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Review

Ancestors: The Humankind Odyssey - die Evolution erleben

Von Daniel Walter am 16. Dezember 2019. Getestet auf Xbox One. Zum Spiel hier klicken.

Das Survival-Spiel Ancestors: The Humankind Odyssey bietet uns die Chance, die Entwicklung eines Affenstammes vor vielen Millionen von Jahren zu verfolgen. Ob uns der Ausflug in den afrikanischen Urwald gefallen hat, zeigen wir euch im Test.

Der Kreislauf des Lebens

Bevor es losgeht, müssen wir einen neuen Stamm erstellen und diesem einen beliebigen Namen geben. Anschließend legen wir fest, wie viel Unterstützung wir beim Spielen haben möchten. Hier stehen vier Varianten zur Wahl, vom vollen HUD und Tutorial bis hin zum kompletten Verzicht auf beides. Nach der Wahl des Geschlechts unseres ersten Stammesmitglieds, beginnt unser Abenteuer rund um die Vorfahren der Menschheit. Unsere Geschichte beginnt in Afrika vor 10 Millionen Jahren. Im Rahmen einer kurzen Sequenz beobachten wir, wie Lebewesen unterschiedlicher Gattungen an Land, im Wasser und in der Luft ums Überleben kämpfen. Als Setting wird uns ein dicht bewachsener grüner Urwald präsentiert, der Lebensraum für zahlreiche Tierarten ist. Die Introsequenz vermittelt schon einen sehr guten Eindruck vom täglichen Leben der Tiere, die unseren Planeten lange vor den Menschen bevölkerten. Wir schlüpfen wenig später in die Rolle eines jungen Affen, dessen Elternteil bei einem gemeinsamen Ausflug von einem Raubvogel getötet wird, woraufhin der Kleine auf sich allein gestellt ist.

Mit allen Sinnen

Während wir uns mit unserem Charakter durch die grüne Hölle bewegen, die uns umgibt, stehen uns verschiedene Fähigkeiten zur Verfügung, die unser Überleben sichern sollen. So verfügt unser Affe über unterschiedliche Sinne und kann seine Umgebung zum Beispiel mithilfe seines Gehörs oder seines Geruchssinns analysieren und so unter anderem mögliche Bedrohungen, andere Artgenossen oder Nahrungsquellen ausmachen. Weiterhin steht auch die Intelligenz des Tieres als Fähigkeit bereit, mit der wir beispielsweise sichere Unterschlüpfe aufspüren, Sehenswürdigkeiten entdecken oder den Weg zurück zu unserem Stamm finden können. Im Urwald warten allerlei Gefahren auf uns, die von angriffslustigen Schlangen bis hin zu anderen ungemütlichen Zeitgenossen wie Hyänen, Säbelzahntigern oder Krokodilen reichen. Wir haben unter anderem die Möglichkeit, feindlichen Angriffen mit gut getimeten Sprüngen auszuweichen. Auch ein Konter der Attacke ist möglich und verschafft uns zusätzliche Zeit. Außerdem kann unser Affe Drohgebärden nutzen, um Andere einzuschüchtern. Des Weiteren bleibt uns im Notfall auch noch die Flucht. Da die Affen auch ohne Probleme Bäume und Felsen erklimmen können, lassen sich Angreifer in der Regel sehr gut abschütteln. Auch das Springen von einem Baum zum anderen ist möglich, da wir uns an Ranken oder Lianengewächsen festhalten können. Diese lassen sich auch greifen, wenn wir einmal Gefahr laufen, in die Tiefe zu stürzen.

Ancestors Screenshot Followtheleader

Ein gesunder Lebensstil ist wichtig

Ein sehr interessanter Aspekt des Survival-Spiels ist das Zusammenspiel aus Lebenserwartung und Kondition. Beide Werde werden anhand von bunten Kreisen dargestellt und von verschiedenen äußeren Faktoren beeinflusst. So sinkt die Lebenserwartung durch Verletzungen und auch Vergiftungen, die unser Affe erleidet. Aber auch eine zu große Erschöpfung, die wiederum mit der Kondition zusammenhängt, hat Einfluss auf die Lebenserwartung. Kondition verbrauchen wir bei sämtlichen Aktionen, je anstrengender diese sind, desto mehr verlieren wir. Im umgekehrten Fall beeinflusst aber auch die Lebenserwartung die Kondition, wodurch ein älteres Tier weniger fit ist als ein junges. Die Kondition lässt sich aber durch Nahrung oder Schlaf im Rahmen der durch das Alter gesetzten Grenzen wieder aufladen. Als dritter Faktor kommt die Energie hinzu, die sich nach kurzer Zeit selbst wieder auffüllt. Diese steht in engem Zusammenhang mit der Kondition und ist höher, je besser das Konditionslevel unseres Affen ist.

