

Gradius Origins im Test: Mit der Retro-Rakete in den Weltraum
Mit Gradius Origins kehren die glorreichen Arcade-Spiele der 80er und 90er Jahre auf die heimischen Bildschirme zurück. Entwickler M2 und Publisher Konami präsentieren den Spielern hierbei eine umfangreiche Collection, die insgesamt sechs verschiedene Teile der beliebten 2D-Shoot-'em-up-Reihe in einem Bundle zusammenfasst. Doch damit nicht genug, erwarten uns zudem einige regional unterschiedliche Versionen und ein ausführliches Nachschlagewerk mit zahlreichen Konzeptzeichnungen. Da viele der damaligen Spiele gar nicht erst den Weg zu uns in den Westen gefunden haben, ist Gradius Origins auf jeden Fall einen Blick wert. Deswegen haben wir eine kleine Zeitreise unternommen, uns in die Pilotenkanzel des superdimensionalen Jägers Vic Viper gesetzt und klären für euch im Test, was die Collection so auf dem Kasten hat. Volle Schubkraft!
Ein umfangreiches Paket
Begeben wir uns zurück ins Jahr 1985. Konami, seit Beginn der 1980er im Videospielsektor aktiv, erschafft wie am Fließband einen späteren Klassiker nach dem anderen. Neben der Metal Gear-, Contra- oder Castlevania-Reihe erblickt auch das Sidescroller-Ballerspiel Gradius das Licht der Videospielwelt und flimmert schon bald durch die Arcades und über die NES dieser Welt. Diverse Nachfolger erscheinen über die Jahrzehnte, ohne das grundsätzliche Gameplay anzugreifen.
40 Jahre später sind Gradius und viele seiner Nachfolger oftmals Teil diverser Classic-Compilations. Die bisher sicherlich umfangreichste Collection stellt nun Gradius Origins dar, welches insgesamt sechs Ableger in sich vereint und ein Spektrum vom ersten Teil 1985 bis zum letzten Teil 2025 abdeckt. Moment, 2025? Richtig gelesen, denn die Entwickler von M2 haben nicht nur ein umfangreiches Paket geschnürt, sondern sogar einen komplett neuen Teil programmiert, welcher die Essenz der alten Teile inklusive der Pixel-Optik gekonnt einfängt und sich somit als eine würdige Hommage an die Reihe präsentiert.
Zur Auswahl stehen uns neben dem Ur-Gradius noch weitere Ableger von 1986 bis 1996. Neben Gradius 2: Gofer No Yabou und Gradius 3 befinden sich außerdem drei Salamander-Teile im Portfolio, wobei Salamander 3 das neu veröffentliche Spiel darstellt. Und um das Namenswirrwarr zu vervollständigen, steht Salamander 1 sogar noch in der als Life Force betitelten Version zur Verfügung. Ja, die Veröffentlichungsgeschichte der Gradius-Reihe ist nicht gerade arm an Namensänderungen, doch glücklicherweise bietet Gradius Origins genügend Erklärung, um nicht völlig den Überblick zu verlieren.
Regionale Produkte
Fast alle der genannten Titel sind nochmals in unterschiedliche Versionen aufgeteilt. So bietet das erste Gradius etwa insgesamt fünf verschiedene Varianten, unterteilt in frühe oder späte japanische Versionen, die je nach Entwicklungsstand leicht verändert daherkommen. Auch die in der EU oder Nordamerika veröffentlichten Teile fanden ihren Weg ins Spiel, so dass wir von Salamander beispielsweise die ultra-schwere Version des US-Marktes spielen können.
Gerade unter dem popkulturellen Aspekt ist die Veröffentlichung dieser unterschiedlichen Varianten sicherlich ein Gewinn für die Collection, zumal viele der Spiele damals erst gar nicht den Weg zu uns in die westlichen Gefilde fanden. Mit Gradius Origins erhalten wir ein umfangreiches Werk, das uns immer kurz ausführt, was der genaue Unterschied der einzelnen Varianten ist. Völlig verschiedene Spiele sollte man hierbei aber nicht erwarten, da die Anpassungen meist nur im Detail erfolgten.
Ergänzt wird die Sammlung durch einige Zusatzfunktionen, über die wir beispielsweise die Soundtracks aufrufen können oder Konzeptzeichnungen, Spielhüllen oder Werbematerial gezeigt bekommen. Daneben befindet sich ein Verzeichnis über die einzelnen Gegner im Spiel, so dass der geneigte Fan einiges an Nachschlagematerial zum Stöbern vorgesetzt bekommt. Beim jeweiligen Spielstart erwartet uns ein altmodischer Boot-Bildschirm, der uns direkt in die damalige Zeit zurückversetzt, als man von SSDs, 4k-Auflösung und Downloadgrößen jenseits der 100 GB nur träumen konnte.
