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Review

Young Souls im Test: Rebellieren gegen die Goblininvasion

Von Tjark am 3. April 2022. Getestet auf PC. Zum Spiel hier klicken.

Ebenfalls ein Opfer der Pandemieverschiebungen ist Young Souls, das viel später als geplant erschienen ist. Der Titel des Studios 1P2P hat es nun aber doch geschafft und ist jetzt für die breite Masse erhältlich, nachdem 2021 nur ein Release auf Google Stadia erfolgt ist. Wie sich der Dungeon-Crawler mit seinen flotten Sprüchen schlägt, erfahrt ihr in unserem Test.

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Goblins hier und Goblins da

Wir spielen Tristan und Jenn, das sind zwei pubertierende Jugendliche, die von einem Mann, den sie nur „Professor“ nennen, adoptiert wurden. Die Geschwister sind typische Teenager, das heißt sie haben wenig Lust auf Schule und mehr Interesse daran, die Stadt unsicher zu machen und in Fitnessstudios, Sneakerläden oder Second-Hand-Shops abzuhängen. Als der Professor aber plötzlich verschwindet, ist für die beiden sofort klar, dass sie dem auf den Grund gehen müssen. Dadurch entdecken sie das erste Mal, woran der Professor überhaupt forscht. Das ist für die beiden doch recht überraschend, denn er erforscht mithilfe eines magischen Tors die Welt der Goblins. Diese leben tief unter unseren Füßen und planen nun eine Invasion der Oberfläche. Der Professor wollte zwischen den Völkern vermitteln und einen Krieg verhindern, allerdings wurde er deswegen von ihnen gefangen genommen. Tristan und seine Schwester entscheiden sich sehr schnell, dass sie ihn retten müssen und wenn sie dabei auch noch ein paar Feinde verprügeln dürfen, umso besser. Schnell finden sie Unterstützung, denn nicht alle Goblins sind an einer Invasion und Krieg interessiert. Allen voran ist hier Baldwin zu nennen, ein enger Verbündeter des Professors, der den beiden als Mentor dient und sie überhaupt erst über die Situation aufklärt. Zur weiteren Überraschung finden sie heraus, dass sich längst eine Goblin-Subkultur in ihrer Stadt gebildet hat und zum Beispiel der Sneakerladen schon länger einen Goblin beschäftigt oder es sogar einen kompletten Markt im Brunnen unter der Stadt gibt.

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Tags bei den Menschen, nachts bei den Goblins

Das Gameplay von Young Souls ist zweigeteilt, so wie eben auch die Spielwelt. In der Oberwelt können wir tagsüber die beschauliche Stadt besuchen. Hier können wir uns mit NPCs unterhalten, um mehr über unsere Umgebung zu erfahren oder im Fitnessstudio unsere Statuswerte verbessern. In Form von Minispielen wird bestimmt, um wie viele Punkte der gewählte Wert steigt. Das Minispiel unterscheidet sich dabei je nach zu steigerndem Attribut. Ebenso finden wir hier Händler für Waffen, Rüstungen, kosmetische Kleidung und einen Pfandleiher, bei dem wir Schrott zu Geld machen können.

In der Nacht begeben wir uns dann in den Untergrund und erkunden die Goblinwelt. Dorthin gelangen wir durch ein magisches Portal, genannt “Mondtor”. Von dort kommen wir mit einer besonderen Reiserune zurück in das Labor des Professors. Ursprünglich war unser Plan, uns einfach direkt zum Professor zu teleportieren, ihn einzupacken und mit unserer Reiserune zurückzuspringen. Leider ist das Gefängnis zu tief unter der Erde und die Energie des Mondtors reicht nicht aus, uns so weit zu transportieren. Deswegen müssen wir uns Stück für Stück voran arbeiten und “Energierunen” sammeln, die es uns ermöglichen, weiterzuteleportieren. Das bildet den Dungeon-Crawler-Aspekt des Spiels.

Hier kommen die einzelnen Level ins Spiel, das sind mehrere zusammenhängende Räume, die meist von einem Boss oder Miniboss gekrönt werden. In diesen müssen wir uns im Beat-’em-Up-Stil mit Soulslike-Elementen durch Gegnerhorden vorwärts kloppen. Sollten wir einen Abschnitt nicht schaffen, werden wir vom Mondtor ausgespuckt und müssen das Level von vorne beginnen. Nach Abschluss eines Levels erhalten entweder ein Schlüsselitem oder einen Raum voller Schätze, der unter anderem auch Ausrüstung beinhalten kann. Mit den dadurch erlangten Ausrüstungsgegenständen kann man sich auch verschiedene Builds kreieren, da jedes Item einen Einfluss auf Geschwindigkeit, Schaden und Verteidigung hat. Dies wird über eine Gewichtsskala dargestellt, die das Komplettgewicht unserer angelegten Ausrüstung darstellt und dadurch zum Beispiel die Angriffsgeschwindigkeit oder Reichweite des Ausweichens bestimmt. Zusätzlich erhalten wir beim Levelabschluss auch Erfahrungspunkte, unabhängig von den Punkten, die wir für das Besorgen von Monstern bekommen. Bei genug EP gibt es wie gewohnt ein Level Up, anders als in anderen Spielen haben wir hier allerdings nicht sofort einen Vorteil, sondern müssen uns erst in unserem Zimmer schlafen legen, dann wird uns ein Screen eingeblendet, auf dem wir die erhöhten Werte sehen.

