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Persona 5 Tactica im Test: Mit großen Köpfen eine Hochzeit crashen

Von Tjark am 22. Januar 2024. Getestet auf PC. Zum Spiel hier klicken.

Das nun vierte Spinoff zu Persona 5 trägt den Untertitel Tactica und das gibt uns einen guten Eindruck, was wir hier erwarten dürfen, nämlich einen vollwertigen Taktik-Ableger. Diesmal wartet nicht nur die übliche rundenbasierte RPG-Action auf uns, sondern ein Topdown- Taktikerlebnis à la Mario+Rabbids: Kingdom Battle/Sparks of Hope. Und das Ganze auch noch in peppigem Chibi-Stil.

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Wo sind wir hier denn hineingeraten?

Die Story ist erstmal ziemlich losgelöst von der Hauptserie, auch wenn sie irgendwann innerhalb der Story von Persona 5 angesiedelt sein muss, da die bekannten Charaktere immer wieder bestimmte Ereignisse referenzieren. Aber nachdem wir gleich zu Beginn von Persona 5 Tactica in eine Parallell-/Traumdimension irgendwo innerhalb des Metaversums versetzt werden, ist es möglich, die Handlung sehr separat zu betrachten. Wir schlüpfen wieder in die Rolle der bekannten Phantomdiebe, die sich zur Zeit des Dimensionswechsels alle im LeBlanc aufhalten. In dieser neuen Dimension, in der die Phantomdiebe eher zufällig landen, herrscht eine grausame Tyrannin namens Marie, die das komplette Königreich versklavt hat. Das macht sie eigentlich nur, um die perfekte Hochzeit für sich zu inszenieren, deswegen treffen wir sie auch allzeit bereit im Hochzeitskleid an. Trotzdem kann unsere gemeinnützige Diebesbande solch ein Unrecht natürlich nicht ungestraft lassen. Mit einem Kuss kann Marie den freien Willen jeder Person wegsperren und sie einer Gehirnwäsche unterziehen. Schon bei der ersten Begegnung werden alle Phantomdiebe bis auf Mona und Joker durch genau diese Fähigkeit auf die Seite des Gegners gezogen. Die beiden letzten unserer Helden werden von der Anführerin des Widerstands gerettet und schließen sich daraufhin den Rebellen an. Systematisch versuchen wir also nun das Regime von Marie zu zerlegen und unsere Freunde zu befreien. Wenn ihr das Hauptspiel nicht gespielt habt, dann sind in dieser Zusammenfassung bestimmt auch schon einige Fragezeichen aufgetaucht. Das ist an sich nicht schlimm, da die Story recht losgelöst ist und wir eine kurze Zusammenfassung der Charaktere und Personas bekommen, aber dasselbe Verbundenheitsgefühl stellt sich dadurch nicht ein. Außerdem werden wir zwangsweise ein paar Spoiler der Hauptstory mitbekommen.

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Statische Runden waren gestern. Jetzt laufen wir!

Spielerisch unterscheidet sich Persona 5 Tactica deutlich vom Setting gebenden Hauptspiel. Denn wir bewegen uns mit einem Dreierteam in Runden über ein Kampffeld, nehmen Deckung hinter Barrieren und versuchen, unsere Gegner mit Nah- und Fernkampfangriffen auszuschalten. Jeder Charakter kann sich pro Runde eine vorgegebene Anzahl an Feldern bewegen. Die Bewegung ist zwar nicht nur in geraden Linien möglich, uns wird aber klar angezeigt, wie weit wir laufen können. Als Angriffsoption steht uns immer ein Schuss mit unserer Pistole (oder einer anderen Fernkampfwaffe) zur Verfügung. Je nach Charakter und Position können wir auch auf Personas und Nahkampfangriffe zurückgreifen. Das bekannte „one more“, also ein weiterer Angriff nach einem kritischen Treffer, ist auch wieder dabei, dabei ist das Schwächen-System aus Persona 5 aber komplett entfernt und durch ein einfacheres Schere-Stein-Papier-System ersetzt worden. Die oben bereits erwähnte Deckung spielt eine große Rolle, denn sie schützt uns vor Fernangriffen und blockiert den Weg für Nahkampfangriffe. Da Gegner die gleichen Angriffsoptionen (inklusive der „one more“) haben und die Deckung ebenfalls nutzen können, wird jede Schlacht zu einer Art Schachspiel, bei dem Positionierung der Hauptschlüssel zum Sieg ist. Obwohl unsere Charaktere den Gegnern zwar meistens stärketechnisch überlegen, aber zahlenmäßig eher unterlegen sind, ist die Positionierung immer wichtig. Ein mächtiges Instrument bietet uns der Großangriff „zu dritt“, bei dem wir ein Dreieck aus unseren Einheiten um einen niedergeschlagenen Gegner formieren müssen. Wenn wir eine solche Formation schaffen, werden alle Gegner, die sich innerhalb des Dreiecks befinden, stark geschädigt. Das erinnert an die „All-Out-Attack“ der Hauptreihe, ist aber leichter herbeizuführen, da nur ein Gegner niedergeschlagen werden muss. Die Attacke setzt hier auch wieder auf das zentrale Element der klugen Positionierung.

