Ghost Of Tsushima Director's Cut im Test: Was kann die Neuauflage?
Etwas über ein Jahr ist Ghost Of Tsushima nun alt und nach einem PlayStation 5 Update erscheint nun ein Director’s Cut, der neben einem großen neuen Areal samt Aufgaben und Story-Missionen auch einige interessante Features mit an Bord hat. Für erfahrene Ghost Of Tsushima Spieler gibt es die Möglichkeit, den DLC einzeln für 30 Euro zu kaufen, Neulinge dürfen zum Vollpreis das Grundspiel samt neuem Content erstehen. Für wen also ist der Director’s Cut interessant und wie spielt sich das neue Material?
Kampf den Mongolen
Ghost Of Tsushima ist ein Third-Person-Action-Adventure, in dem der Spieler in die Haut des Samurai Jin Sakai schlüpft, um in Japan im Jahre 1274 sich der Mongoleninvasion zu stellen. Es gilt Tsushima vor der Unterdrückung der mongolischen Armee zu befreien und Mitstreiter für den Kampf gegen General Khotun Khan zu rekrutieren.
Der Director’s Cut spielt nach den Ereignissen des Hauptspiels und erzählt eine Geschichte, die an die Handlung des Grundspiels unmittelbar anknüpft. Das neue Gebiet führt den Spieler durch die Landschaften einer Insel, die in mongolischer Hand ist. Es gilt sowohl den Mongolen als auch dem mysteriösen und auf Iki ansässigen Adler Stamm die Stirn zu bieten und den Mördern des eigenen Vaters auf die Schliche zu kommen. Erzählt wird ein Großteil der Geschichte durch clever ins Spiel eingewobene Rückblenden, die geisterhaft in der Umgebung auftauchen.
Dabei kommt die neue Story auf gute fünf bis sechs Stunden Spielzeit.
Was ist neu im DLC?
Der Ghost Of Tsushima Director’s Cut enthält sowohl das bereits bekannte Grundspiel als auch die Insel Iki Erweiterung. Hier wird dem Spieler ein komplett neues Gebiet samt neuer Story geboten.
Für einen DLC ergibt sich durch die Insel Iki, die etwa einem Drittel des Hauptspieles, sowohl geografisch als auch von der Spielzeit her, entspricht eine ordentliche Erweiterung. Neben neuen Story Missionen, Sammelaufgaben und Entdeckungen gibt es auch neue Gegnertypen, neue Rüst-Sets und Collectibles zu entdecken. Wer sich dann immer noch nicht satt gezockt hat, der wird sich an den neuen Koop-Missionen erfreuen können.
Ghost Of Tsushima: Legends heißt der Koop-Modus, in dem der Spieler aus vier verschiedenen Klassen mit unterschiedlichen Attributen wählen kann. So darf mit bis zu drei weiteren Freunden als Samurai, Jäger, Ronin oder Assassine ein Abenteuer nach dem anderen bestritten werden.
Hier handelt es sich allerdings um spezielle Koop-Missionen. Das Hauptspiel darf man nur im Singleplayer-Modus bestreiten. Wer Legends genießen will, aber im Freundeskreis keine Mitstreiter motivieren kann, darf über die Online-Suche mit Spielern und Spielerinnen aus der ganzen Welt in die Schlacht ziehen. So richtig wollen diese Multiplayer Missionen aber nicht das Niveau des Hauptspiels erreichen.
Eine nette Dreingabe ist das digitale Mini-Artbook, das schöne Artworks rund um die Welt in Tsushima enthält. Zudem erhalten Interessierte eine Art Featurette, die das Team hinter dem Spiel zusammen mit einem japanischen Historiker zeigt, wie sie gemeinsam die Hintergründe der virtuellen Welt beleuchten.
Um das Spiel auf den neuesten Stand der Technik zu hieven, bieten sich mit dem Director’s Cut auch einige Neuerungen, die ausschließlich PS5 Besitzern zugutekommen. Neben dynamischer 4K Auflösung und 60 Bildern pro Sekunde setzt das Spiel nun auch auf 3-D Audio. Die adaptiven Trigger des PS5 Controllers werden nun ebenso eingebunden.
Wer sich bereits durch das Grundspiel gekämpft hat und nur die neuen Missionen und Minispiele auf der Insel Iki erleben möchte, bekommt im Startmenü die Möglichkeit den Fortschritt seiner PS4 Version mit in den Director’s Cut zu übernehmen.
Technisches Upgrade
Der Director‘s Cut von Ghost Of Tsushima wird vor allem PS5 Besitzern großen Spaß machen, denn neben einer Grafik, die sich auch ein Jahr nach Release noch immer zu den aktuellen Highlights zählen darf, bietet das Spiel nun auch die schön eingesetzten Effekte auf dem neuen PS5 Controller. Präzise Rumble Effekte simulieren verschiedene Untergründe, über die man reitet und auch das Feedback der Trigger-Tasten, zum Beispiel beim Spannen des Bogens, sind gut eingesetzt und sorgen für eine kleine Prise mehr Immersion.
War der Weitblick und die lebendige Welt des Spiels schon auf der Ur-Version eine echte Augenweide, so hat sich für den Director’s Cut noch mal einiges getan. Vor allem die Lichteffekte fallen positiv auf und auch die Insel Iki ist so schön und grafisch beeindruckend, wie der Rest des Spiels.
