Gal Guardians: Servants of the DarkGal Guardians: Servants of the Dark
Review

Gal Guardians: Servants of the Dark im Test: Zwei Dienstmädchen gegen den Rest der Welt

Von Alex Jung am 16. April 2025. Getestet auf PS5. Zum Spiel hier klicken.

Mit Gal Guardians: Servants of the Dark erwartet uns das nächste Metroidvania aus dem japanischen Entwicklerstudio Inti Creates, bekannt unter anderem für die Gal-Gun-Reihe oder den direkten Vorgänger zu Servants of the Dark, Demon Purge. Doch statt einer simplen Fortsetzung erhalten wir ein komplett neues Paket, bestehend aus einer großen 2D-Spielwelt, frischen Hauptfiguren und neuen Kampffähigkeiten. Wir haben uns mit den wehrhaften Dienstmädchen Kirika und Masha ins Abenteuer gestürzt und klären für euch im Test, was Gal Guardians: Servants of the Dark auf dem Kasten hat.

Wenn die Urlaubsvertretung nicht so ganz funktioniert

So manch einer kennt es bestimmt: Da kehrt man nach ein paar erholsamen Tagen wohlverdientem Urlaub an den Arbeitsplatz zurück und stellt mit Entsetzen fest, dass die Hütte brennt. Der Chef ist unauffindbar, die Belegschaft verschwunden und mysteriöse, grunzende Monster schlurfen auf den Gängen herum. Was sich für einige Arbeitnehmer nach einem ganz normalen Arbeitstag anhört, passiert auch unseren beiden Hauptfiguren Kirika und Masha. Die beiden hochmotivierten Dienstmädchen wurden von ihrer Vorgesetzten Lysa fast schon zwangsweise in den Urlaub geschickt. Natürlich halten es die beiden Arbeitsbienen nicht lange aus, doch als sie verfrüht zum heimatlichen Schloss zurückkehren, trifft sie der Schock.

Denn das durchaus beeindruckende Anwesen Ihres Herren, dem Dämonenfürsten Maxim, steht in Flammen. Sofort machen sich die beiden Damen auf den Weg, um der Sache auf den Grund zu gehen. Gerade rechtzeitig erreichen sie den Thronsaal, um mit anzusehen, wie ihr geliebter Fürst Maxim von seinem Widersacher Lyzenorg in tausend Stücke gesprengt wird. Doch damit nicht genug, werden sie auch noch Zeuge vom Verrat Lysas, welche die ganze Zeit für Lyzenorg aktiv war. Nach einem kurzen, heftigen Kampf, gelingt den Bösewichtern die Flucht. Kirika und Masha bleiben erschüttert zurück.

Immerhin gibt es positive Entwicklungen, denn Maxim stellt sich zumindest als nicht ganz tot heraus. Der auf ihn gewirkte Fluch hat wenigstens seinen Schädel übriggelassen. Somit steht ihnen der Dämonenfürst nun als schwebender Begleiter mit Rat und Tat zur Seite. Seine restlichen Knochen jedoch wurden überall im Dämonenreich verstreut. Somit ist die Aufgabe für Kirika und Masha klar: Maxim wieder zusammenzusetzen sowie Lysa und Lyzenorg zur Rechenschaft zu ziehen. Bewaffnet mit Maschinengewehr und Peitsche machen sich die Mädchen auf in ihr großes Abenteuer.

Knochentrocken

Anhand der Storybeschreibung merkt man schon, dass sich Gal Guardians: Servants of the Dark meist nicht so ernst nimmt. Seien es die überzeichneten Widersacher, die skurrilen Nebenfiguren, der konsternierte Dämonen-Schädel Maxim oder natürlich das Zusammenspiel zwischen der tonangebenden Kirika und der naiv-dummen Masha, wirklich tieftraurig oder hochdramatisch wird der Plot nicht. Das ist freilich kein Manko, denn so bewahrt sich Gal Guardians: Servants of the Dark stets ein schwarzhumoriges Augenzwinkern, das zu unterhalten weiß und die Story trägt.

Die japanischen Dialoge, welche glücklicherweise mit deutschsprachigen Untertiteln aufwarten, werden recht klassisch mit Porträts der jeweils sprachführenden Figur präsentiert, so dass wir stets wissen, wer gerade das Wort führt. Auch wenn wir dem japanischen nicht mächtig sind, so funktioniert die Sprachausgabe einwandfrei und transportiert die Emotionen der Figuren sehr gut. Auf der akustischen Seite kommen zudem viele Musikstücke dazu, die das jeweilige Gebiet gelungen untermalen und somit gut zur Atmosphäre beitragen.