Sämtliche Spiele werden in einem Rahmen in 4:3 präsentiert. Die Bildschirmränder bleiben allerdings nicht schwarz, sondern werden mit nützlichen Informationen bestückt und schön illustriert, was ein wenig an ein Raumjäger-Cockpit erinnert. Eine Vollbild-Funktion fehlt jedoch leider, hier müssen wir definitiv mit dem kleineren Bildschirmausschnitt Vorlieb nehmen.
Destroy them all!
Das Grundprinzip der Gradius-Reihe ist schnell erklärt, denn mit einem großartigen Story-Modus oder sonstigem Schnickschnack hält sich kein Teil lange auf. Dies reibt uns bereits die Sprachausgabe zu Spielbeginn unter die Nase, die mit der unmissverständlichen Aufforderung „Destroy them all!“ beginnt. Grundsätzlich gilt es an Bord von Vic Viper, einem waffenstarrenden Raumgleiter, in einem 2D-Shoot 'em up von den Bildschirmrändern kommende Gegner über den Haufen zu ballern. Da diese nicht nur ausschließlich Kanonenfutter sind, sondern teils zurückschießen, entsteht so recht schnell Chaos auf dem Bildschirm, bei dem geschicktes Ausweichen genauso wichtig ist wie schießen.
Auch wenn die Spiele grundsätzlich recht kurz ausfallen, sind sie alles andere als leicht. Punktgenaues Fliegen, gerade in engeren Innenräumen, ist absolute Pflicht, um ansatzweise eine Chance zu haben. Und die zahlreichen Bossgegner stellen ordentliche Kugelschwämme dar, die einige Treffer aushalten, bevor sie das Zeitliche segnen. Für jeden Abschuss erhalten wir Punkte, wodurch wir zum Spielende unseren Highscore angezeigt bekommen. Die Steuerung funktioniert dabei sehr eingängig, denn viel mehr als Richtungswechsel oder Dauerfeuer gilt es eigentlich nicht zu beachten. Doch schon damit hat man alle Hände voll zu tun, um in den Spielen voranzukommen. Ein paar Power-ups wie Raketen oder automatische Schilde helfen uns dann noch zusätzlich, den Gegneransturm zu überleben.
Auf Seiten der Feinde stellen wir recht schnell eine Besonderheit fest. Während uns in den Gradius-Spielen typische Standardkost in Form von kleinen Jägern, Geschütztürmen oder Großraumschiffen erwarten, gingen die Salamander-Ableger hier einen etwas anderen Weg. Die Gegner und Umgebungen präsentieren sich deutlich organischer, so dass wir die ganze Zeit das Gefühl haben, gegen einen riesigen, feindseligen Organismus zu kämpfen. Wenn über und unter uns riesige, blutige Zähne aus den Wänden schießen, während wir Würmer über den Haufen ballern oder Geschwüren ausweichen, dann entbehrt dies auch nach all der Zeit nicht einem gewissen Ekelfaktor.
Ein wenig Hilfe kann nicht schaden
Zwar sind alle Spiele dank ihrer zeitlosen Pixel-Optik soweit gut gealtert, doch blieb der Zahn der Zeit nicht ganz untätig, was gerade beim Gamedesign zu erwähnen ist. Wie gesagt sind alle Gradius-Teile kein Zuckerschlecken. Für ungeübte Spieler ist oftmals bereits nach wenigen Metern der erste Bildschirmtod fällig, besonders wenn es gegen die zahlreichen Bossgegner geht. Auch hilft die automatische Kameraführung mit ein paar sprunghaften Wechseln nicht so ganz, die volle Kontrolle zu behalten. Darauf kann man sich freilich nach ein paar Versuchen einstellen.
Um trotzdem möglichst viele Spieler abzuholen, bietet Gradius Origins eine ganze Menge an Hilfsoptionen, die so gerne in anderen Classic-Collections eingebaut werden könnten. Hier wären zunächst die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade zu nennen. Sämtliche Teile (mit Ausnahme von Salamander 3, dazu später mehr) können wir im Original-Modus angehen. Es gibt aber auch einen einfacheren Schwierigkeitsgrad, über den wir mehr Leben zur Verfügung haben und die Gegner, gerade im Bossbereich, deutlich weniger Schaden aushalten.
Für alle, die einfach nur eine entspannte Runde machen möchten oder die früher nie das Ende der Spiele erreichen konnten, steht zudem ein Unverwundbarkeitsmodus zur Verfügung. Zwar können wir dadurch keine Erfolge einfahren, dafür haben wir absolut gar keinen Stress beim Spielen. Denn egal ob Feindbeschuss oder Hindernis, nichts kann uns verletzen. Auf die Art werden selbst die kniffligsten Passagen zu einem Genuss, und man erfreut sich an den kreativen Settings und Gegner-Designs. Doch damit nicht genug, dürfen wir innerhalb eines Spiels jederzeit frei speichern und sogar ein paar Sekunden zurückspulen, um ärgerliche Tode ungeschehen zu machen. Und zu guter Letzt hält das Insert-Coin-System der Spielhallen seinen Einzug, denn per Tastendruck können wir virtuelle Münzen nachschieben und damit nach dem Game Over ein Continue auslösen. Somit stehen uns letztlich unbegrenzt viele Versuche zur Verfügung.
