Ostwind: Beginn einer wunderbaren Freundschaft - RemasteredOstwind: Beginn einer wunderbaren Freundschaft - Remastered
Review

Ostwind: Beginn einer wunderbaren Freundschaft – Remastered im Test: Eine frische Brise auf Gut Kaltenbach

Von Simone Jung am 3. Juli 2024. Getestet auf PS5. Zum Spiel hier klicken.

Mit Ostwind: Beginn einer wunderbaren Freundschaft – Remastered erhält der Franchise um den namensgebenden Rappen erneut Zuwachs aus dem Hause des Münchener Entwicklerstudios Aesir Interactive. Nachdem das Videospiel 2017 zunächst unter dem Namen Ostwind: Das Spiel bereits mit Updates sowie einem angepassten Titel ausgestattet wurde, erfolgt nun das nächste Upgrade für die aktuelle Konsolengeneration. Wir sind der neuerlichen Einladung nach Kaltenbach gefolgt und haben aufgezäumt. Ob sich das Remaster auch als sattelfest erweist oder bockend abgeworfen wird, klären wir in unserem Test.

Alte Bekannte

Mit der Buchveröffentlichung in 2013 fiel der Startschuss für die Pferdegeschichte, die insbesondere eine jüngere, pferdeverrückte Zielgruppe anspricht und inzwischen in mehrere Bücher, Filme und Videospiele mündete. Mit ihrer strengen Großmutter Maria Kaltenbach pflegt die rebellische Mika keinen allzu großen Kontakt, bis sie eines Tages ihre Ferien auf deren Gestüt verbringt. Hier lernt die Teenagerin den wilden und als gefährlich eingestuften Hengst Ostwind kennen. Dennoch sucht Mika die Nähe des Pferdes - und schafft es schließlich, dessen Vertrauen zu gewinnen und ein besonderes Band mit ihm zu knüpfen.

Auch in Ostwind: Beginn einer wunderbaren Freundschaft - Remastered sind Mika und Ostwind selbstredend die Hauptfiguren. Weiterhin begegnen uns andere bekannte Charaktere wie Mikas Oma, der ehemalige Pferdetrainer Herr Kaan oder dessen Enkel Sam. Angesiedelt ist die Erzählung des Videospiels zu einem Zeitpunkt, bei dem die beiden Protagonisten ihre besondere Freundschaft bereits geschlossen habenund sie nun intensiv pflegen können, als Mika erneut ihre Ferien auf dem Pferdehof verbringt. Auf vorangegangene Geschehnisse wird im Spielverlauf hin und wieder Bezug genommen. So wird beispielsweise das Springturnier Kaltenbach Classics thematisiert, an dem Mika mit Ostwind trotz der Skepsis ihrer Oma teilgenommen hat. Es wird aber keine Story aus den späteren Büchern oder Filmen nacherzählt, sondern in Grundzügen eine eigenständige behandelt. Dies bedeutet, dass sich die Charaktere zwar miteinander unterhalten und somit schon einen Rahmen für das Spielgeschehen liefern, es aber eine durchgängige Handlung, die uns durch das Spiel führt, in dem Sinn nicht gibt. Stattdessen bewältigen wir losgelöst nach jeweils einer kurzen Einleitung verschiedene Aufgaben. Fans des Franchise dürften sich dennoch in der Präsentation mit bekannten Elementen aufgehoben fühlen. Für Spieler, die vielleicht über das Videospiel den ersten Kontakt zur Marke Ostwind haben, kann es sich jedoch ohne eine richtige Story etwas austauschbar anfühlen. Hier bietet zum Beispiel Schleichs Horse Club Adventure 2 mit der Geschichte zum Fotowettbewerb und dem Wettstreit mit der zickigen Konkurrentin einen schöneren roten Faden, der die einzelnen Aufgaben verbindet und etwas mehr Hintergrund der Vorlage aufzeigt.

