LEGO Horizon Adventures im Test: Kann auch Klötzchen-Aloy unser Herz erobern?
Nach großen Franchises wie Star Wars, Harry Potter, Marvel oder DC erscheint mit LEGO Horizon Adventures nun eine frische Marke im Klötzchen-Gewand. Ob Aloys Geschichte in der typischen LEGO-Manier überzeugen kann, verraten wir im Test.
Zunächst entscheiden wir uns für eine von fünf verfügbaren Schwierigkeitsstufen, die von "Story" bis "Heldin" reichen und für jeden Spielertyp eine passende Herausforderung bieten. Die getroffene Wahl lässt sich aber auch später über das Menü jederzeit ändern, falls wir merken, dass die gewählte Stufe zu leicht oder zu schwer ist.
Ist das noch LEGO?
Das Spiel empfängt uns mit einer Sequenz, in der ein Sprecher kurz umreißt, in welcher Welt wir uns befinden, warum es keine Smartphones, kein Social Media und keine Autos und Wolkenkratzer mehr gibt und wie es um die Vergangenheit von Hauptfigur Aloy bestellt ist. Diese wurde bekannterweise als Waisenkind aus ihrem Dorf verstoßen und vom bärtigen Jäger Rost außerhalb der Stammesgesellschaft aufgezogen. Im Zeitraffer verfolgen wir Aloys Kindheit und Jugend und beobachten, wie ihre Fähigkeiten immer besser werden, bis sie schließlich als die erwachsene Frau vor Rost steht, die wir auch aus dem PS4-Klassiker kennen. Schon hier merken wir, dass es die LEGO-Fassung mit den Details nicht ganz so genau nimmt und eine stark verkürzte und auch kindertaugliche Variante der Originalstory erzählt, was aber im bekannten Klötzengewand auch absolut stimmig erscheint. Optisch zeigt schon die Introsequenz, wo die Reise hingeht, denn die früher vielleicht einmal zutreffende Aussage, dass LEGO-Spiele grafisch nie wirklich beeindrucken können, trifft auf Horizon definitiv nicht zu. Die Welt zeigt sich mit großartigen Lichteinfällen, wunderschönen Farben, edlen Spiegelungen und atemberaubenden Beleuchtungseffekten im besten Licht und lässt uns immer dann, wenn wir die Figuren gerade nicht im Bild haben, fast vergessen, dass wir ein Klötzchen-Spiel im Laufwerk haben. Auch dürfen wir bestimmte Areale auch bei Nacht bestaunen, was dank der stimmungsvollen Lichter richtig toll aussieht. Hier hat sich im Vergleich zu früheren Titeln, die allesamt absolut ihren Reiz haben, noch einmal ordentlich etwas getan, sodass die LEGO-Reihe nicht mehr nur eine humoristische Interpretation für Kinder ist, sondern auch selbst grafisch überzeugen kann.
Lebendige Klötzchen-Welt
Auch Ingame erwartet uns eine deutlich hochwertigere Präsentation als wir es aus anderen LEGO-Games kennen. Gestochen scharfe Texturen, die jeden Baum, jeden Fels und jeden kleinen Baustein hervorragend abbilden, prägen das Erscheinungsbild ebenso wie eine Vielzahl an Umgebungsdetails, die wir in anderen Klötzchen-Umsetzungen so auch noch nicht gesehen haben. Unzählige Pflanzen, Steine, Dekorationen und Lichtquellen dominieren die äußerst liebevoll umgesetzten Schauplätze, die auch gerade mit ihrem sichtbar unebenen Gelände überzeugen, das die Beschaffenheit des Boden sehr schön zeigt. Hinzu kommen äußerst stimmungsvolle Nebeleffekte und Schattenwürfe, die sich ebenfalls nicht verstecken müssen. Auch im Hintergrund, abseits des eigentlichen Spielbereichs der weitestgehend sehr linear aufgebauten Level, passiert richtig viel, wodurch die Umgebung äußerst belebt wirkt, egal, ob es um einen fließenden Wasserfall, sich bewegende Bäume und Sträucher, die lebendige Tierwelt oder umher fliegende Staubpartikel in der Luft geht. Weiterhin entdecken wir natürlich auch in der Klötzchen-Ausgabe die bekannten leuchtenden Symbole der Horizon-Welt, die hier weniger Dekoration als vielmehr auffällige Wegweiser sind. Sehr gut gefallen haben uns außerdem die Überbleibsel aus der alten Welt, die teilweise aus den LEGO-City-Sets zu stammen scheinen.