Gradius Origins bietet also eine ganze Menge an sinnvollen Komfort-Funktionen, damit auch wirklich jeder Spielertyp die Collection genießen kann. Leider hat man dies jedoch bei Salamander 3, dem neuen Teil, nicht ganz berücksichtigt. Für diesen gibt es tatsächlich nur den Original-Modus, der in bester Serientradition ähnlich knifflig wie die alten Teile ausfällt und uns somit ordentlich ins Schwitzen bringt. Hier wäre in letzter Konsequenz zumindest ein einfacher Modus eine schöne Ergänzung gewesen.
Mit dem Zweiten ballert man besser
Als i-Tüpfelchen von Gradius Origins sei noch die fast lückenlose Implementierung des Zwei-Spieler-Modus genannt. Beim ersten Gradius müssen wir zwar noch damit Vorlieb nehmen, nacheinander auf Highscore-Jagd zu gehen, doch bereits ab Salamander, dem zweiten Teil der Reihe, steht uns ein Koop-Modus zur Verfügung. Hierbei befinden sich beide Spielerraumschiffe auf dem gleichen Bildschirm, wodurch die Ballerpassagen zwar insgesamt etwas leichter werden, dafür aber natürlich wiederum die Übersicht leidet. Gerade wenn man einige Power-Ups aufgenommen hat, entsteht schnell ein wahres Inferno auf dem Screen.
Wie gut, dass die Spielerschiffe nicht kollidieren können und auch Friendly Fire kein Thema ist. Da zudem beide Spieler unabhängig voneinander Coins nachschieben können, kann man das Spiel bequem alleine weiterverfolgen, selbst wenn der Partner irgendwann aussteigen sollte. Weiterhin besteht die Möglichkeit, unsere Highscores mit Online-Bestenlisten zu vergleichen.
Fazit
Konami liefert mit Gradius Origins eine rundum gelungene Collection ab, die sechs Teile der Reihe unter einem Dach vereint. Mit der Implementierung regional unterschiedlicher Versionen geht man ein Stück weit die Extra-Meile, um ein rundes Gesamtpaket zu schnüren. Das Stöbern durch die verschiedenen Ausführungen macht Spaß und zeigt auf, welche Entwicklungsgeschichte hinter einzelnen Teilen steht. Und mit Salamander 3 liefert man sogar noch einen waschechten neuen Teil, der sich klar als Hommage an die Seriengeschichte versteht.
Besonders hervorzuheben sind die tollen Komfort-Funktionen. Durch die Insert-Coin-Mechanik klassischer Arcades hat man beispielsweise nahezu unbegrenzte Versuche, sollte man bei den zugegebenermaßen durchaus schweren Spielen mal nicht weiterkommen. Zusätzlich sind der einfache Modus und die Unverwundbarkeit echte Hilfsmittel, um die Spiele deutlich entspannter genießen zu können. Als i-Tüpfelchen stehen zudem noch freies Speichern und eine kleine Rückspulfunktion zur Verfügung. Leider verfügt Salamander 3 aber nur über einen Originalmodus, so dass wir spätestens hier auf unseren Skill angewiesen sind. In Summe empfand ich Gradius Origins als tolle Collection und eine spannende Zeitreise in die Seriengeschichte, die sich als das, was sie ist, letztlich keine große Schwäche leistet.
- Sechs verschiedene Teile
- Zig regional unterschiedliche Varianten
- Mit Salamander 3 ein völlig neu programmierter Hauptteil
- Umfangreiche Komfort-Funktionen für die alten Teile
- Freies Speichern und Rückspulfunktion
- Einfacher Modus sowie Unverwundbarkeit möglich
- Fast durchgängig Zwei-Spieler-Modus
- Umfangreiches Zusatzmaterial in Form von Artworks etc.
- Tolles Retro-Feeling beim Spielstart
- Keine Vollbild-Option
- Keine Komfortfunktionen beim neusten Teil


Seit dem ersten Gameboy begeisterter Konsolenzocker. Neben Rennspielen, Action-Adventures und JRPGs sind auch Indie-Perlen gerne im Laufwerk gesehen. Zu den Lieblingsspielen gehören GTA Vice City, Metal Gear Solid, Overboard, Ys VIII, die Uncharted- und Forza-Horizon-Reihe sowie Gran Turismo 7.