Legacy of Kain: Soul Reaver 1 & 2 RemasteredLegacy of Kain: Soul Reaver 1 & 2 Remastered
Review

Legacy of Kain: Soul Reaver 1 & 2 Remastered im Test: Die Rückkehr nach Nosgoth

Von Alex Jung am 6. Januar 2025. Getestet auf PS5. Zum Spiel hier klicken.

In Legacy of Kain: Soul Reaver 1 & 2 Remastered kehren wir zurück in die legendäre Welt von Nosgoth und dem Rachefeldzug von Raziel, welcher Spieler Ende der 90er und Anfang der 2000er durchaus gut unterhielt. Nicht umsonst heimsten die beiden Soul-Reaver-Teile der insgesamt fünfteiligen Saga sehr ordentliche Wertungen ein. Aus der Feder von Uncharted-Drehbuchautorin Amy Hennig entstand dabei eine sehr düstere Welt voller Vampire, brutaler Kreaturen und mystischer, verfallener Ruinen mit ganz klarem Fokus auf die Erzählung und das Worldbuilding.

Doch nach dem letzten Spiel Legacy of Kain: Defiance aus dem Jahr 2003 wurde es geradezu bedenklich ruhig um die uralten Blutsauger. Getreu dem Motto „Totgesagte leben länger“ nehmen sich nun die Entwickler von Aspyr der Saga an und veröffentlichen mit der Remastered-Collection die beiden Teile rund um Hauptfigur Raziel erneut. Neben einigen grafischen Anpassungen möchte das Remaster zusätzlich mit zahlreichem Bonusinhalt glänzen, auf den man einen Blick werfen kann. Wir haben uns für euch zurück nach Nosgoth begeben und klären die Frage, ob noch etwas Blut in den alten Vampiren steckt oder ob sie besser in der Vergessenheit geblieben wären.

Rache ist Blutwurst

Im Kern dreht sich die Handlung der beiden Soul-Reaver-Teile um ein zentrales Element: Rache! Der mächtige Vampir Kain hat das Land Nosgoth fest unter seiner Kontrolle. Alle nennenswerten Feinde wurden gnadenlos eliminiert oder versklavt. So geht es für Kain und seine engen Gefolgsleute im täglichen Dasein einzig und allein darum, ihre Macht und Fähigkeiten zu erweitern, um irgendwann zu gottgleichen Wesen zu werden. Kain ist dabei stets der Vorreiter, denn er ist schließlich der Mächtigste von allen.

Doch eines Tages kommt ihm Untertan Raziel zuvor. Der adrette Blutsauger schafft etwas, dass selbst Kain bisher nicht vermochte: Er entwickelt Flügel. Mit einer Mischung aus Stolz und Neid betrachtet der Obervampir die neue Fähigkeit seines Untergebenen. Da jedoch niemand mächtiger sein kann als der große Anführer höchst selbst, hat Raziel nicht lange Freude an seinen Flügeln. Kain bricht sie ihm wenige Augenblicke später. Damit nicht genug wird der arme Tropf auch noch auf Nimmerwiedersehen in den See der Toten geworfen, auf dass er dort in ewiger Verdammnis leiden möge.

Doch irgendwie schafft es Raziel zu überleben. Grausam entstellt und ohne Unterkiefer, dafür aber mit einer unbändigen Wut im Bauch kehrt er dank der Hilfe eines geheimnisvollen Wesens aus der Unterwelt zurück. Schnell erkennt Raziel dabei, dass Kain ihm weit mehr genommen hat als nur die Flügel und sein Dasein als Vampir, denn seine einst adlige Vergangenheit wurde ebenso ausgelöscht. Vom Wunsch auf Vergeltung getrieben macht sich Raziel auf, Rache an Kain zu üben und alle zu eliminieren, die sich ihm auf seinem Feldzug in den Weg stellen wollen.

Zeitreise in die 90er

Im Kern sind beide Teile von Legacy of Kain: Soul Reaver klassische Action-Adventures. Wir erkunden also eine dreidimensionale Spielwelt, bestreiten ab und an Kämpfe und lösen Umgebungsrätsel. Gerade 3D-Spielen aus der Jahrtausendwende und damit aus der ersten PlayStation-Generation sagt man allgemein nach, dass sie den Zahn der Zeit nicht so gut verkraften wie ihre gleichaltrigen 2D-Pendants. Daher werfen wir zunächst einen genauen Blick auf die grundsätzlichen Mechaniken der beiden im Bundle enthaltenen Spiele.