Ebenfalls gelungen umgesetzt sind die Dialoge, die nicht nur sehr akkurat auf Deutsch synchronisiert wurden, sondern im Dialogfenster auch sehr schön die übertriebene Mimik und Gestik der LEGO-Figuren zeigt. Ob die Graphic-Novel-artige Präsentation der Gespräche jeden Nerv trifft, sei jetzt mal dahingestellt. Der LEGO-Humor ist natürlich auch allgegenwärtig, zum Beispiel wenn Rost statt eines einzigen gleich einen ganzen Sack voller Fokusse anschleppt, für Freunde und Familie, oder auch, wenn sich Aloy bei ihrer Trainings-Dummie-Maschine namens Fred entschuldigt, nachdem sie ihn windelweich geprügelt und in seine Einzelteile zerlegt hat - um nur einige wenige zu nennen. Der Soundtrack setzt weitestgehend auf sphärische Synthesizer-Klänge und manchmal auch auf lockere rhythmische Elemente und ist damit deutlich beschwingter und leichter als der originale Orchesterscore, teilweise wirken die Hintergrundsounds sogar so, als wären sie aus der Die-Sims-Reihe entsprungen (z. B. beim Öffnen einer Kiste). Insgesamt passt die Musik aber gut zur Klötzchen-Optik und harmoniert vom Klangbild her auch mit der futuristischen Spielwelt, sie dürfte dem einen oder anderen aber vielleicht doch etwas zu lieblich sein.
Mit Aloy über Stock und Stein
Die Bewegung mit Aloy fühlt sich indes richtig dynamisch und definitiv auch nach Horizon an, trotz der Iso-Perspektive. Auch, wenn LEGO-Aloy natürlich deutlich hüpfender und beschwingter unterwegs ist, als ihr reales Pendant, besitzen beide die unverkennbare Leichtigkeit und Unbekümmertheit, die die Figur ausmachen. Egal, in welcher Variante, Aloy ist einfach eine von Grund auf sympathische Hauptfigur, die sich auch als LEGO-Männchen sofort in unser Herz spielt. Auch dürfen wir uns auf schön umgesetzte Sprung- und Kletterpassagen freuen, bei denen wir uns über die typischen gelben Griffpunkte an Wänden entlang hangeln, ebenso wie auf Balance- und Seilrutschenabschnitte, bei denen wir die Heldin über Abgründe befördern müssen. Das Bogenschießen wurde etwas entschärft, verlangt für ein LEGO-Spiel dann aber doch überraschend viel Eigeninitiative, da wir die Sehne des Bogens spannen und auch manuell über den Controllerstick zielen dürfen. Natürlich verfügt auch LEGO-Aloy über einen Fokus, der uns nicht nur interessante Highlights in der Umgebung zeigt, sondern auch die Schwachstellen der Gegner offenbart, die wir dann gezielt anvisieren können. Cool ist auch, dass wir Feuerpfeile selbst herstellen können, indem wir mit unseren gewöhnlichen Pfeilen durch eine Feuerstelle hindurch auf den Gegner schießen. Diese sind aber nicht nur im Kampf hilfreich, sondern beispielsweise auch beim Beseitigen bestimmter Barrieren. Des Weiteren lässt sich auch die Umgebung zu unserem Vorteil nutzen, indem wir zum Beispiel herumstehende Fässer aufheben und auf unsere Feinde schleudern können. Außerdem bieten uns auch in der Klötzchen-Ausgabe hohe Gräser Schutz und Deckung, sodass wir uns leise an die Robodinos heran schleichen können, bevor wir den ersten Schuss setzen. Die Kreaturen der Horizon-Welt, vom Breitkopf bis zum Langhals, sind dabei auch wirklich außerordentlich gut umgesetzt und besitzen, trotz aller LEGO-Verniedlichung, ihren besonderen Charakter und auch ihre speziellen Bewegungsmuster. Weiterhin bekommen wir es in der Spielwelt unter anderem auch mit fiesen Kultisten zu tun, die wir mit flinken Bewegungen und schnellen Schüssen aus der Hüfte in Schach halten oder sie auch einfach packen und durch die Gegend tragen können.
