SHINOBI: Art of VengeanceSHINOBI: Art of Vengeance
Review

Shinobi: Art of Vengeance im Test: Kann die Reihe neu aufleben?

Von Marvin Kolb am 30. Oktober 2025. Getestet auf PS5. Zum Spiel hier klicken.

Shinobi: Art of Vengeance kommt mit gezücktem Katana, fokussiertem Blick und einer klaren Mission: den klassischen Geist der Ninja-Action in die Gegenwart zu holen. Das Spiel will auf alte Stärken setzen und die Reihe technisch auf den neuesten Stand heben.

Der Mix aus traditioneller 2D-Action, modernen Gameplay-Mechaniken und handgezeichneter Optik sorgt von Anfang an für ein Gefühl, das irgendwo zwischen Retro-Charme und zeitgemäßer Eleganz liegt. Doch schafft es Hauptcharakter Joe Musashi, die Magie alter Zeiten in die heutige Gaming-Landschaft zu retten oder wirkt sein Comeback eher wie ein Schatten vergangener Größe?

Zurück aus dem Ruhestand

Joe Musashi ist zurück. Er ist älter, erfahrener, ruhiger. Nach unzähligen Schlachten und Verlusten hat er sich in die Abgeschiedenheit zurückgezogen. Statt Feinde zu vernichten, lehrt er nun die nächste Generation die Wege des Schattens. In einem abgelegenen Dojo, umgeben von Bambuswäldern und Nebel, scheint er endlich Frieden gefunden zu haben.

Doch wie so oft in der Welt der Shinobi hält der Frieden nicht lange. Schon nach wenigen Spielminuten wird sein Trainingszentrum von einer Armee maskierter Kämpfer überfallen.

Der Angriff entpuppt sich als Teil eines weit größeren Plans: Die ENE Corporation, ein global agierender Technologiekonzern, entwickelt kybernetisch verstärkte Krieger, um eine neue Weltordnung zu erzwingen.

Musashi, anfangs widerwillig, wird erneut in einen Strudel aus Gewalt gezogen. Auf seiner Reise deckt er die Machenschaften der ENE Corp auf, trifft auf alte Weggefährten und sieht sich gezwungen, die Schatten seiner eigenen Vergangenheit zu konfrontieren.

Die Story ist klassisch gehalten, aber bewusst so inszeniert. Shinobi: Art of Vengeance will kein komplexes Epos erzählen, sondern eine stilisierte Heldenreise.

Was dem Spiel etwas fehlt, ist narrative Tiefe: Die Motive der Gegenspieler bleiben vage, emotionale Momente werden oft nur angedeutet. Hier haben die Entwickler etwas Potenzial liegengelassen.

Der Tanz mit dem Schwert

Wenn man Shinobi: Art of Vengeance auf einen Satz reduzieren müsste, dann wäre es dieser: Ein Spiel, das man fühlt, nicht nur spielt. Von der ersten Minute an wird klar, dass die Entwickler genau verstanden haben, worauf es in einem Action-Platformer ankommt: Präzision, Flow und das Gefühl, völlige Kontrolle zu haben.

Die Steuerung ist ein Paradebeispiel dafür, wie gutes Game Design funktioniert: einfach zu lernen, schwer zu meistern. Anfangs verfügt Joe nur über leichte und schwere Katana-Angriffe sowie einen Shuriken-Wurf. Doch schon nach wenigen Missionen erweitert sich das Arsenal spürbar: Doppelsprünge, Wandläufe, Wirbelattacken, konterbare Moves – das Moveset wächst mit der Erfahrung des Spielers.

Die Eingaben sind butterweich. Jeder Schlag, jeder Sprung, jede Ausweichrolle fühlt sich organisch an. Selbst nach Stunden Spielzeit erlebt man kaum Eingabeverzögerungen und genau das erzeugt diesen Flow, den viele moderne Actionspiele vermissen lassen.

Das Herzstück ist das Kombosystem, das auf Timing und Rhythmus basiert. Wer unüberlegt Tasten hämmert, scheitert schnell. Wer dagegen Angriffe kombiniert, Blocks variiert und die Umgebung nutzt, erlebt spektakuläre Gefechte.

Dazu kommen vier frei belegbare Spezialfähigkeiten, die taktische Tiefe ins Spiel bringen. Ob ein Feuerschwall oder ein Luftangriff – die Skills sind nicht nur Effektgewitter, sondern nützlich. Im späteren Spielverlauf wird gutes Ressourcenmanagement entscheidend, denn jeder Einsatz kostet Energie.

Ein Upgrade-Shop rundet das System ab: Hier lassen sich neue Moves oder passive Boni freischalten. Besonders motivierend ist, dass jede Verbesserung spürbare Auswirkungen hat.

Action in schönem Gewand

Das Leveldesign verdient ein Extralob. Die Areale sind nicht nur schön anzusehen, sondern clever gebaut: vertikale Strukturen, alternative Routen, versteckte Räume. Oft lohnt es sich, einen Abschnitt erneut zu spielen, um neue Wege zu entdecken.