Wenden wir uns zuerst einmal dem ersten Teil aus dem Jahr 1999 zu. In Legacy of Kain: Soul Reaver finden sich sehr viele schlauchförmige Abschnitte, die die größeren Levelbereiche, in denen gekämpft oder gerätselt wird, miteinander verbinden. Dies bedeutet vom reinen Gameplay her jedoch viele Teilstrecken, in denen wir nichts anderes tun als herumzulaufen. Hier ist das grundsätzliche Spieldesign tatsächlich nicht mehr ganz zeitgemäß, da sehr viel Leerlauf entsteht, auch wenn der gelungene Soundtrack dennoch für eine ordentliche Atmosphäre sorgt.

Bei den Kämpfen gegen diverse Kreaturen gilt es zunächst, diese zu töten, um danach direkt deren Seele aufzusaugen. Denn davon ernährt sich Raziel und somit erhalten wir dringend benötigte Lebensenergie zurück. Zum Glück kann sich Raziel bei den Auseinandersetzungen dabei sowohl auf seine eigenen Klauen als auch auf diverse Waffen verlassen, die überall in der Spielwelt herumliegen und sich prima dafür eignen, Gegner zu pfählen. Wasser bekommt den Feinden ebenfalls nicht unbedingt, so dass ein kleiner Schubser oft Wunder wirken kann. Das Kampfsystem an sich ist eingängig, jedoch wenn man ehrlich ist furchtbar abwechslungsarm. An der Stelle merkt man dem Spiel sein Alter an.

Erwischt es Raziel doch einmal, so ist glücklicherweise noch nicht Schluss mit seiner Rache. Vielmehr verschlägt es ihn nun in eine Paralleldimension, durch die er, genügend Seelen vorausgesetzt, an bestimmten Punkten wieder in die Welt der Lebenden zurückkehren kann. Ab und an wird diese Mechanik auch für die zahlreichen Umgebungsrätsel eingesetzt. So verwandeln sich vermeintlich glatte Wände in Vorsprünge, wenn wir die Dimension wechseln, und ermöglichen uns so neue Wege. Gleichzeitig tauchen aber nun neue Gegner auf, die wir meist gar nicht vernünftig bekämpfen können und die somit für Adrenalinschübe sorgen, während sie uns verfolgen.

2001: Das Jahr, in dem die Rache weitergeht

Der zweite Teil von Soul Reaver wurde im Jahr 2001 unter anderem auf der PlayStation 2 veröffentlicht und führt Raziels Rachefeldzug gegen Kain weiter. Den Generationswechsel der Konsole merkt man dem grundsätzliche Spieldesign tatsächlich an. Noch immer ist Raziel dabei in einem Action-Adventure unterwegs. Viele Mechaniken des ersten Teils wie die Paralleldimension, das Aufsaugen von Seelen und das Aufspießen von Feinden wurden übernommen und sorgen dafür, dass man sich sofort heimisch fühlt.

Die Spielwelt gestaltet sich nun, dank eines Zeitsprungs, etwas bunter und abwechslungsreicher. Zudem sorgen weniger schlauchförmige Verbindungsstücke dafür, dass nicht mehr so viel Leerlauf in der Spielwelt entsteht. Beim Kampfsystem kann es Raziel sowohl mit einer leichten als auch mit einer schweren Attacke versuchen, bekommt es dafür aber mit mehreren Feinden gleichzeitig zu tun, die sich jedoch glücklicherweise meist so lange zurückhalten, bis sie an der Reihe sind.

In Summe lässt sich sagen, dass das erste Legacy of Kain: Soul Reaver etwas schlechter gealtert ist als der zwei Jahre später erschienene zweite Teil. Beides waren zu ihrer Zeit grandiose Action-Adventures, die jedoch gegenüber dem heutigen Gamedesign ganz klar Federn lassen müssen. Doch schließlich haben wir es hier ja nicht mit Remakes zu tun, sondern „lediglich“ mit Remastern der beiden Spiele, welche somit im Kern natürlich weitestgehend unverändert daherkommen.

Auf Hochglanz poliert?

Beleuchten wir nun also die Unterschiede der Remaster-Versionen im Vergleich zu den Ursprungsspielen. Auffällig sind dabei zuerst einmal die grafischen Anpassungen. Aspyr hat, ganz wie bei der ebenfalls von ihnen überarbeiteten Tomb-Raider-I-III-Trilogie, sowohl die ursprünglichen Texturen als auch eine aufgehübschte Version mit an Bord. Per Knopfdruck können wir dabei jederzeit ohne Ladezeiten zwischen den beiden Grafikmodi wechseln und somit das Spiel entweder in der nostalgischen Polygon-Optik der damaligen Zeit oder in einer deutlich moderneren Version erleben.

