Der Landwirtschaftssimulator 22 im Test - es geht wieder auf den Acker
Alle Hobby-Farmer dürfen sich freuen, denn GIANTS Software hat mit dem Landwirtschaftssimulator 22 den neusten Teil seiner erfolgreichen Agrarsim auf den Markt gebracht. Wie sich die aktuelle Ausgabe auf der PS5 schlägt und welche Funktionen euch hier erwarten, erfahrt ihr im nachfolgenden Test.
Wir treffen die letzten Vorbereitungen
Schon die humorvoll umgesetzte Introsequenz zeigt, dass der Farming Simulator in diesem Jahr ernst macht und auch grafisch keine halben Sachen abliefern möchte. In dem Eröffnungsvideo, das mit einer wirklich beachtlich realitätsnahen Darstellung überzeugt, beobachten wir einen Farmer und seine Tochter bei ihrer täglichen Arbeit auf dem Feld und erhalten auf diese Weise schonmal einen Einblick in das, was uns später im Spiel erwartet. Hierbei fällt sofort ins Auge, dass wir uns in der 22er-Ausgabe der Sim auch auf Arbeiten im tiefen Schnee im Winter freuen dürfen, wodurch für zusätzliche Abwechslung gesorgt ist. Bevor wir uns allerdings in den Farmeralltag stürzen, müssen wir uns zunächst für eine von drei Schwierigkeitsstufen entscheiden sowie im Anschluss eine der drei verfügbaren Maps auswählen. Neben dem idyllischen Elmcreek mit der typischen Atmosphäre einer amerikanischen Ranch stehen uns auch das malerische Dörfchen Haut-Beyleron in Frankreich sowie die Gebirgsregion von Erlengrat mit Alpenflair als Schauplatz zur Verfügung. Im Anschluss gestalten wir unseren wahlweise männlichen oder weiblichen Farmer und können hierbei auf eine ordentliche Anzahl an Optionen zurückgreifen. Ein individuelles Abändern einzelner Gesichtspartien ist hier leider nicht möglich, sodass wir lediglich vorgefertigte Avatare mit unterschiedlichen Gesichtsformen auswählen und diese mit einige wenigen Merkmalen grob personalisieren können. Neben verschiedenen Frisuren, Bärten und Hautfarben hält der Charakterdesigner auch eine Auswahl an Komplettoutfits sowie einzel wählbaren Oberteilen, Hosen und Schuhen bereit. Vom Blaumann, über das obligatorische Flanellhemd, bis hin zum authentischen Cowboylook ist hier für jeden Geschmack etwas dabei, egal, ob wir unseren Farmer traditionell oder doch eher modern einkleiden möchten. Ebenso wie bei den Landmaschinen und Fahrzeugen, wo wir originalgetreue Traktoren, Anhänger und Erntemaschinen von Herstellern wie Deutz-Fahr, Valtra, Rabe oder Bergmann nutzen können, setzt der Landwirtschaftssimulator auch bei der Kleidung zumindest teilweise auf echte Marken wie Claas, Strauss oder Husqvarna und unterstreicht damit von Beginn an seinen Realismusanspruch. Gerade in Anbetracht dessen, dass an dieser Stelle sehr viel Wert auf Details gelegt wird, wirkt der doch recht rudimentär gehaltene Charakterdesigner dann aber doch etwas dürftig.