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Auf dem Rücken der Pferde

…Liegt das Glück dieser Erde, so sagt es der gängige Spruch. Unsere Heldin Mika scheint diesen auch sehr wörtlich zu nehmen, denn wir treffen sie wie im Original im gesamten Spielverlauf nur auf der Koppel zu Fuß an. Alles weitere, was an sie herangetragen wird, erledigt sie durchgängig von Ostwinds Rücken aus. Und Aufgaben gibt es für das Duo wirklich mehr als genug. So unterstützen wir die beiden beispielsweise beim Einsammeln von giftigen Pflanzen auf der Weide, damit kein Pferd sie versehentlich beim Grasen erwischt. Dann sollen wir in der Umgebung von vorgegebenen Motiven Fotos schießen, innerhalb einer vorgegebenen Zeit die kürzeste Wegstrecke zwischen zwei Punkten finden oder uns generell an Rennen versuchen. Weiterhin gilt es ausgebüxte Tiere wieder einzufangen, die sich in einem ordentlichen Tempo dünne machen wollen. Und das Springtraining will zudem auch nicht vernachlässigt werden. Um sich von all dem Stress auch mal ein bisschen erholen zu können, steht uns schließlich der Ausritt-Modus zur Verfügung. Hier können wir nach Herzenslust ohne Zeitdruck solange durch die Gegend streifen, bis wir entweder zum Gut zurückkehren möchten oder uns im freien Gelände ebenfalls der einen oder anderen möglichen Angelegenheit widmen. Im Vergleich zur Konkurrenz aus dem Hause Schleich, die sich unter anderem verschiedener Reitstile bedient, fallen die Aufgabenstellungen in Ostwind: Beginn einer wunderbaren Freundschaft – Remastered in Summe etwas weniger abwechslungsreich aus. Eine Integration anderer Reitstile hätte sich bei der hiesigen Vorlage aber nicht ganz so gut in das Konzept eingefügt, sodass wir diese auch nicht vermisst haben. Allerdings fühlen sich die Aufgaben durch die fehlenden zwischengeschalteten Story-Abschnitte teils doch etwas repetitiv an, obwohl sie durchaus Spaß machen.

Trotz all der anstehenden Aufträge können wir aber nicht ständig nur Vollgas geben, sondern müssen regelmäßig für Verschnaufpausen sorgen. Wenn Ostwind müde wird, ist er nicht mehr zu 100 % leistungsfähig. Ein guter Reiter sorgt aber natürlich auch ohne den Leistungsgedanken für sein Pferd. Ein Energiebalken zeigt uns an, wie es um die verfügbare Kraft unseres Rosses steht. Spätestens durch Mikas Hinweise erhalten wir aber die Information, wann wir besser eine Rast machen sollten. In der Reitpause bieten sich einige Möglichkeiten, um unseren Freund wieder aufzupäppeln. Wir können Ostwind streicheln oder auf der Koppel mit ihm spielen. Des Weiteren widmen wir uns der Pferdepflege, denn Striegeln oder die Hufe auszukratzen sorgt ebenfalls dafür, dass sich unser Pferd sogleich besser fühlt. Und gegen einen frisch ausgemisteten Unterstand hat es selbstverständlich auch nichts einzuwenden.