Selbstverständlich sollte man hier jedoch keinen The-Last-of-Us-Konkurrenten erwarten, was die Grafik angeht. Auch in der überarbeiteten Fassung ist das Spiel immer noch klar als über 20 Jahre altes Stück Software zu erkennen. Der größte Unterschied sind zweifelsfrei die Charaktere, speziell Raziel, der in beiden Teilen eine Frischzellenkur erfahren hat und nun um Welten besser aussieht als sein Gegenstück aus den frühen 2000ern.

Weitere Verbesserungen betreffen einige, jedoch nicht alle Umgebungstexturen. Speziell bei Reliefs, Waffen oder hervorstehenden Objekten wie Särgen oder Grabsteinen hat man richtig Hand angelegt. Statt verwaschener Texturen, die sich nur entfernt als prachtvolles Wandgemälde erahnen lassen, strahlen uns nun deutlich feiner texturierte Versionen entgegen. Hier lohnt es sich tatsächlich, einmal bewusst zwischen den beiden Grafiksetups zu wechseln, um sich die Unterschiede zu verdeutlichen.

Besser gealtert ist hierbei natürlich der zweite Teil, bei dem die grafischen Überarbeitungen der Umgebungen weniger auffallen als beim Erstling. Speziell einer der ersten Abschnitte im Spiel, in dem wir in einer Kathedrale unterwegs sind, zeigt, dass die Grafikdesigner der damaligen Zeit ebenfalls ihr Handwerk mehr als verstanden haben und das Optimum aus der Hardware herausholen konnten.

Zusätzlich zu den grafischen Verbesserungen hat Aspyr den Spielen noch ein paar andere nützliche Dinge spendiert wie beispielsweise einen Kompass zur besseren Wegfindung sowie eine rudimentäre Karte, über die sich das Reisen zwischen verschiedenen Portalen ein klein wenig angenehmer gestaltet. Auch wurde die Steuerung etwas angepasst und erlaubt nun ein freies Drehen der Kamera, welches jedoch bisweilen in den engen Räumlichkeiten stark an seine Grenzen gerät.

Viel los abseits von Nosgoth

Neben den Remaster-Versionen der beiden Spiele findet sich einiges an Bonusmaterial im Bundle wieder, welches nicht unerwähnt bleiben sollte. So erwarten uns unter anderem Konzeptzeichnungen, Fan-Art, Artworks, die kompletten Soundtracks beider Spiele sowie eine Chronologie der Geschichte und beide Intros zum erneuten Bewundern.

Ebenfalls enthalten sind einige zusätzliche Level, welche im Entwicklungsprozess leider aussortiert und nicht mehr berücksichtigt wurden. Diese betreffen Abschnitte des ersten Spiels und erlauben es Spielern nun, diese Teile doch noch zu erleben. Viel mehr als in den Leveln herumlaufen kann man freilich nicht, da es sich hier um keine vollständigen Passagen, sondern eben nur um Fragmente handelt, die jedoch definitiv eine schöne Ergänzung zu den Hauptspielen sind. Das Bonusmaterial an sich ist somit eine nette Beilage, die zum Durchstöbern einlädt, jedoch alleine natürlich keinen Kaufgrund für Legacy of Kain: Soul Reaver 1 & 2 Remastered darstellt.

Mein Bruder Milchtier mit den Staubzweifeln

Nein, der Autor dieser Zeilen hat sich die oben genannten Worte nicht einfach so aus Langeweile ausgedacht. Die eben gezeigte Überschrift beleuchtet vielmehr eines der Probleme, welche Legacy of Kain: Soul Reaver 1 & 2 Remastered leider beinhalten. Grundsätzlich stehen uns in beiden Spielen die Original-Tonspuren zur Verfügung, welche um Untertitel erweitert wurden. Während die Stimmen auch in der lokalisierten Version (unter anderem mit der deutschen Stimme von Gary Oldman) nach wie vor überzeugen können, hat man bei den Untertiteln jedoch, vor allem im ersten Teil, gehörig geschlampt.

Denn anscheinend hat man in dem Bereich einen simplen Weg gewählt und einfach die Tonspur durch einen Übersetzer gejagt. Dass dieser dann mit einigen spezifischen Begriffen der Spielwelt so seine Probleme hat, hat man entweder in Kauf genommen oder gar nicht mitbekommen. So wird etwa aus Raziels Bruder Melchiah einfach das Milchtier. Und warum eine alte Burg Staubzweifel hat, haben wir bisher noch nicht verstanden. Weitere Probleme sind Texte, welche zu früh im Dialog angezeigt werden oder zu schnell wieder verschwinden. Wer ohne Untertitel spielt wird davon wenig mitbekommen. Fest steht hier jedoch, dass einfach unsauber gearbeitet wurde. Ein Fehler, welcher sich definitiv hätte vermeiden lassen.

