Death’s Door im Test: Eine Krähe für eine Seele
Der Überraschungshit Death’s Door ist eine gelungene Mischung aus Soulslike, Zelda und isometrischen Roguelikes wie Hades. Warum das Death’s Door so besonders macht und was Krähen und Türen damit zu tun haben, erfahrt ihr im Test.
Die TÜÜÜR
In Death’s Door spielen wir einen eher ungewöhnlichen Protagonisten, denn wir sind eine Krähe. Das ist vielleicht für uns außergewöhnlich, aber in der Spielwelt eher nicht, denn dort übernehmen Krähen den Job der Sensenmänner und sind für das Sammeln von Seelen zuständig. Die Federtiere haben die sogenannte Erntekommission gegründet, einen Großkonzern, der das Sammeln von seelen ökonomisch betreibt. Solange sich die Krähen in der Firmenzentrale aufhalten, altern sie nicht und können auch nicht sterben. Sobald sie aber den Auftrag, eine bestimmte Seele einzusammeln, erhalten, beginnt ihr Alterungsprozess und dieser endet erst wieder, wenn die entsprechende Seele zurückgebracht wird. Die Krähen benutzen Türen, um in die verschiedenen Winkel der Welt zu gelangen und dort ihre Jobs zu erledigen. Wir starten genau in dem Moment, in dem unser unerfahrener junger Protagonist den Job bekommt, eine besonders große und gefährliche Seele einzusammeln. Nachdem wir das Tutorial absolviert und den Bosskampf erledigt haben, werden wir beim Versuch, die Seele einzupacken, auf einmal niedergeknüppelt. Beim Erwachen müssen wir feststellen, dass unsere Beute weg ist. Da für die Krähen ein Versagen und eine Rückkehr mit leeren Händen nicht in Frage kommt und wir einfach weiteraltern würden, bleibt uns nichts anderes übrig, als den mysteriösen Dieb zu verfolgen. Als wir ihn schließlich finden, stellt er sich selbst als Krähe heraus, wenn auch um einiges älter und größer als wir. Das liegt daran, dass seine zu holende Seele hinter einer Tür liegt, die nur mit mehreren alten Seelen geöffnet werden kann. Er erzählt uns von einer Verschwörung und einem großen Geheimnis, welches das komplette Konstrukt der Seelen-Krähen umspannt. Da wir ohne unsere Seele sowieso nicht zurückkehren können, beschließen wir dem Fremden beim Öffnen der Tür des Todes (die Death’s Door) zu helfen. Dazu müssen wir mehrere alte große Seelen besorgen. Diese finden wir in verschiedenen Himmelsrichtungen der Weltkarte. Diese Gebiete sind voll mit kleinen Details, interessanten NPCs, neuen Rätseln und Mechaniken und jeder Abschnitt erzählt jeweils die Geschichte des Gebietsbosses. Dadurch unterscheidet sich jedes Areal stark von den anderen und wirkt durch die Charaktere, die wir treffen, stets sehr lebendig.
Die Waffen einer Krähe
Unser Arsenal an verfügbaren Waffen und Fähigkeiten ist zu Beginn recht überschaubar. Ein Schwert auf dem Rücken, mit dem sich eine Drei-Schläge-Kombo ausführen lässt, ein Bogen und eine Ausweichrolle sind alles, was unser fedriger Held im Gepäck hat. Dazu kommt das der Bogen gerade mal vier Schüsse abfeuern kann, bevor die Munition erschöpft ist, allerdings können wir durch Angriffe mit dem Schwert die Reserven wieder auffüllen. Wir sind also gezwungen, immer wieder den Nahkampf zu suchen. Unterwegs finden wir schnell verschiedene Waffen wie ein Set Dolche oder sogar einen alten Regenschirm. Dabei unterscheiden sich diese in Stärke, Reichweite, Geschwindigkeit und maximaler Anzahl der Komboschläge, spielen sich aber recht ähnlich. Für das Besiegen der großen Monster erhalten wir verschiedene Fernkampffähigkeiten, die genau wie der Bogen begrenzte Aufladungen haben. So können wir mit der Zeit unsere Kampftechniken variieren. Wir sind nicht ausschließlich an die reinen Statuswerte unserer Fähigkeiten gebunden, sondern können im Tausch gegen von besiegten Gegnern erhaltenen Seelen unsere Statuswerte verbessern. Das wirkt sich dann zum Beispiel auf Schaden, Angriffsgeschwindigkeit oder wie oft wir Rollen können aus.