Nah- und Fernkämpfer

Den Part der Hauptfigur teilen sich Kirika und Masha. Während die treudoofe Masha im Nahkampf gekonnt ihre Peitsche schwingt, setzt Kirika auf eine praktische UZI, mit der sich auch Ziele in einiger Entfernung bekämpfen lassen, sofern sie sich auf der gleichen Ebene befinden. Was man eben so als Dienstmädchen dabei hat, möchte man bei dieser Waffenauswahl meinen. Ergänzt wird die Schlagkraft der beiden aber noch durch zusätzliche Waffen, die sich aufsammeln lassen. So teilt ein mächtiges Schwert Gegner eindrucksvoll in zwei Hälften, während Wurfdolche schräg nach oben feuern und damit gegen fliegende Feinde einen Vorteil bringen. Und Granaten dürfen dabei natürlich ebenso nicht fehlen.

In Summe ergänzen sich die beiden Kampfarten von Kirika und Masha sehr gut. Während manche Abschnitte eher den Nahkampf erfordern, haben wir in anderen Bereichen ganz klar einen Vorteil, wenn wir auf die Projektile setzen. Deutlich kritischer sind jedoch die zusätzlichen Waffen zu sehen. Ja, sie geben uns einiges an Schlagkraft, doch sie kommen an sich in einer zu großen Häufigkeit vor. Schnell müllen wir also unser Inventar mit Klingen, Messern oder für uns kämpfenden Spinnen zu, die wir aber gar nicht mehr groß verwenden beziehungsweise austauschen. Auch steigt die Wertigkeit dieser gefundenen Objekte nicht, so dass sich keine befriedigende Loot-Spirale aufbaut.

Abhilfe hätte beispielsweise die Option gegeben, dass sich die sekundären Items mit der Zeit abnutzen und ersetzt werden müssen. Oder aber man könnte sie irgendwo für einen Obolus verkaufen, diese Option fehlt leider ebenfalls. Hier lässt Gal Guardians: Servants of the Dark einiges an Potenzial liegen. Es etabliert ein Loot-System, welches man aber eigentlich kaum benötigt. Ein weiteres Manko ist die grundsätzliche Steuerung der Figuren. Diese geht in Summe direkt von der Hand und ermöglicht nach etwas Eingewöhnungszeit weitestgehend präzise Sprünge und Angriffe. Haben wir jedoch einen Angriff gestartet, feuern beispielsweise mit der UZI in Dauerfeuer oder zünden eine Kombo mit der Peitsche, so können wir die Richtung währenddessen nicht mehr ändern. Gerade bei flinken Gegnern, die unvermittelt hinter uns auftauchen, geraten wir so mehr als einmal in die Bredouille.

Zwei gegen das Böse

Im Spiel dürfen wir jederzeit auf Knopfdruck zwischen den beiden Dienstmädchen wechseln, wobei beide über eigene Lebensenergiebalken verfügen. Ist ein Charakter nah am Ende, lohnt sich also der Wechsel. Bei zwei Hauptfiguren bietet sich ein Koop-Modus förmlich an. Zum Glück ist ein solcher in Gal Guardians: Servants of the Dark enthalten. Vor jedem Laden eines Spielstandes können wir frei wählen, ob wir mit einem oder zwei Spielern in die Schlacht ziehen wollen. Sind wir zu zweit unterwegs, ergänzen sich die beiden Kämpferinnen weitestgehend optimal. Während Masha sich in vorderster Front auf die Feinde stürzt, agiert Kirika aus dem Hintergrund. Natürlich leidet die Übersichtlichkeit, doch dafür bietet das gemeinsame Zocken Vorteile. So können wir die beiden Charaktere aufeinander stapeln, um beispielsweise höher gelegene Plattformen zu erreichen.

Richtig gut ist auch die Option, dass eines der Dienstmädchen sich jederzeit in eine Fledermaus verwandeln kann. Zwar haben wir dann keine Kontrolle mehr, dafür werden anspruchsvolle und fummelige Sprungpassagen deutlich einfacher, wenn man sich nicht mehr gegenseitig im Weg herumsteht. Geht eine der Figuren zu Boden, so ist glücklicherweise noch nicht Game Over. Der überlebende Charakter kann mit einer witzigen Animation eine Wiederbelebung an Ort und Stelle durchführen, in der die Seele quasi wieder in den Körper hineingestopft wird. Erst, wenn beide Dienstmädchen KO gehen, ist der aktuelle Run beendet. Wir finden uns dann beim letzten Checkpoint wieder, was teilweise aber leidige Laufwege mit sich bringt.

