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Was ist eigentlich aus der Project-Gotham-Racing-Serie geworden?

Von Alex Jung am 5. September 2025

Nicht wenige Rennsportfans (mich eingeschlossen) heulen schon seit vielen Jahren einer Rennspielreihe nach, die in den Anfangstagen von Microsofts erster Xbox bis hin zu den glorreichen Zeiten der Xbox 360 durchaus eine beachtliche Fanbase aufweisen konnte. Die Rede ist natürlich von der Project-Gotham-Racing-Serie des britischen Studios Bizarre Creations, die eine Weile sogar in direkter Konkurrenz zum noch bekannteren Forza Motorsport stand. Ich persönlich stieg damals mit dem zweiten Teil für die erste Xbox in die Reihe ein und habe vor allem den vierten Teil in sehr guter Erinnerung behalten. Daher wage ich hier gerne mal einen Blick zurück auf die Rennspielperlen längst vergangener Tage.

Project Gotham Racing: Vom Dreamcast zur Xbox

Ursprünglich für Segas Dreamcast entwickelt, fand das erste Spiel der Reihe 2001 den Weg auf Microsofts neues Konsolenflaggschiff. Obwohl der Name Gotham im Titel einen direkten Bezug zum Comic-Helden Batman assoziierte, verschlug es die Spieler nie in die fiktive Megametropole. Doch ein Städtebezug war immer gegeben, denn anders als andere Genrevertreter schickte uns Bizarre Creations mit seinem Werk direkt in die Innenstädte bekannter Metropolen wie London oder Tokyo. Eingeführt wurde zudem das extrem motivierende Kudos-System. Prinzipiell erhielt der Spieler für Platzierungen in Rennen, bestimmte Rundenzeiten oder auch Erfolge im Slalomfahren Punkte, über die er Highscores knacken konnte. Das beständige Sammeln der Kudos, die zudem zum Freischalten weiterer Inhalte dienten, und das stetige Verbessern der eigenen Fahrleistung sorgten für einen angenehmen Gameplay-Sog, von dem die nachfolgenden Teile profitieren sollten.

Project Gotham Racing 2: Größer und umfangreicher

2003 bereits folgte der obligatorische Nachfolger mit der „2“ im Titel, der in allen Belangen größer daherkam. Nun standen uns die Städte Chicago, Florenz, Edinburgh oder Barcelona zur Verfügung, um weiter fleißig Kudos zu sammeln. Auch die Auswahl an Fahrzeugen wurde nach oben geschraubt, so dass hier für die damalige Zeit keine Wünsche offen blieben. Teil 2 stellte somit eine würdige Fortsetzung der Reihe dar.

Project Gotham Racing 3: Die nächste Generation

Mit dem Wechsel auf die Xbox 360 vollzog Bizarre Creations Ende 2005 einen wichtigen Schritt nach vorne, um auch auf den aktuellsten Konsolengeneration Eindruck zu schinden, diesmal erneut als Starttitel für die neuste Hardware. Ergänzt wurde das gewohnt gelungene Spielgefühl durch neue Spielmodi wie etwa einen KO-Modus oder Checkpoint-Rennen von A nach B. Bei der Fahrzeugauswahl legte man die Messlatte nun etwas höher an und präsentierte rund 70 lizensierte Fahrzeuge. Und außerhalb der serientypischen Stadtkurse feierte die berüchtigte Nordschleife des Nürburgrings ihr Debüt in der Reihe, was für zusätzliche Herausforderung sorgte.

Project Gotham Racing 4: Das Kronjuwel

Im Jahr 2007 gab es dann mit dem vierten Teil der Reihe den absoluten Höhepunkt, der tragischerweise gleichzeitig mehr oder weniger den Endpunkt markieren sollte. Über 120 lizensierte Vehikel standen bereit. Darunter befanden sich nun tatsächlich auch Motorräder, die sogar mit den Autos gleichzeitig auf die Piste gehen konnten. Die gemischten Rennen waren ein absolutes Alleinstellungsmerkmal und sorgten für spaßige Action, waren doch die Ideallinien teils sehr unterschiedlich, so dass gerade als Biker in einem Feld voller Autos jedes Manöver wohlüberlegt sein musste. Ebenfalls neu waren nun wechselnde Witterungsbedingungen, die überdies Schneefall mit einbezogen. Da man zudem viele Pisten, wie die obligatorische Nordschleife rückwärts befahren konnte, war sowohl Abwechslung als auch Herausforderung gegeben.

Und dann?

In den darauffolgenden Jahren folgten lediglich noch Ableger für den Mobile-Bereich sowie ein Ferrari-Spin-off, die allerdings nie die Resonanz der Hauptreihe erhalten konnten. Bizarre Creations, definitiv ein Studio, das für Qualität bürgte, wandte sich neuen Projekten zu und veröffentlichte 2010 den (in meinen Augen absolut gelungenen) James-Bond-Ableger Blood Stone sowie das von Kritikern gefeierte Rennspiel Blur, welches jedoch leider zu einem heftigen, kommerziellen Flop wurde. Blur war es dann schließlich, das den Sargnagel für Bizarre Creations markierte. 2011 schloss Eigentümer Activision das Studio aus Liverpool und beendete somit das Kapitel.

Gibt es noch Hoffnung?

Für die Project-Gotham-Racing-Reihe sieht es leider auch im Jahr 2025 sehr düster aus. Da die Lizenz seitdem bei Activision liegt, diese aber keinerlei Anstalten für eine Reaktivierung unternehmen, wäre also nur ein geistiger Nachfolger möglich. Viele der ehemaligen Entwickler von Bizarre Creations gründeten bereits wenige Tage nach der Schließung das neue Studio Lucid Games, doch dieses hat in der Vergangenheit vor allem für Portierungs- und Zuarbeiten bekannter Spiele wie GTA: Liberty City Stories oder Sea of Thieves bereitgestanden. Einen erneuten Ausflug ins Rennspielgenre unternahm man leider nicht, selbst wenn das 2021 veröffentlichte Multiplayer-Game Destruction Allstars ein paar Racing-Elemente bereithielt. Also werden die Spieler (mich eingeschlossen) wohl noch lange auf einen möglichen Nachfolger warten müssen, sofern er überhaupt kommt. Verdient hätte es die Reihe aber auf jeden Fall.

Alex Jung

Alex Jung

Seit dem ersten Gameboy begeisterter Konsolenzocker. Neben Rennspielen, Action-Adventures und JRPGs sind auch Indie-Perlen gerne im Laufwerk gesehen. Zu den Lieblingsspielen gehören GTA Vice City, Metal Gear Solid, Overboard, Ys VIII, die Uncharted- und Forza-Horizon-Reihe sowie Gran Turismo 7.