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Bei Wind und Wetter

Mika und Ostwind meistern gemeinsam jede Herausforderung und sind daher viel unterwegs. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Ostwind: Beginn einer wunderbaren Freundschaft - Remastered durchweg im Freien spielt. Die Spielwelt, die im Gegensatz zu Horse Club Adventures einen optisch realistischeren Ansatz verfolgt, lädt aber auch förmlich dazu ein, durch die Umgebung zu reiten. Zumal sie gegenüber der Originalversion eine ordentliche Überarbeitung erhalten hat. Es wurde noch mehr Vegetation integriert und die Lichteinstrahlung verbessert. So ergeben sich sehr schöne Panoramen mit toller Lichtstimmung, die sich gegenüber der Ursprungsversion definitiv gesteigert haben. Auch die Wettereffekte lassen sich sehen, wenn unsere Protagonisten todesmutig selbst Unwettern strotzen und auch im strömenden Regen oder Gewitter losziehen. Doch so schön wie die Spielwelt auch aussieht, fallen gleichzeitig ebenfalls kleine Mäkel ins Auge. Zwar hemmen sie nicht den Spielspaß, doch nachladende Texturen wie aufploppende Büsche stören häufig die Ästhetik. Auch flackern manchmal die Baumkronen. Insbesondere in einer Mission, in der ein Bereich mit oranger Farbe eingegrenzt wurde, sah dies bisweilen sogar etwas gefährlich aus.

Nicht nur bei der Landschaftsoptik wurde für das Remaster Hand angelegt, sondern auch bei Mika und Ostwind selbst. Beide erscheinen lebendiger als im Original, was besonders in den deutlich gelungeneren und runderen Bewegungsabläufen unseres Pferdes in allen Gangarten hervorsticht. Dennoch ist weiterhin noch etwas Luft nach oben. Während die Comic-Einblendungen bei den Gesprächen wirklich sehr hübsch aussehen, wirkt Mikas Gesicht in der Spielgrafik leider immer noch ein bisschen puppenartig.

Die Soundkulisse wartet währenddessen mit einer wirklich großartigen Musik auf. Passend zur Vorlage vermittelt sie ein stimmungsvolles Freiheitsgefühl und treibt stets motivierend zur weiteren Erkundung an. Pausen zwischen den einzelnen Stücken oder Titel, die in ihrer Thematik scheinbar eher zufällig abgespielt werden, fallen zwar auf, sind aber nicht störend.

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Reite, soweit dich die Hufe tragen

Die Steuerung in Ostwind: Beginn einer wunderbaren Freundschaft - Remastered ist eingängig und simpel gehalten, sodass wir nach der Wahl eines Schwierigkeitsgrads und einem kleinen Tutorial direkt in das Reitabenteuer einsteigen können. Manchmal gestaltet sich jedoch das Lenken des Pferdes etwas unpraktisch, da die Taste für Sprinten und die Bedienung der Kamera mit dem gleichen Finger erfolgen. Ein Umgreifen ist daher erforderlich, was im Eifer des Gefechts entweder zulasten des Überblicks oder der Geschwindigkeit geht. Zudem besteht wie im Original hin und wieder das Problem, dass wir unverhofft an unsichtbaren Hindernissen hängen bleiben und dadurch ausgebremst werden.

Im Spielverlauf leveln wir verschiedene Attribute unseres Pferdes auf, worüber sich beispielsweise Ostwinds Geschwindigkeit steigern lässt. Diese Weiterentwicklung sorgt genauso für zusätzliche Motivation, um am Ball bleiben zu wollen, wie Trophäen, die wir freischalten können. Für letzteres lassen sich beispielsweise versteckte Orte oder Wanderwege nennen, deren Ausschilderung wir ähnlich wie bei einer Schnitzeljagd komplett nachreiten müssen, um die Errungenschaft zu erhalten.

Neu im Remaster ist ein Fotomodus, mit dem wir Schnappschüsse erstellen können. Dies ist eine wirklich sehr schöne Ergänzung, zumal wir hier, wie üblich in solchen Modi, jederzeit das Spiel pausieren und nach Belieben verschiedene Anpassungen vornehmen können. Allerdings hakt es damit teilweise ein bisschen. Manchmal scheinen Einstellungen nicht zu greifen. Noch etwas kritischer verhält es sich zudem mit den Spielanzeigen, die wir ausschalten können, damit ein schöneres Panorama-Foto gelingt. Während es mit dem regulären HUD auch wunderbar funktioniert, bleiben die Missionseinblendungen leider stehen, wenn wir uns innerhalb einer Aufgabe am Fotomodus versuchen. Im Ausritt-Modus steht allerdings einer ausgiebigen Fotosession nichts im Weg.