Hades Souls
Das Gameplay ist schnell und die Steuerung präzise. Meist müssen wir es mit mehreren oder um ein Vielfaches größeren Gegnern aufnehmen. Deswegen müssen wir dauerhaft in Bewegung bleiben und gegnerischen Angriffen durch Rollen ausweichen. Hier kommt schnell ein Gefühl auf, das an das Spiel Hades erinnert. Das Design der Gegner und Animationen, die Angriffe verraten, benötigt wiederum das analytische Denken der Souls-Reihe. Auch ähnlich dazu ist, dass wir den ebenso ikonischen „TOD“-Bildschirm wahrscheinlich häufiger sehen werden, als uns lieb ist. Im Gegensatz zu den Spielen von FromSoftware verlieren wir hier beim Tod allerdings nichts und spawnen bei der letzten benutzen Tür einfach neu, das kann allerdings ja nachdem wie weit wir schon entfernt waren, sehr frustrierend sein.
Kampf und Tod ist nicht das Einzige, was uns Death’s Door bietet, sondern auch eine schöne Spielwelt mit interessanten Charakteren und Rätseln, wo uns natürlich direkt The Legend of Zelda in den Sinn kommt. Die Rätsel erfordern häufig den Einsatz einer bestimmten Fähigkeit und sind selten wirklich fordernd, bis auf wenige Ausnahmen. Neben den offensichtlichen Wegen finden wir auch durch die isometrische Ansicht versteckte Pfade. Durch diese wird das Erkunden mit zusätzlichen Seelen oder Edelsteinen, die dauerhaft unsere Trefferpunkte erhöhen, belohnt. Auch wird man verleitet, nach Collectibles zu suchen, was die eher kurze Story besser verschmerzen lässt.
Die isometrische Ansicht und die Low-Poly-Grafik erschaffen einen einzigartigen Stil. Zusammen mit den sehr unterschiedlich anmutenden Gebieten und dem knuffigen Charakterdesign entsteht eine lebendige Welt, die auch außerhalb der Story zum Erkunden einlädt. Wobei trotzdem eine eher dunkle melancholische Stimmung erzeugt wird, nicht zuletzt durch den hervorragenden Soundtrack oder den komplett in Graufstufen gehaltenen Hub.
Fazit
Trotz das Death’s Door ein relativ unbekanntes Spiel von Acid Nerve ist, wurden die Käufer auf jeden Fall nicht enttäuscht. Wir haben es mit einem sowohl optisch als auch gameplaytechnisch sehr gutem Titel zu tun, der es schafft, genau das richtige Maß zwischen Erkundung, Kampf und Storytelling zu finden. Dabei täuscht das teilweise süße Äußere von Gegnern und der Umgebung über die Schwierigkeit und benötigte Raffinesse hinweg. Lediglich die Waffen hätten etwas abwechslungsreicher ausfallen können und auch die Rätsel wiederholen sich des Öfteren.
Für jeden Fan von Hades ist dieses Spiel ausnahmslos zu empfehlen. Für diejenigen, die nach den Souls-Spielen einen neuen Death-Screen suchen, ebenso. Aber auch sonst lohnt sich ein Blick in diesen Überraschungshit auf jeden Fall.
- Gute Steuerung
- Schöne Welt und gutes Gegner-/Charakterdesign
- Krähen mal in einer neuen Rolle
- Waffen sehr ähnlich
Hat seit dem Gameboy jede Handheld-Generation ausgiebig genutzt. Es stehen vorallem Coop- und Multiplayer-Spiele hoch im Kurs.