

The Last of Us Part II Remastered im Test: Sonys umstrittene Fortsetzung kommt endlich auch auf dem PC an
Liebe kann einen Menschen verändern, Verlust aber auch. Vier Jahre nach seiner Erstveröffentlichung findet Naughty Dogs kontroverse Fortsetzung zum Kritikerliebling The Last of Us seinen Weg auf den PC. Nachdem der Port des Erstlingswerks zum Launch beinahe unspielbar war, mussten Spieler dem bevorstehenden Launch von Part II mit Skepsis entgegensehen. Welche Figur The Last of Us Part II auf dem PC macht, erfahrt ihr in unserem Test.
Langsam schneller werden und entgleisen
Der Entwickler Naughty Dog brillierte noch nie mit komplexen Gameplay-Konzepten, das Steckenpferd der Kalifornier ist seit jeher eine gesunde Mischung aus simplem Gameplay, einer ansprechenden audiovisuellen Erfahrung und einer soliden Story, The Last of Us ist da keine Ausnahme. Was besonders Part I von anderen Naughty Dog-Titeln und den meisten AAA-Spielen unterscheidet, ist der Fokus auf eine ernsthaft erzählte Geschichte, die ihre Spieler nicht für präpubertäre Teenies hält und eine gewisse Reife voraussetzt. Viel vom bahnbrechenden Erfolg von The Last of Us kann der starken Zeichnung der beiden Hauptfiguren Ellie und Joel zugutegehalten werden, da beide Figuren dreidimensional und sympathisch genug sind, um eine Handlung über eine Spielzeit von über 10 Stunden zu tragen. Beide haben stark definierte Wünsche, Ängste und Bedürfnisse und obwohl die eigentliche Handlung eine vergleichsweise konventionelle Reise durch das postapokalyptische Amerika über den Verlauf eines Jahres darstellt, ist es im Besonderen die aufblühende Vater-Tochter-Beziehung zwischen den beiden Protagonisten, die uns am Ball hält. Joel und Ellie wachsen uns ans Herz, weil wir sie einen Teil ihres Leidensweges begleiten und sie uns während diesem so nah werden, dass wir uns nicht anders zu helfen wissen, als mit ihnen mitzufiebern.
Die Handlung von The Last of Us Part II setzt am Ende von Part I bei Joel und Ellie an und entscheidet sich auf mehreren Ebenen für einen komplizierten Weg. Die lineare Erzählweise von Part I weicht einem non-linearen Plot, in dem wir zwischen mehreren Perspektiven verschiedener Charaktere und zwischen verschiedenen Punkten innerhalb der Handlung wechseln. Was wir spoilerfrei sagen können, ist, dass die Handlung von Part II einen deutlich bedrückenderen Grundton als sein Vorgänger wählt und wir Ellie auf einen mehr als fragwürdigen Rachefeldzug begleiten werden, der sich mit voranschreitender Zeit immer mehr wie ein kompletter Kontrollverlust anfühlt. Die Fragen, die sich uns währenddessen aufdrängten, waren: Wie weit gehen wir aus Liebe für die Menschen, die uns alles bedeuten? Welche Grauen rechtfertigen wir vor uns selbst und anderen? Wer wird unter diesen Rechtfertigungen leiden müssen und was werden wir für diese aufs Spiel setzen und verlieren? The Last of Us Part II möchte keine Geschichte über Helden oder Schurken erzählen, stattdessen geht es Menschen, die gleichzeitig zu den höchsten menschlichen Empfindungen und den niederträchtigsten Taten imstande sind.
Wir haben eine etwas komplizierte Haltung zur Story von Part II, da sich die Handlung zeitweise so anfühlt, als ob man gemeinsam mit den Protagonisten in einer früher oder später entgleisenden Achterbahn sitzen würde. Klar, zu Beginn ist das aufregend und spannend, aber umso mehr Spielzeit vergeht, umso stressiger und schwindelerregender fühlt sich die Fahrt an, sodass wir zwischendurch eigentlich ganz gerne aussteigen und eine Pause machen wollten. Wir haben es hier mit einer ziemlich beklemmenden Geschichte zu tun, auf die die Definition von “Spaß” und “leichter Unterhaltung” einfach nicht zutrifft, auf der anderen Seite gibt es sehr wenige Videospiele, die sich in einem vergleichbaren Fahrwasser wie die The Last of Us-Spiele bewegen, im Besonderen dem von Part II. Als Spieler werden wir selten dazu aufgefordert, uns so tiefgründig und kritisch mit unseren Protagonisten und unserer Haltung zu diesen auseinander zu setzten und das macht auch einen großen Teil des Reizes aus.
