EA Sports WRC im Test: Zurück zu den Wurzeln
Mit EA Sports WRC tritt die höchste Klasse des Rallye-Sports virtuell in eine neue Ära ein. Eine ganze Zeit lang lag die Lizenz beim französischen Entwicklerstudio Kylotonn, welche im vergangenen Jahr mit WRC Generations ihren vorerst letzten Teil veröffentlichten. Nun aber hat sich EA das Rechtepaket für die kommenden Jahre gesichert und die Rennspielexperten von Codemasters mit dem nächsten Ableger betraut.
Codemasters und Rallye, war da nicht was? In der Tat können die Briten auf eine lange und erfolgreiche Geschichte zurückblicken, zeichneten sie sich doch für die Colin-McRae-Rally-Reihe verantwortlich, die später unter anderem in zwei starke Dirt-Rally-Teile mündete. Mit derart viel Knowhow im Hintergrund kann doch eigentlich nichts schiefgehen, oder? Für uns jedenfalls die Gelegenheit, den Motor zu starten, das Gebetbuch bereitzulegen und uns in den Test zu EA Sports WRC zu stürzen.
Lizenzpaket durch und durch
Dank der offiziellen Lizenz zur FIA World Rally Championship verfügt EA Sports WRC natürlich über das volle Lizenzpaket der Saison 2023. Dieses beinhaltet neben den über 500-PS-starken Hybrid-Boliden der Rally1-Kategorie auch die stets hart umkämpfte WRC2-Klasse sowie die Ford Fiestas der Junior-WRC. Und selbstverständlich sind auch sehr viele Original-Fahrer enthalten, wie der gerade erst zum zweimaligen Weltmeister gekürte Finne Kalle Rovanperä, der achtfache Champion Sébastien Ogier oder der Belgier Thierry Neuville.
Bei den Austragungsorten hat man sich ebenfalls nah an die Vorlage gehalten. Neben dem Klassiker in Monte Carlo stehen natürlich auch die Rallyes in Schweden, Kroatien oder Japan zur Auswahl. Zusätzlich hat Codemasters auch noch einige „fiktive“ Veranstaltungen ergänzt, wie die in Spanien angesiedelte Rallye Iberia oder die Rallye Oceania, welche an die allseits beliebte Neuseeland-Rallye angelehnt ist.
Somit kommt EA Sports WRC auf insgesamt 17 Stationen, welche sich auf rund 200 Etappen mit insgesamt 600 Kilometer Wertungsprüfungen verteilen. Der Umfang der einzelnen Stages reicht dabei von zwei bis drei Minuten Fahrzeit bis hin zum Monster-Abschnitt mit über 30 Kilometern Länge. Die nackten Zahlen rund um die Wertungsprüfungen klingen auf dem Papier natürlich sehr gut. Nicht unterschlagen sollte man jedoch den Hinweis, dass die kleinen Etappen meist Teilbereiche der großen Prüfungen sind, und dass wir natürlich jede Stage sowohl vorwärts als auch rückwärts bestreiten dürfen. Dies ist ein kleiner Kniff, den aber auch Kylotonn bei den letzten WRC-Spielen bereits verwendet hatte.
Da kommt noch etwas
Aktuell noch nicht enthalten ist die Ende Oktober 2023 zum ersten Mal ausgetragene Zentraleuropa-Rallye, welche unter anderem auch über deutsche Straßen führte. Diese wird jedoch seitens der Entwickler in einem kostenfreien Update nachgeliefert, ein sehr vorbildlicher Service. Doch nicht nur bei den Rallyes selbst, auch bei den einzelnen Etappen hilft die offizielle Lizenz in diesem Jahr weiter. Denn statt fiktiver Stages hat man sich die Mühe gemacht und bestehende Abschnitte der echten Rallyes digitalisiert. So lässt sich tatsächlich der ein oder andere Ort aus den TV-Übertragungen wiedererkennen, ein nettes Atmosphäre-Plus.
