Everybody's Golf Hot ShotsEverybody's Golf Hot Shots
Review

Everybody's Golf Hot Shots im Test: Ein neuer Chef auf dem Golfplatz?

Von Alex Jung am 22. September 2025. Getestet auf PS5. Zum Spiel hier klicken.

Mit Everybody's Golf Hot Shots erhält die traditionsreiche Golf-Reihe nach einigen Jahren Abstinenz einen neuen Ableger für die PlayStation, die Nintendo Switch sowie den PC. Denn nach dem letzten Teil für PlayStation VR aus dem Jahr 2019 wurde es viele Jahre lang sehr ruhig auf dem Golfplatz. Höchste Zeit also für ein neues Spiel rund um die comichaften Athleten. Mit einem neuen Entwickler, dem japanischen Studio Hyde, sowie einer frischen Ausrichtung möchte Bandai Namco nun wieder das Fairway erobern. Wir haben die Schläger aus der Garage geholt, unseren treuen Caddie entstaubt und ein paar Bälle geschlagen, um für euch zu klären, was der neuste Teil der Reihe so auf dem Kasten hat.

Hot Shots: Die Mutter aller Golfspiele

Seit 1997 schon steht die Everybody's-Golf-Serie für quietsch-bunte Golfaction mit klarem Arcade-Ansatz, die aber dennoch einige Simulationsaspekte beinhaltet. Dies ist auch im neusten Teil der Reihe der Fall, was bereits bei der Charakterauswahl ins Auge springt. Insgesamt 30 unterschiedliche Golfer erwarten uns, hinzu kommen noch einige Caddies, die unsere Spielfigur unterstützen. Die Charaktermodelle sind allesamt in bester Serientradition comichaft überzeichnet und versprühen gute Laune und Unbeschwertheit.

Für das grundsätzliche Gameplay gilt der alte Grundsatz: Einfach zu lernen, schwierig zu meistern. Befinden wir uns auf dem Platz, so erwartet uns die übliche Drei-Tasten-Steuerung, bei der wir immerhin aus verschiedenen HUD-Anzeigen wählen dürfen. Mit dem ersten Tastendruck starten wir den Stärkebalken. Mit dem zweiten Druck legen wir die Kraft hinter unserem Schlag fest. Und der dritte Tastendruck landet idealerweise in einem bestimmten, recht eng begrenzten Bereich, damit der Ball möglichst gerade dorthin fliegt, wo wir ihn hinhaben wollten.

Verfehlen wir den Zielbereich beim Schlag, so gewährt uns das Spiel abseits davon einen Toleranz-Spielraum, wobei der Ball dann etwas unkontrollierter zur Seite driftet. Hauen wir völlig daneben, ist unser Schlag für die Katz und wir schaffen meist nur wenige Meter, während der Ball wie eine Rakete oder Ikarus zu seinen besten Tagen senkrecht gen Himmel strebt. Das Timing-basierte Gameplay erfordert etwas Einarbeitung, wobei auch ungeübte Spieler schnell Zugang finden.

Neben der obligatorischen Wahl unseres Schlägers dürfen wir dem Ball zudem etwas Spin mitgeben, um beispielsweise Hindernisse zu umschlagen oder ihn präziser stoppen zu lassen. Und natürlich gilt es, den Einfluss des Windes zu berücksichtigen, der unseren Ball unter Umständen ganz schön vom Weg abbringen kann. Das grundsätzliche Gameplay ist somit sehr eingängig, ermöglicht aber geübteren Spielern gut, mit ein paar individuellen Einstellungen den Unterschied zu machen.

Bälle versenken

Haben wir das Grün um das Loch herum erreicht, zoomt das Spiel auf diesen Bereich heran. Nun gilt es, mit einem Tastendruck die richtige Wegstrecke zum Loch abzuschätzen und ebenfalls das Gefälle zu berücksichtigen. Während wir bei den ersten paar Löchern noch relativ flache Gebiete vorfinden, werden die Greens mit zunehmender Spieldauer anspruchsvoller. Eine Hilfsoption, wie sie etwa PGA Tour 2k23 beim Einlochen bietet, fehlt leider, so dass hier nur fleißiges Üben hilft.

