Dragon Age: The VeilguardDragon Age: The Veilguard
Review

Dragon Age: The Veilguard im Test: Hat es BioWare noch drauf?

Von Daniel Walter am 12. November 2024. Getestet auf Xbox Series S/X. Zum Spiel hier klicken.

Mit Dragon Age: The Veilguard erscheint nach dem äußerst umstrittenen Anthem endlich wieder ein klassischer BioWare-Titel. Ob das legendäre Studio mit dem Rollenspiel alte Höhen erreichen kann, klären wir im Test.

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Tobt euch aus!

Bevor wir richtig loslegen, lässt uns das Spiel im umfangreichen Charaktereditor unsere Spielfigur namens Rook erstellen. Zunächst wählen wir aus einer von vier Abstammungen aus, Elf, Qunari, Mensch oder Zwerg, deren Aussehen wir bei Bedarf komplett individuell gestalten dürfen. Der Editor ist dabei äußerst umfangreich gehalten und lässt uns von Kopfform und Teint, über das Aussehen von Stirn, Wangen, Nase, Mund und Ohren, bis hin zu Körperproportionen, Frisur, Make-up und Tattoos eine bemerkenswerte Vielzahl an Details anpassen. So ist es zum Beispiel möglich, bei den Augen die Farbe von mittlerer, innerer und äußerer Iris separat einzustellen, ebenso wie die Farbe der Lederhaut, Krankheitsmerkmale wie eine Linsentrübung oder auch die Heterochromie, also zwei verschieden farbige Augen. Auch bei den Tattoos zeigt sich die Detailverliebtheit des Designers, wenn wir bei großflächigen Tätowierungen die Deckkraft einzelner Bilder selbst bestimmen und die Motive dadurch ein Stück weit individualisieren können. Aber auch abseits des Aussehens geht der Charakterentwurf tief ins Detail. Dabei bestimmen wir beispielsweise Geschlecht und Pronomen unabhängig voneinander, sodass neben klassischen männlichen und weiblichen Figuren auch Transgender-Personen oder nichtbinäre Charaktere möglich sind. Später lässt sich hier auch noch die Stimmfarbe und - höhe nach Belieben variieren.

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Bei der Klasse stehen uns mit Schurke, Krieger und Magier drei Optionen zur Auswahl, die sich selbstverständlich in ihren Fertigkeiten, aber auch in ihrer Gewandung unterscheiden - wir haben uns bei unserem Durchlauf für den Krieger entschieden. Jede Klasse besitzt außerdem drei Spezialisierungsoptionen, die es uns erlauben, unsere Klassenwahl im Spielverlauf weiter zu verfeinern. Beim Schurken stehen hier unter anderem der auf Klingen spezialisierte Duellant oder der Schleierjäger zur Wahl, der Feinde mithilfe von Artefakten aus der Distanz erledigt. Beim Krieger dürfen wir dagegen beispielsweise zwischen dem widerstandsfähigen Streiter und dem mit übernatürlichen Kräften ausgestatteten Schnitter wählen, wohingegen wir als Magier mit verschiedenen Magiearten wie den Kräften des Todes (Todesrufer) oder auch extremer Kälte (Beschwörer) hantieren. Im nächsten Schritt entscheiden wir uns zudem für eine von sechs Gruppierungen, die neben Rooks Nachnamen auch seine oder ihre Hintergrundgeschichte und damit verbunden auch die Gesprächsoptionen beeinflussen. Des Weiteren hat die Wahl beispielsweise auch Einfluss auf unseren Ruf sowie auf unseren verursachten Schaden gegen bestimmte Gegnertypen und bringt uns außerdem bestimmte Vorteile wie erhöhte Gesundheit, schnellere Regeneration von Ressourcen oder einen höheren kritischen Schaden, je nachdem, welcher Gruppe wir uns zugehörig fühlen. Zur Wahl stehen mit dem alten Militärorden Graue Wächter, dem Elfenbund der Schleierspringer, der Untergrundbewegung der Schattendrachen sowie den heldenhaften Meistern des Schicksals, den Nekromanten der Trauerwacht und den Assassinen der Krähen von Antiva viele Fraktionen mit unterschiedlichen Ausrichtungen.

