American ArcadiaAmerican Arcadia
Review

American Arcadia im Test: Flucht aus dem goldenen Käfig

Von Till Eilert am 15. Dezember 2023. Getestet auf PC. Zum Spiel hier klicken.

In American Arcadia versuchen wir im poppigen 70er-Jahre-Stil aus unserem tristen, aber ruhigen Leben zu fliehen und decken dabei eine veritable Verschwörung auf. Ob die Flucht gelingt oder der Titel doch wieder zurück in das Gefängnis muss, klären wir im Test.

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Truman Show in den 70ern

Unser Protagonist Trevor Clarence Hills lebt ein ruhiges und beschauliches Leben in Arcadia City der 70er Jahre. Er hat einen sicheren Job als Account Manager bei einer Firma für Datenverarbeitung. Nette Kollegen, ein schönes Haus und friedliche Nachbarn. Man grüßt sich auf der Straße und das Wetter ist angenehm. Ein rund um ruhiges, aber auch etwas langweiliges Leben. Das stört Trevor aber nicht im Geringsten, ist er doch ohnehin niemand, der das Abenteuer sucht. Bis eines Tages sein Arbeitskollege Gus nicht mehr auftaucht und sich angeblich mit einem Reisevisum seines Arbeitgebers aus Arcadia abgesetzt hat. Trevors Zweifel wachsen, als er am nächsten Tag selbst in das Büro seiner Chefin zitiert wird. Als dann auch noch mysteriöse Botschaften auf der Werbetafel vor seinem Büro erscheinen und eine unbekannte Stimme aus dem Off versucht, ihn vor vermeintlichen Häschern zu retten, beginnt für unseren Helden eine wahnwitzige Hatz quer durch Arcadia. Schon in den ersten Minuten wird uns dabei bewusst, dass die Stadt nicht das ist, was sie zu sein scheint. Denn plötzlich finden wir uns in einem riesigen Lager voller Studioequipment wieder, das in einem Unternehmen für Datenverarbeitung völlig deplatziert wirkt. Trevor muss sich in Anbetracht der erdrückenden Beweise eingestehen, dass sein ganzes Leben auf einer Lüge beruhte und nur der Profitoptimierung eines einzigen riesigen Medienimperiums diente. Er ist Teil einer einzigartigen Fernsehshow, die eine vollständige Stadt inklusive ihrer Einwohner simuliert. Jeder Bewohner dieser Sendung verfügt über einen eigenen Livestream und die Zuschauer können über weitere Entwicklungen ihrer Lieblingscharaktere abstimmen, ähnlich Big Brother oder sonstigen Trash-Formaten. Der Fernsehsender hat jedoch mit sinkenden Einschaltquoten zu kämpfen und möchte nun quotenschwache Bewohner entfernen, um Geld zu sparen. Und da unser Alter Ego nur ein sehr eintöniges Leben vorweisen kann und sein einziger Zuschauer seine für ihn zuständige Bühnentechnikerin ist, lag es für das Unternehmen nah, ihn aus der Show zu entfernen. Was das genau heißt, werden wir wohl erst zu einem späteren Zeitpunkt herausfinden.

Die Story von American Arcadia kann mit einigen Plottwists aufwarten und schafft es, knapp fünf bis sechs Stunden für kurzweilige Unterhaltung zu sorgen, driftet aber manchmal auch ins Unlogische ab. Dafür können die sympathischen Hauptcharaktere überzeugen und auch die Bösewichte wirken authentisch. Das Spiel wartet dabei mit einer gewissen Ironie auf und lässt uns in leisen Tönen auch unser eigenes Konsumverhalten bezüglich Medien hinterfragen.

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Auf die Perspektive kommt es an

American Arcadia ist im Kern ein 2,5D Puzzle Plattformer, bei dem wir unseren Protagonisten durch die verschiedenen Ebenen dirigieren. Das Spiel hat dabei einiges an Abwechslung zu bieten: Einmal müssen wir Container von A nach B schieben, um höher gelegene Ziele zu erreichen oder wir benutzen Objekte geschickt als Deckung, um uns vor Drohnen zu verstecken. Auch die verschiedenen Level überzeugen mit ihrem Detailreichtum und Vielfältigkeit. Mal geht es hoch auf die Dächer der Stadt, dann wieder versuchen wir, undercover ein Luxushotel zu infiltrieren, nur, um wenig später aufzufliegen und dann in bester „Frogger“-Manier über einen viel befahrenen Highway zu entkommen.