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It’s crawling in my dungeon

Am Anfang der Level gibt es ein Warptor, das es uns ermöglicht, genau diesen Abschnitt gezielt anzuspringen. Die Level hängen zumeist an einer Art Hub-Raum, von dem wir uns in verschiedene Richtungen losprügeln können, bevor wir alle Voraussetzungen haben, in den nächsten Hub-Raum weiterzuziehen. Das bringt leichtes Backtracking zu auch teilweise älteren Hubs mit sich. Unter den Routen sind aber auch optionale Wege, die uns nur Geld oder mehr Ausrüstung einbringen. Die Schwierigkeit des Spiels steigt mit der Zeit sehr stark an. Der von den Entwicklern empfohlene Grad ist bereits mit “fordernd” betitelt, aber die Gegner machen hier so viel Schaden und Heilitems sind so rar, dass wir die Abschnitte häufig neu beginnen müssen. Die meisten Gegner haben eine so schnelle Angriffsgeschwindigkeit mit so wenig Anzeichen, dass wir selten wirklich effizient reagieren können. Der Schwierigkeitsgrad ist allerdings jederzeit im Optionsmenü anpassbar und dadurch ist das einigermaßen verschmerzbar. Im normalen Spiel können wir per Taste zwischen den Zwillingen wechseln, was bei gutem Timing zu einem Sturmangriff führt, wir können aber auch per Remote Play oder Couch-Coop mit einem Freund zusammen beide Zwillinge gleichzeitig steuern.

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So schön kann Sprache sein

Hier ein Wort zur Übersetzung beziehungsweise zur Sprache. Gibt es mehr als eine Sprachvariante, merkt man meist recht schnell, in welcher das Spiel entwickelt und in welche der Text nur übersetzt wurde. Nachdem das Entwicklerstudio 1P2P aus Frankreich kommt, ist die deutsche Sprachausgabe also nur übersetzt worden. Allerdings wurde das keineswegs stümperhaft gemacht, sondern definitiv von einer Deutsch sprechenden Person. Es werden sehr viele flapsige Bemerkungen und auch Umgangssprache benutzt, dass es zu weiten Teilen neu geschrieben und eben nicht einfach „nur“ übersetzt worden sein muss. Einen solchen Umfang und Detailgrad haben wir bis jetzt selten bei nicht von Anfang an deutschen Spielen gesehen. Gleiches trifft auch auf den englischen Text zu, weitere Sprachen können wir leider mangels Sprachkenntnissen hier nicht bewerten. Hier ist auch gleich der „Schimpfwort-Filter“ in den Optionen zu erwähnen, der die derbe Sprache der Zwillinge etwas zensiert. Das ist vor allem in den ersten Szenen, in denen man den Sprachstil und die wirklich häufigen Schimpfwörter nicht erwartet, nicht zu vernachlässigen. Allerdings finden sich in den Texten trotzdem teilweise Fehler oder falsche Übersetzungen. Längere Itemnamen enthalten mitunter auch mal ein “\n” (das ist ein Steuerzeichen aus der Programmierung) oder die Taste für “Dash” wurde mit “Attacke” übersetzt, was für leichte Verwirrung gesorgt hat. Solche Fehler überraschen, da der Titel über Google Stadia ja bereits länger spielbar ist.

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Fantasy-Pop-Kultur

Optisch bietet uns Young Souls eine gute Mischung aus stilisierten, aber nicht völlig übertriebenen Charakteren. Es schafft dabei einen guten Spagat zwischen Fantasy-Stil und scharfer, funkig-knalliger Darstellung mit gelegentlichen Entlehnungen aus dem Anime-Genre. Das sorgt dafür, dass jeder Charakter einzigartig erscheint. Auch entsteht hier ein guter Kontrast zwischen Menschen- und Goblinwelt. Da es sich um ein 2.5-D-Spiel handelt, sehen wir jeden Charakter immer nur von einer Seite, was Dinge wie Animationen vereinfacht. Trotzdem ist die Laufanimation gefühlt doppelt so schnell, wie unsere wirkliche Bewegungsgeschwindigkeit, was das Ganze etwas dissonant erscheinen lässt. Auch die Idle-Animations sind etwas schnell und sehr ausladend.

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Fazit

Der Mix aus Dungeon-Crawler und Beat ’em Up hat mir Spaß gemacht und auch vom optischen Stil überzeugt. Allerdings wirkt die Menschenwelt etwas leer und ich hätte mir hier etwas mehr Content außerhalb der Dungeons vorstellen können. Auch fand ich die Animationen etwas übertrieben und antiklimatisch, vor allem die der meisten weiblichen Charaktere. Weiterhin ist der Schwierigkeitsgrad sehr hoch und der Sprung zwischen den vier verschiedenen Optionen sehr ungleichmäßig. Persönlich konnte ich das Spiel nur auf dem niedrigsten genießen, auf dem man dann dafür aber wieder so stark mit Heilitems zugeschüttet wird, dass ich gar nicht alle verwenden konnte. Auch fallen die leichten Fehler im Interface oder bei der Bedienung auf, es kommt zwar nicht zu Situationen, die das Spiel behindern, aber da das Spiel ja bereits seit August auf Google Stadia erhältlich ist, hätte ich gedacht, dass solche Fehler aufgefallen und behoben wären.

Obwohl Young Souls alle diese Schwächen hat, ist das Kern-Gameplay gut gelungen und durch seinen Mix sowohl für Beat-’em-Up-, Soulslike- als auch für Dungeon-Crawler-Fans einen Blick wert.

Pro:
  • Guter Genre-Mix
  • Netter Look
  • Viel Ausrüstung
Contra:
  • Schwierigkeitssprünge
  • Animationen übertrieben
Story:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Gameplay:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Grafik:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Sound:
3 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Atmosphäre:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Unsere Wertung: 7.0 / 10
Spiel getestet auf: PC
Tjark

Tjark

Hat seit dem Gameboy jede Handheld-Generation ausgiebig genutzt. Es stehen vorallem Coop- und Multiplayer-Spiele hoch im Kurs.

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