

King of Meat im Test: Eine Show, bei der Chaos zur Kunst wird
Es gibt Spiele, die uns in ferne Galaxien schicken. Spiele, die mit großen Geschichten, dramatischen Wendungen und heldenhaften Momenten glänzen. Und dann gibt es King of Meat – ein Spiel, das uns mitten ins Rampenlicht stellt, uns in schrille Kostüme steckt und fragt: „Na, bist du bereit für deinen Auftritt?“
Denn hier geht’s nicht um Ehre, nicht um Ruhm im klassischen Sinn, sondern um eine bizarre Gameshow voller Fallen, Explosionen und Lacher, in der jeder Moment ein neuer Take auf dem Filmset des Wahnsinns ist.

Eine Bühne namens Loregok
Schon beim ersten Betreten der Welt wird klar: King of Meat ist keine gewöhnliche Fantasy-Geschichte. Statt Burgen und Königen erwartet uns Loregok, ein Land voller absurder Kreaturen, bizarrer Arenen und überdrehter TV-Momente. Drachen und Skelette leben hier friedlich neben schwebenden Kameradrohnen, Scheinwerfern und riesigen Studiorequisiten.
Das Spiel hat etwas von einer Fantasy-Version von Schlag den Star, nur mit Trollkostümen, Explosionen und jeder Menge Augenzwinkern. Überall finden sich Requisiten, Filmklappen und Poster, die unseren Charakter heroisch inszenieren. Zwischen diesen Kulissen zu laufen, fühlt sich an, als wäre man selbst Teil einer riesigen Produktion, die gerade völlig aus dem Ruder läuft.
Man merkt schnell: King of Meat will gar keine epische Erzählung bieten. Stattdessen lebt es von seinem Setting, einer Show, in der alles für Unterhaltung gebaut ist. Und diese Mischung aus Mediensatire, Fantasy-Wahnsinn und cartoonhaftem Humor funktioniert erstaunlich gut.

Chaos mit System
Das Gameplay ist einfach erklärt, aber schwer zu meistern. Wir kämpfen, springen und rätseln uns durch abwechslungsreiche Dungeons. Mal müssen wir Plattformen präzise überwinden, mal Gegner in die Grube schicken oder gemeinsam mit unserem Mitspieler Schalter-Rätsel lösen.
Besonders clever: Manche Levelabschnitte sind nur erreichbar, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt werden – etwa, wenn man eine Passage ohne zu sterben geschafft hat oder gemeinsam mit mindestens zwei Mitspielern unterwegs ist. Diese Herausforderungen belohnen gutes Teamplay und laden dazu ein, die Level mehrfach zu spielen, um wirklich alles zu entdecken.
Jede Arena fühlt sich anders an: Manche sind groß und offen, andere kompakt und voller tödlicher Fallen. Immer wieder überraschen kleine Details, wie etwa ein Schild mit Regieanweisungen oder eine Klappe, die fällt, wenn man den nächsten Abschnitt erreicht.
Gerade im Koop-Modus entfaltet sich das ganze Potenzial. King of Meat ist einfach eines dieser Spiele, bei denen Chaos Pflicht ist. Zu zweit oder mit mehreren Spielern verwandelt sich jeder Level in ein Festival aus Missverständnissen, Slapstick und spontanen Lachanfällen.
Wir haben das Spiel online zu zweit getestet, und das Zusammenspiel funktionierte reibungslos. Keine Lags, keine Verbindungsprobleme, selbst dann nicht, wenn Explosionen den halben Bildschirm füllen. Die Steuerung fühlt sich dabei angenehm direkt an, die Kämpfe sind simpel, aber befriedigend. Und wenn man seinen Mitspieler versehentlich mit einem Hammer aus dem Level haut, bleibt das ein Highlight, über das man noch Tage später lacht.

Plattformen mit Eigenleben
So rund das Gesamterlebnis auch ist, die Plattforming-Passagen könnten etwas Feinschliff vertragen. Das Springen fühlt sich nicht immer präzise an, und manchmal landet man an der Kante, nur um dann doch in die Tiefe zu stürzen.
Das ist kein Beinbruch, aber es fällt auf, gerade weil die übrigen Bewegungen so flüssig sind. Die Entwickler wollten sichtlich Abwechslung schaffen – Kämpfe, Rätsel, Sprungeinlagen – und das gelingt auch, nur eben nicht immer perfekt.
Aber vielleicht gehört genau dieses leicht chaotische Handling zur DNA des Spiels. King of Meat ist keine chirurgisch genaue Jump’n’Run-Erfahrung, sondern ein Spiel, das über sich selbst lacht und manchmal eben auch über uns.

Der Editor – Bühne frei für die Community
Nach ein paar Stunden Spielzeit öffnet man neugierig den Create Mode und entdeckt das wahre Herzstück von King of Meat. Der Editor ist beeindruckend umfangreich und gleichzeitig überraschend benutzerfreundlich.
Mit denselben Tools wie die Entwickler können wir eigene Dungeons erschaffen: Wände, Fallen, Plattformen, Gegner, Lichter, Deko-Objekte – alles lässt sich frei platzieren. Innerhalb weniger Minuten entsteht so ein kleiner Parcours, der irgendwo zwischen genialem Design und purem Wahnsinn liegt.
Das Beste daran: Diese Level lassen sich hochladen, und andere Spieler können sie ausprobieren. Schon jetzt füllt sich die Community mit einer bunten Mischung aus cleveren Ideen, knallharten Herausforderungen und komplett verrückten Konzepten.
Es erinnert ein wenig an Super Mario Maker, nur mit mehr krachenden Explosionen, skurrilem Humor und weniger Fokus auf Präzision. Der Editor gibt dem Spiel nicht nur mehr Abwechslung, sondern auch eine fast endlose Lebensdauer. Denn selbst wenn man alle offiziellen Level gemeistert hat, gibt es immer neue Ideen aus der Community zu entdecken und unendlich viele Wege, jemanden mit einem strategisch platzierten Hammer aus dem Level zu befördern.