Einen besonderen Kniff hat sich der Entwickler „Out of Blue Games“ bei unserer Komplizin und Bühnentechnikerin Angela ausgedacht. Diese hat die Möglichkeit, aus der Ferne auf Kameras, Kräne und auf sonstige an das Internet angeschlossene Geräte zuzugreifen und uns so das Leben zu erleichtern. Etwas hakelig kann es dann werden, wenn Trevor verfolgt wird und wir währenddessen auch noch ein bestimmtes Objekt gleichzeitig ansteuern sollen. In Kombination mit den teilweise ungeschickt platzierten Checkpoints kann das für einige Frustmomente sorgen. Auch, dass unser Alter Ego teilweise Vorsprünge nicht zuverlässig erklimmt, ist dem Spielfluss nicht zuträglich. Die schnellen Ladezeiten und der ausgewogene Schwierigkeitsgrad schaffen es aber, dass der Controller nicht demotiviert zur Seite gelegt wird. Die Steuerung kann größtenteils überzeugen und lässt uns präzise durch die Levels hüpfen.

Im Laufe des Spiels werden wir auch Angela aus der Egoperspektive spielen können, um ihren Schützling aus Arcadia zu schleusen. In diesen Passagen werden eher unsere grauen Hirnzellen gefordert als unsere Fingerfertigkeit. Auch diese Passagen strotzen vor Kreativität und Abwechslung. In einer Mission müssen wir unter Zeitdruck alle Beweise in unserer konspirativen Wohnung vernichten, bevor unsere misstrauische Chefin uns auffliegen lässt. Dann wiederum müssen wir in unserem Büro die Kameras manipulieren, um einen Server zu hacken und auch der Datenkern der Stadt ist vor uns nicht sicher. Besonders spannend war dabei ein Polizeiverhör, bei dem wir gleichzeitig auch Trevor unbemerkt durch die Stadt dirigieren mussten, ohne, dass unsere Tarnung auffällt, während uns hinter unseren Monitoren der skeptische Hobbysheriff  ganz genau beobachtete.

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Lieblingsfarbe: Orange mit etwas Pixel

Der Grafikstil von American Arcadia lässt sich am besten mit Low Poly und viel Orange zusammenfassen. Dabei soll das nicht im Geringsten abwertend klingen, die Farbgebung passt sehr gut zu dem 70er-Jahre-Setting von Arcadia und die fehlenden Pixel geben dem Spiel einen charmanten und eigenständigen Look, der dennoch mit vielen Umgebungsdetails aufwarten kann.

Dank der reduzierten Grafik können wir dann auch ein rundum flüssiges Spielerlebnis erwarten, das selten unter die 140 FPS Marke fällt.

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Don’t be a fool

Sehr stimmig fügt sich auch der Soundtrack in das Spiel ein, der die verschiedenen Szenarien passend untermalt und gut zur Atmosphäre beiträgt. Der Hauptsong „Don’t be a Fool“ von Merle Jefferson, den Trevor zur Genüge kennt, werden wir nicht so schnell aus unserem imaginären Gehörgang verbannen können. Die englische Synchronisation kann durchweg überzeugen und ist mit viel Witz und Emotionen absolut gelungen umgesetzt. Der Titel liegt im englischen Originalton mit deutschen Untertiteln vor.

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Fazit

American Arcadia ist ein interessanter Rätsel- und Hüpfspaß, der mit der Kombination aus Sidescroller und Egoperspektive einen cleveren Gameplaykniff aus dem Hut zaubert. Die gut miteinander verwobenen Erlebnisse von Trevor und Angela, das gute Voice Acting und die tolle Präsentation machen den Titel zu einem ordentlichen Gesamtpaket. Negativ aufgefallen sind die stellenweisen unfair gesetzten Checkpoints, die etwas unzuverlässige Steuerung und die kurze Spieldauer. Die positiven Aspekte des Spiels wiegen diese Minuspunkte allerdings bei weitem auf und so kann ohne schlechtes Gewissen eine Kaufempfehlung ausgesprochen werden.

Pro:
  • Interessante Story
  • Ungewöhnlicher Perspektivenwechsel
  • Sympathische Hauptcharaktere
  • Schicker Grafikstil
  • Toller Soundtrack
Contra:
  • Teilweise unfair gesetzte Checkpoints
  • Etwas unzuverlässige Steuerung
  • Kurze Spielzeit
Story:
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Gameplay:
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Grafik:
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Sound:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Atmosphäre:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Unsere Wertung: 8.5 / 10
Spiel getestet auf: PC
Till Eilert

Till Eilert

Passionierter PC und Konsolenspieler. Fokus liegt auf Einzelspielererlebnissen

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