Zusammen sind wir stark

Sehr schön ist auch das Zusammenspiel mit anderen Stammesmitgliedern. So profitiert immer der ganze Stamm von unseren Entdeckungen. Wenn wir beispielsweise eine Nahrungs- oder Wasserquelle gefunden und analysiert haben, wird diese anschließend auch von anderen Clan-Mitgliedern genutzt. Alles, was uns die Spielwelt zur Verfügung stellt, kann von uns in die Hand genommen und inspiziert werden. So entdecken wir nicht nur Nahrung und Wasser, sondern auch geeignete Materialien für Werkzeuge oder zum Bauen von Schlafplätzen. An diesen haben wir nicht nur die Chance, unsere Energie aufzuladen. Hier können wir außerdem auf das Evolutionsmenü zugreifen. Dort sehen wir, welche neuronalen Verbindungen unsere Erforschung der Spielwelt schon geknüpft hat. Mit ihnen lassen sich nach und nach neue Fähigkeiten freischalten, mit denen zum Beispiel leichter Nahrung gefunden oder der Clan bei Bedarf herbei gerufen werden kann. Erreichte Fortschritte lassen sich durch einen Generationswechsel, der 15 Jahre in die Zukunft springt, sichern und für die zukünftigen Generationen unseres Stammes festhalten. Um das Fortbestehen der Art zu sichern, ist es außerdem erforderlich, einen Partner zu suchen und sich zu paaren. Der Clan bietet uns aber noch weitere Vorteile. So können wir nicht nur nach Belieben zwischen den Stammesmitgliedern wechseln, sondern bei gefährlichen Vorhaben auch mit einem Artgenossen an unserer Seite losziehen. Stirbt ein Affe, schlüpfen wir automatisch in die Rolle eines anderen Stammesmitglieds.

Kein Spiel für jeden

Ancestors ist definitiv kein sehr zugängliches Spiel. Die Erklärungen sind selbst bei der einfachsten Stufe nur sehr rudimentär, sodass man sich selbst vorarbeiten und verschiedene Dinge, wie zum Beispiel das Bauen von Dingen, einfach ausprobieren muss, ohne wirklich zu wissen, wie es funktioniert. Auch die Orientierung in der Spielwelt ist alles andere als leicht, trotz der uns zur Verfügung stehenden Fähigkeiten. Im Vergleich zu vielen anderen Survival-Spielen bietet uns Ancestors aber lobenswerterweise Aufgaben an, die wir erledigen können. Diese sorgen gerade am Anfang für einen gewissen Rahmen und helfen dabei, verschiedene Aspekte des Spiels zu begreifen. Wer bereit ist, selbst aktiv zu werden und sich ins kalte Wasser werfen zu lassen, wird mit Ancestors definitiv seine Freude haben, denn wenn wir etwas selbst herausfinden oder einen bestimmten Ort im Dschungel entdeckt haben, fühlt sich dies auch sehr motivierend an. Das wenig zugängliche Gefühl wird von der gewählten Grafik noch verstärkt. So ist diese oft unscharf und verwaschen, gerade bei Nacht oder bei Regen. Hier ist die Orientierung dann nochmal deutlich schwerer, was auf der einen Seite realistisch, auf der anderen aber auch frustrierend sein kann. Wenn unser Affe dann noch verletzt oder müde ist, und das Sichtfeld dadurch noch einmal kleiner wird, fühlt man sich teilweise schon sehr verloren im Dschungel. Auch die gewählte Kameraansicht, die sehr nah am Rücken der Affen ist, sorgt nicht gerade für Übersicht.

Ancestors Screenshot Lakevictoria

Ein atmosphärisches Afrika

Die Spielwelt an sich ist sehr stimmungsvoll gestaltet und sorgt für echtes Dschungel-Feeling. Hierbei lassen sich Aspekte wie Sonnenstrahlen, die durch das Blattwerk fallen, plätschernde Wasserfälle oder auch zahlreiche, endlos erscheinende Ebenen mit riesigen Bäumen hervorheben, die den Urwald authentisch abbilden. Hinzu kommt eine überzeugende Soundkulisse mit zahlreichen Tiergeräuschen sowie ein passender, wenn auch teilweise etwas experimenteller Soundtrack mit Panflöten. So authentisch der Urwald dargestellt wird, so abwechslungsarm ist er leider auch. Dies führt dazu, dass man nach einigen Spielstunden schon einen kleinen Dschungel-Koller hat. Glücklicherweise warten später auch noch andere Bereiche wie eine weitläufige Savanne auf uns.

