Helldivers 2 im Test: Na, wie schmeckt uns die Demokratie?

Mit dem Top-Down-Shooter-Vorgänger hat Helldivers 2 spielerisch nicht mehr viel gemein. Mit Teil 2 richtet sich die Reihe neu aus und versucht sich als Third-Person-Koop-Shooter mit einer starken Prise Humor. Ob die Rechnung aufgeht, erfahrt ihr in unserem Test.

Das Universum demokratisiert sich nicht von alleine

Helldivers 2 spielt etwa 100 Jahre nach den Ereignissen des ersten Teils, der 2015 veröffentlicht wurde. In einer Zukunft, in der die Heimat des Spielers, die Über-Erde, erneut von erbarmungslosen Killerkäfern, den sogenannten Terminiden, sowie einer Armee tödlicher Roboterwesen bedroht wird. Um die Gefahr von der Heimat fernzuhalten und zurückzudrängen, werden die Helldiver, in deren Rolle der Spieler schlüpft, auf die Planeten entsandt, die bereits unter der Herrschaft der Feinde stehen. Dabei spielt die "Story" des Shooters eigentlich keine große Rolle – Helldivers 2 konzentriert sich primär auf das Gameplay. Eine voranschreitende Geschichte oder erzählende Zwischensequenzen gibt es also nicht.

Wo Story fehlt, springt Humor in die Lücke. Das funktioniert überraschend gut und erinnert vor allem an den Film Starship Troopers (der ja ebenfalls mit einem ganz eigenen Humor in die Kinos kam). So wirkt Helldivers 2 nicht unnötig überladen, sondern erfrischend geradlinig und auf das Wesentliche beschränkt: Actiongeladene Kämpfe und ein tolles Koop-Erlebnis.

In Helldivers 2 erwartet den Spieler ein simples und dennoch motivierendes Konzept. Klassen gibt es keine, allerdings erhält man durch das Freischalten neuer Spezialfähigkeiten, Rüstungen mit unterschiedlichen Perks und verschiedener Waffentypen stetig aufregende Möglichkeiten, das Spielgefühl an die eigenen Bedürfnisse anzupassen.

Die Spielmechaniken sind übersichtlich gestaltet, bieten aber dennoch eine angenehme Komplexität, die dazu anregt, weiterzuspielen. Im Vergleich zu überladenen Titeln wie CoD oder Destiny wirkt Helldivers 2 erfrischend reduziert. Die Missionen sind einfach gehalten, aber dennoch abwechslungsreich, was für anhaltende Spielfreude sorgt. Ein kleiner Kritikpunkt sind die langen Laufwege, die mit der Zeit etwas nervig werden können. Hoffentlich werden bald Fahrzeuge, die diese Wege etwas erleichtern, per Patch nachgeliefert. Langfristige Motivation kommt bei Helldivers 2 dann vor allem durch die Schwierigkeitsgrade. Jede Mission kann in bis zu neun Schwierigkeitsstufen gespielt werden. Von einfach bis extrem knackig ist hier alles vorhanden.

Na, wie schmeckt euch die Freiheit?

Die Einsätze in Helldivers 2 sehen wie folgt aus: Nachdem man einen Planeten und den Einsatzort auf der Karte gewählt hat, bestimmt man einen geeigneten Landeplatz und wählt die passende Ausrüstung für die Mission. Dann geht es per Pod auf die Oberfläche und rein in den Kampf gegen Käfer und Roboter. In den Missionen gibt es je nach Schwierigkeitsgrad verschiedene Missionsziele. Oft werden aber einfach Horden von Gegnern bekämpft. Nach getaner Arbeit darf man sich dann am Extraktionspunkt wieder abholen lassen. Zwar können alle Missionen auch alleine gespielt werden, aber erst im Zusammenspiel mit bis zu drei Mitspielern macht das Spiel richtig Spaß. Im Koop läuft Helldivers 2 zur Hochform auf. Das Kern-Gameplay ist nahezu perfekt umgesetzt. Das Dezimieren von Käfermassen oder wild schießenden Robotern mit unserem Arsenal ist dank des erstklassigen Gunplays und des großartigen Treffer-Feedbacks äußerst befriedigend und stets wuchtig in Szene gesetzt. Die Steuerung geht schnell in die Finger über und ist im Großen und Ganzen gut beherrschbar.

