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Review

Circuit Superstars im Test: Eine runde Sache

Von Alex Jung am 22. Februar 2022. Getestet auf PS4. Zum Spiel hier klicken.

Es sind wahrlich lohnende Monate für Rennspielfans. Nach Forza Horizon 5 im Herbst 2021 erscheinen Ende Februar und Anfang März auch schon mit Grid Legends und Gran Turismo 7 die nächste Rennspiel-Blockbuster. Und nun kommt auch noch Circuit Superstars, welches sich perfekt für die Wartezeit dazwischen anbietet. Wir haben so einige Runden gedreht und zeigen euch im Test, ob Circuit Superstars das Zeug dazu hat, sogar die ganz Großen herauszufordern.

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Micro Machines Erben

Startet man Circuit Superstars, so fällt direkt die sehr ungewöhnliche Optik des Rennspiels ins Auge. Diese erinnert an das 2021 erschienene art of rally, das ebenfalls auf eine charmante, einzigartige Optik setzte und mit einer erhöhten Sichtposition aufwartete.

Doch Circuit Superstars geht hier noch einen Schritt weiter. Die Rennen finden komplett aus einer isometrischen Perspektive statt, bei der die Kamera uns zwar stets in der Mitte des Bildes hält, sonst aber starr bleibt.

Das sorgt für einen Effekt, den man so von einer Carrera-Rennbahn oder einem RC-Rennen mit ferngesteuerten Autos kennt. Sprich, wir sehen unseren Wagen auch von der Seite oder von vorne und müssen dementsprechend beim Steuern etwas umdenken.

Tatsächlich ist die Steuerung von Circuit Superstars sehr eingängig, denn außer lenken, beschleunigen und bremsen muss man zunächst einmal nichts beachten. Dennoch kann die Perspektive für Probleme sorgen. Manche Spieler werden sicherlich sofort schnell sein, während andere Eingewöhnungsschwierigkeiten bekommen können. Speziell in den Passagen, in denen man gegen die Kamera fährt, erkennt man zudem etwas spät, wie der weitere Streckenverlauf ist. Das gibt sich aber nach ein paar Runden und schon ist man zügig unterwegs.

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Best of des Motorsports

Auch wenn die Steuerung auf das Wesentliche heruntergebrochen ist, so hat sie dennoch ihre Feinheiten. Insgesamt 13 verschiedene Fahrzeugklassen stehen uns zur Auswahl, welche sich teils stark voneinander unterscheiden. Die Klassen präsentierten sich dabei als toller Querschnitt durch die Welt des Rundstreckensports, wobei allerdings immer nur ein Fahrzeug zur Auswahl steht. Unterschiedliche Modelle oder Marken innerhalb der Klassen gibt es nicht. Auch sind die Wagen nicht lizensiert, wenn auch teilweise klar erkennbar.

Im Piccino-Markenpokal steht uns als Einstiegsklasse eine Art Fiat 500 zur Verfügung, welcher vor allem mit seiner Wendigkeit überzeugt. Neben klassischen GT- und Formelfahrzeugen steuern wir schließlich auch die höchsten Klassen mit Wagen ähnlich einem Porsche 911 RSR, einem flachen Le Mans-Flitzer oder der Formel 1. Zudem gibt es auch noch ein paar Exoten wie Rallycross, NASCAR oder die saucoolen Renntrucks.

Sämtliche Klassen steuern sich zudem anders und unterschiedlich herausfordernd. Ein mächtiger Renntruck hat dann eben doch ein anderes Gewicht als ein kleiner Formel-Flitzer und schiebt dementsprechend mehr über die Vorderräder. Das Muscle-Car wiederum hat so viel Power, dass wir kaum ohne durchdrehende Räder aus den Kurven herauskommen. Auch wenn das Fahrgefühl arcadig bleibt, so spürt man immer genau, welches Fahrzeug man gerade bewegt. Wirklich gut gelungen.

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Eine offene Karriere

Bis auf die NASCARS steht im Grand Prix-Modus, dem Herzstück für Singleplayer, für jede Klasse eine Meisterschaft mit vier Rennen zur Verfügung, deren Reihenfolge wir frei wählen dürfen. In insgesamt fünf Schwierigkeitsgraden können wir dann auf die Jagd nach Podesten gehen, wobei die Kl einen soliden Job abliefert. Fahren wir auf der leichtesten Stufe noch Kreise um die Gegner, so haben wir bei der nächsthöheren Klasse schon mehr zu tun, um ein vernünftiges Ergebnis einzufahren.

