Omno im Test: Die Reise ins Licht
Nach gut fünfjähriger Entwicklungszeit veröffentlicht der deutsche Solo-Entwickler Jonas Manke nun sein Herzensprojekt Omno. Zunächst nur als Hobby gedacht, entwickelte sich dank erfolgreicher Kickstarter-Kampagne tatsächlich ein kleiner Hype um Omno, welches auf den ersten Blick direkt an Adventure-Größen wie Journey und Abzu erinnert. Wir haben uns das Spiel einmal genauer angeschaut und schildern euch unsere Eindrücke im Test. Gute Reise!
Der Weg ist das Ziel
Omno ist zunächst einmal ein herrlich entspannendes, geradezu meditatives Spiel und damit ein würdiger Vertreter des Genres, das mit Journey seinen bisherigen Höhepunkt erreichte. Die Hauptfigur unseres Abenteuers ist ein namenloser Wanderer. Ausgerüstet mit einem magischen Stock macht er sich auf eine ihm und damit natürlich auch uns unbekannte Welt zu erkunden.
Überall zeugen hier überwucherte und verfallene Ruinen von einer einst bestehenden Zivilisation, welche sich ganz auf die Suche nach dem Licht ausgerichtet hatte.
Auch wir versuchen nun, dieses Licht zu erreichen. Dabei wandeln wir auf den Spuren eines anderen Wanderers, der sich vor uns auf der gleichen Reise befand. Auf unserem Weg finden wir Reiseberichte in Form kleiner Texteinblendungen, die er hinterlassen hat. Diese leider nicht vertonten Storyschnipsel bringen uns die Motivation des Wanderers näher, wobei sie oft genug auch Spielraum für Spekulationen lassen.
Doch in Omno ist vor allem der Weg selbst das Ziel. Überall in der Spielwelt treffen wir auf die tierischen Bewohner, die sich ihren Lebensraum zurückerobert haben. Keines davon ist uns feindlich gesonnen. Omno ist ein zutiefst friedliches Spiel, und das ist auch gut so. Gewalt und Konflikt sucht man hier vergebens.
Eines der Highlights des Spiels sind definitiv die teils wirklich knuffigen Tiere, die alle mit unterschiedlichen Eigenschaften glänzen. So finden wir neben riesigen Schildkröten auch durch die Luft gleitende Lurche, tanzende Kakteen oder Pinguin-artige Wesen, welche neben uns auf ihrem Bauch über den Boden surfen.
Dank eines Verzeichnisses wird jedes neu entdeckte Tier direkt katalogisiert. Dies erinnert ein wenig an No Man‘s Sky, bei dem wir auch so manches fremdartige Wesen entdecken konnten. Natürlich ein Fest für Sammlernaturen. Leider wird unser Verzeichnis wieder zurückgesetzt, wenn wir eine neue Reise starten. Wer also zwischendrin ein Tier nicht entdeckt hat, der muss theoretisch noch einmal von vorne beginnen.
Während des gut vierstündigen Abenteuers begleitet uns zudem ein ganz besonderes Tier, welches im Laufe der Geschichte immer zutraulicher wird und uns dementsprechend schnell ans Herz wächst. Obwohl sowohl unser Wanderer als auch die vielen Wesen im Spiel nur über ein leuchtendes Paar Augen verfügen, werden deren Emotionen gut transportiert. Eine wirklich gelungene Leistung.
Assassin’s Omno
Mit unserem Wanderer erkunden wir eine wunderschön gestaltete 3-D-Welt, die sich in verschiedene Abschnitte gliedert. Zum Teil bestehen diese aus schlauchförmigen Zonen, in denen es vor allem um die Inszenierung und die Stimmung geht. An deren Ende erreichen wir stets ein größeres Gebiet, in dem wir uns frei bewegen können.
Ziel ist es dabei immer Energiekugeln zu finden, die in dem Abschnitt verteilt sind und als Schlüssel fungieren. Diese können wir unter anderem über Sprung- und Kletterpassagen erreichen. Oder wir schalten die Kugeln mit gewonnener Energie frei, welche wir über die Interaktion mit den Tieren erhalten.
Manchmal müssen wir auch Umgebungsrätsel lösen. So gilt es zum Beispiel, Plattformen in der richtigen Reihenfolge zu betreten oder Steinwürfel so zu verschieben, dass wir einen höher gelegenen Abschnitt erreichen.
Teilweise sitzt uns dabei ein Zeitlimit im Nacken, bevor beispielsweise Sprungplattformen wieder verschwinden. Hier bleibt das Spiel aber glücklicherweise immer fair und relativ einfach. Meist gelingt es uns spätestens im zweiten oder dritten Anlauf, ein solches Rätsel zu lösen. Im späteren Spielverlauf werden diese Rätsel auf Zeit zwar durchaus knackiger, aber mit etwas Geduld kann man prinzipiell alle Passagen gut meistern.
Auch die Schieberätsel fallen nie unnötig kompliziert aus. Selbst wenn man mal etwas hängen sollte, ergibt sich die Lösung meist aus simplem probieren. Die Rätsel bereichern den Spielfluss und wirken nie störend, obwohl diese Gefahr bei einem eher meditativen Spiel wie Omno natürlich besteht.
