

Monsters are Coming! Rock & Road im Test: Verteidigen unter Dauerbelastung
Monsters are Coming! Rock & Road ist ein Tower-Defense-Roguelite, das eine ungewöhnliche Perspektive einnimmt: Unsere gesamte Stadt befindet sich auf einem fahrenden Gefährt, rollt ununterbrochen über eine endlose Straße und wird dabei von stetig wachsenden Feindgruppen begleitet. Wir bewegen uns entlang dieses Konvois, wehren Angriffe ab und erweitern die mobile Stadt mit Türmen, Gebäuden und Versorgungsstrukturen.
Die Spielidee wirkt auf den ersten Blick reduziert, doch genau dieser Fokus verleiht dem Erlebnis seine Intensität. Entscheidungen greifen unmittelbar ineinander, und die Komplexität entsteht nicht durch eine Vielzahl an Systemen, sondern aus dem Zusammenspiel von Bewegung, Ressourcen und stetigem Druck.

Ein fahrender Zufluchtsort
Die mobile Stadt ist der Kern des Spiels. Sie dient als Lebensraum, Verteidigungsplattform und Produktionsstätte zugleich. Auf einem klar strukturierten Grid rund um die Stadt errichten wir Gebäude, die Materialien erzeugen, oder Türme, die im Kampf unterstützen. Dazu gehören unter anderem Flammenwerfer, Bombentürme oder ein Drachenatem-Turm, der eine breite Feuerspur hinterlässt.
Erzählerisch bleibt das Spiel zurückhaltend. Die Reise findet ohne große Zwischensequenzen statt, doch das Prinzip ist eindeutig: Wir bewegen uns vorwärts, weil Anhalten keine Option ist. Die Straße führt uns durch Gebiete, in denen Feinde dichter auftreten, Ressourcen knapper werden und die Anforderungen an unsere Verteidigung wachsen. Die Entwicklung unserer Stadt wird damit zum eigentlichen Fortschrittssystem.

Die Aufgaben auf der Straße – Ein kontrolliertes Chaos
Das Fahrzeug – genauer: unsere mobile Stadt – bewegt sich selbstständig durch die Level. Unsere Aufgabe ist es, diesen Zug zu schützen, gleichzeitig seine Struktur auszubauen und nebenbei noch alle Trümmer und Blockaden zu beseitigen. Das Spiel teilt sich dabei in zwei eng miteinander verwobene Ebenen:
Persönlicher Kampf
Wir bewegen uns frei um die Stadt und greifen direkt in das Kampfgeschehen ein. Ausweichen, Angreifen und Ressourcen sammeln sind entscheidende Elemente, die über das Überleben ganzer Abschnitte entscheiden. Waffen wie das kreisende Sägeblatt-Arsenal bieten unmittelbare Kontrolle, während der direkte Fernkampf situativ eingesetzt wird. Dabei können wir uns aber voll und ganz auf das Manövrieren unseres Charakteres konzentrieren, da die Angriffe Survivors-Like automatisch passieren.
Bau der Stadtstrukturen
Rund um die Stadt liegt ein Raster, auf dem wir Türme, Produktionsgebäude und Versorgungsstrukturen errichten. Ein Wald erzeugt beispielsweise konstant Holz, während Türme die Feinde direkt unter Beschuss nehmen. Die Bauphase ist bewusst entschleunigt: Beim Öffnen des Baumodus pausiert das Spiel vollständig. Dies ermöglicht eine ruhige, durchdachte Planung, bevor die Stadt wieder Fahrt aufnimmt und die nächste Angriffswelle anschwillt.
Diese Kombination aus aktiver Beteiligung und strategischer Vorbereitung bringt eine angenehme Dualität ins Spiel. Die Stadt wächst mit jedem Meter Straße und mit jeder Entscheidung, die wir treffen.

Zwischen Leben und Grabstein
Stirbt unser Held, ist der Run nicht vorbei, sondern markiert einen Übergang. Ein Grab wird errichtet, und eine neue Figur übernimmt nahtlos die Verantwortung. Diese Mechanik erzeugt keinen erzählerischen Bruch, sondern verleiht dem Spiel eine nüchterne, aber klare Struktur: Scheitern gehört zum Fortschritt. Vorallem sind wir nur ein Mittel zum Zweck, da die Stadt um jeden Preis überleben muss bis wir im sicheren Hafen angekommen sind. Dafür müssen auch mal ein paar Helden das Zeitliche segnen.
Im Hintergrund schalten wir neue Türme, Modifikationen und Waffen frei. Die Progression ist überschaubar, aber sinnvoll und steigert mit jedem Run die taktischen Optionen. Da die einzelnen Durchläufe kompakt sind und der Wiedereinstieg schnell erfolgt, bleibt der Spielfluss erhalten.