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Ehe wir den Charakterdesigner hinter uns lassen, dürfen wir noch unseren Spielstil anpassen, der aber im Laufe des Spiels auch jederzeit wieder verändert werden kann. Hier stehen insgesamt fünf verschiedene Schwierigkeitsgrade zur Verfügung, von der auf die Geschichte fixierten Erzählung, über das ausgewogene Abenteuer, bis hin zum extrem fordernden Alptraum. Weiterhin besteht aber auch die Möglichkeit, sämtliche Optionen selbst festzulegen und einen benutzerdefinierten Spielstil zu wählen. Dabei lassen sich Elemente wie gegnerische Stärken und Schwächen sowie Resistenzen oder Gesundheit nach Bedarf regulieren, ebenso wie die automatische Zielerfassung oder die Hilfestellungen bei der Erkundung. Wir dürfen unser Dragon-Age-Abenteuer also von Beginn an sehr individuell gestalten, was uns wirklich sehr gut gefallen hat, vom unfassbar umfangreichen Charakterdesigner bis hin zu den zahlreichen Optionen im Bezug auf Klasse, Hintergrund und Anspruch. Zu guter Letzt können wir auch eine direkte Beziehung zum Vorgänger Inquisition herstellen und die Weltlage anhand unterschiedlicher Parameter beeinflussen. So passen wir nicht nur Name, Abstammung, Geschlecht und Aussehen des Inquisitors an, sondern bestimmen auch, mit wem er oder sie eine Liebesbeziehung hatte, ob die Inquisition aufgelöst oder der Kirche übergeben wurde und wie der Inquisitor zum abtrünnigen Elf Solas und seinen Plänen steht.

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Die Rettung der Welt

Das Spiel umreißt für uns zunächst kurz den Storybackground, damit auch alle Neuentdecker der Reihe wissen, woran sie sind. So geht es um den mächtigen und klugen Elf Solas, der sich einst gegen die verdorbenen Elfengötter stellte, indem er einen Schleier heraufbeschwor, um die Welt vor der Magie des Nichts zu beschützen. Dabei nahm er aber auch allen anderen Elfen ihre Magie und ihre Unsterblichkeit. Um seinen Fehler auszumerzen, will er den Schleier nun vernichten, auch wenn die Welt dafür bezahlen muss, weil sie von finsteren Dämonen überflutet wird. Nun ist es an uns, den als Schreckenswolf bekannten Solas aufzuhalten und seine Pläne zu durchkreuzen. Unsere eigentliche Geschichte beginnt in Minrathous, der Hauptstadt von Tevinter, in die wir den Abtrünnigen Solas verfolgt haben, um ihn von der Durchführung seines Rituals abzuhalten. Um den Schreckenswolf in der riesigen Stadt zu finden, begeben wir uns in eine zwielichtige Schänke, um dort unsere Kontaktperson ausfindig zu machen. Die Hintergrundgeschichte wird stimmungsvoll anhand von Standbildern erzählt, die einen außergewöhnlichen Artstyle aufweisen und dabei fast an Gemälde erinnern.

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In der Schänke angekommen, zeigt uns Dragon Age: The Veilguard gleich einmal seinen gelungenen Grafikstil und lässt uns in einer kurzen Sequenz sofort eine atmosphärische und lebendige Umgebung ausmachen, die mit überzeugenden Beleuchtungseffekten, großartiger orchestraler Musik und aufwendig inszenierten, mit zahlreichen Perspektivwechseln versehenen Dialogen überzeugen kann. Auch die hervorragende Synchronisation, die spektakuläre Darstellung der Action-Szenen innerhalb der Cutscenes oder auch die geschmeidigen Übergänge zwischen Sequenz und In-Game-Elementen machen ab der ersten Sekunde einen außerordentlich guten Eindruck. Später hinaus sind uns einige Übergänge von der Sequenz zurück zum Spiel dann aber doch etwas negativ aufgefallen, da hier ein kurzer schwarzer Ladebildschirm auf uns wartete, was wir in Zeiten von Konsolen mit SSDs mittlerweile auch etwas anders gewohnt sind. Sehr schön ist hingegen, dass wir mit unseren Dialogoptionen sofort Einfluss auf das Geschehen nehmen und beispielsweise einer heftigen Auseinandersetzung in der Bar aus dem Weg gehen können. Im weiteren Spielverlauf beeinflussen wir mit unseren Antworten außerdem die Beziehung zu unseren Begleitern, ihre Wahrnehmung von uns und teilweise sogar ihr Schicksal, also ganz so, wie man es von einem BioWare-Titel gewöhnt ist.

