koa and the five pirates of marakoa and the five pirates of mara
Review

Koa and the Five Pirates of Mara im Test: Zeitenjagd im Piratenmeer

Von Alex Jung am 7. August 2023. Getestet auf PS5. Zum Spiel hier klicken.

Das jüngst erschienene Koa and the Five Pirates of Mara folgt einem heimlich wieder in Mode kommenden Trend: karibische Inselszenarien! Anfang 2023 hat hier bereits das umfangreiche Tchia mit seinem Neukaledonien-Setting voller Inseln und Traumstrände für eine gehörige Portion Urlaubsvibes gesorgt. In eine ähnliche Kerbe schlägt nun der Indie-Titel Koa, welcher von einem kleinen Entwicklerteam via Kickstarter-Kampagne realisiert wurde und tatsächlich der Nachfolger zum 2020 veröffentlichten Summer in Mara ist.

Doch wo der Vorgänger ein Farming-Game war, legt der neue Titel den Fokus mehr auf 3D-Jump-‘n’-Run. Wir haben für euch die Welt von Mara unsicher gemacht, die titelgebenden fünf Piraten getroffen und klären die Frage, ob man der guten Koa eine Chance geben sollte.

koa and the five pirates of mara 20230720203138

Fünfzehn Mann auf des toten Mannes Kiste

Es herrscht Aufruhr in Qälis. Denn die fünf Piratenkapitäne, die das Meer von Mara beherrschen und unsicher machen, haben das kleine Städtchen auf der Insel verwüstet und den Einwohnern einige wertvolle Dinge entwendet. Natürlich bleibt dies nicht ohne Folgen und neben unglücklichen Bewohnern gibt es auch noch einen erheblichen Einbruch beim Tourismus auf der Insel.

Wie gut, dass das kleine Mädchen Koa mit seiner besten Freundin Napopo, einer verzauberten Muschel, zur Stelle ist, um das ganze Chaos wieder in Ordnung zu bringen. Dabei stellt sich heraus, dass die fünf Piraten das gestohlene Zeug überall im Meer von Mara verteilt und dort Geschicklichkeitsparcours eingerichtet haben. Das alles geschieht nicht ohne Grund, denn die fünf Freibeuter suchen einen würdigen Kandidaten, den sie in ihre Reihen aufnehmen können.

Selbstverständlich stellt sich die furchtlose Koa dieser Herausforderung gerne, und so liegt es an ihr, das Chaos, das die Piraten angerichtet haben, wieder zu beheben. Mehr oder weniger Hilfe erhält sie dabei von den Bewohnern von Qälis, unter anderem von einer netten, alten Dame im Leuchtturm oder einer Gruppe von nassforschen Jugendlichen rund um den rotzfrechen Mayo, die selbst gerne Piraten wären.

Die Rahmenhandlung von Koa gewinnt nun sicherlich keinen Innovationspreis, ist aber an sich mit den Standbildern der Charaktere und diversen Ausrufen, Murmlern und Seufzern als Sprachausgabe charmant erzählt. Allerdings sollte man hier jetzt keine tiefgründigen Geschichten oder spannenden Entwicklungen erwarten, denn darauf liegt der Fokus des Spiels nicht. In Summe entsteht so eine eher kindgerechte Präsentation, die aber durchaus ihren Charme hat.

koa and the five pirates of mara 20230722001736 koa and the five pirates of mara 20230721204024 koa and the five pirates of mara 20230720220537

Eine Seefahrt, die ist lustig

Zunächst einmal dient uns die Insel von Qälis als Startbereich und Hub für unser Abenteuer. Wir können das kleine, goldige Eiland frei erkunden, mit den Einwohnern quatschen und schalten nach und nach diverse Shops frei, über die wir alternative Kostüme für Koa oder Verbesserungen für ihr Schiff erhalten. Denn ein richtiges Boot darf bei einem Inselszenario natürlich nicht fehlen.

Das Meer rund um die Insel fungiert nun als Oberwelt. Da die fünf Piraten auch noch die offiziellen Umgebungskarten der Welt geklaut haben, liegt der Großteil der Spielwelt zunächst unter einer dichten, undurchdringlichen Wolkendecke. Putzigerweise sieht diese so aus, als hätte jemand eine Ladung schäumendes Waschpulver ausgekippt.

Auf verschiedenen Inseln, die im Meer verstreut liegen, bestreiten wir dann die Geschicklichkeitsrennen. Koa präsentiert sich hierbei im Hinblick auf den Schwierigkeitsgrad zweigeteilt. Prinzipiell reicht es vollkommen aus, ein Level abzuschließen, um weiterzukommen. Neben Muscheln, welche als offizielle Währung fungieren und an die Münzen aus den Spielen rund um einen italienischen Klempner erinnern, können wir pro Level auch bis zu drei besondere Gegenstände finden. Mit diesen teils gut versteckten Items schalten wir wiederum weitere Objekte in den Shops frei. Somit lohnt es sich, ein Level gründlich zu erkunden, um möglichst alle sammelbaren Items zu ergattern.

