Sniper Elite 5Sniper Elite 5
Review

Sniper Elite 5 - Rebellions neuer Stealth-Shooter im Test

Von Daniel Walter am 28. Mai 2022. Getestet auf PS5. Zum Spiel hier klicken.

Mit Sniper Elite 5 entführt uns Entwickler Rebellion ein weiteres Mal in die Zeit des Zweiten Weltkriegs, wo wir es als Scharfschütze Karl Fairburne mit den Schergen der Achsenmächte aufnehmen. Ob uns der Stealthshooter überzeugen konnte, verraten wir euch im Test.

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Vive la France

Nachdem wir im vierten Ableger der Shooter-Reihe im mediterranen Italien unterwegs waren, verschlägt es uns dieses Mal nach Frankreich. Wir schreiben das Jahr 1944 und befinden uns damit in der finalen Phase des Krieges. Deutschland hat an vielen Stellen bereits an Boden verloren und die Alliierten bereiten die Operation in der Normandie vor, um dem angeschlagenen Reich den entscheidenden Schlag zu verpassen. Die Kampagne ist wie gewohnt in einzelne Kapitel unterteilt, die wir chronologisch abarbeiten müssen. Insgesamt hält das Spiel neun Abschnitte für uns bereit, die von Ende Mai bis Juni ’44 angesiedelt sind. Darin warten einige äußerst spektakuläre Schauplätze auf uns, wie das Chateau Beauregard, eine Waffenfabrik in Martressac oder die Kulisse des Zentralmassivs. Eine zehnte Mission in den Bayerischen Alpen wird bereits als DLC angezeigt und wird daher vermutlich in naher Zukunft als (kostenpflichtige?) Erweiterung nachgereicht.

Vor jeder Mission legen wir die Ausrüstung und den Schwierigkeitsgrad fest. Letzterer lässt sich wahlweise ganzheitlich oder auch in einzelnen Kategorien separat in fünf Stiften regeln, und zwar in den Bereichen Kampf, Schießen und Taktik. Darüber hinaus steht uns eine umfangreiche Palette mit optionalen Zusatzeinstellungen zur Wahl, über die wir Details wie die Aggression von Feinden, den Eigenbeschuss oder auch den Einfluss von Wind und die Ballistik der Kugeln nach unseren Wünschen variieren dürfen, um ein optimales Setup für unsere individuellen Sniper-Fähigkeiten zu schaffen. Bei späteren Durchläufen der Level ist es außerdem möglich, den Startort, an dem wir ins Spiel einsteigen, zu verändern und damit eine neue Ausgangssituation zu konstruieren. Als spannende Neuerung führt Sniper Elite 5 die Funktion “Invasion der Achsenmächte” ein, die die grundsätzlich offline stattfindende Storykampagne um eine Online-Komponente ergänzt. Aktivieren wir die Invasion, haben Mitspieler die Chance, als feindliche Scharfschützen in unsere Kampagne einzusteigen und uns das Leben schwer zu machen. Über einen eigenen Punkt im Hauptmenü können wir natürlich auch selbst in die Rolle dieser Soldaten schlüpfen und uns in das Szenario anderer Spieler einklinken. Da die Einstellung komplett optional ist und bei Bedarf auch vollständig ignoriert werden kann, ist diese Zusatzfunktionen wirklich eine großartige Ergänzung für all diejenigen, die ihre Kampagne um ein unvorhersehbares Element erweitern und die Spannung sowie die Herausforderung zusätzlich erhöhen möchten. Bei der Story sollte man im Übrigen nicht unbedingt eine tiefergehende Handlung mit zahlreichen Wendungen erwarten. Die klassische und hier und da vielleicht etwas zu klischeebehaftete Kriegsgeschichte erfüllt aber voll und ganz ihren Zweck und schafft einen passenden Rahmen für die wie gewohnt rundum gelungen inszenierten Scharfschützenmissionen.

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Stimmungsvolle und überzeugende Präsentation mit kleineren Makeln