Defizite wiederum weist die Karriere jedoch bei ihrer grundlegenden Präsentation auf. Letztlich besteht unsere Teamzentrale nur aus einem Laptop-Standbild. Und unser Kalender ist eine einfache Aneinanderreihung von Einträgen. Auch alle anderen Menüs wie die Sponsoren-Übersicht werden ausgesprochen trocken präsentiert. Hier hätte ein wenig mehr optische Abwechslung vielleicht ganz gut getan, um das Ganze etwas aufzulockern.
Umfangreiche Historie
Bei den Fahrzeugen hat man vor der aktuellen Generation glücklicherweise nicht Halt gemacht. EA Sports WRC bietet insgesamt über 75 Fahrzeuge aus nahezu allen Dekaden des Rallye-Sports. Von Klassikern wie der Renault Alpine, dem Lancia Stratos oder dem kultigen Mini Cooper über die brachialen Boliden der Gruppe-B-Ära von Audi, Peugeot und Lancia bis hin zu frontangetriebenen Kitcars, den Vorläufern der WRC2 und einigen World Rally Cars der letzten Jahrzehnte bleibt fast kein Wunsch offen. Es finden sich sogar solche Exoten wie der Hillman Avenger oder der Talbot Lotus Sunbeam wieder, mit dem der legendäre Henri Toivonen einst für Furore sorgte. Und auch die deutschen Marken sind mit Volkswagen, Porsche und Opel gut vertreten. Sämtliche Fahrzeuge wurden akkurat nacherstellt und warten teils sogar mit den damaligen Original-Lackierungen auf. In Punkto Auswahl hat Codemasters also definitiv abgeliefert, keine Frage.
Keine Karriere ohne Sponsoren
Bei den Spielmodi präsentiert uns EA Sports WRC durchweg Altbekanntes. Am umfangreichsten fällt da zunächst die Karriere aus. Hier dürfen wir zu Beginn wählen, ob wir uns über die Junior WRC nach oben arbeiten wollen oder direkt in der Königsklasse einsteigen. Egal für welche Klasse wir uns entscheiden, wir managen dann unser eigenes Team. Das geht natürlich nicht zum Selbstkostenpreis und so sorgen unsere Sponsoren dafür, dass wir die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung haben. Diese müssen wir uns aber tatsächlich etwas einteilen, denn neben dem Kaufpreis für ein neues Fahrzeug sollten wir auch die Reparaturkosten oder unser Personal im Auge behalten.
Die Teammitglieder fungieren dabei quasi als passive Buffs im Rahmen der Karriere und gewähren uns während einer Veranstaltung beispielsweise eine Reduzierung der Reparaturzeit im Servicebereich. Ab und zu müssen wir die arbeitende Bevölkerung allerdings auch ausruhen lassen, damit diese weiterhin ihre volle Leistung bringen kann. Haben wir zu viel Geld übrig, dürfen wir sogar einen Teamkollegen anheuern. Zu zweit fährt es sich halt einfach besser.
Bei der Wahl unseres fahrbaren Untersatzes bietet sich uns die Möglichkeit, auf den bestehenden Fuhrpark von EA Sports WRC zurückzugreifen. Alternativ können wir uns aber auch über den Builder-Modus ein Auto selbst zusammenbauen, wobei wir allerdings unser Budget im Hinterkopf behalten sollten. Denn wenn wir immer nur die neusten und teuersten Teile einbauen, haben wir unter Umständen irgendwann einmal ein Geldproblem. Andererseits gehen gebrauchte Komponenten gerne auch mal schneller kaputt. Da der Builder-Modus in Summe umfangreich ausfällt, haben wir diesen noch einmal gesondert beleuchtet. Dazu später also mehr.