Doch natürlich geht dies wiederum auf die Gesamtzeit, denn der direkte Weg ist nun einmal meist der schnellste. Hier kommen wir zum zweiten Teil des Gameplays, denn im Hintergrund läuft permanent eine Uhr mit. Schaffen wir ein Level in einer bestimmten Zeit, so erhalten wir je nach Abschlusszeit eine von drei Medaillen. Diese haben zwar, im Gegensatz zu den Objekten, keine Bedeutung bei den Händlern in der Stadt, sorgen aber dennoch für ein gutes Gefühl, nachdem man die Gold-Zeit geknackt hat. Und sie sind natürlich für Trophäenjäger ein wichtiger Faktor. Praktischerweise müssen wir gefundene Objekte bei einem erneuten Durchlauf nicht noch einmal aufsammeln. Somit kann man sich im zweiten Leveldurchgang voll und ganz auf die Bestzeit konzentrieren.

koa and the five pirates of mara 20230720214022

Zwei Seiten einer Medaille

Koa bietet somit für beide Seiten etwas. Wer das Spiel entspannt genießen möchte oder vielleicht auch noch recht wenig Gaming-Erfahrung hat, der kann in den meisten Abschnitten gemütlich die Spielwelt erkunden und muss sich keine Gedanken um die Bestzeit machen. Aber man kann sich auch ordentlich ins Spiel reinfuchsen, die Abläufe verinnerlichen und versuchen, immer schneller zu werden, bis es zum nächsten Rekord reicht. Da fast alle Level zudem sehr kurz und meist in wenigen Minuten absolviert sind, stellt sich recht flott ein angenehmer Flow ein. Ein Level geht ja noch.

Im Laufe des Spiels werden die Abschnitte natürlich anspruchsvoller, bleiben aber stets absolut fair. Dies gilt auch für Sequenzen, in denen uns ein sich näherndes Hindernis wie ein Lavasee zum stetigen Fortschritt zwingt. In den meisten Gebieten hüpfen wir nur munter umher, doch manchmal helfen uns auch Beschleunigungsfelder ordentlich auf die Sprünge. Teilweise müssen wir sogar abtauchen oder mit einem Greifhaken nach gesunkenen Schätzen suchen. Für Abwechslung bei den Szenarien ist also definitiv gesorgt. Auch wenn die Level an sich nicht allzu lang sind, bietet Koa and the Five Pirates of Mara einen für ein Indie-Spiel doch sehr ordentlichen Umfang. Wer alles im Spiel freischalten will, der ist schon gerne mal rund sieben Stunden beschäftigt. Und da ist die Jagd nach allen Bestzeiten noch gar nicht eingerechnet.

Auf eine Sache müssen wir jedoch (aktuell zumindest) noch verzichten: einen Multiplayer-Modus oder zumindest ein Highscore-Leaderboard. Da es im Spiel auch Abschnitte gibt, in denen wir gegen andere Charaktere im direkten Duell antreten müssen, hätte sich hier ein kompetitiver Modus doch durchaus angeboten.

koa and the five pirates of mara 20230720213336 koa and the five pirates of mara 20230720212401

Go ahead and jump

Kernelement von Koa and the Five Pirates of Mara ist also definitiv das Gameplay. Und hier liefert das Spiel durchaus ab, auch wenn es das Rad letztlich nicht neu erfindet. Jedes Gebiet hebt sich thematisch klar ab und bietet einzigartige Schauwerte. So erkunden wir malerische Inseln, rutschige Eiswelten, erklimmen das Innere eines aktiven Vulkans oder den Turm einer verfallenen Festung. Überall warten Hindernisse auf uns, in Form von sich bewegenden oder sogar bei Berührung auflösenden Plattformen, drehenden Holzbalken, auf uns feuernden Kanonen oder blockierenden Fässern, welche wir mit dem Wurf einer kleinen Bombe sprengen können. Abgesehen von einigen cool inszenierten Bosskämpfen gibt es bei Koa aber keine Gegner, auf die wir im Level achten müssten.

Die Steuerung kommt in Summe sehr simpel, aber auch sehr eingängig daher. Neben Sprinten, Springen und Werfen können wir noch eine Vorwärtsrolle ausführen, die uns einen kleinen, aber durchaus wichtigen Geschwindigkeitsvorteil gewährt. Speziell dem Sprinten kommt hier eine besondere Bedeutung zu, denn beim Gehen ist Koa dermaßen langsam, dass wir eigentlich dazu gezwungen sind, permanent die Sprinttaste zu drücken, wenn wir uns vernünftig fortbewegen wollen. Für präzise Sprungmanöver ist die langsamere Fortbewegung aber natürlich nicht verkehrt.

koa and the five pirates of mara 20230720211554

Land in Sicht!