Die Gegner leisten sich wiederum auch mal Fehler und haben speziell bei engen Kehren so ihre Probleme. Das führt zu ordentlichen Massenkarambolagen und herrlichem Chaos gerade in der Anfangsphase, erinnert manchmal aber auch an Destruction Derby oder die Duelle Hamilton – Verstappen in der F1 Saison 2021. Ansonsten fahren sie recht klar und strickt ihre Linie.

Überholen ist dennoch nicht einfach, da die Kurse nicht besonders breit sind. Selbst wenn man deutlich überlegen ist, muss man erst einmal einen Weg vorbeifinden. Teilweise lässt sich aber auch einstellen, dass keine Kollisionsabfrage stattfindet, zum Beispiel bei Überrundungen. Das macht uns das Leben erheblich einfacher.

Zwar ist der Umfang von Circuit Superstars auf den ersten Blick überschaubar, das Spiel soll jedoch im Laufe der Zeit mit weiteren Updates und DLCs versorgt werden. Der erste davon ist die Top Gear Time Attack, bei der wir auf dem offiziellen Testkurs des britischen Automagazins gegen die Zeiten von echten Profis wie Romain Grosjean oder Lando Norris antreten können.

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Das Rauschen der Blätter

Neben dem tollen Fahrgefühl ist auch die Optik ein klares Highlight bei Circuit Superstars. Die Fahrzeuge erinnern durch ihr Spielzeugdesign an die legendären Micro Machines und überzeugen mit ihrem knuffigen Aussehen. Wirklich klasse sind aber die Umgebungen der Rennstrecken, die vor liebevollen Details nur so strotzen.

Hat man mal die Möglichkeit, einen Blick zu riskieren, so sehen wir Tribünen voller jubelnder Zuschauer, Campingplätze, idyllische Wasserfälle oder sogar Züge, die an uns vorbeifahren. Hier stimmt wirklich alles. Durch das Spielzeugdesign der Wagen fühlten wir uns mehr als einmal an eine Modelleisenbahn oder eine voll ausgestaltete Rennbahn im Hobbykeller erinnert.

Insgesamt 13 verschiedene Rennstrecken in teils unterschiedlichen Varianten stehen uns zur  Verfügung. Dies sorgt für eine gute Auswahl, auch wenn sich die Kurse recht schnell wiederholen. Immerhin lassen sich alle Kurse mit allen Klassen befahren. Ein Formel-GP-Rennen auf einer Rallycross-Strecke ist somit kein Problem.

Untermalt werden die Menüs durch gelungene Musikstücke, die uns etwas an die Mario-Spiele mit Olympia-Thematik erinnert haben. Die Wagen selbst klingen alle unterschiedlich und durchaus kernig, verfügen aber nur über einen einzigen Gang. Per Hand schalten ist uns also nicht möglich, das haben wir aber auch nicht vermisst. Immerhin knallen die Auspuffe ganz schön, wenn man Gas wegnimmt – ein weiteres nettes Detail.

Generell läuft Circuit Superstars sehr flüssig, jedoch kam es auf unserer PS4 bei viel Betrieb auf der Strecke zu kleineren Rucklern. Diese traten speziell bei den Boxenstopps auf, oder wenn wir an engeren Stellen die Fahrzeuge auf anderen Streckenteilen sehen konnten.

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Kampf um jede Sekunde

Apropos Boxenstopps, diese sind ein weiteres Highlight in Circuit Superstars und ein echter Mehrwert gegenüber der Konkurrenz. Trotz des arcadigen Ansatzes verfügt das Spiel über eine Mechanik, die auf Wunsch Reifenverschleiß, Schaden und Benzinverbrauch simuliert.

Diese Faktoren haben auch echte Auswirkungen. Lassen unsere Reifen nach, so rutschen wir spürbar mehr auf der Strecke herum. Geht uns der Sprit aus, kurven wir in langsamer Geschwindigkeit um den Kurs und verlieren natürlich massig Zeit. Die Schäden wirken sich zwar nicht optisch aus, sorgen aber für ein klar verändertes Fahrverhalten.