Sobald wir die Schänke hinter uns gelassen haben, zeigt sich uns die Stadt Minrathous in voller Pracht. Auch, wenn uns hier erst einmal recht begrenzte schlauchige Areale erwarten, wirkt die Metropole dank beeindruckender Weitsicht, die uns unzählige Brücken, Straßen und hohe turmartige Gebäude zeigt, richtig groß. Auch die belebten Gassen, in der sich zahlreiche Bewohner tummeln, unterstreichen diesen Eindruck. Der recht harmlose Beginn in der Schänke mündet in einem epischen und bildgewaltigen Kampf gegen Solas, der die Einführung mit einem visuellen und storytechnischen Knall beendet und die Weichen für die weitere Geschichte stellt. Nach der imposanten Eröffnung wird Dragon Age: The Veilguard erst einmal etwas ruhiger, bis sich die durch den Kampf gegen Solas veränderten Grundvoraussetzungen manifestiert haben und unser Abenteuer so richtig Fahrt aufnimmt. Alles in allem ist die Story von Dragon Age: The Veilguard spannend, emotional und mit gelungenen Wendungen versehen und bewegt sich auf einem Niveau, wie wir es von BioWare schon eine Zeit lang nicht mehr gesehen haben. Zusätzlich zur Hauptmission warten natürlich auch wieder Nebenaufgaben und auch optionale Dialoge und Interaktionen auf uns, mit denen wir unsere Reise verlängern können.

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Auf die Plätze, fertig, los

In Sachen Inszenierung lässt sich The Veilguard nicht lumpen und präsentiert uns einen der actionreichsten und spektakulärsten Spieleinstiege, die wir seit langem gesehen haben. Das mit hohem Tempo, grellen Lichteffekten, riesigen Dämonen und strömendem Regen umgesetzte Intro zieht uns direkt in die Welt von Dragon Age hinein und lässt uns wenig Zeit zum Durchatmen. Hier lernen wir auch direkt das komplett neue Echtzeit-Action-Kampfsystem kennen, das die RPG-Reihe in die Neuzeit katapultiert und eindrucksvolle Kämpfe ermöglicht. So steht uns ein leichter Angriff zur Verfügung, den wir bis zu viermal aneinanderketten können, wobei der letzte Schlag als Finisher fungiert und dadurch zusätzlichen Schaden verursacht. Die Wahl des Waffensets hat dabei natürlich auch Einfluss auf den Ablauf der Angriffe, sodass Schwertangriffe beispielsweise flink und präzise sind, wohingegen wir mit einem langsamen Axtschwinger enormen Schaden anrichten, zu Lasten von Genauigkeit und Tempo.

Weiterhin verfügen wir auch über klassenspezifische Angriffe, die bestimmte Ressourcen benötigen, um eingesetzt werden zu können. Als Krieger laden wir mit gewöhnlichen Waffenangriffen zum Beispiel unsere Zorn-Leiste auf - Zorn benötigen wir wiederum, um spezielle Angriffe wie einen peitschenden Tritt zu nutzen, der unsere Gegner spektakulär nach hinten schleudert. Um gepanzerte Gegner angreifbar zu machen, verfügen wir zudem über einen Bonusangriff, der den Schutz des Feindes durchbrechen kann. Strauchelnde Feinde lassen sich zudem mit einem imposanten Finisher ausschalten. Gerade bei Bosskämpfen begegnen wir auch immer wieder schützenden Barrieren, die wir erst nach und nach aus der Distanz zerstören müssen, bevor wir mit unseren wirkungsvolleren Attacken die eigentliche Lebensleiste leeren können. Kombinieren wir Standardangriffe mit einem Sprint, lassen sich noch weitere, sehr effektive Angriffsformen auslösen. Für die Verteidigung stehen uns zwei Ausweichmanöver zur Wahl, ein schnelles und ein weitreichenderes, mit denen wir den feindlichen Attacken entgehen können - hier hilft uns auch eine Assassin's-Creed-artige Angriffswarnung dabei, das richtige Timing zu treffen. Außerdem blocken wir feindliche Attacken effektiv mit unserem Schild.