Klassische 2D-Erfahrung

Gal Guardians: Servants of the Dark ist ein 2D-Spiel in Reinform. Wir erfreuen uns dabei an einem richtig gelungenen Pixel-Look, sowohl der Charaktere als auch der Umgebung, während wir anfangs das Schloss und später weitere, genretypische Gebiete wie einen Wald oder eine Wüste durchstreifen. Das Spielgeschehen läuft dabei stets als Sidescroller ab, wobei immer wieder Levelübergänge in andere Gebiete eingestreut werden, sei es durch Tore oder Höhlen. In den meisten Fällen gelingt dieser Übergang sehr gut.

Dies gilt allerdings nicht für Sprünge nach oben. Springen wir nach oben aus dem Bild, so wird der nächste Abschnitt darüber geladen. Gerade wenn wir zu zweit unterwegs sind, kann es jedoch passieren, dass eine unserer Figuren so unglücklich gespawnt wird, dass sie direkt wieder nach unten fällt. Durchaus nervige Abschnitte, in denen das Bild mehrfach hin und her wechselt, sind die Folge und stören ganz klar den Spielfluss. In Summe funktionieren die Geschicklichkeitspassagen aber ordentlich, auch wenn die Steuerung leicht träge daherkommt und ein klein wenig Eingewöhnung erfordert.

Um in der Spielwelt nicht komplett verloren zu gehen, steht uns jederzeit eine praktische Umgebungskarte zur Verfügung, die die Levelabschnitte in Rechtecke einteilt. Pfeile und offene Passagen an den Rahmen zeigen uns an, in welchen Bereichen wir einen weiteren Pfad bisher noch nicht offengelegt haben oder wohin Tore und Höhlen führen. Ein nettes Detail ist, dass die aufrufende Spielfigur direkt eine Karte zückt.

Die Krux mit der Erkundung

Ansonsten erwarten uns sehr klassische Sprungpassagen, Schalterrätsel, optionale Schatztruhen und natürlich jede Menge Gegner, die wieder auftauchen, sobald wir in einen gerade passierten Abschnitt zurückkehren. An sich wäre dies kein Problem, wären hier nicht die Laufwege durch bereits besuchte Gebiete grundsätzlich zu lange. Zwar finden sich in größeren Abständen Tische, an denen wir einen Tee trinken, speichern und zum Schloss zurückkehren können, jedoch fehlt die Option, danach wieder direkt an den Ausgangspunkt zu gelangen. Wir müssen also wieder vom Schloss aus den weiten Weg auf uns nehmen, inklusive aller bisher besiegten Gegner und Hindernisse.

Ein rudimentäres Schnellreisesystem schalten wir nach einer gewissen Wegstrecke frei. Hierbei bringt uns die geschäftige Karon mit ihrem Boot zu bestimmten Anlegestellen. Leider liegen diese teils extrem weit auseinander und in den seltensten Fällen dort, wo sie sinnvoll wären, etwa zu Beginn eines neuen Gebiets. Ein für die Schnellreise benötigter Obolus in Form von Ingame-Währung trägt das übrige zur sperrigen Handhabung bei. Gerade ungeübte Spieler erreichen ihr Zielgebiet aufgrund der langen Laufwege meist bereits angeschlagen, was für Frustmomente sorgen kann.

Zwar stehen uns insgesamt drei unterschiedliche Schwierigkeitsgrade zur Verfügung, ein Zuckerschlecken ist Gal Guardians: Servants of the Dark aber auch in der leichtesten Variante nicht. Dies liegt vor allem daran, dass einige Spielmechaniken sehr unzureichend funktionieren. Prinzipiell gibt es Heil-Items in Form von Herzen, die die Gegner fallen lassen. Ergänzend erhalten wir Heiltränke, zudem kann uns Maxim, unser untoter Begleiter, einen Gesundheitsschub verschaffen. Die Heilung klappt in den meisten Fällen unverständlicherweise quasi gar nicht. Meist werden Lebenspunkte nur bis zum nächsten 100er-Sprung aufgefüllt, manchmal einfach überhaupt nicht. Ebenso funktioniert die Heilfähigkeit von Maxim, vom Spiel noch groß angekündigt, genauso selten und es bleibt unklar, wieso. Ein wenig mehr Transparenz in den Spielmechaniken wäre absolut wünschenswert gewesen.

Like a Boss

Überzeugen kann das Spiel wiederum bei seinen zahlreichen Bossgegnern, die allesamt sehr eindrucksvoll gestaltet sind und uns vor Herausforderungen stellen. Glücklicherweise tauchen diese nicht erneut auf, wenn sie einmal besiegt wurden, sofern wir das Gebiet erneut betreten. Es sei allerdings klar gesagt, dass der Schwierigkeitsgrad hier durchaus anzieht, je weiter wir im Spiel vorstoßen. Manche Bossgegner verkommen so schon recht bald zu einer Geduldsprobe, was im Genre natürlich irgendwo üblich ist.