Mach dein eigenes Ding
Abseits der Karriere dürfen wir natürlich auch einfach eine normale Weltmeisterschaft bestreiten und hier sogar aus den offiziellen Fahrern der WRC wählen. Dieser Modus bietet sich für all jene an, die auf Management-Parts so gar keine Lust haben und einfach nur fahren wollen. Ein weiterer Modus, der definitiv beachtet werden sollte, ist das Schnelle Spiel. Hierrunter versteckt sich die Möglichkeit, komplett eigene Wettbewerbe zu erstellen. Wir wollen also eine Weltmeisterschaft erstellen, die nur aus Asphalt-Rallyes besteht? Oder wir lassen das Jahr einfach mal in Monte Carlo enden? Oder nach drei WRC-Rallyes kommt erstmal ein Event mit historischen Fahrzeugen? Dank dieses Modus kein Problem. Wir dürfen sogar jede Etappenfolge in einer Rallye komplett individuell gestalten und uns somit unsere absolute Wunsch-Meisterschaft zusammenstellen. Dies ist eine tolle Option, die für Abwechslung und Langzeitbeschäftigung sorgt.
Ebenfalls nicht unerwähnt bleiben sollte der Moments-Modus. Dahinter verstecken sich vorgefertigte Szenarien aus der Geschichte der WRC, in denen wir an den Schlüsselstellen das Lenkrad selbst übernehmen. Die Aufgaben gestalten sich einigermaßen abwechslungsreich und bieten beispielsweise die Herausforderung, ein komplett deformiertes Fahrzeug noch irgendwie ins Ziel zu retten. EA und Codemasters möchten diesen Modus im Laufe der nächsten Monate beständig mit neuen Szenarien erweitern, verstecken ihn jedoch auch hinter der Anmeldung mit einem EA-Nutzerkonto. Das hätte natürlich nicht unbedingt sein müssen.
Welcome to the club
Selbstverständlich dürfen auch Mehrspieler-Optionen nicht fehlen. EA Sports WRC beschränkt sich hier jedoch komplett auf die Online-Competition. So dürfen wir mit Gleichgesinnten eigene Clubs gründen und mit bis zu 31 anderen Spielern bei Veranstaltungen antreten. Ein Offline-Mehrspieler, egal ob per Splitscreen zusammen oder im Hot-Seat-Modus nacheinander, fehlt allerdings komplett. In Anbetracht dessen, dass viele der Stages weit über 20 Kilometer lang sind und der inaktive Spieler somit lange zum Zusehen verdammt wäre zwar eine durchaus nachvollziehbare Entscheidung, geschadet hätte ein solcher Modus aber natürlich auch nicht.
Back to School
Für alle Neulinge im Rallye-Sport bietet sich die Rallye-Schule an. Diese besteht aus einigen unterschiedlichen Szenarien, die wir jeweils auf Asphalt, Schotter und Schnee absolvieren müssen. Beim Start des Spiels dürfen wir diese entweder direkt absolvieren oder aber auch später nachholen. Wie gesagt ist dieser Modus für Einsteiger eine gute Basis, um sich mit dem Fahrverhalten vertraut zu machen.
Apropos Fahrverhalten: EA Sports WRC basiert auf dem Physik-System von Dirt Rally 2.0, welches von der Spielerschaft seinerzeit durchweg für sein tolles Fahrgefühl gelobt wurde. Das neue WRC geht den Simulations-Gedanken nicht ganz so weit wie Dirt Rally und lässt sich auch von unerfahreneren Piloten stets gut kontrollieren. Überhaupt punktet die Steuerung auf ganzer Linie und macht richtig viel Spaß aufgrund des sehr direkten Ansprechverhaltens der Wagen. Dank vieler Einstellungsmöglichkeiten von Fahrassistenzsystemen ist für jeden Spielertyp etwas dabei, und mit ein wenig Eingewöhnung macht es einfach nur unfassbar viel Laune, mit den PS-starken Boliden über die Stages zu brettern.
EA Sports WRC verzeiht Fehler dabei etwas besser als die letzten Rallye-Teile von Codemasters, was vor allem an der stark anpassbaren Kl liegt. Auch wenn man wie ein Holzhacker regelmäßig durchs Unterholz pflügt, läuft man selten Gefahr, in der Gesamtwertung komplett abzurutschen. Bei Dirt Rally sah man nach wenigen Fehlern bereits meist schon kein Land mehr in der Tabelle. Genügend Herausforderung gibt es aber dennoch, denn natürlich hat jeder Abflug Konsequenzen, welche letztlich sogar in einem schmerzhaften Totalausfall resultieren können. Da eine Rückspulfunktion fehlt, muss man also stets genau abwägen, wie schnell man die nächsten Kurvenkombinationen angehen will.
