bei dem die Story des Spiels endet, wenn Deacon stirbt, sowie der Speedrun-Modus, der die Dauer eines Storydurchlaufs mittels Timer anzeigt und erfasst und uns dadurch die Chance gibt, unseren eigenen Rekord bei weiteren Versuchen zu brechen. Beim Permadeath haben wir indes die Wahl, ob das Spiel nach Deacons Ableben komplett von vorne beginnt oder, ob nur der laufende Akt neu gestartet wird. Für beide neuen Spielvarianten gibt es auch die bekannten sechs Schwierigkeitstufen des regulären Spiels zur Auswahl.

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Fazit

Days Gone ist und bleibt für mich eines der besten PlayStation-Exklusives überhaupt und lief für mich völlig unverständlich sehr lange unter dem Radar. Ja, die Story braucht eine ganze Zeit bis sie in die Gänge kommt, dann wird sie aber richtig gut und zum Ende hin auch an Spannung kaum zu übertreffen. Auch mag Großmaul Deacon St. John jetzt nicht jedermanns Fall sein, seine Geschichte ist aber dennoch mehr als sehenswert! Mit Days Gone Remastered findet die großartige Zombie-Open-World nun auch ihren Weg auf die PS5 und überzeugt dort natürlich mit einer sichtlich optimierten Grafik. Da das Original aber schon verdammt gut ausgesehen hat, ist der Unterschied zwar definitiv vorhanden, aber eben nicht so gravierend wie bei vergleichbaren Titeln. Sehr schön ist hingegen der gelungene Einsatz des DualSense-Controllers, der für zusätzliche Spieltiefe sorgt, vor allem beim Motorradfahren. Etwas schade ist, dass Vibrationen und haptisches Feedback nicht bei allen Aktionen immer ganz sinnvoll eingebaut wurden und zum Beispiel beim Schieben eines Autos gänzlich fehlen. Ein echtes Highlight des Remasters ist hingegen der Hordenmodus, der mit seinem offenen Aufbau alles andere als ein klassischer Tower-Defense-Modus ist und uns rundum unterhalten und auch gefordert hat. Permadeath- und Speedrun-Modus sind hingegen nette Ergänzungen, richten sich aber schon an sehr spezielle Spielertypen und nicht an die breite Masse. Alles in allem ist Days Gone Remastered als Upgrade für rund zehn Euro allemal sein Geld wert, allein schon wegen des Hordenmodus'. Man sollte aufgrund der Optimierungen jetzt aber wahrlich kein komplett neues Spielgefühl erwarten.

Pro:
  • Komplett unterschätztes PS-Exklusive mit toller Story und speziellen Spielmechaniken (z. B. Bike und Hordenkämpfe)
  • Remaster bietet sichtlich aufpolierte Grafik, gerade bei Lichteinfall und Schattenwurf
  • DualSense sorgt für zusätzliche Spieltiefe
  • Gelungener Hordenmodus mit einzigartigem Gameplay-Ansatz
  • Permadeath- und Speedrun-Modus als zusätzliche Optionen für die Story
Contra:
  • Aufgrund der großartigen Grafik des Originals ist der Unterschied nicht so gravierend
  • DualSense-Funktionen nicht überall sinnvoll integriert
  • Permadeath und Speedrun richten sich an spezielles Publikum
Story:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Gameplay:
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Grafik:
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Sound:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Atmosphäre:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Unsere Wertung: 8.5 / 10
Spiel getestet auf: PS5
Daniel Walter

Daniel Walter

Ein begeisterter Konsolenspieler mit einem breit gefächerten Interessengebiet. Neben Shooter-Serien wie Battlefield oder Call of Duty gehören auch Action-Adventures wie klassische Assassin's Creeds, die Batman-Arkham-Reihe oder The Last of Us Part 1/2 zu den bevorzugten Titeln. Hinzu kommen Survival-Games wie ARK, Horror-Klassiker a la Resident Evil sowie Open-World-Abenteuer im Stile von Far Cry oder Red Dead Redemption. Sport-Franchises wie FIFA oder Tour de France erweitern das Interessenfeld, ebenso wie sämtliche Titel aus dem Star-Wars-Universum.

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