Es gibt jedoch auch ein paar Quality-of-life-Verbesserungen, die nicht im Spiel enthalten sind, unserer Meinung nach aber in einem Remaster eigentlich zwingend dazugehören. Die Rede ist unter anderem von einem freien Speichersystem. Zwar bietet das erste Soul Reaver dies im Pausemenü an, beim Neustart werden wir jedoch stets wieder in die ursprüngliche Höhle versetzt, aus der unser Abenteuer begann. Somit stehen uns erneut ein paar Laufwege und ein Teleportersprung bevor, um in das eigentlich gerade bereiste Gebiet zurückzukehren. Diese unnötigen Wege wären sicherlich vermeidbar gewesen.

Teil zwei verzichtet dann völlig darauf und lässt uns wie im Ursprungsspiel nur an bestimmten Stellen unseren Fortschritt aufzeichnen. Retro-Flair hin oder her, aber ein freies Speichersystem sollte gerade bei einem Remaster mittlerweile zum guten Ton gehören. Schwierig umzusetzen sollte dies nämlich nicht sein. Hier versäumt Aspyr es leider, die altehrwürdigen Spiele für eine neue Zielgruppe zugänglicher zu gestalten.

Fazit

Aspyr bietet mit diesem Remaster-Bundle grafisch überarbeitete Versionen beider Spiele, welche auf Wunsch auch in Original-Optik erstrahlen, sowie eine Menge interessantem Bonusmaterial, durch das man gerne mal etwas stöbern kann. Kleinere Anpassungen wie ein Kompass, eine rudimentäre Umgebungskarte oder eine leicht überarbeitete Steuerung sorgen für etwas mehr Zugänglichkeit. Leider versäumt man jedoch, Quality-of-life-Verbesserungen wie ein freies Speichersystem zu integrieren, welches mir beim Testen ganz klar gefehlt hat.

Bedauerlicherweise hatte ich die beiden Teile von Legacy of Kain: Soul Reaver für die ersten PlayStation-Generationen verpasst. Über ein paar Demo-Level des ersten Spiels kam ich nie hinaus. Insofern bietet sich Legacy of Kain: Soul Reaver 1 & 2 Remastered natürlich für mich an, um diese durchaus geschichtsträchtigen Spiele nun doch noch erleben zu können. Ansonsten dürfte die Zielgruppe in erster Linie Kenner des Originals sein oder aber Spieler, die einen Hang zu Retro-Gaming besitzen. Denn das grundsätzliche Spielgefühl beider Titel ist dank der vielen Laufwege und dem simplen Kampfsystem tatsächlich etwas angestaubt, auch wenn die Geschichte rund um Raziels Rachefeldzug gegen Kain nach wie vor sehr gelungen und dicht ist.

Abschließend lässt sich also sagen, dass Legacy of Kain: Soul Reaver 1 & 2 Remastered eine beliebte und leider zu früh in Vergessenheit geratene Serie wiederbelebt, jedoch ebenso wie die Spiele nicht perfekt ist. Aber wer weiß, vielleicht ebnet das Bundle ja den Weg zu einem echten Remake von Legacy of Kain. Raziel und Kain hätten es auf jeden Fall verdient.

Pro:
  • Grafische Überarbeitung, speziell der Hauptfigur
  • Jederzeit Wechsel zwischen alter und neuer Grafik möglich
  • Interessantes Bonusmaterial (Artworks, Soundtrack etc.)
  • Zusätzliche, aus dem Hauptspiel entfernte Levelfragmente
  • Nach wie vor dichte Atmosphäre und tolles Worldbuilding
  • Kompass und Karte helfen bei der Orientierung
  • Leicht angepasste Steuerung
Contra:
  • Kein freies Speichern
  • Kompass und Karte ganz nett, aber da wäre mehr gegangen
  • Keine sonstigen Quality-of-life-Verbesserungen
  • Fehlerhafte, schlampige Untertitel, speziell im ersten Teil
  • Grafische Überarbeitung hätte noch etwas weiter gehen können
  • Grundsätzliches Gameplay mittlerweile angestaubt
Story:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Gameplay:
2 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Grafik:
3 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Sound:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Atmosphäre:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Unsere Wertung: 7.0 / 10
Spiel getestet auf: PS5
Alex Jung

Alex Jung

Seit dem ersten Gameboy begeisterter Konsolenzocker. Neben Rennspielen, Action-Adventures und JRPGs sind auch Indie-Perlen gerne im Laufwerk gesehen. Zu den Lieblingsspielen gehören GTA Vice City, Metal Gear Solid, Overboard, Ys VIII, die Uncharted- und Forza-Horizon-Reihe sowie Gran Turismo 7.

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