Guidus ZeroGuidus Zero
Review

Guidus Zero im Test: Grid, Grit und Gnadenlosigkeit

Von Dominik Probst am 7. April 2025. Getestet auf PC. Zum Spiel hier klicken.

Wenn ein Roguelike daherkommt und uns nicht direkt in die Knie zwingt, dann schauen wir erstmal misstrauisch. Guidus Zero aber spielt ein anderes Spiel. Es nimmt uns an die Hand, führt uns durch ein charmantes Pixel-Gewand – und tritt uns dann ganz freundlich, aber konsequent, ins Gesicht. Warum wir das trotzdem gerne über uns ergehen lassen, erklären wir euch im folgenden Test.

Der Sprung in den Abgrund

Wer sich mit Guidus Zero in den mysteriösen Schlund namens „Narbe“ wagt, merkt schnell: Hier regiert nicht Chaos, sondern Kalkül. Entwickelt von izzle und gepublished von Com2uS Holdings, erwartet uns ein Roguelike, das zwar auf den ersten Blick nach 16-Bit-Charme aussieht, uns dann aber mit einem anspruchsvollen Grid-basierten Kampfsystem überrascht.

Wir bewegen uns also nicht frei, sondern schachbrettartig über die Karte. Das klingt erstmal simpel, doch sobald uns eine Gegnergruppe umzingelt, wünscht man sich die Bewegungsfreiheit eines Dead Cells oder Hades zurück. Und genau da liegt die Würze: Das Spiel zwingt uns zum Denken, nicht zum Button-Mashen.

Grid-Gemetzel mit Timing

Das Kampfsystem ist das Herzstück von Guidus Zero, und hier schlägt es kräftig. Jede Bewegung muss sitzen, jeder Ausweichschritt will getimed sein. Und wer denkt, man könne sich einfach aus einer misslichen Lage rausrollen – nope. Wer einmal eingekesselt ist, kassiert schneller Schaden als man „Verfluchter Schattenkrieger“ sagen kann.

Wir haben die ersten sechs Stunden mit dem Hauptcharakter verbracht – beide verfügbaren Skills ausprobiert, und beide bieten ihren eigenen Reiz. Die Kombination aus gezieltem Angriff und situationsabhängiger Fähigkeit zwingt uns, taktisch zu agieren. Kein Run gleicht dem anderen, und jeder Fehler wird bestraft. Die Bosskämpfe treiben das noch auf die Spitze: Zwei Phasen, Bullet-Hell-artige Angriffe und Muster, die man erstmal lernen muss. Glücklicherweise lernt man genau das – Stück für Stück. Ein Boss, der im ersten Anlauf noch übermächtig wirkte, wird im dritten Run plötzlich schlagbar.

Besonders cool: Es gibt keine billig wirkenden Difficulty-Spikes. Der Schwierigkeitsgrad ist knackig, aber fair – bis auf die eine oder andere Situation, in der man unglücklich eingekesselt wird. Dann heißt’s: Game Over und bitte einmal von vorn.

Aus Fehlern lernen, mit Loot belohnen

Wie es sich für ein anständiges Roguelike gehört, ist Guidus Zero nicht darauf ausgelegt, im ersten Anlauf durchgespielt zu werden. Vielmehr lebt es von seinen Run-Strukturen, vom Scheitern, Lernen und der Progression dazwischen. Und genau hier glänzt das Spiel: Mit jedem neuen Versuch sammeln wir nicht nur Erfahrung, sondern auch Materialien, Schlüssel und Upgrades, die uns beim nächsten Run zugutekommen.

Diese werden ins Basecamp übernommen – ein Ort, der nicht nur als Verschnaufpause dient, sondern auch als Ankerpunkt für langfristige Verbesserungen. Besonders nett: Truhen und Shops erscheinen zufällig im Dungeon, was jedem Run eine eigene Note gibt. Hat man Glück, findet man starke Upgrades früh. Hat man Pech… nun ja, dann ist der Run eben Training. So oder so – der Spaß bleibt.

Die Welt hinter dem Abgrund

Guidus Zero bombardiert uns nicht mit Textwüsten oder endlosen Cutscenes. Stattdessen finden wir auf einigen Ebenen verstreute Notizen, die uns Stück für Stück mehr über die Welt und ihre Geschichte verraten. Das funktioniert wunderbar. Wer will, liest sich rein und baut sich die Lore im Kopf zusammen. Wer nicht will, kann einfach durchrushen – ohne das Gefühl, etwas verpasst zu haben.