Speziell Reifen und Benzin sorgen für eine nette taktische Komponente bei längeren Rennen. Denn auch wenn wir die Box ansteuern, haben wir bis auf die Geschwindigkeit die volle Kontrolle über unser Fahrzeug. Das heißt, wir müssen die Boxeneinfahrt gut hinkriegen und auch die korrekte Boxencrew ansteuern, die zudem schön animiert ist.

Halten wir im für uns vorgesehenen Bereich, beginnen unsere fleißigen Helferlein mit der Arbeit und bringen unseren Wagen wieder auf Vordermann. Doch wir sind nicht gezwungen, den Boxenstopp komplett abzusitzen. Sind zum Beispiel nur noch wenige Runden auf der Uhr, dann müssen wir nicht mehr volltanken, sondern können auch mit weniger Benzin an Bord wieder losfahren. Das spart uns unter Umständen wertvolle Sekunden, die wir nicht auf der Strecke gewinnen müssen.

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Level um Level

Mittlerweile haben sich rollenspieltypische Stufenaufstiege auch im Rennspiel-Sektor breitgemacht.

Circuit Superstars bildet hier keine Ausnahme, denn für jedes bestrittene Rennen und jeden Erfolg erhalten wir Erfahrungspunkte, durch die wir im Level aufsteigen können. Diese Aufstiege schalten neue Lackierungsoptionen für die Fahrzeuge und die Fahrer frei.

Auch hier haben wir durchaus einige Möglichkeiten. Sämtliche Wagen können mit fünf verschiedenen Designs versehen werden, bei denen wir neben der Startnummer auch das Muster und die Lackierung unterschiedlicher Ebenen anpassen können. Dasselbe gilt für unsere Fahrerin oder unseren Fahrer, hier sind sowohl Helm als auch Anzug individualisierbar.

Fahren wir mit anderen Spielern im Online-Multiplayer oder im lokalen Splitscreen, so profitieren auch diese von ihren erspielten Fortschritten. Überhaupt ist gerade der lokale Splitscreen eine weitere große Stärke, erlaubt er doch Duelle von bis zu vier Spielern. Zwar werden die Bildausschnitte dann natürlich kleiner, dem Spielspaß tut dies aber keinen Abbruch.

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Fazit

Nach dem Test zu art of rally war mein Wunsch ein ähnlich geartetes Spiel für Rundstrecken. Und voila, mein Wunsch wurde mit Circuit Superstars zügig erfüllt. Dabei punktet das Rennspiel mit einer tollen, knuffigen Optik, einem gelungenen Fahrgefühl, der ordentlichen Auswahl an unterschiedlichen Rennklassen und der richtig gelungenen Boxenstoppmechanik. Gerade letztere ist richtig gut umgesetzt und verleiht den Rennen eine schöne, taktische Note.

Nur beim Umfang gilt es nachzubessern, denn nach dem Absolvieren der Meisterschaft jeder Klasse gibt es außer höheren Schwierigkeitsgraden erstmal nicht mehr so viel zu tun. Aber die Weichen für mehr Content sind ja bereits gestellt. Alles in allem ist Circuit Superstars ein richtig feines Rennspiel, das nicht nur für Petrolheads einen Blick wert sein sollte.

Pro:
  • Gutes Fahrgefühl
  • Viele komplett unterschiedliche Klassen
  • Boxenstoppmechanik lädt zum Taktieren ein
  • Editor für Lackierungen und Outfits
  • Schöne Grafik, viele Details am Streckenrand
  • Lokaler Splitscreen für bis zu vier Spieler
Contra:
  • Wenige Strecken
  • Gelegentliche Ruckler (PS4)
  • Keine echte Kampagne
  • Etwas geringer Umfang
Gameplay:
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Grafik:
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Sound:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Atmosphäre:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Unsere Wertung: 8.5 / 10
Spiel getestet auf: PS4
Alex Jung

Alex Jung

Seit dem ersten Gameboy begeisterter Konsolenzocker. Neben Rennspielen, Action-Adventures und JRPGs sind auch Indie-Perlen gerne im Laufwerk gesehen. Zu den Lieblingsspielen gehören GTA Vice City, Metal Gear Solid, Overboard, Ys VIII, die Uncharted- und Forza-Horizon-Reihe sowie Gran Turismo 7.

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