Auf der PlayStation 5 kann man Sniper Elite 5 im Vergleich zum Vorgänger definitiv einen Grafiksprung attestieren, sodass sowohl die Umgebungen als auch die Licht-, Rauch- und Wassereffekte sehr ordentlich aussehen. Bei den Sequenzen vertraut der Shooter auf eine Kombination aus animierten Szenen und echten Bildaufnahmen und schafft so eine glaubhafte Zweiter-Weltkriegs-Atmosphäre mit dem gewohnten amerikanisch-patriotischen Grundgefühl der Reihe. Auch, wenn Sniper Elite 5 grafisch rundum überzeugen kann, sind wir hier in Sachen Detailreichtum und Gesichtsanimationen Rebellion-typisch nicht auf dem Zenit des aktuell machbaren, was der Stimmung des Shooters aber keinesfalls schadet. So können sich epische Momente wie das Eintreffen unseres Scharfschützen am Strand an der Normandie, während hoch über ihm eine brutale Luftschlaft stattfindet und am Horizont die Suchscheinwerfer den Nachthimmel erhellen, wirklich sehen lassen, ohne dass uns dabei aber die Kinnlade herunterfällt. Sehr schön ist in jedem Fall, dass die Entwickler Wert auf kleinere Details gelegt haben und beispielsweise für eine sehr realistische Maserung der Felsen gesorgt oder den Strand mit vielen kleinen Steinchen mit klarer Textur versehen haben. Auch hinterlassen wir beim Laufen durch den Sand sichtbare Fußspuren, die auch für längere Zeit auf der Oberfläche zu sehen sind. Etwas schade ist die Tatsache, dass viele der Details, die in der normalen Third-Person-Ansicht großartig aussehen, beim Blick durch das Zielfernrohr unseres Scharfschützengewehrs dann aber doch sehr grob und verwaschen sind, was kein Beinbruch ist, den optischen Gesamteindruck aber schon etwas trübt. Richtig gut sehen dagegen die Spiegelungen auf metallischen Gegenständen und auch die naturnahe Bewegung der Wasseroberfläche aus, die leichte Wellen schlägt und den Sand am Ufer sanft überspült. Als besonderes Highlight in der Präsentation und Trademark der Spielereihe ist natürlich auch beim fünften Ableger die spektuläre Kill-Cam mit dabei, die uns bei einem Volltreffer zeigt, wie die Kugel unseres Schützen die Inneren Organe und Knochen der Feinde zerlegt. Diese blutige Angelegenheit sieht in Sniper Elite 5 noch einmal deutlich realistischer aus als bisher und sorgt für den einen oder anderen makaberen Wow-Moment. Aufgrund der geänderten Vorgehensweise der USK finden wir in Sniper Elite 5 – im Gegensatz zu allen Vorgängern – übrigens auch akkurate historische Symbole, die das Szenario noch einmal authentischer wirken lassen.

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Sniper und Stealth meets Shooter

Die Sniper-Elite-Reihe schaffte schon immer den Spagat zwischen Stealth- und Shooterpassagen, ohne dabei den eigentlichen Kern, nämlich die Scharfschützen-Action aus der Distanz, aus den Augen zu verlieren. Dies gelingt auch in Teil 5 ohne Probleme, sodass wir uns als Spieler in den meisten Fällen selbst aussuchen können, wie wir weiter vorgehen. Unauffällige Sniper-Kills, bei denen wir auf Hilfsmittel wie einen Mehrfach-Zoom, eine Zielmarkierung via Fernrohr oder auch das Anhalten der Luft zurückgreifen können, um die tödlichen Schüsse zu platzieren, stehen dabei ebenso zur Wahl wie klassische Nahkampf- & Stealth-Aktionen. Hier nutzen wir Deckungen wie Felsen, Hauswände oder hohes Gras und auch die Dunkelheit der Schatten, um uns an unsere Feinde anzuschleichen und sie aus nächster Nähe lautlos auszuschalten. Dabei liegt es an uns, ob diese Angriffe tödlich mit dem Messer oder nichttödlich mit bloßer Muskelkraft oder Knüppel ausgeführt werden. Beim Annähern an unsere Gegner müssen wir pinibel darauf achten, uns leise und geduckt fortzubewegen, um nicht frühzeitig entdeckt und in ein Feuergefecht verwickelt zu werden. Um bestimmte Areale unauffällig erreichen zu können, finden wir in der Umgebung auch immer wieder überwucherte Wände und Netze, an denen wir unweit der beleuchteten Wege auf höhere Ebenen gelangen können, um uns einen Überblick über die jeweilige Situation zu verschaffen. Außerdem verfügen wir über eine Trillerpfeife zum Anlocken nahestehender Feinde, die wir so von ihren Verbündeten trennen können, um sie abseits des Geschehens leise auszuschalten. Sollte es dennoch zu einem der eher seltenen Schusswechsel kommen, können wir zusätzlich zu unserem Sniper-Gewehr auch auf MPs, Pistolen oder Schrotflinten zurückgreifen, um uns aus der Situation zu befreien. Das Waffenfeedback fühlt sich bei sämtlichen Schießeisen dank hervorragender Soundkulisse und gelungenem Einsatz des PS5-Controllers dabei immer sehr wuchtig und realistisch an, sodass wir auch wirklich das Gefühl haben, einen Abzug nach hinten zu drücken. Unser gesamtes mitgeführtes Waffenarsenal dürfen wir an Werkbänken mit Aufsätzen und Erweiterungen versehen, um unterschiedliche Attribute wie die Leistung, die Beweglichkeit oder die Kontrolle zu verbessern. Serientypisch ist der Spielablauf in Sniper Elite 5 in den meisten Momenten entspannt und nur ab und an hektisch, sodass sich der Titel klar und deutlich von gewöhnlichen Shootern abhebt. Zu unseren Aufgaben während der Missionen gehört neben dem Ausschalten von mitunter hochrangigen Gegnern, dem Befreien von Verbündeten und dem Infiltrieren bestimmter Areale auch immer wieder das Aufspüren und Beschaffen von Dokumenten und Informationen, mit denen wir den Alliierten dabei helfen, den Kriegsverlauf zu ihren Gunsten zu verschieben. Die Level sind dabei gut strukturiert, bieten uns aber jede Menge Freiheiten bei der Wahl der Vorgehensweise oder auch der Wege, sodass uns bei jeder Mission, ähnlich wie bei Hitman, ein weitestgehend frei begehbares offenes Areal als Spielplatz zur Verfügung steht.