Fazit

Ostwind: Beginn einer wunderbaren Freundschaft – Remastered bietet erneut ein sehr schönes Setting, das insbesondere eine jüngere Zielgruppe anspricht und gut zur Vorlage passt. Der gelungene Soundtrack vermittelt ein Freiheitsgefühl, das zur Erkundung der Umgebung rund um das Gut Kaltenbach antreibt. Die Spielwelt selbst wurde gegenüber dem Original von 2017 erweitert, sodass nun eine dichtere Vegetation, ein verbesserter Lichteinfall und auch Wetterwechsel für noch schönere Panoramen sorgen. Auch die beiden Protagonisten Mika und Ostwind wurden überarbeitet und sehen lebendiger aus. Insbesondere die Bewegungsanimationen unseres Pferdes in allen Gangarten wirken nun deutlich runder. Neu integriert wurde zudem als gute Ergänzung ein Fotomodus, mit dem sich Schnappschüsse des Spielgeschehens erstellen lassen. Allerdings haben sich beim Remaster leider auch ein paar kleinere Fehler eingeschlichen, wie etwa Pop-ups bei der Umgebungsgrafik und flackernde Baumkronen. Und auch der Fotomodus leistet sich ein paar Aussetzer in Form von nicht durchgängig erkannten Eingaben oder HUD-Elementen, die sich nicht vollständig deaktivieren lassen, wenn man sich gerade innerhalb einer Aufgabe befindet.

Wie in der ursprünglichen Version werden im Spiel keine Geschehnisse eines Buchs oder Films nacherzählt, sondern eher der Ansatz einer eigenständigen Geschichte verfolgt. Zwar sind durchaus bekannte Elemente vorhanden, aber eine richtige Rahmengeschichte gibt es nicht. Stattdessen werden diverse Aufgaben aneinandergereiht, die zwar Spaß machen, sich aber auf Dauer ohne eine durchführende Handlung als etwas repetitiv erweisen. Hier bietet der Konkurrenztitel aus dem Hause Schleich mit Horse Club Adventures einen etwas roteren Faden und ein wenig mehr spielerische Abwechslung, da dessen Vorlage auch die Integration verschiedener Reitstile ermöglicht hat. Dennoch dürften vor allem Fans der Ostwind-Reihe sich gut aufgehoben fühlen und ihren Spaß mit dem Spiel haben.

Pro:
  • Überarbeitete Landschafts- und Vegetationsoptik
  • Sehr schöne Spielwelt mit Wetterwechsel
  • Verbesserte Charakterdarstellungen inkl. neuer Bewegungsanimationen
  • Neuintegrierter Fotomodus
  • Großartige Soundkulisse, die ein Freiheitsgefühl vermittelt
  • Bekannte Elemente aus der Vorlage
  • Pferd kann in Reitpausen versorgt werden
  • Eingängige Steuerung
  • Ausritt-Modus mit diversen Sammeloptionen
Contra:
  • Keine richtige Rahmengeschichte
  • Etwas repetitive Aufgabenstellung
  • Nachladende oder flackernde Grafiktexturen
  • Unsichtbare Hindernisse
  • HUD im Fotomodus während einer Mission nicht vollständig ausblendbar
Story:
2 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Gameplay:
3 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Grafik:
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Sound:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Atmosphäre:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Unsere Wertung: 7.5 / 10
Spiel getestet auf: PS5
Simone Jung

Simone Jung

Konsolenzockerin seit der Kindheit, bevorzugt auf der PlayStation. Zu den Lieblingsspielreihen gehören Grandia, Project Zero, Tomb Raider, Uncharted und Tekken, aber es finden auch gerne mal Indie-Titel den Weg auf den Bildschirm.

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