Überall in der Spielwelt verstreut finden wir Maxims Knochen sowie die Seelen getöteter Bediensteter aus dem Schloss. Während wir mit dem Gerippe Kirikas und Mashas Level steigern und sie somit sowohl stärker als auch ausdauernder machen, ermöglichen uns die Seelen weitere Optionen im Schloss. Die Wiederbelebung von Angestellten erweist sich als mehr oder weniger nützlich. So können wir bei der mysteriösen Sophis unseren Schwierigkeitsgrad ändern, was jedoch jederzeit vor dem erneuten Laden des Spiels möglich ist.

Bei Koch Orlan wiederum bekommen wir Heiltränke, die uns im Spielverlauf definitiv helfen. Als dritte Person erhalten wir einen Goblin, der einfach nur anwesend ist, um typische Goblin-Klischees zu bestätigen. Das System ist motivierend, zeigt aber noch Luft nach oben. Einen Dämpfer erhält dieses System zusätzlich dadurch, dass die Laufwege im Schloss einfach zu lang sind. Zwischen dem Thronsaal, wo wir die Knochen zurückbringen, und dem Bereich der Bediensteten erwarten uns diverse Treppen und mehrere Eingänge, die wir jedes Mal aufs Neue passieren müssen. Die Wege kennt man zwar irgendwann auswendig, aber dies hätte man sicherlich etwas eleganter und vor allem komprimierter gestalten können.

Fazit

Im Test punktet Gal Guardians: Servants of the Dark zunächst einmal mit seiner Geschichte, welche sich nicht zu ernst nimmt. Der stimmungsvolle Pixellook löst angenehme Retro-Vibes aus, zudem motiviert grundsätzlich das Freischaltsystem rund um die Knochen und die Seelen der Bediensteten. Einen besonderen Twist erhält das Spiel durch die beiden unterschiedlichen Kampfstile der Hauptfiguren, die sowohl Nah- als auch Fernkämpfer zufriedenstellen. Besonders im Koop-Modus kann Gal Guardians: Servants of the Dark durchaus für Spaß sorgen. Optionen wie die Wiederbelebung eines Charakters und die Möglichkeit, kurzfristig von zwei auf einen Spieler zu wechseln, ergänzen das Spielgefühl sinnvoll.

Leider stellen sich die Dienstmädchen aber selbst ein Bein. Lange Laufwege in Kombination mit dem unzureichenden Schnellreisesystem trüben die Motivation ebenso wie die teils unklaren Auswirkungen von Items, gerade wenn es um die Heilung geht. Ein zugemülltes und nicht fertig gedachtes Inventar- und Zweitwaffensystem sind ebenso zu nennen. Für Metroidvania-Fans bietet Gal Guardians: Servants of the Dark gerade im Koop-Modus einiges an Spielspaß, komplett rund läuft das Konzept aber leider nicht. Hier gibt es sicherlich bessere Alternativen auf dem Markt.

Pro:
  • Interessante Geschichte, die sich selbst nicht so ernst nimmt
  • Schöner Pixel-Grafikstil
  • Zwei unterschiedliche Hauptfiguren
  • Untertitel komplett lokalisiert
  • Zusätzliche Waffenslots
  • Grundsätzlich motivierendes Freischaltsystem im Schloss
  • Wiederbelebung reduziert Frustgefahr
  • Hilfreiche Umgebungskarte
  • Koop-Modus
Contra:
  • Option, Sprungpassagen im Koop-Modus auch einzeln zu bestehen
  • Zahlreiche Bossgegner
  • Teils lange Laufwege aufgrund unzureichendem Schnellreisesystem
  • Spielmechaniken funktionieren nicht reibungslos
  • Inventar sehr schnell zugemüllt, ohne Option zum Verkauf
  • Wirkung von aufnehmbaren Items teils unklar
  • Steuerung manchmal etwas träge
Story:
3 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Gameplay:
2 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Grafik:
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Sound:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Atmosphäre:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Unsere Wertung: 7.0 / 10
Spiel getestet auf: PS5
Alex Jung

Alex Jung

Seit dem ersten Gameboy begeisterter Konsolenzocker. Neben Rennspielen, Action-Adventures und JRPGs sind auch Indie-Perlen gerne im Laufwerk gesehen. Zu den Lieblingsspielen gehören GTA Vice City, Metal Gear Solid, Overboard, Ys VIII, die Uncharted- und Forza-Horizon-Reihe sowie Gran Turismo 7.

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