Immer schön gleichmäßig
Ein komplett neues Feature in Rallye-Games sind die Gleichmäßigkeitsprüfungen. Hierbei fahren wir normale Stages ab, müssen jedoch nicht permanent Vollgas geben. Vielmehr gilt es die einzelnen Checkpoints immer möglichst zu einer bestimmten Zielzeit zu erreichen, dabei aber auch eine gewisse Höchstgeschwindigkeit nicht zu überschreiten. Was im ersten Moment zugegebenermaßen eher langweilig klingt, entpuppt sich als gar nicht mal so einfach. Denn für jede Sekunde, die wir den Checkpoint zu früh oder zu spät erreichen, gibt es Strafpunkte. Die sammeln sich relativ schnell an und sorgen tatsächlich für richtig spannende und enge Wettkämpfe, bei denen jeder Punkt zu viel entscheidend sein kann. Und zudem sind die Gleichmäßigkeitsrallyes ein sehr guter Weg, um die einzelnen Wertungsprüfungen zu verinnerlichen. Auf jeden Fall sorgt Codemasters hier für ein Plus an Authentizität, denn gerade im historischen Rallye-Sport sind die Gleichmäßigkeitsprüfungen durchaus weit verbreitet.
Der kleine Fahrzeugbauer
Kommen wir zu einem weiteren Feature, mit dem EA Sports WRC punkten will: Der Builder-Modus. Dahinter verbirgt sich ein Baukasten für ein eigenes Rallye-Fahrzeug, welches wir gemäß des grundlegenden Reglements der Rally1-, WRC2- oder Junior-WRC-Klasse gestalten. Zunächst einmal treffen wir die grundsätzliche Frage nach der Positionierung des Motors, wählen dann einzelne technische Komponenten wie Kühler oder Fahrwerk und ergänzen natürlich auch einen Auspuff. Bei der Optik dürfen wir aus mehreren vorgefertigten Front- und Heckschürzen wählen, welche teils etwas an reale Vorbilder wie etwa den Škoda Fabia angelehnt sind. Und auch vor dem Innenraum machen wir nicht halt, denn unterschiedliche Lenkräder, Rennsitze, Schalthebel und Co dürfen ebenfalls ausgewählt werden.
Der Builder-Modus bietet einen guten Umfang, könnte aber gerade bei der Optik noch etwas weiter in die Tiefe gehen. Natürlich ist davon auszugehen, dass EA und Codemasters hier nach Release, wahrscheinlich im Rahmen des kostenpflichtigen Rallye-Pass, Bauteile nachliefern, um die fleißigen Ingenieure unter den Spielern bei der Stange zu halten. Komfortabel ist auf jeden Fall, dass uns die im Builder-Modus erstellten Fahrzeuge uneingeschränkt in jedem Spielmodus zur Verfügung stehen, mit Ausnahme der Karriere, in der wir nur das dort aufgebaute Auto einsetzen dürfen.
Nachholbedarf hat Codemasters allerdings noch beim Lackierungseditor. Dieser lässt einige Komfortfunktionen wie das Kopieren von bereits eingefügten Aufklebern oder eine Spiegelungs-Option vermissen. Wollen wir also beide Seiten des Autos gleich gestalten, so erwartet uns sehr viel mühevolle Kleinarbeit. Dass dies deutlich komfortabler und besser geht, haben die Editoren von Gran Turismo 7 oder der Forza-Reihe schon klar bewiesen.
Auf die Optik kommt es an
Kommen wir zur Grafik, ein Punkt, über den definitiv gesprochen werden muss. Zunächst einmal überwiegen die positiven Aspekte. So sehen die Fahrzeugmodelle sehr schön aus und sind akkurat gestaltet. Auch die Stages wissen grundsätzlich grafisch zu überzeugen. Richtig toll ist hierbei das Feature, dass für jede Rallye alle vier Jahreszeiten zur Verfügung stehen. Ausnahme sind hier lediglich die beiden eisigen Events in Schweden und Norwegen. Eine Monte-Carlo-Rallye im Sommer oder die staubigen Italien-Stages im Winter sind dank der Einstellungsmöglichkeiten absolut kein Problem und sorgen für weitere Abwechslung. Zusätzlich gibt es dann auch noch unterschiedliche Tageszeiten und Witterungsbedingungen.
