

Nice Day For Fishing im Test: Vom Nebencharakter zum Helden wider Willen
Das wohl unwahrscheinlichste Spiel des Jahres basiert auf der YouTube-Mini-Serie Epic NPC Man: Nice Day For Fishing. Was einst als Reihe von ein- bis dreiminütigen Sketchen von Viva La Dirt League (kurz: VLDL) begann, wurde erst zum Film und jetzt sogar zum Videospiel. Im Mittelpunkt steht der wortkarge Fischer Baelin. Wie sich der schrullige NPC plötzlich als Held beweisen muss, lest ihr in unserem Test.
Weltrettung mit nur einem Satz
Die Geschichte selbst könnte aus jedem klassischen MMORPG stammen: Ein uraltes, lange vergessenes Böses ist erwacht und bedroht die Welt. Doch das Besondere ist: Wir übernehmen nicht die Rolle eines strahlenden Helden, sondern schlüpfen in die Haut eines NPC-Fischers – genauer gesagt: Baelin. Baelin ist für genau einen Satz bekannt: „Nice Day For Fishin’, ain’t it?“, gefolgt von seinem ikonischen „Huahua“-Lachen. Durch das Chaos in der Welt wird ausgerechnet er zur letzten Hoffnung, denn alle anderen Helden sind verschwunden. Die verbleibenden NPCs geben nun Baelin (also uns) ihre Quests. Fast alle Questgeber stammen direkt aus der Serie und wiederholen ihre typischen Catchphrases in Endlosschleife. Die größte Katastrophe in der Geschichte Azerims? Natürlich ausgelöst durch die notorischen Räuber (engl. Muggers), die trotz Warnungen einfach nicht aufhören konnten zu stehlen, denn „sie sind halt Räuber“.
Das Spiel treibt den Spott mit Rollenspiel-Klischees auf die Spitze: Wir werden permanent zwischen Questgebern hin- und hergeschickt oder mehrfach in dasselbe Gebiet beordert – herrlich absurd für Kenner der Vorlage oder des Genres.
Fischen mit Finesse: Kämpfen statt Ködern
Im Zentrum des Gameplays steht das Angeln, aber nicht so, wie man es aus anderen Spielen kennt. In Nice Day For Fishing ist jeder Fisch ein individueller Mini-Boss mit eigenem Verhalten, Angriffsmustern und Schwächen. Manche Fische sind besonders scheu und flüchten bei der kleinsten Bewegung, andere wiederum greifen aggressiv an und zwingen uns zu schnellen Reaktionen. Viele erfordern den Einsatz spezieller Taktiken, Tools oder sogar Zauber, um überhaupt eine Chance zu haben.
Das Kampfsystem ist überraschend fordernd: Mit gezieltem Timing müssen wir blocken oder parieren um die Ausdauer des Fisches schneller zu reduzieren als unsere eigene. Und ein Einsatz von zahlreichen Zaubern und Items ist unumgänglich. Dadurch bekommt jeder „Kampf“ noch eine erstaunliche taktische Komponente. Wer zu oft getroffen wird oder zu ungeduldig zieht, verliert den Fang. Besonders starke Fische besitzen sogar Phasenwechsel, ähnlich wie bei klassischen Bosskämpfen, inklusive neuer Attacken oder Umgebungsgefahren. Begleitet wird das Angeln von leichten RPG-Elementen: Fähigkeiten verbessern, Ressourcen sammeln, Quests erfüllen und das Dorf Honeywood wieder aufbauen. Durch klassische Belohnungsschleifen, humorvolle Dialoge und etwas Crafting bleibt das Spiel stets motivierend, ohne überladen zu wirken. Mit neuen Upgrades wie längeren Schnüren oder magischen Meeresströmungen lassen sich neue Angelgebiete erschließen, darunter auch Höhlen und Tiefseeabschnitte. Neue Mechaniken werden dabei angenehm dosiert eingeführt.
Pixel-Charme trifft auf Detailverliebtheit
Grafisch punktet das Spiel mit einem liebevoll gestalteten Pixel-Look, der an klassische JRPGs erinnert, nur mit einem modernen, verspielten Twist. Die Animationen sind detailreich, besonders bei den Fisch-Gegnern, die originell und oft urkomisch gestaltet sind. Kleine Effekte wie Funken, Blitze oder Wasserwellen bringen Leben ins Bild, ohne es zu überladen.
Die Soundkulisse bleibt angenehm zurückhaltend. Sanfte Musik passt sich dynamisch dem Geschehen an. In Honeywood erklingt das bekannte Theme aus der Serie, während sich die Musik in anderen Gebieten subtil wandelt. Bosskämpfe bringen hingegen musikalische Dramatik: Tonartwechsel, neue Tracks – es entsteht echte Spannung. Sprachaufnahmen gibt es außerhalb der Catchphrases nicht, stattdessen viel VLDL-typischer Humor in Textboxen.
Fazit
Nice Day For Fishing ist weit mehr als ein kurioses Fanprojekt. Es ist ein charmantes, witziges Abenteuer mit ungewöhnlichem Kampfsystem, das Timing und Geschicklichkeit belohnt. Die clevere Kombination aus klassischem RPG-Flair, parodistischem Worldbuilding und fordernden Angelduellen sorgt für unterhaltsame Spielstunden.
Dass all das auf einem der stumpfesten Gags der Epic NPC Man-Serie basiert, macht es nur noch beeindruckender. Wer Pixel-Art, Indie-Charme und eine gute Portion Selbstironie liebt, oder einfach Fan der Serie ist, wird mit Nice Day For Fishing seine Freude haben.
- Originelles Fischen
- Starker Humor der Vorlage
- Gute Progression
- Ausgewogener Mix aus RPG, Crafting und MMO
- Sehr spezifischer Humor und Anspielungen
- Repetitive Quests. Das ist zwar Teil des Witzes aber bleibt trotzdem repetitiv

Hat seit dem Gameboy jede Handheld-Generation ausgiebig genutzt. Es stehen vorallem Coop- und Multiplayer-Spiele hoch im Kurs.