STAR WARS: Dark Forces Remaster im Test: Ein Shooter-Meilenstein in neuem Gewand
Es war einst der erste Shooter im Star-Wars-Universum und landete seinerzeit auch direkt auf dem Index. Nun kehrt Dark Forces als HD-Remaster auf die aktuellen Konsolen zurück und erzählt die Anfänge der legendären Jedi-Knight-Reihe. Wie sich der Großvater des beliebten Jedi Outcast heute auf der Switch spielt, verraten wir euch im Test.
Kyle Katarns erste Mission
STAR WARS: Dark Forces Remaster führt mit dem ehemaligen Kyle Katarn eine Figur ein, auf der später die gesamte Jedi-Knight-Reihe aufbaut. In seinem ersten Abenteuer begibt er sich auf eine Mission, die ihn auf den Planeten Danuta führt, wo die Rebellen eine geheime imperiale Basis vermuten, in der sich wiederum die Pläne für den Todesstern befinden sollen. Vor Beginn des Auftrags haben wir die Wahl zwischen insgesamt drei Schwierigkeitsstufen, von "leicht" bis "hart". Ohne weitere Umschweife starten wir nach der textbasierten Einführung durch Mon Mothma ins Geschehen und finden uns in einer typisch klinischen und von metallenen Wänden gesäumten imperialen Militärbasis wieder, wo wir es sofort mit den ersten Sturmtruppen zu tun bekommen.
Wir kämpfen uns im Laufe der Geschichte durch imperiale Basen, besetzte Städte, Minen, Forschungsstationen oder Abwasserkanäle. Dabei finden wir uns mal an mehr (Nar Shaddar) mal an weniger (Anoat City) bekannten Schauplätzen auf verschiedenen Planeten des Star-Wars-Universums wieder und nehmen es dabei mit unzähligen Truppen des Imperators auf - von einfachen Trupplern, über Techniker bis hin zu Offizieren, Such- und Folterdroiden. Bei unseren Nachforschungen decken wir dabei immer mehr Details über die düsteren Machenschaften des Imperiums auf, die sich unter anderem um die neuen Supersoldaten drehen - die sogenannten Dark Trooper.
Ein Original, so wie es heute sein sollte
Der Egoshooter erinnert dabei ganz klar an die anderen frühen Genrevertreter aus den 90ern, wie Wolfenstein oder Doom, erstrahlt aber dank des Remasters in deutlich frischerem Gewand als die Urversion, die auch heute noch mehr schlecht als recht über Steam läuft. Im Gegensatz zur Vorlage, die heute wirklich kaum noch zu ertragen ist, sowohl im Hinblick auf die Steuerung als auch auf die großen Pixelhaufen, aus denen Umgebung und Feinde bestehen, wirkt STAR WARS: Dark Forces Remaster wie eine echte Offenbarung. Mit seiner leicht comichaften Überarbeitung, mit scharfen Kanten und einer modernen, griffigen und hervorragend auf die Switch optimierten Steuerung ist das Shooter-Urgestein in der Neuzeit angekommen, ohne dabei die Retro-Wurzeln zu verleugnen. Es ist jetzt auch für Neulinge sehr geschmeidig spielbar und fängt dabei die auch heute noch außerordentlich gute Star-Wars-Atmosphäre des Jedi-Knight-Vorgängers optimal ein. Ja, die Animationen, die Licht- und Feuereffekte und die Bewegungen der Figuren sehen natürlich immer noch so aus, wie in den Neunzigern, und das ist auch gut so - schließlich will das Spiel ja auch kein Remake sein, sondern das Original an moderne Gegebenheiten anpassen.
Die überall sichtbaren und hörbaren Verbesserungen, von den nun endlich als solche erkennbaren Sturmtruppen, über den klasklaren Orchestersound, der die bekannten Star-Wars-Themes für uns bereithält, bis hin zu den richtig ordentlichen Blastersounds lassen uns endlich auch heute den Charme des ersten Star-Wars-Shooters nachempfinden, der zu seiner Zeit ein echter Meilenstein war. Switch-User dürfen sich, wie auch bereits bei den Ports von Jedi Outcast und Jedi Academy, außerdem auf eine optionale Bewegungssteuerung freuen, die ein Zielen und Umschauen durch Neigen und Drehen der Konsole ermöglicht. Richtig gut gefallen haben uns auch die überarbeiteten Zwischensequenzen, die nun fast einen Visual-Novel-Grafikstil besitzen und dadurch sowohl außergewöhnlich als auch modern wirken. Hinzu kommt eine sehr wertige Vertonung und musikalische Untermalung der Cutscenes, die uns das Alter des Originals schnell vergessen lassen.