Willkommen in Mutterherz
Sobald wir den Prolog mit Rost abgeschlossen haben, finden wir uns im Dorf Mutterherz wieder, das als Hub und Basis fungiert und zwischen den Missionen immer wieder unser Anlaufpunkt ist. Ab diesem Zeitpunkt dürfen wir das Spiel auch jederzeit im Koop-Modus fortsetzen, wahlweise im Couch-Koop oder online. Wenn wir dies tun, können wir, wie immer in LEGO-Titeln, die individuellen Fähigkeiten verschiedener Charaktere kombinieren und dadurch auf unterschiedliche Art und Weise die Wege der Spielwelt für uns öffnen. Das weitläufige und sehr offen gestaltete Mutterherz hat uns übrigens richtig gut gefallen und fühlte sich ab der ersten Minute nach Heimat an. Die vielen unterschiedlichen Ebenen, das rege Treiben der anderen Bewohner um uns herum und auch die liebevollen Dekorationen an allen Ecken und Enden machen den Ort zu einem der Highlights des Spiels. Darüber hinaus schalten wir hier durch unseren Story-Fortschritt auch neue Areale und Anpassungsoptionen für das Dorf frei und haben später auch die Möglichkeit, gesammelte goldene Steine gegen neue Gebäude zu tauschen. Da viele Einwohner des Dorfes verschwunden sind, müssen wir diese erst nach und nach zurückbringen, bevor auch die verschiedenen Händler von Mutterherz mit ihrem Angebot zur Verfügung stehen, wie zum Beispiel der Schneider, bei dem wir frische Outfits kaufen können - beispielsweise aus LEGO-Reihen wie Ninjago oder City oder eben auch klassisch aus Horizon Zero Dawn.
Auch Verbesserungen sind im Hub verfügbar, die unter anderem zusätzlichen Schaden, länger anhaltende Statuseffekte oder auch höhere EP gewähren und gegen eingesammelte LEGO-Steine getauscht werden können. Weiterhin gibt es in Mutterherz auch ein Anschlagbrett mit Gemeinschaftsaufgaben zu entdecken, bei denen es beispielsweise darum geht, das Dorf mit bestimmten Objekten auszustatten. Von Mutterherz aus starten wir auch unsere Missionen und begeben uns in die sehr linear aufgebauten Levelabschnitte. Grundsätzlich fanden wir die Entscheidung gegen einen offene Welt, gerade auch in Anbetracht der Tatsache, dass dies in der LEGO-Vergangenheit nicht immer wirklich funktioniert hat, die richtige. Dennoch waren uns die einzelnen Abschnitte dann insgesamt doch oft etwas zu linear, da wir nicht sehr viel Raum zu Verfügung haben, um auf Erkundungstour zu gehen. Hier hätte man vielleicht einen besseren Mittelweg finden können, um gerade auch mehr für weitere Durchläufe zu motivieren. Da das Gameplay an sich jetzt auch nicht mega abwechslungsreich ist, stellt sich hier nach einiger Zeit doch eine gewisse Monotonie ein, gerade, da die Level auch recht ähnlich ablaufen. Von der Länge her sind die einzelnen Abschnitte dagegen schön kurz und knackig gehalten, was perfekt für eine kurze Spielsession mit Kindern oder auch für die Mittagspause ist.
Couch-Koop at its best
Wie alle anderen LEGO-Spiele schreibt sich natürlich auch LEGO Horizon Adventures den guten alten Couch-Koop auf die Fahne und löst diesen außerordentlich gut. Wenn wir zu zweit spielen möchten, fügen wir über einen zusätzlichen DualSense einfach einen Gast für ein schnelles Spiel hinzu und schon wird dieser mitten in unser Abenteuer gebeamt. Im Gegensatz zu früher, teilt sich das Spiel hierbei nicht in einen Splitscreen, sondern beide Charaktere befinden sich im selben Fenster. Entfernen wir uns weiter voneinander, was in den sehr kompakten Abschnitten gar nicht so einfach ist, zoomt zunächst die Kamera heraus und wie sehen anhand einer kleinen Anzeige über dem Kopf der Figur, wie weit wir noch gehen können. Ist diese im roten Bereich angekommen, wird der Abtrünnige einfach wieder in die Nähe des Hauptcharakters teleportiert, was insgesamt sehr viel angenehmer ist, als der frühere, teils auch dynamische Splitscreen. Die Optik bleibt dadurch schön übersichtlich und wir haben auch wirklich das Gefühl, zusammen zu spielen. Es ist jetzt auch nicht so, dass wir uns nur drei Meter voneinander entfernen dürfen, sodass sich das Ganze auch nicht wirklich nach einer Beschränkung anfühlt, wenn wir irgendwann zurückbeordert werden.