Nicht vernachlässigen sollte man die Wahl des Charakters, seines Caddies und der Ausrüstung. Jede Figur im Spiel hat dabei eigene Stärken und Schwächen, die eventuell gut oder weniger gut zum eigenen Spielstil passen. Caddies wiederum können mit Boni ausgestattet werden, damit sie uns in kritischen Situationen mit mehr Kontrolle oder Power versehen. Bei der Ausrüstung dürfen wir unterschiedliche Schläger oder Bälle erwerben, die verschiedene Vorteile bieten. So eignet sich der Sand-Viper-Ball etwa hervorragend, um wieder aus Sandbunkern herauszukommen.

Typisch für ein japanisches Spiel nimmt das Essen eine größere Rolle ein. Mit allerlei Snacks, die wir für Erfolge erhalten oder käuflich erwerben dürfen, können wir unsere Charaktere dauerhaft in fünf verschiedenen Bereichen verbessern. Gerade im späteren Spiel macht es also durchaus Sinn, einen Golfer im wahrsten Sinne des Wortes anzufüttern, um noch mithalten zu können.

Willkommen im PAR-adies

Insgesamt zehn unterschiedliche Golfkurse bietet Everybody's Golf Hot Shots. Während wir auf dem Startparcours, dem Highland C.C. im Schatten des mächtigen Fuji unsere Abschläge spielen, gesellen sich später andere Locations wie beispielsweise mediterrane Küstengebiete oder Hawaii dazu. Die Kurse bieten sowohl optisch als auch spielerisch schöne Abwechslung und sorgen durchweg für tolle Urlaubsatmosphäre. Ergänzend nehmen Wetter und Tageszeit Einfluss auf unser Spiel. Bei starkem Regen während der Nacht ist sogar der sommerlichste Golfplatz ein wahres Biest.

Komplett fehlerfrei ist die grafische Seite jedoch nicht. So ärgerte uns ein beständiges Kantenflimmern, während wir HDR aktiviert hatten. Erst nach Deaktivierung wurde das Problem behoben. Bei den zahlreichen Kamerafahrten über den nächsten Spielbereich fielen zudem aufploppende Objekte und Texturen auf. Dies gilt nicht nur in den kurzen Sequenzen, sondern leider sogar während des Spiels. Hier kann es vorkommen, dass Zuschauer oder Tiere wie von Zauberhand auftauchen oder wieder verschwinden. Prinzipiell versucht das Spiel dadurch, uns immer freie Sicht zu ermöglichen, doch leidet die Immersion etwas darunter. Ebenfalls nicht unerwähnt lassen sollten wir einige Spielabstürze und Freezes, die uns ein paar Mal aus dem Spiel geworfen haben. An der Stelle hat Entwickler Hyde also Nachbesserungsbedarf.

Akustisch bleibt Everybody's Golf Hot Shots der Serientradition treu. Die Anime-Charaktere sind meistens mit einer sehr quietschigen Sprachausgabe versehen, während uns auf den Golfplätzen selbst fröhliche Melodien entgegen dudeln. Auf dem Green verstummt die Musik dann und macht einer spannungsgeladenen, gedämpften Atmosphäre Platz, die gut zum Moment passt. Obwohl die akustische Seite also prinzipiell ordentlich ist, so wiederholt sich alles viel zu oft. Dies gilt sowohl für die irgendwann nur noch nervigen Zwischenrufe als auch für die Musikstücke. An der Stelle wäre etwas mehr Abwechslung definitiv wünschenswert gewesen.

Von der Challenge zur World Tour und wieder zurück

Everybody's Golf Hot Shots bietet eine ganze Menge Inhalt für Einzelspieler, welcher aber zum Großteil erst freigespielt werden muss. Da wäre zunächst der wichtige Challenge-Modus, über den wir einzelne Turniere bestreiten und irgendwann andere Charaktere zu einem Duell Eins gegen Eins herausfordern. In diesem Modus erhalten wir Preisgelder und schalten neue Ausrüstung oder sogar Golfer für den brandneuen World-Tour-Modus frei. Dieser bietet, zum ersten Mal in der Seriengeschichte, eine echte Story-Kampagne, wodurch die sonst eher blassen Charaktere etwas mehr Tiefe erhalten sollen.