Der Alltag beginnt
Wer noch nie einen Fuß in einen Farming Simulator gesetzt hat, kann sowohl auf der französischen als auch auf der amerikanischen Karte ein kurzes Tutorial absolvieren. Hier lernen wir im Schnelldurchgang, wie wir Felder abernten, grubbern oder neu aussäen und statten auch gleich dem örtlichen Markt einen Besuch ab, um unsere Ware zu verkaufen. Damit ist auch schon einer der grundlegendsten Faktoren in der Arbeit des Landwirts abgearbeitet, denn das Bewirtschaften der Felder, die je nach Jahreszeit mit anderen Saaten bestückt werden können, sowie das anschließende Verkaufen des Ertrags stellen den größten Teil unseres täglichen Brots dar. Um sich nicht immer mit den gleichen Arbeitsschritten befassen zu müssen, können hier wie gewohnt Helfer eingestellt werden, die verschiedene Aufgaben automatisch erledigen. Die Preise, die wir für die unterschiedlichen Produkte erhalten, variieren übrigens je nach Käufer, sodass es sich immer lohnt, im Menü die aktuellen Ankaufspreise zu vergleichen. Besonders gelungen ist hier auch der saisonale Aspekt, da, wie bereits erwähnt, nicht alle Saaten zu jeder Zeit im Jahr wachsen. Unser Wachstumskalender gibt uns dabei stets Aufschluss darüber, in welchem Monat die einzelnen Pflanzen optimale Bedingungen vorfinden. Das saisonale Wachstum kann bei Bedarf aber auch ausgeschaltet werden, um das Spiel zu vereinfachen. Um die einzelnen Jahreszeiten auch optisch zu verdeutlichen, setzt der Simulator auf einen dynamischen Wechsel der Monate, der vom strahlenden Sonnenschein im Sommer bis hin zum Schneefall im Winter reicht. Die weiße Pracht kann mit entsprechenden Gerätschaften im Übrigen auch manuell weggeräumt werden, was, ebenso wie das Rasenmähen in den warmen Monaten, eine nette Abwechslung zum klassischen Farmerleben darstellt. Wer gerne das ganze Jahr über laue Frühlingstage oder klirrende Novemberkälte als Rahmenbedingung für die Arbeit auf der Farm haben möchte, kann sich jederzeit für einen der zwölf Monate des Jahres entscheiden und diesen zum Standard für jeden Tag machen. Auch die Dauer der Monate lässt sich beliebig variieren, von einem Tag pro Monat bis hin zu vollen 28 Tagen. Insgesamt sind die Individualisierungsmöglichkeiten mehr als umfangreich, sodass wir beispielsweise auch den Grad der Verschmutzung der Fahrzeuge (die wir dann auch selbst mit dem Hochdruckreiniger entfernen müssen), den Spritverbrauch oder das Wachstum von Unkraut nach Belieben einstellen können, um uns ein ganz persönliches Spielerlebnis zu schaffen, das unseren Vorstellungen eines virtuellen Farmlebens entspricht.
Die Arbeit endet nicht auf den Feldern
Der Landwirtschaftssimulator ist aber weit mehr als nur eine Erntesimulation. Die Vielzahl an Möglichkeiten sind hier so breit gefächert, dass wirklich jeder Spielertyp eine passende Beschäftigung finden sollte. So können wir unsere Erzeugnisse zum Beispiel nicht nur wie beschrieben an Handelspunkten verkaufen, sondern auch eigene Fabriken errichten, um sie dort weiterzuverarbeiten und auf diese Weise noch mehr Geld zu verdienen. Weiterhin dürfen wir auf unserem Grundstück auch eigene Verkaufsstände bauen, um unsere Waren frisch vom Feld anzubieten, oder mithilfe von Gewächshäusern diverse Obst- und Gemüsesorten wie Erdbeeren oder Tomaten züchten, um unsere Produktpalette zu ergänzen. Dann wäre da natürlich auch noch die Tierhaltung. Klassische Bauernhoftiere wie Kühe, Schweine, Schafe oder Hühner lassen sich auf der Farm ebenso halten wie Pferde oder Bienen. Während die erste Kategorie Produkte wie Wolle, Eier, Milch oder Gülle liefert (ja, wir bleiben vegetarierfreundlich), können Pferde geritten, trainiert und gewinnbringend weiterverkauft werden. Bienenstöcke werden wiederum in der Nähe von Raps- oder Sonnenblumenfeldern aufgestellt, wo sie einerseits Honig produzieren und andererseits auch den Ertrag des jeweiligen Feldes verbessern. Unsere Arbeit ist damit aber noch längst nicht getan. So ist ein ordentlicher Landwirt natürlich auch in der Lage, die Bäume auf seinem Grundstück für sich zu nutzen. Hier reicht die Aktionsvielfalt vom händischen oder automatischen Fällen, über das Zerkleinern, Transportieren und Verkaufen, bis hin zum Pflanzen neuer Bäume. Wem dies alles noch nicht genug ist, der kann darüber hinaus auch Aufträge für die umliegenden Bauernhöfe erledigen, sich im Baumodus austoben und die Farm mit Dekoartikeln und Produktionsstätten verschönern, oder einfach nur im Auto, Traktor oder auch zu Fuß die wunderschöne, stimmungsvoll gestaltete Umgebung der drei rundum gelungenen Schauplätze erkunden. Hier sorgen wilde Tiere, Fußgänger und Verkehr für eine lebendige offene Spielwelt, die sich mit ihren gemütlichen Dörfern, Wäldern, Wiesen und Flüssen wirklich sehen lassen kann. Bei längeren Erkundungstouren macht sich allerdings hier und da die etwas hakelige Fahrzeugsteuerung bemerkbar, sodass man beispielsweise unbedingt vermeiden sollte, mit einem Traktor mit Anhänger auf einen rundum eingezäunten Parkplatz zu fahren.