Ressourcenmanagement – Konsequent, aber unerbittlich
Holz, Gold und weitere Materialien bilden die Grundlage für den Ausbau der Stadt. Sie werden während der Fahrt eingesammelt oder durch Gebäude passiv erzeugt. Die Herausforderung entsteht aus der knappen Verfügbarkeit, der Notwendigkeit ständiger Reparaturen und dem Bedarf an neuen Türmen.
Monsters are Coming! Rock & Road zeigt bereits auf normaler Schwierigkeit, dass hier kein entspanntes Tower-Defense wartet. Es ist die permanente Anwesenheit der Gegner – nicht Wellen im klassischen Sinne –, die Druck erzeugt. Je länger die Stadt unterwegs ist, desto dichter und gefährlicher werden die Angreifer.
Das Resultat ist eine stetige, unterschwellige Anspannung. Die Intensität steigt kontinuierlich, was das Spiel besonders für kürzere Sessions prädestiniert. In längeren Spielphasen kann der konstante Druck auch ermüden.

Monstervielfalt und Angriffsdichte
Die Gegnerpalette bietet ausreichend Abwechslung, um unterschiedliche Verteidigungsstrategien sinnvoll zu machen. Schnelle Kreaturen, schwer gepanzerte Gegner und spezielle Varianten erhöhen den taktischen Anspruch. Da es keine klassischen Wellen gibt, sondern einen fortlaufenden Strom an Feinden, entsteht ein anderer Rhythmus als in traditionellen Tower-Defense-Spielen.
Statt klarer Entspannungsphasen nimmt der Druck linear zu. Die Szenarien verändern sich, aber das Grundprinzip bleibt konstant: Die Stadt fährt weiter, und die Gegner werden zahlreicher.

Klar, funktional und atmosphärisch
Der comicartige Grafikstil sorgt für gute Lesbarkeit, auch wenn sich viele Elemente gleichzeitig auf dem Bildschirm befinden. Effekte sind deutlich erkennbar und steigern die Übersichtlichkeit. Die Präsentation wirkt bewusst funktional, aber stimmig.
Der Soundtrack unterstützt das Geschehen mit energischen, rockigen Kompositionen, die das Tempo und die Intensität der Fahrt unterstreichen. Gerade wenn sich das Kampfgeschehen verdichtet, entwickelt die Musik spürbaren Einfluss auf die Atmosphäre.

Zwischen Anspruch und Zugänglichkeit
Die Grundmechaniken sind leicht verständlich, doch das Meistern erfordert Konzentration. Die taktische Tiefe entsteht nicht aus komplizierten Systemen, sondern aus situativen Entscheidungen: Wo platziere ich den nächsten Turm? Reicht mein Steinvorrat für Reparaturen? Greife ich selbst früh ein, oder vertraue ich auf die Türme?
Die stetige Steigerung des Anspruchs, ohne die Mechanik zu verändern, verleiht Monsters are Coming! Rock & Road seine charakteristische Struktur. Das Spiel eignet sich besonders für Spieler, die kompakte Runs bevorzugen, aber dennoch Wert auf strategische Tiefe legen.

Fazit
Monsters are Coming! Rock & Road ist ein fokussiertes Tower-Defense-Roguelite, das seine Stärken in klaren Mechaniken, hohem Anspruch und einer präzisen Atmosphäre findet. Der Mix aus aktivem Kampf, Stadtausbau und kontinuierlichem Druck schafft ein intensives Spielerlebnis, das besonders in kurzen Sitzungen überzeugt.
Der rockige Soundtrack, die funktionale Präsentation und das reduzierte, aber durchdachte Design formen ein Spiel, das konsequent seinem Kern treu bleibt. Wer stetige Herausforderung sucht und taktische Entscheidungen unter Belastung schätzt, findet hier einen bemerkenswert stringenten Genrebeitrag.
- Anspruchsvolles, klar strukturiertes Gameplay
- Interessanter Mix aus aktiver Rolle und Tower Defense
- Präziser, gut abgestimmter Soundtrack
- Sinnvolle Progression zwischen Runs
- Hohe Motivation durch direkten Wiedereinstieg
- Langzeitstress bei längeren Sessions
- Ressourcenmanagement kann überwältigend wirken
- Vergleichsweise reduzierter Umfang
- Fokus auf einer einzigen Kernmechanik kann repetitiv werden

Webentwickler, Technik-Nerd und Gamer aus Leidenschaft seit der Kindheit, mit einem Faible für die komplette The Legend of Zelda- und Halo-Reihe. Dazu fast keine Konsolengeneration ausgelassen und auch sehr interessiert an Indie-Games.