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Unser Arsenal wird ergänzt durch Fernangriffe, bei denen wir durch längeres Halten der Schusstaste den verursachten Schaden erhöhen - diese verfügen im Gegensatz zum Standardangriff über eine Abklingzeit. Hinzu kommt eine mächtige ultimative Fähigkeit, die wir bei entsprechend aufgeladener Leiste wirken können und damit eine kurze Sequenz auslösen, die zeigt, wie unser Charakter einen Feind windelweich klopft. Die Gefechte wirken insgesamt äußerst dynamisch und temporeich und sind dank stimmiger Grafikeffekte auch optisch sehr schön anzusehen. An Feinden erwarten uns neben gewöhnlichen Dämonen, Ghulen und anderen dunklen Kreaturen zum Beispiel auch riesige Oger oder auch die namensgebenden Drachen, die in Veilguard wahrlich respekteinflößend umgesetzt sind. Insgesamt fühlt sich das Gameplay schon sehr stark nach Action-Adventure an und lässt den klassischen Rollenspiel-Ansatz von früher zumindest bei den Kämpfen ein Stück weit in den Hintergrund treten. Dass sich Dragon Age als Rollenspiel modernisiert hat, erkennt man aber auch an anderen, eher Action-Adventure typischen Gameplay-Elementen, wie nutzbaren Seilrutschen, rudimentärem Klettern, schmalen Spalten, durch die wir uns durchquetschen oder Abhängen, die wir mit Rook herunterschlittern können.

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Die Fähigkeitspunkte, die wir nach und nach durch unseren Levelaufstieg erhalten, können wir übrigens auf einen gut strukturierten Skilltree verteilen und uns dadurch Schritt für Schritt für eine der erwähnten Spezialisierungen entscheiden - je nachdem, auf welcher Seite des Baumes wir die Punkte einlösen. Wir beginnen mit den universellen Kernfähigkeiten und arbeiten uns immer weiter nach außen vor, wo dann die Spezialisierungen auf uns warten. Bei den neuen Skills handelt es sich sowohl um zusätzliche durch Tastenkombos auslösbare Standardbewegungen als auch um die bereits erwähnten spezifischen Fertigkeiten, die Ressourcen wie Zorn verbrauchen. Im Spiel - in den Kämpfen und auch bei der Erkundung - steuern wir übrigens stets nur Rook, unsere Begleiter agieren automatisch. Es ist allerdings möglich, einzelne Fähigkeiten der Gefährten manuell auszulösen und uns beispielsweise heilen zu lassen oder bestimmte Gegner anzuvisieren. Die Begleiterskills besitzen allerdings auch eine Abklingzeit. Schön ist auch, dass wir bestimmte Aufgaben in der Welt, wie zum Beispiel das Auslösen bestimmter Mechaniken, händisch an die Begleiter delegieren können, wodurch noch etwas mehr Interaktion entsteht. Wir sind immer mit maximal zwei Begleitern zur selben Zeit unterwegs, die sich im Spielverlauf aber natürlich immer wieder ändern. 

Aufgelockert werden Kämpfe und Erkundung im Übrigen immer wieder durch kleinere Rätselaufgaben, zum Beispiel mit Energiekristallen, die an bestimmten Stellen eingesetzt werden müssen, um versperrte Wege zu öffnen oder auch mit Strahlengeneratoren, die entsprechend auszurichten sind, um die Energie richtig umzuleiten. Weiterhin stehen uns hin und wieder stationäre Ballisten zur Verfügung, um brüchige Wände einzureißen und an anderer Stelle müssen wir von Verderbtheit befallene Bereiche säubern, beispielsweise um Interaktionspunkte freizulegen. Die Rätsel sind jetzt nicht besonders hochtrabend, sorgen aber für eine gelungene Abwechslung vom regulären Gameplay.

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Ein Augenschmaus der etwas anderen Art

Wie viele andere waren auch wir nach den ersten Trailern zu Dragon Age: The Veilguard etwas verwirrt, was die grafische Darstellung angeht. Diese erinnerte stark an kindlichere Spiele wie Overwatch oder Fortnite und wollte nicht so recht zur düsteren Fantasy-Welt passen. In der Praxis sieht das Ganze dann schon wieder ganz anders aus. Ja, Dragon Age: The Veilguard setzt auf eine comicartigere Darstellung anstatt auf Realismus, dies tut der Stimmung im Spiel aber überhaupt keinen Abbruch. In den Sequenzen kann man sich im Hinblick auf Gesichtszüge, Haare und Ausdruck der Figuren beispielsweise überhaupt nicht beklagen, denn diese wirken zu jeder Zeit lebendig, ernsthaft und glaubhaft und keinesfalls unpassend oder deplatziert, trotz des etwas ungewöhnlicheren Artstyles. Ingame bekommt die Fantasy-Welt durch den Comiclook in unseren Augen sogar etwas Mystisches, was die Atmosphäre passend unterstreicht und das Setting noch besser herausarbeitet. Und auch mit Comicstyle sehen Lichteinfälle, Metallobjekte, Feuer, Nebel und Wasser richtig toll aus, auch wenn sie natürlich nicht fotorealistisch sind - wir sind aber auch immer noch im Fantasy-Genre. Gleiches gilt für Wetterereignisse wie Regen oder Sturm, die sichtbaren Einfluss auf unsere Figuren haben. Uns hat der Look, trotz früherer Zweifel, in jedem Fall wirklich gut gefallen, gerade auch, da er den typischen BioWare-RPG-Charme transportiert, wie wir ihn aus KotOR, The Old Republic oder Jade Empire kennen.