Die Atmosphäre ist dabei angenehm dicht. Trotz der minimalistischen Präsentation entsteht ein Gefühl von Einsamkeit und Bedrohung, wie man es aus anderen Vertretern des Genres kennt. Und das, ohne übertrieben zu wirken. Kein großes Pathos, kein unnötiges Drama. Einfach nur du, der Dungeon, und die ständigen Tode.

Pixelkunst und Audiobegleitung

Optisch macht Guidus Zero alles richtig. Der charmante Pixelstil ist nicht nur hübsch anzusehen, sondern auch angenehm klar. Gegner, Fallen und Umgebung sind stets gut unterscheidbar, die Animationen flüssig. Es mag keine Grafikoffenbarung sein, aber für das, was es sein will – ein taktisches, stylisches Roguelike – passt’s wie die Faust aufs Auge.

Auch der Soundtrack passt ins Bild: Unaufdringlich, aber atmosphärisch. Keine epischen Orchestermärsche, aber stimmige Musik, die den Ton der jeweiligen Ebene trifft.

Bedienung, Komfort und kleine Ärgernisse

Die Steuerung geht grundsätzlich gut von der Hand. Klar, das Grid-System braucht etwas Eingewöhnung – besonders wenn man aus Spielen kommt, bei denen man sich frei in alle Richtungen bewegen kann. Aber sobald der Knoten geplatzt ist, wird man fast schon süchtig nach dem präzisen Positionsspiel.

Weniger schön: Dialoge laufen automatisch weiter. Und das mag bei der Originalsprache noch funktionieren, aber sobald die deutsche Übersetzung etwas länger braucht, kommt man nicht hinterher. Hier wäre eine manuelle Weiterklick-Funktion wünschenswert gewesen – es ist einfach frustrierend, wenn man Lore verpasst, nur weil das Spiel meint, wir wären Speedreader.

Noch ärgerlicher: Speichert man seinen Run und beendet das Spiel, wird man beim nächsten Start ins Dorf zurückgeschickt – der gesamte Run ist futsch. Das steht nirgends, und das fühlt sich an, als hätte einem das Spiel heimlich den Lutscher geklaut. Roguelike hin oder her – sowas sollte klar kommuniziert werden.

Fazit

Guidus Zero ist kein Spiel für hektische Mausklicker oder spontane Feierabend-Runs, bei denen man einfach nur durchrushen will. Es verlangt Konzentration, Planung und ein gewisses Maß an Frustrationstoleranz. Aber es belohnt jeden, der sich darauf einlässt – mit intensiven Kämpfen, cleverem Progressionssystem und einem überraschend dichten Dungeon-Flair.

Die Bosskämpfe fordern uns heraus, aber sie motivieren auch. Die Grid-Bewegung fühlt sich erst seltsam an, wird aber mit der Zeit zu einem angenehmen Rhythmus. Und die kleinen Designentscheidungen – Notizen statt Textwände, zufällige Shops, tragbare Ressourcen – machen Guidus Zero zu einem Spiel, das nicht versucht, größer oder epischer zu sein, als es ist. Sondern einfach nur: verdammt gut.

Natürlich gibt es Schwächen. Die automatische Dialogführung wirkt wie ein unnötiger Stolperstein. Der fehlende Hinweis auf das „Run-Zurücksetzen“ nach dem Speichern grenzt fast an Sabotage. Aber das sind Ärgernisse, keine Dealbreaker.

Pro:
  • Anspruchsvolles, aber faires Kampfsystem
  • Grid-Bewegung mit taktischer Tiefe
  • Stimmige Pixeloptik
  • Kein übertriebener Storyballast, Lore optional erfahrbar
  • Gute Progression mit Belohnungssystem
  • Abwechslungsreiche Upgrades und Shops
Contra:
  • Grid-System anfangs gewöhnungsbedürftig
  • Dialoge laufen automatisch durch
  • Keine Speicherfunktion im laufenden Run
Story:
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Gameplay:
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Grafik:
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Sound:
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Atmosphäre:
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Unsere Wertung: 8.0 / 10
Spiel getestet auf: PC
Dominik Probst

Dominik Probst

Webentwickler, Technik-Nerd und Gamer aus Leidenschaft seit der Kindheit, mit einem Faible für die komplette The Legend of Zelda- und Halo-Reihe. Dazu fast keine Konsolengeneration ausgelassen und auch sehr interessiert an Indie-Games.

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