Eine Welt voller Farben, Klänge und Chaos
Optisch präsentiert sich King of Meat als bunte, lebendige Mischung aus Cartoon und Showbühne. Die Charaktermodelle sind bewusst überzeichnet, die Animationen verspielt, und die Umgebungen strotzen nur so vor Details.
Die Kulissen sind abwechslungsreich: mal leuchten sie in knalligen Farben, mal sind sie düster und metallisch. Überall findet man kleine Anspielungen auf Filmproduktionen oder Fantasy-Klischees – von falschen Bühnenhintergründen bis hin zu Beleuchtungselementen, die aussehen wie überdimensionale Studiolampen.
Die technische Seite überzeugt ebenfalls: Das Spiel läuft stabil, Ladezeiten sind kurz, und selbst in actionreichen Momenten bleibt die Framerate konstant.
Klanglich liefert King of Meat genau das, was man erwartet und ein bisschen mehr. Die Musik ist eine schräge Mischung aus Show-Jingles, Elektrobeats und orchestralen Einschüben, die perfekt zur Stimmung passen. Das Publikumslachen, die Soundeffekte und die Kommentatoren-Stimmen runden das Ganze ab und tragen enorm zur Atmosphäre bei.

Humor mit Wiedererkennungswert
Was King of Meat wirklich besonders macht, ist sein Humor. Er ist frech, manchmal zynisch, immer selbstironisch und erinnert tatsächlich stark an den Stil von Rick and Morty. Statt platter Witze bekommen wir hier eine Show, die sich über sich selbst lustig macht.
Ob ein Kommentator den Spieler für seine Fehler verspottet oder das Spiel plötzlich so tut, als würde es die vierte Wand durchbrechen – King of Meat spielt bewusst mit Erwartung und Absurdität. Mal landet ein Spruch perfekt, mal ist er etwas zu viel, aber selten bleibt man völlig unbeteiligt.
Vor allem aber funktioniert der Humor auch im Zusammenspiel mit anderen. Im Koop-Modus entstehen die besten Momente, wenn man gemeinsam über das Chaos lacht, über einen dummen Tod grinst oder einfach nur zusieht, wie der Mitspieler zum zehnten Mal dieselbe Falle auslöst.

Kleine Stolpersteine auf dem Weg zur Showkrone
Natürlich ist nicht alles perfekt. Neben dem etwas ungenauen Springen gibt es auch Momente, in denen die Kamera nicht optimal reagiert, besonders bei vertikalen Leveln. Manchmal verliert man kurz den Überblick, wenn Explosionen oder Partikeleffekte den Bildschirm füllen.
Und wer das Spiel allein spielt, wird feststellen, dass der Solo-Modus deutlich weniger Spaß macht. King of Meat lebt vom Miteinander, von Missverständnissen und Momenten, in denen man sich gegenseitig aus Versehen sabotiert. Solo bleibt zwar der Editor und das Experimentieren, aber die Show verliert etwas von ihrer Energie.
Trotzdem: Für ein Spiel, das so viel Chaos auf einmal auf den Bildschirm bringt, hält sich die Frustration in Grenzen.

Fazit
King of Meat ist ein Spiel, das sich ganz bewusst von Konventionen verabschiedet. Es ist laut, verspielt und manchmal ein bisschen verrückt – aber immer charmant. Statt epischer Storys bietet es spontane Unterhaltung, kreativen Freiraum und eine große Portion Humor.
Gerade im Koop entfaltet es seinen wahren Reiz: Wenn man gemeinsam lacht, sich gegenseitig sabotiert oder Level aus der Community ausprobiert, fühlt es sich an, als wäre man Teil einer großen, bunten Spielshow.
Ja, es gibt Ecken, die man glätten könnte – etwa das Springverhalten oder die Kameraführung – doch das schmälert den Gesamteindruck kaum. King of Meat ist ein Spiel, das Spaß über Perfektion stellt, Kreativität über Routine und Lachen über Frust.
Wer sich darauf einlässt, bekommt eines der unterhaltsamsten und originellsten Koop-Erlebnisse der letzten Monate und ein Fest für alle, die Chaos mit Herz mögen.
- Knallbunter, überdrehter Humor à la Rick and Morty
- Stabiler Online-Koop ohne technische Probleme
- Abwechslungsreiche Welten voller Film-Referenzen und Chaos
- Überraschend intuitiver Editor für Spieler aller Erfahrungsstufen
- Schöner Soundtrack mit passendem Trash-TV-Feeling
- Flüssiges Gameplay und flache Lernkurve
- Koop-Momente voller Lacher (Hammer inklusive)
- Platforming teils unpräzise und frustrierend
- Humor wiederholt sich stellenweise
- Keine tiefere Story
- Solo-Modus weniger unterhaltsam als Koop
- Kamera manchmal etwas unübersichtlich bei Sprungpassagen

Webentwickler, Technik-Nerd und Gamer aus Leidenschaft seit der Kindheit, mit einem Faible für die komplette The Legend of Zelda- und Halo-Reihe. Dazu fast keine Konsolengeneration ausgelassen und auch sehr interessiert an Indie-Games.