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Die Schauplätze bieten uns alles, was man von einem Fantasy-Rollenspiel erwarten würde. So finden wir uns nicht nur in der bereits erwähnten Stadtkulisse wieder, sondern dürfen beispielsweise auch mystische Wälder, verfallene Tempelruinen, schwebende Felsformationen, von Verderbtheit befallene Dörfer oder verschneite Berglandschaften bewundern und dabei sowohl die Schönheit als auch die Grausamkeit der Welt erleben. Die Orte überzeugen mit lebendiger Natur mit wilden Tieren, liebevollen Details und Dekorationen an allen Ecken und Enden, versteckten Bereichen mit Geheimnissen und Schätzen sowie mit einer herausragenden Atmosphäre, die nicht nur durch die Bilder, sondern auch durch einen richtig genialen Soundtrack kreiert wird. Dieser wartet mit verspielten und aufwendig arrangierten Orchesterstücken auf, die das gesamte Arsenal an Instrumenten auffahren, das ein Symphonieorchester zu bieten hat. Wuchtige Blechbläser und verspielte Streicher gehören hier ebenso zu den Klangbildern wie Gänsehautchöre, sanfte Pianopassagen oder treibende Trommeln. Was ebenfalls zur großartigen Stimmung des Spiels beiträgt, ist die erstklassige deutsche Synchronisation, die nicht nur jeder Figur, und zwar nicht nur den Begleitern, echten Charakter verleiht, sondern zudem auch in Sachen Lippensynchonität bemerkenswert akkurat ist.

Auf eine klassische offene Welt verzichtet The Veilguard übrigens und bietet uns stattdessen missionsgebundene Areale, die mal linear mal weitläufiger sind und dadurch die Geschichte im Fokus halten - zu erkunden gibt es aber dennoch einiges, denn trotz der begrenzten Freiheit fallen einige Bereiche deutlich verschachtelter aus, als sie auf den ersten Blick wirken. Insgesamt halten wir die Entscheidung gegen eine Open-World für die richtige, denn dadurch waren spürbar mehr Ressourcen vorhanden, um die von uns bereisten Orte zu etwas Besonderem zu machen. In einer offenen Welt bleiben dagegen viele Areale oft nur Füllmaterial, sodass hier in vielen Fällen einfach die Seele verloren geht - diesen Fehler hat Dragon Age: The Veilguard definitiv nicht gemacht!

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Fazit

Mit Dragon Age: The Veilguard ist tatsächlich das eingetreten, was wir nach Anthem nicht mehr für möglich gehalten haben: das gute alte BioWare-RPG ist zurück. Veilguard bietet uns klassische Trademarks des Studios wie stimmungsvolle Schauplätze, starke Charaktere, eine aufwendig inszenierte Geschichte und zahlreiche Entscheidungen, die unsere Verbindung zu anderen Figuren und damit auch unseren Charakter prägen. Grafisch ist das Rollenspiel auf jeden Fall gewöhnungsbedürftig und weit entfernt von einer modernen fotorealistischen Darstellung, dafür glänzen die mal mehr mal weniger begrenzten Areale mit Atmosphäre, Detailliebe und starkem Missionsfokus. Soundtechnisch spielt The Veilguard dagegen in der allerersten Liga und bietet uns neben einer einwandfreien Synchronisation auch einen großartigen Orchestersoundtrack auf Filmscore-Niveau. Das sehr actionorientierte Kampfsystem, das uns richtig Spaß gemacht hat, wird hingegen wahrscheinlich nicht jeden abholen, da es sich schon stark in Richtung Action-Adventure entwickelt hat und auch Elemente wie Seilrutsch-, Schlitter- und Klettereinlagen weichen das klassische Rollenspiel-Gerüst spürbar auf. Ob dies etwas Gutes oder Schlechtes ist, muss letztlich jeder Spieler selbst entscheiden. Uns hat Dragon Age: The Veilguard in jedem Fall richtig gut gefallen und einmal mehr den Wahrheitsgehalt des Sprichworts "Totgesagte leben länger" bewiesen. In diesem Sinne: Welcome back, BioWare!

