Noctuary im Test: Mit Märchen gegen die Dunkelheit
Noctuary ist ein Märchen im Mantel eines Fast-Paced-Kombo-RPGs. Welche zauberhafte Geschichte das Studio Gratesca uns hier auftischt und wie sich das in ein Spiel fügt, erfahrt ihr im Test.
Von Licht und Dunkelheit
Im Lande Inlixaland herrscht ewige Dunkelheit, in der sich diese sogar in Form von Dunkelrittern manifestiert hat. Die einzige Lichtquelle stellen die sogenannten Illuminatoren dar, das sind wie Pflanzen gewachsene Kinder aus Licht. Diese entstehen und wohnen in sogenannten Beacons. Das sind wiederum Türme, die durch die Verwendung von Edelsteinen in der Lage sind, das Licht der Illuminatoren zu speichern und somit zu sicheren Häfen in der sonstigen Dunkelheit zu werden. Unsere Geschichte dreht sich um die beiden jungen Illuminatoren Fancia und Alina, die in die Kampfeinheiten, die „Aboranger“, aufgenommen werden wollen. Als sie mehr zufällig in eine Gruppe besonderer Dunkelritter laufen und eine scheinbar neugeborene Illuminatorin finden, die allerdings Erinnerungen an längst untergegangene Beacons hat, entfaltet sich eine Geschichte, in der die Grundfesten der Welt erschüttern werden, könnten. Zusätzlich bekommt Fancia eine seltsame Kraft, mit der sie die Stärken ihrer Verbündeten nutzen kann, indem sie eine Kristallblume aus Kraftfragmenten einsetzt. Jede weitere Ausführung der Ereignisse würde starke Spoiler beinhalten, weswegen ich an dieser Stelle darauf verzichte.
So. viel. Text. hat ein Märchen
Das Worldbuilding geschieht in diesem Quasi-Märchen im klassischen Visual-Novel-Style — das bedeutet, uns erwarten schön ausgestaltete Hintergründe während der Dialoge, zeitweise eingeblendete Bilder oder auch kurze Videosequenzen. Den Hauptteil der Spielzeit nehmen die Dialoge zwischen den Charakteren ein, die durch 2D-Avatare dargestellt werden. Sonderlich viel Einfluss auf die Gespräche können wir dabei aber nicht nehmen. Da die Geschichte aber gut und witzig geschrieben ist, sind diese Abschnitte, obwohl sie zeitlich den Löwenanteil ausmachen, dennoch nicht zu langatmig. Damit wir bei SChlüsselwörtern nicht den Überblick verlieren gibt es ein Kompendium, in dem wir jederzeit im Dialog Informationen nachschlagen können.
Schnell passiert ein Unglück
Den anderen Teil des Spiels nimmt der kombobasierte Kampf ein. Wir laufen in isometrischer Perspektive durch die Level und besiegen Wellen von Gegnern. Jeder Gegnertyp hat dabei sein eigenes Angriffsmuster. Um hier zu bestehen, müssen wir das gut ausgebaute Kombosystem nutzen. Dafür können wir auf der einen Seite klassisch mehrfach die Angriffstaste drücken, auf der anderen dürfen wir auch dynamisch den Charakter wechseln und mit diesem die Kombo zu Ende bringen. Je mehr Kämpfer wir haben, desto vielseitiger sind unsere Möglichkeiten. Da die Charaktere unterschiedliche Kampfstile haben, kann so eine Kombo auch in einem komplett anderen Schadensmuster oder -bereich enden. Jeder Kämpfer besitzt auch drei unterschiedliche Angriffsarten, welche per Knopfdruck umgeschaltet werden. Die Kombos sehen bei jedem Charakter und jedem Angriffsstil episch aus. Neben den Komboangriffen müssen wir auch ausweichen, da die Illuminatoren nur recht begrenzte Lebenspunkte haben. Auch hier kann der dynamische Charakterwechsel helfen, da wir so entweder einen Gegner aus seinem Angriff herausbringen oder die kurze Unverwundbarkeit ausnutzen können. Sollte doch einmal ein Charakter seine Lebenspunkte auf Null reduziert bekommen, können wir diesem wieder aufhelfen, indem wir in einem gewissen Radius neben ihm stehen. Dies gestaltet sich bei größeren Gegnerhorden allerdings schwerer als es sich anhört. In diesem schnelllebigen und dynamischen Kampfgeschehen passiert es leider auch leicht einmal, dass man die Übersicht verliert.
Ich queste mir die Welt, wie sie mir gefällt
An Content fehlt es Noctuary aber bei Weitem nicht — zusätzlich zu den Hauptmissionen gibt es nämlich auch noch zahlreiche Nebenmissionen. Diese bestehen zwar zu Teilen nur aus Gesprächen beziehungsweise Storyabschnitten. Die Belohnungen der Nebenmissionen sind aber nicht zu verachten, da sich hier häufig die Verbindung zu anderen Personen festigt, was uns neue Fähigkeiten für unsere Blume bringt (oder auch einfach mal nur normale Crafting-Materialien). Im Rahmen eines Märchens ist es aber auch nicht verwunderlich, dass eine Vielzahl der Missionen ausschließlich Text enthält. Insgesamt kommt Noctuary auf ungefähr 30 Stunden, in denen es eine bezaubernde, traurige, aber auch herzerwärmende Story erzählt.
Bezauberndes Aussehen zu bezaubernder Story
Der Stil ist wie im Märchen gehalten (Pun intended), also mit weichgezeichneten Hintergründen und fantastischen Charakteren. Die visuellen Interaktionen außerhalb der Kämpfe sind sehr reduziert und beschränken sich fast nur auf wechselnde Gesichtsausdrücke und Emotionen, ab und zu gesprenkelt mit einer animierten Szene. Für die lange und detaillierte Story eignet sich diese Erzählweise aber perfekt. Zusammen mit der musikalischen Untermalung werden wir quasi in die Geschichte hinein gezogen.
Fazit
Noctuary schafft es, eine lange und gut geschriebene Story immer wieder mit fast-paced Action aufzurütteln. Das nicht ganz triviale Kampfsystem ist zwar der kleinere Teil des Spiels, schafft es aber sehr gut, dass sich Noctuary nicht wie eine Visual Novel anfühlt. Durch den Schreibstil kann man sehr gut mit den Charakteren mitfühlen und baut auch eine Verbindung zu ihnen auf (auch wenn natürlich einige Klischees aufgegriffen werden).
- Bezaubernde Geschichte
- Knackiger Kampf
- Hübsche Grafik
- Dialoge könnten manchmal etwas kürzer sein
- Actionsequenzen sind sehr kurz
Hat seit dem Gameboy jede Handheld-Generation ausgiebig genutzt. Es stehen vorallem Coop- und Multiplayer-Spiele hoch im Kurs.
Lanoir am 10. Dezember 2023 um 02:05
Wow das sieht echt gut aus, hatte ich gar nicht auf dem Schirm
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