Dabei fällt immer wieder auf, mit wie viel Liebe zum Detail hier die Welten gestaltet wurden und Ghost Of Tsushima schafft es auch im DLC den Spieler vollkommen mit der Welt verschmelzen zu lassen. Ein absolutes Highlight sind noch immer die ganzen kleinen Entdeckungen, die so organisch in das Spiel eingebaut wurden, das man sich daran gar nicht sattsehen kann.
Immersion wird großgeschrieben
Auch soundtechnisch gibt es kaum etwas zu meckern. Die Umgebungsgeräusche untermauern die Welt der Insel Iki perfekt und lassen den Spieler vollkommen abtauchen im virtuellen Geschehen.
Der Soundtrack ist ergreifend und filmreif. Wirklich beeindruckend, was hier auf die Beine gestellt wurde. Eine nette Sache also, dass der Soundtrack digital beiliegt und man sich daran auch außerhalb des Spieles erfreuen kann.
Viele Open World Spiele kränkeln stark an langweiligen, sich wiederholenden Aufgaben und einer uninteressanten Welt, die man nur widerwillig erkunden mag. Hier schafft der Ghost Of Tsushima Director’s Cut, was viele andere Genrevertreter nicht schaffen: man möchte jede Ecke der virtuellen Welt kennenlernen. Dabei ist besonders das neue Areal des DLCs einige Erkundungstouren wert, denn hier verstecken sich die schönsten und beeindruckendsten Orte im ganzen Spiel.
Immer wieder faszinierend ist dabei, auf welch natürlich wirkende Weise das Spiel selbst Hinweise auf interessante Orte gibt. Sei es der leitende Wind als Wegweiser oder die vielen goldenen Vögel, denen es zu folgen lohnt – alle Geheimnisse der Insel können mit geschultem Auge entdeckt werden und das ohne Textblöcke oder andere Dinge, die aus dem Geschehen reißen würden.
Immersion wird in Ghost Of Tsushima eben großgeschrieben und hier liegt eine der größten Stärken des Spiels. Auch im Director’s Cut verliert man sich wieder in kleinen Nebenaufgaben, wie dem Schreiben von Haikus zu bestimmten Themen.
Ein rundum gelungenes Spielgefühl
Aber nicht nur die Spielwelt ist unglaublich schön in Szene gesetzt, auch die Geschichte selbst lebt, atmet und könnte kaum besser inszeniert sein. Einige Charaktere mögen flach wirken und hier und da scheinen Missionen nur Vorwände zu finden, um von einem Kampfgeschehen zum nächsten überzuleiten, aber gerade die Hauptmissionen sind packend erzählt und inszeniert. Das reicht von spannenden Handlungsbögen zu mitreißenden Cutscenes hin zu einer beeindruckenden musikalischen Kulisse.
Das Kampfsystem bleibt auch über die massive Playtime interessant und wird im Director’s Cut durch ein paar Gegnertypen, die ein neues Vorgehen erfordern, auch über das Hauptspiel hinaus frisch gehalten. Hier kommt auch nach etlichen Spielstunden keine Langeweile auf. Selbst wenn alle Skilltrees gefüllt und alle nützlichen Kampfutensilien gefunden sind, kann man sich an den Kämpfen nicht satt spielen.
Ein sehr nettes Gimmick ist die Kampfarena gegen Anfang des DLCs. Hier kann man sich gegen einige Kämpferinnen und Kämpfer beweisen und muss Treffer landen, bevor diese es tun. Motivierende und spaßige Minispiele gibt es zuhauf, was immer wieder für Auflockerung zwischen den Missionen sorgt.
Fazit
Für alle Action Fans, die Ghost Of Tsushima noch nicht gespielt haben, ist der Director’s Cut die perfekte Gelegenheit, dies nachzuholen und sich an verbesserter Grafik und weiteren PS5 Features zu erfreuen.
Wer bereits das Hauptspiel sein Eigen nennt, sollte sich mit dem Upgrade vor allem den neuen Koop-Missionen und der Insel Iki widmen, denn beides bietet genug Anreiz für den Kauf und so lohnt sich definitiv die Anschaffung. Mit dem neuen Gebiet bekommt der Spieler hier massig Content und darf ein weiteres Mal in der Welt von Ghost Of Tsushima versinken.
So bleibt nur zu sagen, dass der Director’s Cut ein rundum gelungenes Spiel noch einmal veredelt und mit neuem Content erneut an den Bildschirm fesselt. Diese beeindruckende Welt mit all ihren kleinen Aufgaben und der großen und mitreißenden Story wird noch einige Jahre zu den besten Spielen gehören, die es auf dem Markt gibt.
- Organische und sehr atmosphärische Open World
- Toller Umfang des DLCs
- Spannendes Setting
- Einige Sidequests sehr repetitiv
- Koop-Missionen leider nicht auf Niveau des Hauptspiels
Leidenschaftlicher Zocker, der irgendwo zwischen Shootern, Plattformern, Action-Adventures und arcadigen Sportspielen zuhause ist. Zu den Lieblingsreihen gehören Resident Evil, The Last Of Us, Call Of Duty und GTA.