 

Unser Eindruck von der Umsetzung auf der PlayStation 5 (von Dominik):

Die PlayStation 5-Version von Dragon Age: The Veilguard präsentiert sich technisch beeindruckend und nutzt die Hardware der Konsole effektiv aus. Wir haben die Wahl zwischen zwei Grafikmodi: einem Qualitätsmodus mit 30 FPS und einem Performance-Modus mit 60 FPS. Im Qualitätsmodus werden Raytracing-Reflexionen und verbesserte Ambient Occlusion eingesetzt, was insbesondere bei Wasseroberflächen und glänzenden Materialien für mehr Tiefe sorgt. Der Performance-Modus verzichtet auf Raytracing, bietet jedoch eine höhere Bildrate, was zu einem flüssigeren Spielerlebnis führt.

Die Ladezeiten sind dank der schnellen SSD der PS5 minimal, was den Spielfluss positiv beeinflusst. Die DualSense-Controller-Funktionen werden ebenfalls genutzt: Haptisches Feedback verstärkt die Immersion, indem es beispielsweise die Intensität von Kämpfen oder Umgebungsgeräuschen spürbar macht. Adaptive Trigger bieten zusätzlichen Widerstand bei bestimmten Aktionen, was das Gameplay noch fesselnder gestaltet. So spüren wir beim Spannen eines Bogens, wie der Trigger zunehmend fester wird, bis der Schuss schließlich losgelassen wird. Beim Auslösen einer Spezialfähigkeit oder dem Einsatz mächtiger Magie variiert der Widerstand der Trigger ebenfalls, was den Kraftaufwand greifbar macht. Auch beim Öffnen schwerer Türen oder dem Ziehen eines Hebels passt sich der Trigger-Widerstand an, um die physische Anstrengung realistisch zu simulieren.

Insgesamt liefert die PS5-Version von Dragon Age: The Veilguard ein technisch ausgereiftes und immersives Erlebnis, das sowohl grafisch als auch spielerisch überzeugt.

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Pro:
  • Echtes BioWare-Feeling der guten alten Zeit
  • Teils bombastische Inszenierung einer überzeugend erzählten Geschichte
  • Modernes, temporeiches und sehr zugängliches Kampfsystem
  • Riesiger Charakterdesigner
  • Tolle Schauplätze mit hervorragend umgesetzter Atmosphäre
  • Großartiger Orchestersoundtrack
  • Gelungene Charaktere mit herausragender Synchronisation
  • Sehr stimmungsvolle grafische Umsetzung, trotz des ungewöhnlichen Artstyles
Contra:
  • Gewöhnungsbedürftiger comicartiger Stil
  • Hier und da störende Ladezeiten
  • Kampfsystem geht stark Richtung Action-Adventure, was nicht jedem gefallen dürfte
  • Wer eine offene Welt erwartet, wird enttäuscht sein
  • Übergang vom fulminanten Intro zum stark entschleunigten regulären Spielstart vielleicht etwas zu krass
Story:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Gameplay:
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Grafik:
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Sound:
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Atmosphäre:
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Unsere Wertung: 8.5 / 10
Spiel getestet auf: Xbox Series S/X
Daniel Walter

Daniel Walter

Ein begeisterter Konsolenspieler mit einem breit gefächerten Interessengebiet. Neben Shooter-Serien wie Battlefield oder Call of Duty gehören auch Action-Adventures wie klassische Assassin's Creeds, die Batman-Arkham-Reihe oder The Last of Us Part 1/2 zu den bevorzugten Titeln. Hinzu kommen Survival-Games wie ARK, Horror-Klassiker a la Resident Evil sowie Open-World-Abenteuer im Stile von Far Cry oder Red Dead Redemption. Sport-Franchises wie FIFA oder Tour de France erweitern das Interessenfeld, ebenso wie sämtliche Titel aus dem Star-Wars-Universum.

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