Das Gras auf der anderen Seite
Aufseiten des Gameplays stellt Part II eher eine Weiterentwicklung in kleinen Schritten dar. Die Grundsäulen bleiben weiterhin Erkundung, Stealth, Crafting, Ressourcenmanagement und zähe Gefechte, besonders letztere sind ihrem Vorgänger sehr ähnlich. Die Einführung von hohem Gras als Sichtschutz öffnet das Leveldesign weit genug auf, um Spielern mehr Impulse für einen schleichenden Spielstil zu geben, das reicht jedoch nicht, um den Fokus weg vom Kampfsystem zu ziehen. Wir sagen es einfach mal dreist: Das spannendste Gameplay findet man in beiden The Last of Us-Teilen in direkten Kampfsituationen, da diese es schaffen, alle Stärken der vorhandenen Gameplay-Aspekte zu ihrer vollen Größe auszuspielen. Wenn einen mehrere Gegner umstellen und flankieren, die Ressourcen knapp sind und man durch Reflexe und Priorisierung der größten Bedrohungen es gerade so schafft, ein Gefecht zu überstehen, kann sich das Gameplay sehr viel eindrucksvoller anfühlen, als es tatsächlich ist. Besonders spannend fanden wir die Möglichkeit, Zombies durch Köder gegen menschliche Gegner als riskante Waffe einzusetzen, leider kam das während unserer Spielzeit erstaunlich selten vor. In einer perfekten Welt hätte das Designteam hinter Part II dreist bei Metal Gear Solid 3 abgeschrieben, um das Stealth-Gameplay noch vielseitiger und interessanter zu gestalten, aber das Gras ist auf der anderen Seite wahrscheinlich immer höher. Das schwerwiegendere Problem ist, dass Kampfsituationen nur einen kleinen Teil der gesamten Spielerfahrung ausmachen und man die meiste Zeit mit dem öden Erkunden und Looten von Leveln beschäftigt ist. Der spannendste Teil der Spielerfahrung nimmt also die wenigste Spielzeit ein. Abhilfe kann hier der Roguelike-Modus “No Return” schaffen, durch den das solide Kampfsystem in zufällig generierten Herausforderungen vertieft zum Einsatz kommt. Perks, Waffen, Charaktere, Karten, Fraktionen, Buffs, Debuffs und verschiedene Schwierigkeitsgrade werden so kombiniert, dass sie zu einem herausfordernden Test der Beherrschung der zugrundeliegenden Mechaniken von The Last of Us Part II werden. Wer sich also beim Spielen der Story von Zeit zu Zeit etwas unterfordert fühlt, darf sich hier gerne die Zähne ausbeißen. Somit wirkt das Gesamtpaket aufseiten des Gameplays um einiges ausgeglichener, als es noch zu PlayStation 4-Zeiten war.
Solide, aber auch nicht bahnbrechend
Auch bei der Umsetzung des PC-Ports können wir vorsichtig Entwarnung geben: The Last of Us Part II hat von den Port-Profis Nixxes zum Launch einen stabileren PC-Port als Part II spendiert bekommen, das ist aber auch nicht schwer. Die gähnend lange Shader Pre-Compilation im Hauptmenü entfällt komplett, Level und Assets werden stattdessen während des Spiels geladen, was zu einer runderen Spielerfahrung führt. Die Performance macht insgesamt einen soliden Eindruck, in unserem Testsystem kamen eine Radeon RX 6800XT und ein Ryzen 5700X3D zum Einsatz, durch die wir das Spiel in skaliertem 4K und 60 FPS in Ultra-Settings problemlos spielen konnten, obwohl hier leider auch nicht alles Gold ist, was glänzt. Zu Beginn unserer Spielzeit sind uns immer wieder vereinzelte Bugs und Treiberprobleme begegnet, wie zum Beispiel, dass in unregelmäßigen Abständen pixelig-weiße Artefakte auf dem Bildschirm aufblitzten. Wie sich herausstellte, verträgt die The Last of Us-Engine es nicht, wenn gleichzeitig AMDs FSR und eine prozentuale Auflösungsskalierung genutzt werden. Sobald man eines von beiden deaktiviert, verschwinden auch die Artefakte. Ein Problem weniger — jetzt blieb nur noch die ungleichmäßige Bilddarstellung, durch die selbst eine hohe Bildrate unangenehm stotternd wirkte. Dieses Phänomen hat seinen Ursprung wiederum in der Implementierung von AMDs Frame Generation. Sobald diese deaktiviert ist, löst sich auch das Stottern in Wohlgefallen auf. Der PC-Port ist also keine Punktlandung, aber auch kein absoluter Reinfall. Ein paar Updates auf der Treiberseite und Patches aufseiten des Spiels sollten vergleichsweise schnell alle unnötigen Wogen glätten.
Fazit
Mit dem Erfolg von The Last of Us Part I hat sich Naughty Dog eine Narrenfreiheit erkauft, die sie für diesen unangenehmen, schönen, tragischen und aufwühlenden Nachfolger nutzten. Es gibt wenige Titel, die so gut klingen, aussehen und uns eine Handlung servieren, die ihre Protagonisten und uns als Spieler mit einer gewissen Reife begegnen — leider ist nichts auf dieser Welt perfekt. So hat das Gameplay von The Last of Us Part II manchmal seine Längen und auch die PC-Version hätte den einen oder anderen Stabilitäts-Patch vor dem Launch noch vertragen. Am Ende sind wir aber trotzdem froh darüber, die Reise mit Ellie wieder angetreten zu haben. Wer sich für storylastige Videospiele interessiert, wird auf kurz oder lang nur schwer an diesem Titel vorbeikommen.
- Eines der interessantesten PlayStation-Spiele ist endlich auf dem PC verfügbar
- “No Return”-Modus schöpft die Stärken des Gameplays aus
- Der PC-Port läuft stabil auf allem zwischen Steam Deck und High End-PC
- Gut geschriebene Charaktere und Dialoge
- Herausragendes Schauspiel
- Großartige Musik und Grafik
- Spielzeit von über 20 Stunden kann sich ziehen, besonders beim Looten

Nic wurde in seiner frühen Jugend auf den Dopaminkick gefixt, den eine neue mediale Erfahrung mit sich bringt. Um diese Sucht zu befriedigen, sucht er im Bereich der Videospiele das Ungewöhnliche, Exzentrische und Abgehobene. Zu seinen Lieblingen zählen die Metal Gear Solid - Serie, Max Payne 3, Mirrors Edge, Hunt: Showdown und Hotline Miami.