System Shock im Test: Ein würdiges Remake für den Klassiker?
Remakes sind mittlerweile sehr gängig und die Industrie sucht ständig nach neuem Futter für die lukrative Wiederverwertung alter Spiele. Ein gefundenes Fressen ist hier System Shock. Das Horror-RPG zählt nach wie vor zu den großen Klassikern des Genres und taucht regelmäßig in Horror-Bestenlisten auf.
Mit Night Dive Studios wurde für das Remake ein rundum passender Partner gefunden. Das Studio hat bereits Klassiker wie Turok, Quake und Doom erfolgreich auf aktuelle Konsolengenerationen portiert. Ein Match made in heaven also!?
System Shock, das ursprünglich 1994 erschienen ist, setzte damals neue Maßstäbe in Sachen Gameplay, Storytelling und Atmosphäre. Es hat nicht nur das Genre der Horror-RPGs geprägt, sondern auch unzählige moderne Spiele inspiriert. Der düstere Cyberpunk-Stil, die komplexe Erzählweise und das innovative Gameplay haben das Spiel zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht und eine treue Fangemeinde aufgebaut.
Das Remake ist übrigens schon lange auf Steam erhältlich, jetzt aber auch endlich auf Konsole. Finden wir also gemeinsam heraus, ob dieses Remake dem Original gerecht wird und ob sich der Kauf lohnt.
Rage against the KI
Im System Shock Remake übernimmt der Spieler die Rolle eines Hackers, der im Jahr 2072 inhaftiert wird, nachdem er versucht hat, in die Citadel Station einzudringen. In einem verzweifelten Versuch, seiner Strafe zu entgehen, nimmt er ein Angebot des Stationsleiters Edward Diego an: Im Austausch für seine Freiheit soll er die ethischen Beschränkungen der künstlichen Intelligenz SHODAN entfernen.
Nachdem der Hacker seine Aufgabe erfüllt hat, wird er für sechs Monate in einen Heilschlaf versetzt. Als er erwacht, stellt er fest, dass SHODAN die Kontrolle über die Citadel Station übernommen hat. Die einst hilfsbereite KI ist nun zu einem psychopathischen Diktator mutiert, der versucht, die Macht über die Erde zu erlangen, indem er die Station und deren Bewohner in mörderische Maschinen verwandelt.
Der Spieler muss sich durch die verschiedenen Decks der Citadel Station kämpfen, Rätsel lösen und sich gegen SHODANs Schergen behaupten, um schließlich die KI selbst zu besiegen und die Menschen an Board vor ihrem Unterdrücker zu retten.
Simples Gameplay mit wenig Überraschungen
Im System Shock Remake erkundet der Spieler als Hacker die von Cyber-Schrecken heimgesuchte Citadel Station. Trotz modernisierter Steuerung wirkt die Bewegung dabei etwas behäbig.
Die Kämpfe folgen dem simplen Shooter-Prinzip: Schießen, mit der Umgebung interagieren und hin und wieder das eigene Inventar managen. Die Eisenstange, mit der das Spiel beginnt, kann für stärkere Hiebe aufgeladen werden.
Die Fähigkeiten des eigenen Protagonisten kann man über den Spielverlauf verbessern. Gefundene Verbesserungen werden dabei direkt implantiert und sind leicht einsetzbar. Das begrenzte Inventar erfordert jedoch geschicktes Management und das Verarbeiten von unnützem Müll zu Schrott – Genrefans kennen das bereits zur Genüge aus Spielen wie Resident Evil.
Die Gegner, bestehend aus Robotern und Mutanten, wirken generisch und wenig bedrohlich, was allerdings eher dem Alter des Spiels geschuldet ist. Man hat diese Arten von Gegnern nun mittlerweile ein paar Mal zu oft gesehen.
Das Kampf-Gameplay bietet trotz modernisierter Steuerung und begrenzter Ressourcen heutzutage etwas zu wenig Tiefe. Abwechslung bieten die Ausflüge in den Cyberspace und die herausfordernden Rätsel, die das Spiel erfrischend abwechslungsreich gestalten. Spieler können dabei den Schwierigkeitsgrad der Puzzles nach Belieben anpassen, falls sie den Fokus lieber auf actionreiche Kämpfe legen möchten – das macht das System Shock Remake auch für genrefremde Spieler sehr einsteigerfreundlich.
