Clair Obscur: Expedition 33Clair Obscur: Expedition 33
Review

Clair Obscur: Expedition 33 im Test: Kunst, Kampf und Katastrophe

Von Tjark am 18. Juni 2025. Getestet auf PC. Zum Spiel hier klicken.

Der Überraschungshit Clair Obscur: Expedition 33 von Sandfall Interactive hat das Potenzial, ein ganzes Genre zu revolutionieren. Das eher statische Genre der rundenbasierten RPGs bekommt hier einen frischen Twist inklusive bombastischem Artstyle und einer filmreifen Geschichte. Was dieses Spiel alles richtig macht, erfahrt ihr in unserem Test.

Expedition ins Ungewisse: Eine Geschichte wie gemalt

Mit ihrem Erstlingswerk hat Sandfall Interactive (ein Team aus erfahrenen Branchenveteranen) den Traum vieler Indie-Studios verwirklicht: ein Spiel, das sich in kurzer Zeit millionenfach verkauft und weltweit Aufmerksamkeit erregt hat. Kein Wunder, denn die Story, die Clair Obscur: Expedition 33 erzählt, ist tiefgründig, melancholisch und zieht einen sofort in den Bann.

Die Handlung spielt in Lumière – einer düsteren, fantasievollen Version von Paris. Die Welt wurde durch ein mysteriöses Ereignis namens „der Bruch“ ins Chaos gestürzt. Jährlich löscht eine mystische Figur, die „Malerin“, scheinbar willkürlich Menschen aus, als hätte es sie nie gegeben. Ein riesiger Countdown auf einem Monolithen zählt dabei rückwärts: Alle Menschen, die älter sind als die angezeigte Zahl, verschwinden bei der sogenannten „Gommage“ (französisch für „Ausradieren“).

Jedes Jahr macht sich eine neue Expedition auf den Weg zum Monolithen, um die Malerin zu stoppen. Wir begleiten die 67. dieser Expeditionen – Expedition 33. Typischerweise besteht das Team aus Menschen, die nur noch ein Jahr bis zu ihrer Gommage haben. Doch diesmal schließt sich auch die junge Waise Maelle an, die ihren Ziehvater begleiten will.

Die Reise führt durch eine surreal-künstlerische Welt voller Monster, Rätsel und tragischer Geschichten. Die Mitglieder der Expedition erleben nicht nur Momente der Hoffnung, sondern müssen sich auch mit Verlust, Angst und Schuld auseinandersetzen. Die Erzählung bleibt dabei moralisch komplex – Gut und Böse sind selten klar voneinander zu trennen. Clair Obscur erzählt ein modernes, düsteres Märchen voller einzigartiger Charaktere und liebevoller Details.

Soulslike trifft Rundentaktik: Das neue Kampfsystem

Was Clair Obscur: Expedition 33 so einzigartig macht, ist sein innovatives Kampfsystem. Es kombiniert klassische Zugstruktur mit aktiven Reaktionselementen. Während der gegnerischen Züge könnt ihr in Echtzeit ausweichen, blocken oder kontern und das ist nicht optional, sondern essenziell für den Kampferfolg.

Mit ausreichend Geschick ist es möglich, Kämpfe unbeschadet zu überstehen oder Gegner mit perfektem Timing sogar zu dominieren. In manchen Abschnitten ist es sogar zwingend notwendig, diese Techniken zu beherrschen, da Gegner gnadenlos zuschlagen, dafür werdet ihr aber mit mehr Ressourcen und mächtigeren Fähigkeiten belohnt.

Diese aktive Beteiligung revolutioniert das Genre: Statt Angriffe passiv zu ertragen, werdet ihr in jeder Sekunde gefordert. Das sorgt für Spannung, macht Verteidigung zur Kunst und belohnt Können, nicht nur Planung. Zwar boten manche RPGs wie Paper Mario bereits ähnliche Elemente, doch Clair Obscur: Expedition 33 führt sie konsequenter und herausfordernder aus als je zuvor.

Jeder Kämpfer ein Unikat: Individualität im System

Jeder spielbare Charakter bringt eine ganz eigene Mechanik mit, die sein Kampftempo, seine Skills und seinen Stil beeinflusst. Ein Charakter arbeitet mit Haltungswechseln, die Schaden und Verteidigung bestimmen, ein anderer nutzt ein Symbol-Rad, mit dem er gezielt bestimmte Angriffe verstärken kann. So bekommt jeder Kämpfer seinen eigenen Rhythmus und jeder Kampf fühlt sich anders an.

Die taktische Tiefe wird zusätzlich durch einen Skilltree und sogenannte „Pictos“ erweitert. Diese verleihen euch nicht nur Stat-Boosts, sondern auch einzigartige passive Fähigkeiten. Durch das Meistern von Picots und das gezielte Verteilen von Skillpunkten lässt sich jede Figur noch weiter individualisieren. So entstehen kreative Builds, die sowohl zum Spielstil als auch zur Persönlichkeit der Charaktere passen.

Eine Welt wie aus Öl und Aquarell

Das visuelle Design ist eines der stärksten Elemente des Spiels. Passend zur Geschichte wirkt die gesamte Welt wie ein düsteres Ölgemälde: handgemalt, detailliert, manchmal surreal, manchmal beängstigend. Die Charaktere, Gegner und Umgebungen sind voller Wiedererkennungswert, wirken aber nie wiederverwertet.

Besonders die Gestral – mystische Wesen mit träumerischem Design – und die Nevronen – feindliche Kreaturen – tragen zur einzigartigen Ästhetik bei. Jede neue Region überrascht mit frischen Ideen, Farbpaletten und Symbolik. Begleitet wird das alles von einem dynamischen Soundtrack, der sich nahtlos mit der Handlung verwebt und emotionale Momente verstärkt.

Darüber hinaus bietet das Spiel unzählige optionale Inhalte: versteckte Pfade, zusätzliche Bosskämpfe, neue Ausrüstungen und sogar ganze Nebenhandlungen. Wer alles entdecken will, wird lange beschäftigt sein und immer wieder belohnt.

Fazit

Clair Obscur: Expedition 33 ist die Revolution, die das Genre der rundenbasierten RPGs gebraucht hat. Es bietet eine berührende Geschichte, ein mutiges, forderndes Kampfsystem und eine atemberaubende audiovisuelle Präsentation und das ganz ohne lästiges Grinding.

Durch die enorme Freiheit beim Charakterbuild und die vielen optionalen Inhalte ist für alle Spielertypen etwas dabei: für Completionists, Story-Liebhaber oder Fans herausfordernder Kämpfe. Das Worldbuilding birgt darüber hinaus Potenzial für DLCs oder Spin-offs – etwa über vergangene Expeditionen, die Expedition 33 erst möglich gemacht haben.

Für mich ist Clair Obscur: Expedition 33 das Must-Play des Jahres und ein heißer Anwärter auf den Titel Spiel des Jahres.

Pro:
  • Kein Grinding
  • Hoher Wiederspielwert durch verschiedene Builds und optionalen Content
  • Einzigartiger Artstyle und Soundtrack
  • Innovatives Kampfsystem
  • Starke Story
Contra:
  • Übung und Timing notwendig
  • Verwirrender Storystrang, der nicht chronologisch erzält wird
Story:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Gameplay:
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Grafik:
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Sound:
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Atmosphäre:
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Unsere Wertung: 10.0 / 10
TestingBuddies Award Gold
Spiel getestet auf: PC
Tjark

Tjark

Hat seit dem Gameboy jede Handheld-Generation ausgiebig genutzt. Es stehen vorallem Coop- und Multiplayer-Spiele hoch im Kurs.

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