In der Praxis stehen uns für alle Golfer bis zu sieben Kapitel zur Verfügung, die wir nach und nach freispielen, wozu wir meist eine Partie Golf bestreiten und natürlich auch gewinnen sollen. Haben wir einen Charakter im Challenge-Modus für die World Tour freigeschaltet, so müssen wir dort noch das erste Kapitel mit ihm spielen, um ihn für andere Spielmodi verfügbar zu machen. Diese Regelung ist maximal unglücklich, da das Freischalten unnötig in die Länge gezogen wird. Dies gilt ebenso für die Golfplätze, denn zu Beginn drehen wir lediglich auf dem Startkurs unsere Runden. Speziell im Challenge-Modus fehlt somit Abwechslung, wodurch das grundsätzliche Spiel sich relativ schnell nach Abarbeiten anfühlt.

Die zahlreichen Dialoge im World-Tour-Modus gewinnen sicherlich keinen Originalitätspreis, unterhalten jedoch immerhin mit einer gewissen Situationskomik. Denn die Lösung jedes einzelnen Charakters auf jedes einzelne seiner teils tiefgreifenden Probleme ist natürlich eine Partie Golf. Die Storys reichen dabei von simplen Rising-Star-Geschichten über mysteriöse Verschwörungen einer dunklen Gesellschaft bis hin zu einem Idol, dass mit Leidenschaft für seine Fans spielt. Insgesamt ist der Story-Modus sicherlich ein guter Schritt, um mehr Identifikation mit den Figuren zu schaffen, auch wenn die Geschichten letztlich sehr belanglos daherkommen.

Tornados und explodierende Bälle

Neben den Kern-Spielmodi Challenge und World Tour dürfen wir einen umfangreichen Trainingsmodus absolvieren, um mit den Feinheiten des Gameplays vertraut zu werden. Zusätzlich haben wir mehrere Möglichkeiten, einfache Partien zu spielen. Weiterhin bietet das Spiel vier Spaßmodi, die mit einem Twist daherkommen. So zieht etwa ein Tornado den Ball unaufhaltsam in das Loch, oder unser Golfball explodiert, wenn er zum Liegen kommt. Ein Team-Modus, bei dem zwei Golfer abwechselnd den Ball schlagen, darf ebenfalls nicht fehlen. Und zu guter Letzt gibt es den Survival-Modus. Mit jedem gespielten Loch wird dem Verlierer dabei ein zufälliger Schläger abgenommen, was das weitere Spiel selbstredend deutlich schwieriger gestalten kann.

Neben dem obligatorischen Online-Multiplayer bietet Everybody's Golf Hot Shots ein umfangreiches Angebot für Offline-Mehrspieler. Insgesamt vier Spieler können dabei an einer Konsole in quasi allen Modi gegeneinander antreten, wobei gemäß des grundsätzlichen Spielcharakters alle nacheinander ihre Bälle spielen. Spannenden Golfabenden steht dadurch also prinzipiell nichts mehr im Wege, zumal die Charaktere beispielsweise mit anderen Farbgebungen individualisiert werden können.

Knapp vorbei ist auch daneben

Hier kommen wir nun zum ganz großen „Aber“, das in Everybody's Golf Hot Shots drinsteckt. Und dies betrifft den Startumfang des Spiels. Generell ist die Freischalt-Mechanik über Challenge- und World-Tour-Modus zwar etwas umständlich, in der Form allerdings noch vertretbar. Zum Spielbeginn stehen uns jedoch lediglich zwei Golfer und ein Kurs zur Verfügung. Und dies betrifft alle Spielmodi. Möchten wir also relativ frisch nach Erwerb des Spiels eine Multiplayer-Partie in geselliger Runde starten, so geht das nur auf dem Highland C.C., und alle Spieler können lediglich aus zwei Charakteren und einem Caddie wählen. Gerade zum Start hat der Vollpreis-Titel also eher Ähnlichkeit zu einem radikal eingedampften Free-to-play-Spiel. Mindestens vier Startfiguren und zwei Kurse wären absolute Pflicht gewesen, um die Abwechslung zu erhöhen.

Ab dem ersten Moment im Spiel ist Grinden angesagt, was aufgrund der Unterteilung in Challenge und World Tour recht schnell in Fleißarbeit ausartet. Hinzu kommt ein eher fragwürdiges Balancing der KI. Während die Gegner in manchen Partien kaum den Ball treffen, gelingen ihnen an anderer Stelle, speziell wenn es aufs Grün geht, in schöner Regelmäßigkeit wahre Kunstschüsse. Hauen wir bei einem Loch mal richtig daneben und fabrizieren dank fies positionierter Wasserläufe oder Bunker einen Triple Bogey oder schlechter, so war es das dann meist auch mit dem Erfolg. Selbst auf dem niedrigsten der drei Schwierigkeitsgrade kann man gravierende Fehler kaum noch ungeschehen machen und massive Rückstände schwer aufholen. Generell wäre vielleicht die eine oder andere Komfort-Funktion wie eine Vorschau oder eine Rückspulfunktion eine nette Ergänzung für Anfänger gewesen, um das Frustpotential ein wenig zu senken.