Bei einem 3D-Jump-‘n’-Run besteht erfahrungsgemäß immer die Gefahr, dass die Übersichtlichkeit für haargenaue Manöver nicht ausreichend ist. Dank einer starren und fast immer sehr gut platzierten Kamera ist dies jedoch kein Problem, sogar in Sequenzen, in denen wir gegen die Kamera laufen. Auch verzeiht Koa durchaus, wenn ein Absprung mal nicht punktgenau getroffen wird. Dank eines zuschaltbaren Entspannungsmodus‘ stehen uns zudem in jedem Level einige gut verteilte Checkpoints zur Verfügung. Sollten aufgrund eines Kontakts mit Wasser, Geschossen oder Lava alle drei Lebensenergiepunkte aufgebraucht werden, setzt es uns direkt zurück. Alternativ können wir natürlich auch auf den Entspannungsmodus verzichten und müssen jedes Level nach unserem Ableben komplett von vorne beginnen.

Wie gut, dass Koa neben dem sehr eingängigen Gameplay auch über eine hübsche Grafik verfügt. Die Optik kann dabei durchaus als niedlich bezeichnet werden und steht in bester Tradition zu anderen Genre-Vertretern, wie beispielsweise Spyro, Crash Bandicoot, Klonoa oder eben Super Mario. Noch dazu läuft alles stets flüssig, auch in den sehr schnellen Abschnitten. Unterstützt wird die Optik von einem gelungenen Soundtrack, der schön eingängig, aber nie zu aufdringlich ist. In Summe hat man bei Koa and the Five Pirates of Mara also wirklich gute Arbeit geleistet, zumal das Spiel in unserem Test komplett fehlerfrei daherkam. Dies kann ja leider mittlerweile nicht jeder Titel von sich behaupten.

koa and the five pirates of mara 20230720203628 koa and the five pirates of mara 20230720205308 koa and the five pirates of mara 20230720205416

Fazit

Im Test zu Koa and the Five Pirates of Mara fühlte ich mich mehr als einmal an meine Anfangszeiten als Zocker mit meiner PlayStation der ersten Generation erinnert. An die gute alte Zeit, in der Spiele zwar simpel, aber auch einfach gut und nicht mit dutzenden Gameplay-Mechaniken (teils unnötig) aufgeblasen waren. Koa konzentriert sich nämlich auf das Wesentliche, was ein gutes 3D-Jump-‘n’-Run ausmachen sollte. Da wäre zunächst die wirklich tolle und abwechslungsreiche Spielwelt mit vielen unterschiedlichen Themengebieten. Ergänzend dazu präsentiert sich Koa auf der grafischen Ebene durchgehend putzig und läuft absolut fehlerfrei.

Es bietet eine sehr simple und eingängige Steuerung, die auch mal Fehler verzeiht. Jedoch ist unsere Spielfigur in der normalen Fortbewegung etwas träge unterwegs, sodass man hier gezwungen ist, permanent zu sprinten, um vernünftig vom Fleck zu kommen. Eine etwas schnellere Grundbewegung wäre sicherlich nicht verkehrt gewesen.

Dafür liefert das Spiel vom Umfang her ordentlich ab. Ja, es ist ein recht kleiner Indie-Titel, aber gut sieben Stunden ist man dennoch beschäftigt, wenn man wirklich alles sehen und einsammeln will. Ganz toll ist dabei, dass wir nie gezwungen sind, auf Zeit zu spielen — auch, wenn wir für einen Abschnitt mal 20 Minuten benötigen würden, gilt der Level als bestanden. Ideal also auch für eine jüngere Zielgruppe oder Spieler, die einfach mal entspannt ein Hüpf-Spiel genießen möchten.

Das Sahnehäubchen wäre vielleicht noch ein Multiplayer-Modus oder zumindest ein Highscore-Leaderboard gewesen, um sich mit anderen Spielern messen zu können. Darauf verzichtet Koa leider völlig. Natürlich muss nicht jedes Spiel einen kompetitiven Modus bieten, aber gerade bei Koa hätte dieser sicherlich für einen weiteren Mehrwert gesorgt. Dennoch, Koa and the Five Pirates of Mara ist in Summe eine richtig runde Sache und einfach ein sehr gutes Spiel, das letztlich kaum etwas falsch macht.

Pro:
  • Sauber umgesetztes 3D-Jump-'n'-Run
  • Putzige Grafik
  • Eingängiger Soundtrack
  • Durchaus guter Umfang
  • Langzeitmotivation gegeben
  • Für Einsteiger und Fortgeschrittene geeignet
  • Speedrun-Mechanik
  • Viele unterschiedliche Themenwelten
  • Abwechslungsreiche Leveldesigns
  • Keine unfairen Stellen
Contra:
  • Keine Multiplayeroptionen
  • Kein Highscore-Leaderboard
  • Bewegung ohne Sprint-Taste etwas träge
Story:
3 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Gameplay:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Grafik:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Sound:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Unsere Wertung: 9.5 / 10
TestingBuddies Award Silber
Spiel getestet auf: PS5
Alex Jung

Alex Jung

Seit dem ersten Gameboy begeisterter Konsolenzocker. Neben Rennspielen, Action-Adventures und JRPGs sind auch Indie-Perlen gerne im Laufwerk gesehen. Zu den Lieblingsspielen gehören GTA Vice City, Metal Gear Solid, Overboard, Ys VIII, die Uncharted- und Forza-Horizon-Reihe sowie Gran Turismo 7.

Schreibe einen Kommentar