Ein wesentlicher Bestandteil des Spiels sind die Taktikausrüstungen, die die Action etwas abwechslungsreicher gestalten können. Von Luftschlägen über Spezialwaffen bis hin zu Defensivgeschützen bieten sie eine Vielzahl an Möglichkeiten, um den Gegnern Einhalt zu gebieten. Je höher der Schwierigkeitsgrad, desto wichtiger werden diese Spezialausrüstungen! Die richtige Ausrüstung und die Absprache mit den Teamkollegen können hier über Sieg oder Niederlage entscheiden. Außerdem anzumerken: Es gibt Friendly Fire! Und das sorgt des Öfteren für einige besonders nervenaufreibende Momente im Koop.

Und wie sieht es technisch aus?

Helldivers 2 bietet eine fesselnde Spielerfahrung, die durchaus ihre Höhen und ein paar wenige Tiefen hat. Leider kann man nicht darüber hinwegsehen, dass technische Probleme gelegentlich den Spielspaß trüben. Die (überraschend hohe) Nachfrage nach dem Spiel führt aktuell noch regelmäßig zu Serverüberlastungen, die den Zugang erschweren und manchmal sogar zu Unterbrechungen während des Spielens führen können. Das ist natürlich besonders frustrierend, wenn man sich durch die hohen Schwierigkeitsgrade kämpft. Dennoch ist es erfreulich zu sehen, dass das Team hinter dem Spiel aktiv daran arbeitet, diese Probleme anzugehen und die Spielererfahrung kontinuierlich zu verbessern. Hervorragend funktioniert allerdings das reibungslose Crossplay, das es Spielern unabhängig von ihrer Plattform ermöglicht, miteinander zu spielen.

Grafisch gesehen macht Helldivers 2 eine rundum gute Figur. Die Umgebungen sind detailreich gestaltet und tragen zur Atmosphäre des Spiels bei. Allerdings gibt es nur zwei Welten (die Heimat der Termiden und die Heimat der Roboter), was besonders nach langem Zocken zu einem Mangel an Abwechslung führt.

Das Sounddesign von Helldivers 2 verdient besonderes Lob. Die Waffengeräusche, Explosionen und das Kampfgeschehen sind intensiv vertont und bringen eine zusätzliche Dimension in das Spielerlebnis. Gerade über Kopfhörer hat das Spiel mächtig Wumms!

Das Sahnehäubchen: Verzicht auf nervigen Cashgrab

Es ist erfrischend zu sehen, dass Helldivers 2 nicht in die Falle des typischen "Cashgrab" fällt, wie es bei vielen anderen Spielen dieser Art der Fall ist. Das Spiel bietet zwei Battlepass-Optionen: einen kostenlosen und einen kostenpflichtigen. Der kostenpflichtige Battlepass kann jedoch auch mit In-Game-Währung erworben werden, die sich relativ schnell verdienen lässt. Im Vergleich zu anderen Spielen wie Call of Duty ist der Fortschritt hier wesentlich schneller und es ist schwieriger, sich einen unfairen Vorteil durch den Kauf von In-Game-Items zu verschaffen. Das Leveln des Battlepasses und anderer Fortschrittsaspekte geschieht angenehm schnell, was das Spielerlebnis positiv beeinflusst. Das Erreichen des Level-Caps erfolgt ebenfalls recht zügig, aber selbst danach gibt es genug zu tun, um die Spieler weiterhin zu motivieren und bei der Stange zu halten. Helldivers 2 bietet also nicht nur ein faires, sondern auch ein befriedigendes Progressionssystem, das einem das Gefühl gibt, dass die eigene Zeit und Energie angemessen belohnt werden.

Fazit

Helldivers 2 ist ein auf das Nötigste zusammengedampfter Koop-Shooter, der vor allem durch einen großartigen Humor und jede Menge Spielspaß überzeugt. Befreit von ablenkendem Schnickschnack, zwanghaft übergestülpter Story und unnötigen Grind-Mechaniken liefert das Spiel ein absolutes Positivbeispiel für gute und kurzweilige, aber motivierende Action.

Gelegentliche Serverprobleme und kleinere Bugs kann man dabei leicht verschmerzen, denn Helldivers 2 macht gerade mit ein, zwei weiteren Freunden unglaublich viel Spaß und lässt ansonsten keine technischen Probleme erkennen. Insgesamt bietet Helldivers 2 eine solide Grundlage für spannende Spielerlebnisse und langfristige Motivation, weiterzuspielen. Mit der kontinuierlichen Verbesserung der Serverstabilität und der Erweiterung des Inhalts könnte Helldivers 2 zu einem herausragenden Titel werden, der noch lange unterhält.