Shinobi: Art of Vengeance ist ein visuelles Kunstwerk. Statt fotorealistischer 3D-Grafik setzt das Spiel auf handgezeichnete Hintergründe. Diese sind eine Mischung aus klassischer Illustration und moderner Animationstechnik. Jedes Level wirkt wie ein begehbares Gemälde.

Der Stil ist unverkennbar japanisch, aber ohne Klischees. Die Entwickler haben spürbar Wert auf Authentizität gelegt: Architektur, Kleidung und Symbolik sind sorgfältig und kunstvoll umgesetzt.

Die Animationen verdienen ein weiteres Sonderlob. Bewegungen sind fließend, Angriffe elegant choreografiert. Jeder Gegner-Typ hat eigene Kampfhaltungen und Gesten.

Akustisch schlägt das Spiel in dieselbe Kerbe: dezent, aber präzise. Der Soundtrack kombiniert traditionelle Instrumente mit modernen Synthesizern. Das Ergebnis ist ein atmosphärischer Mix aus fernöstlicher Ruhe und westlicher Dramatik.

Zwar fehlt hier ein richtiger Ohrwurm, aber das Sounddesign stützt die Stimmung mit gut platzierten Geräuschkulissen.

Umfang, Motivation und Wiederspielwert

Die Hauptkampagne von Shinobi: Art of Vengeance umfasst rund 10–12 Stunden, je nach Spielweise. Doch wer denkt, das sei alles, liegt falsch.

Das Spiel strotzt motiviert mit einigen Zusatzinhalten: Zum Beispiel durch versteckte Wege, die nur mit bestimmten Fähigkeiten erreichbar sind und Sammlergegenstände, die wichtige Upgrades erlauben.

Nach dem ersten Durchlauf hat man meist nur ein Viertel der Inhalte gesehen.

Was allerdings fehlt, ist ein Koop- oder Versus-Modus. Gerade das wäre prädestiniert für ein Spiel dieser Art. Zwei Shinobi, synchron durch Gegnerhorden – das wäre ein Traum. Vielleicht liefern die Entwickler das ja in einem Update nach.

Fazit

Shinobi: Art of Vengeance ist kein Spiel, das neue Maßstäbe setzt. Aber es ist eines, das mit handwerklicher Sorgfalt, einem klaren Stilbewusstsein und spürbarer Liebe zum Detail überzeugt. Es greift vertraute Mechaniken klassischer Actionspiele auf und führt sie mit moderner Technik und einem durchdachten Kampfsystem zusammen. Das Ergebnis ist ein Spiel, das über lange Strecken fesselt.

Das Herzstück ist eindeutig das Kampfsystem. Es ist fordernd, präzise und belohnt Spielerinnen und Spieler, die bereit sind, sich auf seinen Rhythmus einzulassen. Paraden, Ausweichbewegungen und Angriffe greifen sauber ineinander, was selbst nach Stunden noch ein befriedigendes Spielgefühl erzeugt. Wer Spaß an direktem, taktischem Nahkampf hat, wird hier gut abgeholt.

Die Story dagegen bleibt eher oberflächlich. Sie liefert den notwendigen Rahmen, ohne wirklich Akzente zu setzen. Figuren und Dialoge bleiben schemenhaft, doch das Spiel weiß, dass seine Stärke woanders liegt, nämlich in Atmosphäre, Stil und Mechanik.

Visuell überzeugt Shinobi durch seine klare Ästhetik. Die handgezeichneten Umgebungen, kombiniert mit dezenten Effekten, erzeugen eine eigene, fast ruhige Stimmung, die gut zum Setting passt. Man merkt, dass viel Arbeit in kleine Details geflossen ist.

Unterm Strich ist Shinobi: Art of Vengeance ein solides, in sich rundes Actionspiel, das seine Wurzeln kennt und daraus etwas Eigenes formt. Es ist ein Beispiel dafür, wie stimmiges Spieldesign, klare Mechaniken und visuelle Konsequenz zusammen ein überzeugendes Gesamtbild ergeben können.

Pro:
  • Atemberaubend schön gestaltete, handgezeichnete Level
  • Präzises, reaktionsschnelles Kampfsystem
  • Sinnvolle Progression und motivierende Upgrades
  • Tolle Inszenierung der Bosskämpfe
  • Hoher Wiederspielwert durch versteckte Inhalte
Contra:
  • Story bleibt oberflächlich
  • Kein Koop-Modus
Story:
3 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Gameplay:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Grafik:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Sound:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Umfang:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Unsere Wertung: 8.0 / 10
Spiel getestet auf: PS5
Marvin Kolb

Marvin Kolb

Leidenschaftlicher Zocker, der irgendwo zwischen Shootern, Plattformern, Action-Adventures und arcadigen Sportspielen zuhause ist. Zu den Lieblingsreihen gehören Resident Evil, The Last Of Us, Call Of Duty und GTA.

Schreibe einen Kommentar