Wie alle anderen LEGO-Spiele hält auch Horizon eine Vielzahl an spielbaren Charaktere für uns bereit. Zu denen gehören neben Aloy beispielsweise auch ihr Ziehvater Rost, der sich fast genauso spielt wie die Heldin, die Stammesmutter Teersa, die mit explosivem Gemüse um sich wirft, oder der Nora-Krieger Varl, der statt mit einem Bogen mit einem Speer ausgestattet ist. Im Laufe der Story kommen immer neue Figuren hinzu, die wir in Mutterherz oder auch innerhalb der Level auswählen, im Koop dann natürlich auch gemeinsam erleben und ihre Fertigkeiten kombinieren können. Dabei warten auch kleinere - und zwar wirklich recht überschaubare - Umgebungsrätsel auf uns, die für ein wenig Abwechslung vom Maschinen-Zerlegen sorgen. Hierbei müssen wir unter anderem von leuchtenden Plattformen aus Generatoren überladen, um verschlossene Türen zu öffnen.
Fazit
Mit LEGO Horizon Adventures erhält die Riege an Klötzchen-Spielen einen durchaus sehenswerten neuen Teil. Das Sony-Meisterwerk wurde kindgerecht aufbereitet und gekürzt und überzeugt schon auf den ersten Blick mit einer beeindruckend detaillierten und mit gestochen scharfen Texturen versehenen Spielwelt. Hier dürfen wir uns auf großartige Lichteinfälle, lebendige Umgebungen und eine überzeugende Atmosphäre freuen, die den Horizon-Flair definitiv trifft. Auch die Kämpfe, Schleichelemente und Klettereinlagen machen wirklich Spaß, sind aber natürlich schon sehr stark vereinfacht, um auch jüngere Spieler anzusprechen. Die Umsetzung der riesigen Roboter-Dinos kann ebenfalls rundum überzeugen, ebenso wie die Gestaltung der bekannten Schauplätze. Diese fallen für unseren Geschmack dann aber insgesamt doch etwas zu linear aus, auch wenn wir den Verzicht auf eine offene Welt begrüßen. Auch die Abwechslung im Gameplay insgesamt ist LEGO-typisch überschaubar, dafür glänzt der neuste Ableger wieder einmal mit seinem Humor und den lokalen sowie online ausgerichteten Koop-Features. Alles in allem ist LEGO Horizon Adventures ein gelungenes Klötzchen-Spiel - grafisch sogar eines der besten. Großartige Innovationen oder echten Anspruch sollte man aber nicht erwarten und gerade die Tatsache, dass die Welt so schön ist, die Areale aber sehr begrenzt sind, lässt vorhandenes Potenzial für mehr leider ungenutzt.
- Beeindruckende grafische Präsentation mit tollen Lichteinfällen und gestochen scharfen Texturen
- Komprimierte und kindgerecht aufgearbeitete Version der Originalstory
- Aloy auch als LEGO-Charakter sehr sympathisch
- Trademarks wie Klettern, Balancieren, Anschleichen und Seilrutschen stimmig implementiert
- Äußerst detailliert gestaltete und lebendige Umgebung
- Mutterherz als Hub mit großartiger Atmosphäre
- Horizon-Stimmung sehr gut eingefangen
- Glaubhafte Umsetzung der bekannten Robo-Dinoarten
- LEGO-Humor wurde passend in die Horizon-Welt eingebaut
- Graphic-Novel-artige Dialoge dürften nicht jedem gefallen
- Levelabschnitte sind schon sehr linear und bieten weitestgehend wenig Raum zum Erkunden
- LEGO-typisches, wenig abwechslungsreiches Gameplay
- Man sollte keinen großen Anspruch erwarten
- Hintergrundmusik sehr lieblich - teilweise mit Die-Sims-Flair
Ein begeisterter Konsolenspieler mit einem breit gefächerten Interessengebiet. Neben Shooter-Serien wie Battlefield oder Call of Duty gehören auch Action-Adventures wie klassische Assassin's Creeds, die Batman-Arkham-Reihe oder The Last of Us Part 1/2 zu den bevorzugten Titeln. Hinzu kommen Survival-Games wie ARK, Horror-Klassiker a la Resident Evil sowie Open-World-Abenteuer im Stile von Far Cry oder Red Dead Redemption. Sport-Franchises wie FIFA oder Tour de France erweitern das Interessenfeld, ebenso wie sämtliche Titel aus dem Star-Wars-Universum.