Vollständig in Ordnung geht das Geschwindigkeitsgefühl, vor allem in den obligatorischen Stoßstangen- und Cockpit-Perspektiven. Ansonsten fallen jedoch etwas spärlichere Texturen auf, speziell in den Wiederholungen oder bei den Einspielern vor oder nach einer Stage. Hier besteht am Straßenrand noch etwas Potential nach oben. Richtig schön wiederum sind die aufgewirbelten Staubfahnen, die sich auch gerne mal etwas länger in der Luft halten können. In den Replays sorgt dies bei den Schotter-Events für deutlich mehr Atmosphäre.
Kommen wir nun jedoch zu den negativen Aspekten. Zwar können die Automodelle auch von ihrer Schokoladenseite in den Menüs überzeugen, jedoch trüben hier deutlich nachladende Texturen und Details das Bild. Das ist einfach unschön und stört. Noch schlimmer sind jedoch die Nachladeruckler, die wir vor, während und nach einer Stage erleben müssen. Hier hat zwar der erste Patch, der kurz nach Veröffentlichung des Spiels nachgereicht wurde, bereits für klare Besserung gesorgt, jedoch bleibt der Eindruck, dass Codemasters noch ein wenig mehr Zeit für den Feinschliff benötigt hätte. Den Entwicklern sind die Probleme jedenfalls bewusst, insofern ist auch künftig noch mit Verbesserungen zu rechnen.
Ein wenig Nachbesserung benötigen auch noch andere Aspekte. So hilft uns beispielsweise ein Bremsassistent, wenn wir nach Zieldurchlauf die letzten paar Meter zu den Strecken-Marschalls fahren. Jedoch greift dieser recht rabiat ein und sorgt dafür, dass wir manchmal gar nicht mehr vorwärts kommen und noch einmal rückwärts fahren müssen, um zurückgesetzt zu werden. Dies sind einfach Fehler, die sicherlich vermeidbar gewesen wären.
Dreh mal richtig auf
Genug beanstandet. Wenden wir uns noch einem weiteren Pluspunkt von EA Sports WRC zu, nämlich der Akustik. Im Vorfeld hat sich Codemasters hier die Mühe gemacht und die Motorensounds der realen Wagen umfangreich aufgezeichnet. Die Arbeit hat sich definitiv gelohnt, denn fast alle Boliden klingen richtig gut. Man erkennt auf Anhieb den Unterschied zwischen 1600er Sauger, Boxermotor oder einem Fünfzylinder-Audi. Noch dazu sind die Sounds aber auch herrlich kernig und kräftig. Die Rennen machen einfach deutlich mehr Spaß, wenn das Auto kreischt und faucht, während wir es über die Stages prügeln.
Bei der grundsätzlichen Präsentation hat man versucht, diese im Stile einer TV-Übertragung abzubilden, was in Summe gut funktioniert und für ein Plus an Atmosphäre sorgt. Als deutschsprachige Kommentatorin wurde hierbei die bekannte TV-Moderatorin Lina van de Mars eingespannt, die auch eine ganze Menge Text eingesprochen hat. Somit wiederholen sich die Aussagen rund um unser Event nicht ganz so oft, wie es in anderen Genre-Vertretern der Fall ist.
Nach der Saison ist vor der Saison
Vergleichen wir nun abschließend noch das letztjährige WRC Generations von Kylotonn mit dem neuen EA Sports WRC von Codemasters. Hier zeigt sich, dass Codemasters beim grundsätzlichen Gameplay, vor allem dem Fahrgefühl, ganz klar einige Wagenlängen voraus ist. Die Boliden fahren sich einfach traumhaft, bieten immer gute Kontrolle und lenken direkt ein. Hier war WRC Generations ganz eindeutig schwammiger zu steuern.