Oft ziemlich am Anfang eines großen, offenen Bereichs finden wir ein Podest, auf dem wir meditieren können. In bester Ubisoft-Manier schalten wir so die erreichbaren Ziele auf unserem Umgebungsradar frei, welches wir jederzeit mit unserem Stock aufrufen können. Hier werden uns grob die Richtungen zu den Energiekugeln angezeigt.
Zum Weiterkommen sind lediglich drei der Schlüssel erforderlich. In der Spielwelt sind aber einige mehr davon verteilt. Haben wir alle dieser Kugeln sowie sämtliche Reiseberichte gefunden, gilt ein Gebiet als abgeschlossen.
Wer einfach nur schnell durch das Spiel kommen will, erledigt nur drei Pflichtaufgaben. Kommt man bei einem der Rätsel partout nicht weiter, so kann man sich auch auf eine andere Herausforderung stürzen. Wer jedoch alles aufsammelt, hat natürlich deutlich mehr von Omno.
Im Laufe der Geschichte schalten wir zudem neue Fähigkeiten über unseren Wanderstab frei, welche wir für die darauffolgenden Gebiete und deren Rätsel natürlich auch gleich nutzen können. So erlaubt uns ein kurzer Dash, schnell kleinere Distanzen zu überbrücken, gerne auch in der Luft. Oder wir lernen, auf unserem Stab zu surfen, um noch schneller voranzukommen.
Verfehlen wir doch einmal unser Ziel bei einer der Sprungpassagen, so werden wir an den großzügig verteilten Checkpoints wieder zurückgesetzt. Nahezu vor jeder kniffligeren Aufgabe befindet sich ein solcher Rücksetzpunkt, sodass auch weniger frustresistente Spieler definitiv ihren Spaß mit Omno haben werden.
Wunderschöne Welten
In der Spielwelt durchwandern wir verschiedene Klimazonen, welche allesamt ihre eigene Flora und Fauna aufweisen und sehr stimmungsvoll gestaltet sind. Überhaupt ist die Spielwelt einer der großen Pluspunkte von Omno.
Auch aus technischer Sicht lässt sich kaum etwas Negatives über Omno sagen. Das Spiel lief auf unserer PlayStation 4 nahezu immer flüssig, von klitzekleinen Nachladerucklern mal abgesehen. Dank der tollen Beleuchtung in den einzelnen Abschnitten zaubert das Spiel mehr als einmal Postkartenpanoramen auf unseren Bildschirm. Nur vereinzelte Pop-ups im Hintergrund störten ein klein wenig das Gesamtbild, sind aber nicht der Rede wert.
Dank der vielen unterschiedlichen Wesen wirkt die Welt durchaus lebendig, was auch dadurch begünstigt wird, dass sich die uns umgebenden Bäume und Sträucher sanft im Wind wiegen. Dies trägt sehr viel zur idyllischen Atmosphäre des Spiels bei.
Auch der fantastische Soundtrack weiß zu überzeugen. Die sphärischen Klänge und wunderschönen Melodien sind das i-Tüpfelchen auf dem meditativen Grundgedanken des Spiels und sorgten im Test mehr als einmal für Gänsehaut-Momente.
Natürlich kann man an Omno kritisieren, dass die Texturen von Felsen und Boden extrem minimalistisch ausfallen. Zum gewählten Grafikstil des Spiels passt dies allerdings wunderbar.
Zudem muss man sich in Erinnerung rufen, dass quasi das komplette Spiel aus der Hand eines einzigen Entwicklers stammt. Dafür ist die gebotene Leistung gar nicht hoch genug anzurechnen!
Fazit
Omno ist eine wunderschöne, faszinierende und entspannende Reise durch eine malerische Welt. Die vielen Begegnungen mit den teils wirklich knuffigen Tieren, die unterhaltsamen Rätsel und der absolut fantastische Soundtrack ergeben ein Gesamtbild, welches sich nicht hinter Journey, Abzu und Co zu verstecken braucht. Oft genug generiert Omno magische Momente, die uns mit einem warmen Gefühl im Bauch weiterspielen lassen. Und das vor allem beim absolut gelungenen wie emotionalen Ende, so viel sei verraten. Daher kann ich Omno so gut wie jedem Spieler nur ans Herz legen.
- Malerische Spielwelt, die zum Erkunden einlädt
- Stimmungsvoller Soundtrack
- Kreatives Design von Flora und Fauna
- Gelungenes Rätseldesign
- Kleinere Pop-ups
- Seltene Ruckler (PlayStation 4)
Seit dem ersten Gameboy begeisterter Konsolenzocker. Neben Rennspielen, Action-Adventures und JRPGs sind auch Indie-Perlen gerne im Laufwerk gesehen. Zu den Lieblingsspielen gehören GTA Vice City, Metal Gear Solid, Overboard, Ys VIII, die Uncharted- und Forza-Horizon-Reihe sowie Gran Turismo 7.