Fazit:
Der Landwirtschaftssimulator genießt seit vielen Jahren einen wirklich guten Ruf, und zwar nicht nur unter Gelegenheitszockern und Hobby-Farmern, sondern auch bei zahlreichen Gamern (mich eingeschlossen), die normalerweise einen großen Bogen um Simulationen jeder Art machen. Wie die 22er-Ausgabe einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis stellt, ist dies auch mehr als gerechtfertigt. Die unzähligen Beschäftigungsmöglichkeiten, die Individualisierungsoptionen, die großartig umgesetzten verschiedenen Arbeitsschritte auf der Farm oder auch die drei liebevoll gestalteten Spielwelten mit ganz persönlichem Charme sind nur einige der Gründe, warum der Landwirtschaftssimulator 22 ein echtes Meisterstück ist. Der Titel tanzt auf zahlreichen Hochzeiten und nimmt dabei unzähligen anderen Simulationen mit Leichtigkeit den Wind aus den Segeln, da nahezu jeder Aspekt des Farmerlebens authentisch, realistisch und motivierend umgesetzt wurde, egal, ob es um das Bestellen der Felder, das Pflegen der Tiere oder das Reinigen der Landmaschinen geht. Hinzu kommen weitere großartige Ideen wie das saisonale Wachstum der Pflanzen, die mögliche Weiterverarbeitung der eigenen Produkte oder auch der dynamische Wechsel der Monate, die für ein realitätsnahes Farmingerlebnis auf höchstem Niveau sorgen. Daher sind die einigen wenigen Kritikpunkte, wie die hier und da etwas hakelige Fahrzeugsteuerung oder der nicht wirklich umwerfende Charakterdesigner, dann auch schnell wieder vergessen, wodurch am Ende ein rundum überzeugender Gesamteindruck zurückbleibt, der sich definitiv auch in der Wertung widerspiegelt.
- Unzählige Optionen auf und neben der Farm (u.a. Felder bestellen, Tiere züchten, Bäume fällen, Rasen mähen,...)
- Produkte können in eigenen Fabriken weiterverarbeitet werden
- Pferde lassen sich trainieren und weiterverkaufen
- Zusätzliche Verdienstoptionen wie der Direktverkauf der Waren vom Feld oder der Obst- und Gemüseanbau im Gewächshaus
- Dynamischer Wechsel der Monate & Jahreszeiten mit saisonalem Wachstum und Schneeräumung im Winter
- Gameplay kann an eigene Vorlieben angepasst werden
- Drei stimmungsvolle Welten mit individuellem Charme, lebendiger Kulisse und überzeugender grafischer Darstellung
- Fahrzeugsteuerung nicht immer ganz sauber
- Charakterdesigner sehr rudimentär
- Tutorial dürfte gerne etwas ausführlicher sein und weitere Arbeitsbereiche des Farmers detaillierter vorstellen
Ein begeisterter Konsolenspieler mit einem breit gefächerten Interessengebiet. Neben Shooter-Serien wie Battlefield oder Call of Duty gehören auch Action-Adventures wie klassische Assassin's Creeds, die Batman-Arkham-Reihe oder The Last of Us Part 1/2 zu den bevorzugten Titeln. Hinzu kommen Survival-Games wie ARK, Horror-Klassiker a la Resident Evil sowie Open-World-Abenteuer im Stile von Far Cry oder Red Dead Redemption. Sport-Franchises wie FIFA oder Tour de France erweitern das Interessenfeld, ebenso wie sämtliche Titel aus dem Star-Wars-Universum.