Im Bereich des Umfangs liegt ebenfalls Codemasters neues Spiel in Front, wenn auch nicht so eindeutig wie beim Gameplay. EA Sports WRC bietet ohne Frage eine klar bessere Auswahl an Fahrzeugen. In Punkto Stages war jedoch auch WRC Generations nicht zu verachten, da hier ebenfalls sehr viele unterschiedliche Länder enthalten und die Etappen auch wirklich schön gestaltet waren. Und Recycling von kleineren Abschnitten in den großen Stages hatten beide Teile in petto.
Bei der Präsentation der Karriere wiederum hat WRC Generations sogar etwas überraschend die Nase vorne. Während uns in Codemasters’ Karrieremodus nur ein dröges Standbild erwartet, war unsere Rallye-Zentrale in Kylotonn’s Ableger detailliert gestaltet. Natürlich verbringen wir die wenigste Zeit in solchen Menüs, doch für etwas mehr Atmosphäre sorgte Kylotonn hier schon.
Fazit
Rennspiele und Codemasters, das passt in Summe einfach. Die britischen Entwickler zeigten in der Vergangenheit schon oft, dass sie gerade im Rallye-Bereich ein Händchen dafür haben, richtig gute Spiele auf die Beine zu stellen. EA Sports WRC ist hier grundsätzlich keine Ausnahme und punktet im Test mit einem großen Umfang, tollem Fahrgefühl und vielen coolen Ideen wie den unterschiedlichen Jahreszeiten oder auch den Gleichmäßigkeitsveranstaltungen.
Auf technischer Ebene hat das Spiel jedoch noch Sand im Getriebe. Nachladende Texturen in den Menüs und Ruckler während der Stages trüben das eigentlich sehr solide Gesamtbild leider doch so sehr, dass man es nicht ignorieren kann. Nur der zügig nachgereichte Day-One-Patch, der eine signifikante Verbesserung zumindest im Fahrbetrieb gebracht hat, rettet EA Sports WRC hier vor einer Abwertung.
Trotz dieser Probleme gewinnt Codemasters mit EA Sports WRC jedoch den direkten Vergleich mit dem letztjährigen WRC Generations von Kylotonn am Ende klar. Da die Lizenz der WRC in den nächsten Jahren fix bei EA und Codemasters liegt, ist EA Sports WRC ein weitestgehend gelungener Auftakt und ein sehr solides Fundament, auf dem sich bei den künftigen Teilen aufbauen lässt. Die nächsten Rallye-Jahre dürften also durchaus großartig werden, und bis dahin macht EA Sports WRC schon verdammt viel Laune.
- Großer Umfang an Fahrzeugen aller Klassen
- Offizielle Lizenz der Saison 2023
- Stages an reale Vorbilder angelehnt
- Zusätzliche Schauplätze, die nicht Teil des Kalenders sind
- Unterschiedliche Jahreszeiten sorgen für (optische) Abwechslung
- Builder-Modus für eigene Fahrzeuge
- Möglichkeit, individuelle Meisterschaften zu erstellen
- Rallye-Schule für Einsteiger
- Umfangreiche Anpassungsmöglichkeiten des Spielerlebnisses
- Sehr gutes Fahrgefühl
- Extrem gute Motorensounds
- Gleichmäßigkeitsveranstaltungen bringen zusätzliche Abwechslung
- Nachladeruckler während der Stages (vor allem vor dem Day-One-Patch)
- Nachladende Texturen in den Menüs
- Lackierungseditor unkomfortabel
- Karriere etwas lieblos präsentiert
- Kurze Hänger in den Menüs
- Moments-Modus hinter Nutzerkonto-Schranke
Seit dem ersten Gameboy begeisterter Konsolenzocker. Neben Rennspielen, Action-Adventures und JRPGs sind auch Indie-Perlen gerne im Laufwerk gesehen. Zu den Lieblingsspielen gehören GTA Vice City, Metal Gear Solid, Overboard, Ys VIII, die Uncharted- und Forza-Horizon-Reihe sowie Gran Turismo 7.