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Nicht immer nach vorne

Wenn wir uns in einer Runde entscheiden, nicht anzugreifen, dann wird der entsprechende Charakter „fokussiert“. Das bietet uns einen Vorteil für die nächste Runde, wobei die genaue Auswirkung charakterabhängig ist. Mal erhöht es unsere Bewegungsfähigkeit, mal können wir Gegner trotz Deckung kritisch treffen. Kluge Positionierung und Abwarten ist also doppelt praktisch. Auch die Typen von Persona-Angriffen haben neue Effekte und verändern fast immer die Positionierung auf dem Schlachtfeld. Wind-Angriffe schleudern Gegner weg, während Furcht Gegner zurückweichen lässt und nuklear sie zusammenzieht. Natürlich gibt es weiterhin verschiedene Gegnertypen, die unterschiedliches Verhalten haben. Das Verhalten bringt dabei eigentlich auch immer eine Schwäche mit sich. Als Beispiel neigen große Kolosse zu Kontern, die sie aber nach dem ersten (versuchten) Konter offen für weitere Angriffe lassen. Wie häufig in Taktikspielen gibt es auch hier optionale Herausforderungen, wie das Abschließen innerhalb eines Runden-Limits oder ohne Schaden einzustecken. Die Boni für solche Aufgaben sind mehr Erfahrung oder seltene Items bei Abschluss des Kampfes. Das Erfüllen solcher Herausforderungen bietet noch eine angenehme zusätzliche Anstrengung der grauen Zellen, die uns Persona 5 Tactica sonst selten abverlangt.

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Bei einem guten Gespräch durchschnaufen

Bei einem Persona-Spiel dürfen aber soziale Interaktionen nicht fehlen und deswegen können wir zwischen den Schlachten immer wieder mit unseren Teammitgliedern reden. Einen Social Link können wir dabei zwar nicht aufbauen, aber die eine oder andere nette Konversation kriegen wir trotzdem mit. Im Hauptquartier können wir auch in den allgegenwärtigen Velvet Room und dort unsere Skills und Ausrüstung verbessern. Wer allerdings Erkundungstouren außerhalb der Kämpfe erwartet, der wird leider enttäuscht, denn wir können im Hauptquartier ausschließlich durch Menüs navigieren.

Große Köpfe für große Taten

Auch optisch ist Tactica deutlich von den anderen Spielen des Persona 5 Franchise unterscheidbar. Denn wir können hier einen sehr comichaften, ultrabunten, chibibehafteten Stil erwarten. Alle bekannten Personen und Outfits bleiben dabei erhalten, nur die Köpfe und Augen werden größer und „verspielter“. Auch die Proportionen der Spielwelt verschieben sich leicht, werden aber nie zu absurd. Das Effektgewitter, das wir von der Persona-Reihe gewohnt sind, bleibt uns auch weiterhin erhalten. Ebenso der grandiose Soundtrack und eine gute Vertonung.

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Fazit

Persona 5 ist auf einem guten Weg, jedes Spielgenre, das es gibt, mit einem Spinoff abzudecken. Mit Persona 5 Tactica gehen wir in die feldbasierte Taktikrichtung. Dabei wird eine neue und losgelöste Geschichte erzählt, die ohne die Hintergründe, die man aus dem Hauptspiel kennen muss, aber nicht vollkommen verständlich und auch etwas flach daherkommt. Mechanisch ebenfalls etwas vereinfacht, macht es trotzdem alles richtig und bietet uns rund 30 Stunden neuen Spielspaß im bekannten Universum. Jedem Persona 5 Fan kann man das Spiel ohnehin empfehlen (als hätte es jemanden gewundert), aber auch Spieler, die Spaß an dieser Art Taktik haben, bekommen hier ein mechanisch einwandfreies Spiel. Mir persönlich hat der Grafik-Stil zugesagt, aber ich vermute, dass hier die größte Hürde für Neulinge sein könnte.

Pro:
  • Neuartige Taktik
  • Stimmige Umsetzung
  • Witz und Charme in Dialogen
Contra:
  • Stil etwas Gewöhnung bedürftig
  • Story ohne Vorwissen nicht gänzlich verständlich
  • Außerhalb von Kämpfen nur Menüs
Story:
3 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Gameplay:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Grafik:
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Sound:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Atmosphäre:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Unsere Wertung: 8.0 / 10
Spiel getestet auf: PC
Tjark

Tjark

Hat seit dem Gameboy jede Handheld-Generation ausgiebig genutzt. Es stehen vorallem Coop- und Multiplayer-Spiele hoch im Kurs.

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