Fazit

In unserem Test zu Everybody's Golf Hot Shots gelingt dem neusten Teil der altehrwürdigen Reihe leider nur ein Bogey. Dabei klang die Form auf dem Papier prinzipiell ordentlich. Insgesamt 30 Golfer und einige unterschiedliche Caddies wollen (frei-)gespielt werden. Für Abwechslung sorgen neben den zehn wunderschön designten Kursen diverse unterschiedliche Spielmodi, die uns sowohl im Single- als auch im Multiplayer zur Verfügung stehen. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf Challenge- und World-Tour-Modus, wobei Letzterer uns sogar waschechte Story-Kampagnen für jeden einzelnen Golfer bietet. Gemäß des quietsch-bunten Ansatzes der Reihe kommen diese freilich etwas belanglos daher.

Leider patzt Everybody's Golf Hot Shots bereits beim Abschlag... ähm, dem Startumfang. Mit lediglich zwei auswählbaren Spielern und einem einzigen Kurs erinnert das Spiel zunächst eher an eine Demo oder einen stark eingedampften Free-to-play-Titel. Für die Abwechslung und speziell für den Mehrspieler-Bereich wären ein paar mehr Optionen Pflicht gewesen. Wenig hilfreich ist dabei das grundsätzlich sehr grindlastige Gameplay, um neue Inhalte freischalten zu können. Es entsteht einfach kein richtiger Flow, wenn man nur bedingt Lust auf stundenlanges Spielen bis zum nächsten neuen Charakter oder Kurs hat.

Zudem trüben das audiovisuelle Erlebnis sowie einige Bugs die Spielerfahrung. Neben aufploppenden Objekten und Texturen beginnt die recht abwechslungsarme Musik sehr früh, den Spieler zu nerven. Hinzu kommen einige Spielabstürze, gegen die die Entwickler unbedingt noch nachpatchen sollten. Im Kern ist Everybody's Golf Hot Shots auf jeden Fall ein würdiger Serienvertreter, doch mit etwas mehr Feintuning und vor allem einer ansprechenderen Freischalt-Mechanik hatte man sich im Endergebnis einige Extra-Schläge sparen können. Dann wäre man zumindest mit PAR rausgegangen. So bleibt man aktuell hinter der etablierten Konkurrenz PGA Tour zurück.

Pro:
  • Große Auswahl an unterschiedlichen Golfern und Caddies
  • Gewohnt bunter Anime Ansatz
  • Zehn unterschiedliche und toll gestaltete Kurse
  • Verschiedene Tageszeiten sowie Witterungsbedingungen
  • World-Tour-Kampagne mit Stories zu jedem Charakter
  • Eingängiges Spielsystem mit Tiefgang
  • Umfangreicher Offline- und Online-Multiplayer
Contra:
  • Zu Spielbeginn Umfang eines rudimentären Free-to-play-Titels
  • Freischaltmechanik über zwei Modi umständlich
  • Sehr grindlastig
  • Storykapitel recht belanglos
  • Kantenflimmern und sichtbare Pop-Ups
  • Abwechslungsarme Dudelmusik wiederholt sich zu schnell
  • Nervige Sprachsamples (Geschmackssache)
  • Unausgereiftes KI-Balancing
  • Kaum Komfort-Funktionen für Anfänger
  • Spielabstürze und Freezes
Gameplay:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Grafik:
3 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Sound:
2 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Atmosphäre:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Umfang:
3 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Unsere Wertung: 7.0 / 10
Spiel getestet auf: PS5
Alex Jung

Alex Jung

Seit dem ersten Gameboy begeisterter Konsolenzocker. Neben Rennspielen, Action-Adventures und JRPGs sind auch Indie-Perlen gerne im Laufwerk gesehen. Zu den Lieblingsspielen gehören GTA Vice City, Metal Gear Solid, Overboard, Ys VIII, die Uncharted- und Forza-Horizon-Reihe sowie Gran Turismo 7.

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