Fazit:

Ich habe mich in den vergangenen Jahren einmal quer durch das Survival-Genre gespielt und zahlreiche Vertreter kennengelernt. Das Ganze lässt sich recht gut in zwei Lager aufteilen. Auf der einen Seite sind die etwas zugänglicheren Titel wie Conan Exiles oder ARK – Survival Evolved, bei denen man die grundlegenden Aspekte sehr schnell verinnerlicht hat und sich mit anderen Dingen wie dem Erkunden der Spielwelt befassen kann. Bei anderen Titeln wie The Forest oder Green Hell geht es dagegen wirklich in erster Linie ums Überleben, sodass die grundlegenden Spielmechaniken mehr im Mittelpunkt stehen. Diese Genrevertreter setzen meist auf ein sehr geringes Maß an Hilfe und werfen den Spieler gern ins kalte Wasser. Auf der einen Seite ist dies ein spannender Aspekt, da das nackte Überleben sehr intensiv umgesetzt wird. Andererseits führen gerade diese Spiele schnell zu Frust und Ermüdungserscheinungen, da man ab einem gewissen Punkt das Gefühl bekommt, auf der Stelle zu treten.

Ancestors würde ich definitiv eher bei der zweiten Kategorie einordnen, auch wenn das Erkunden der Spielwelt und das Aufdecken neuer Orte ebenfalls ein wichtiger Aspekt ist. Das Spiel setzt auf ein sehr grundlegendes Survival-Erlebnis und nimmt uns nur sehr wenig an die Hand. Hinzu kommt eine gewöhnungsbedürftige Grafik sowie eine sehr unübersichtliche Spielwelt, in der man sich recht schnell verläuft. Dies führt dazu, dass wir häufig mit Frust zu kämpfen haben, da wir nicht wissen, wie etwas funktioniert oder wo wir gerade sind. Gelingt es uns aber, eigenständig Wege zu entdecken oder Funktionen zu verstehen, fühlt sich dies sehr befriedigend an. Sehr gelungen ist auch der Aspekt mit dem eigenen Stamm, mit dem sich der Titel aus der Masse an Mitbewerbern heraushebt. Auch die Tatsache, dass gerade zu Beginn ein dünner aber dennoch vorhandener Faden existiert, der uns diverse Aufgaben stellt, muss lobend erwähnt werden. Wer sich im Survival-Genre wohlfühlt, wird mit Ancestors sicher seine Freude haben. Zum Einstieg in das Genre ist der Titel aber eher weniger geeignet.

Pro:
  • Interessante Nische mit Affen als Hauptfiguren
  • Anspruchsvolles Survival-Erlebnis
  • Bei Erfolg sehr befriedigend
  • Gelungene Clan-Funktionen
  • Zusammenspiel von Energie, Kondition und Lebenserwartung
  • Atmosphärische Spielwelt mit Dschungel und Savanne
Contra:
  • Wenig Erklärungen
  • Schwerer Einstieg
  • Unübersichtliche Kameraführung
  • Oft stark eingeengtes Blickfeld aus verschiedenen Gründen
Gameplay:
3 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Grafik:
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Sound:
3 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Atmosphäre:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Unsere Wertung: 7.5 / 10
Spiel getestet auf: Xbox One
Daniel Walter

Daniel Walter

Ein begeisterter Konsolenspieler mit einem breit gefächerten Interessengebiet. Neben Shooter-Serien wie Battlefield oder Call of Duty gehören auch Action-Adventures wie klassische Assassin's Creeds, die Batman-Arkham-Reihe oder The Last of Us Part 1/2 zu den bevorzugten Titeln. Hinzu kommen Survival-Games wie ARK, Horror-Klassiker a la Resident Evil sowie Open-World-Abenteuer im Stile von Far Cry oder Red Dead Redemption. Sport-Franchises wie FIFA oder Tour de France erweitern das Interessenfeld, ebenso wie sämtliche Titel aus dem Star-Wars-Universum.

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