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Verschiedene Spielmodi sorgen für Abwechslung abseits der Kampagne

Ergänzend zu den Story Missionen und dem bereits erwähnten integrierten Spielmodus “Invasion der Achsenmächte” hält Sniper Elite 5 auch verschiedene Optionen für Mehrspieler-Fans bereit, sowohl mit Koop- als auch mit Versus-Ansatz. So dürfen wir uns im klassischen Multiplayer-Part auf verschiedene PvP-Modi freuen, die es bereits in früheren Serienablegern zu sehen gab. Der Modus “Kein überqueren” stellt beispielsweise unsere Sniper-Fähigkeiten auf die Probe, da wir es hier mit einem gegnerischen Team zu tun bekommen, das durch eine unüberwindbare Barriere von uns getrennt ist. Aber auch klassische Team- und Truppkämpfe mit bis zu 16 Spielern sowie ein Free-for-all-Modus, bei dem jeder auf sich alleine gestellt ist, sind Teil des Online-Angebots. Mit “Überleben” bietet uns der Shooter außerdem einen Koop-Wellenmodus, bei dem wir uns entweder alleine oder im Team mit bis zu drei Mitspielern mehreren KI-Gegnerwellen stellen müssen. In allen Mehrspielervarianten serviert das Spiel bekannte Onlineshooter-Kost auf gutem Niveau, ohne dabei große Sprünge zu machen oder sich zu stark zu verzetteln, denn der Fokus liegt trotz allem ganz klar auf der Storykampagne.

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Fazit:

Sniper Elite gehört für mich zu den Spielereihen, die einem immer genau das bieten, was man erwartet. So wird man zwar nur selten mit spektakulären Neuerungen überrascht, aber eben auch so gut wie nie enttäuscht, da Rebellion hier seit vielen Jahren konsequent abliefert. Sniper Elite 5 geht den gewohnten Weg stringent weiter und verpasst dem Stealthshooter einen überzeugenden Next-Gen-Anstrich. Dabei fällt nicht nur die sichtbar optimierte Grafik auf, sondern eben auch der gelungene Einbau der Dual-Sense-Funktionen. Gameplaytechnisch macht Teil 5 des Sniper-Franchises eine gewohnt gute Figur und vereint Sniper-Action gekonnt mit klassischen Stealth- und Shooter-Elementen, sodass ein abwechslungsreicher Spielablauf auf uns wartet, der mit verschiedenen Herangehensweisen und Missionszielen punktet. Die Funktion “Invasion der Achsenmächte”, bei der sich Online-Mitspieler als Gegner in unsere Storykampagne einklinken können, gehört sicherlich zu dem Innovativsten, das die Reihe seit Langem gesehen hat und hat mich mehr als positiv überrascht, sodass ich mir für die Zukunft gerne mehr Entwicklungen dieser Art wünsche. Mich als Fan der Serie hat Sniper Elite 5 in jedem Fall abgeholt, auch wenn gerade im Hinblick auf die Story und die sehr klischeebehaftete Charakterdarstellung nach all den Jahren einfach ein bisschen mehr drin sein dürfte.

Pro:
  • Bekannt abwechslungsreiches Gameplay mit Sniper-, Stealth- und Shooter-Elementen
  • Authentische Präsentation und stimmungsvolle Inszenierung
  • Spektakuläre Schauplätze in neun weitläufigen Leveln
  • Gelungenes Waffenfeedback mit Einsatz der DualSense-Funktionen
  • Serientypisches entspanntes Gameplay mit viel Handlungsfreiheit
  • Optionale Online-Komponente für die Kampagne
  • Mehrere Multiplayer-Modi mit Koop- und PvP-Ansatz
Contra:
  • Story und Charaktere bleiben oberflächlich und klischeebehaftet
  • Unscharfe Texturen beim Zoomen
  • Insgesamt keine großen Überraschungen
Story:
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Gameplay:
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Grafik:
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Sound:
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Atmosphäre:
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Unsere Wertung: 8.5 / 10
Spiel getestet auf: PS5
Daniel Walter

Daniel Walter

Ein begeisterter Konsolenspieler mit einem breit gefächerten Interessengebiet. Neben Shooter-Serien wie Battlefield oder Call of Duty gehören auch Action-Adventures wie klassische Assassin's Creeds, die Batman-Arkham-Reihe oder The Last of Us Part 1/2 zu den bevorzugten Titeln. Hinzu kommen Survival-Games wie ARK, Horror-Klassiker a la Resident Evil sowie Open-World-Abenteuer im Stile von Far Cry oder Red Dead Redemption. Sport-Franchises wie FIFA oder Tour de France erweitern das Interessenfeld, ebenso wie sämtliche Titel aus dem Star-Wars-Universum.

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