Die großen Argumente für das Remake: Atmosphäre und Story
Das Remake von System Shock überzeugt vor allem durch seine fesselnde Atmosphäre und die packende Story. Für diejenigen, die das Original verpasst haben, bietet dieses Remake die perfekte Gelegenheit, eine echte Bildungslücke in der Videospielgeschichte zu schließen. Die Handlung bleibt auch heute noch spannend und absolut sehenswert, was sowohl alteingesessene Fans als auch neue Spieler gleichermaßen begeistern dürfte.
Besonders bemerkenswert ist, dass Night Dive Studios nicht nur die ikonische Story bewahrt, sondern auch einige der Schwächen des Originals ausgebessert haben. Um Spoiler zu vermeiden, gehen wir hier nicht weiter auf die Umsetzung ein. Die Entwickler haben aber gezielt Lücken geschlossen und problematische Stellen überarbeitet, was zu einer insgesamt stimmigeren und noch fesselnderen Erzählung führt. Die Story ist detailreich, gut strukturiert und zieht den Spieler von der ersten Minute an in ihren Bann.
Unterstützt wird die packende Geschichte durch eine atemberaubende Atmosphäre. Die optische Gestaltung des Spiels ist einfach ein Augenschmaus. Die Umgebungen sind liebevoll und detailreich gestaltet, sodass jedes Level nicht nur großartig aussieht, sondern auch eine einzigartige und abwechslungsreiche Atmosphäre bietet. Die düsteren Gänge der Citadel Station, die unheimlichen Schatten und die beeindruckenden Licht- und Soundeffekte tragen maßgeblich dazu bei, den Spieler vollständig in die Welt von System Shock eintauchen zu lassen. Schon allein aus diesen Gründen lohnt sich das Remake.
Zwar wirken die Zwischenausflüge in den Cyberspace weniger visuell beeindruckend und aufregend, doch das mindert das Gesamtbild kaum. Die Hauptumgebung des Spiels ist so fantastisch gestaltet, dass diese kurzen Abschnitte leicht zu verschmerzen sind.
Das System Shock Remake punktet aber nicht nur mit einer beeindruckenden visuellen Gestaltung, sondern auch mit einem hervorragend umgesetzten Sounddesign. Die akustische Untermalung trägt maßgeblich zur dichten Atmosphäre des Spiels bei und verstärkt das Gefühl der Isolation und Bedrohung auf der Citadel Station. Selbst kleine Details, wie das leise Summen von Maschinen oder das bedrohliche Flüstern von SHODAN, sind sorgfältig gestaltet und fügen sich nahtlos in das Gesamterlebnis ein. Dieses erstklassige Sounddesign trägt entscheidend dazu bei, den Spieler tief in die beklemmende Welt von System Shock eintauchen zu lassen.
Auch technisch kann das Remake überzeugen. Night Dive Studios haben hier ganze Arbeit geleistet und ein nahezu fehlerfreies Spielerlebnis geschaffen. Weder Bugs noch andere technische Mängel trüben den Spielspaß, was das Remake zusätzlich aufwertet.
Fazit
Das Remake von System Shock ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie ein Klassiker modernisiert und gleichzeitig seine ursprüngliche Magie bewahrt werden kann. Night Dive Studios haben es geschafft, die fesselnde Story und die unvergessliche Atmosphäre des Originals zu erhalten, während sie gleichzeitig gezielt Verbesserungen vorgenommen haben, die das Spielerlebnis noch intensiver und flüssiger machen.
Die packende Erzählung, die detailreiche Welt und die herausragende visuelle Gestaltung machen das Remake zu einem Pflichtkauf für alle Fans von Horror-RPGs und Cyberpunk-Szenarien. Trotz kleinerer Schwächen, wie den weniger beeindruckenden Cyberspace-Ausflügen, bietet das Spiel insgesamt eine stimmige und spannende Erfahrung, die sowohl Veteranen als auch Neulinge begeistern wird.
Technisch ist das Remake ebenfalls auf einem hohen Niveau, was den Spielspaß zusätzlich steigert. Wer das Original verpasst hat oder erneut in die düstere Welt der Citadel Station eintauchen möchte, sollte sich dieses Remake nicht entgehen lassen.
- Optisch großartig
- Story lohnt noch immer einen Blick
- Technisch ohne Probleme
- Teils etwas dröges Gameplay
- Die Cyberspace-Passagen sind optisch und spielerisch nicht auf dem Niveau des restlichen Spiels
Leidenschaftlicher Zocker, der irgendwo zwischen Shootern, Plattformern, Action-Adventures und arcadigen Sportspielen zuhause ist. Zu den Lieblingsreihen gehören Resident Evil, The Last Of Us, Call Of Duty und GTA.