Wir sind auf uns allein gestellt
Natürlich ist das äußerst lineare Leveldesign, das uns zudem keinerlei Hilfestellungen und Marker mit an die Hand gibt, aus heutiger Sicht gänzlich ungewohnt, vor allem dann, wenn man nicht damit aufgewachsen ist. Dennoch ist das STAR WARS: Dark Forces Remaster keinesfalls nur etwas für gealterte Gamer, die sich noch einmal in ihre Jugend zurückversetzen möchten. Auch all diejenigen, die das rohe und anspruchsvolle Gameplay aus den Anfängen der 3D-Spiele kennenlernen möchten und dabei noch großartig inszenierte Star-Wars-Schauplätze besuchen möchten, werden mit Dark Forces in seiner aktuelle Form sehr viel Spaß haben. Hier müssen wir wirklich jeden Winkel der Spielwelt durchforsten und die alles andere als übersichtliche schemenhafte Karte nutzen, um die richtigen Wege, zusätzliche Munition oder auch Hilfsmittel wie rare Medipacks oder Schilde zu finden, die wir je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad auch definitiv brauchen, ebenso wie unsere Extraleben, mit denen wir uns nach dem Tod an bestimmten Punkten wiederbeleben können.
Auch typisch für den Titel sind die zahlreichen Aufzüge, die uns auf höhere Ebenen bringen, und allgemein das sehr vertikale Design der Spielwelt, die alles um uns herum groß, imposant und auch bedrohlich wirken lässt. Dies ist in Übrigen einer der Trademarks der gesamten Jedi-Knight-Reihe, die es hervorragend verstanden hat, die Macht und Größe des Imperiums greifbar zu machen, allein schon damit, dass die imperialen Bauten wahrlich erdrückend erscheinen. Natürlich betätigen wir auch unzählige Schalter, sammeln Schlüsselkarten, um verschlossene Bereiche freizuschalten, und ärgern uns über fehlende Speicherpunkte, wenn wir das Zeitliche gesegnet haben.
Kleinere Gimmicks runden das Hauptspiel ab
Ergänzend zur Story bietet das STAR WARS: Dark Forces Remaster unter dem Menüpunkt "Tresor" einige zusätzliche Inhalte, die allerdings fast ausschließlich für echte Fanboys und -girls sind. So finden sich in der Kategorie "Spieleentwicklung" verschiedene Einblicke in den Entstehungsprozess des Spiels, von Entwürfen der Menüs, des HUD oder diverser Charaktere bis hin zu Maßstabskizzen und Illustrationen. Unter "Concept Art" gibt es darüber hinaus unterschiedliche Konzeptbilder der Hauptfiguren zu sehen, wie Kyle Katarn, Jan Ors oder den dunklen Trupplern. Sehr interessant sind auch die kurzen Videoclips, die uns in der Kategorie "Zwischensequenzen" erwarten und sich beispielhaft der Gestaltung mehrerer Animationen des Spiels widmen. Ergänzt werden die Eindrücke aus dem Entstehungsprozess durch eine Auswahl an gerenderten Bildern, die erste Gestaltungsvorschläge von Schauplätzen und Charakteren in 3D bereithalten.
Im Gegensatz zu den oben genannten rein informativen Inhalten, bietet uns das "Tresor"-Menü aber auch ein echtes Highlight, und zwar ein spielbares Level, das es nicht ins Spiel geschafft hat. Hier begeben wir uns auf den Sternenzerstörer "Avenger" und nehmen es mit den dort stationierten imperialen Truppen auf. Dieses ursprünglich als Demo für die Consumers Electronic Show konzipierte Level wurde aufgrund des hohen Schwierigkeitsgrades am Ende nicht in das finale Dark Forces integriert. Dieser lässt sich im Remaster übrigens sehr gut nachempfinden, da wir, im Gegensatz zum Hauptspiel, im Vorfeld des Lost-Levels keine Anpassung an der Schwierigkeitsstufe vornehmen können. Vom Leveldesign und auch von der Atmosphäre her ist der Abschnitt auf dem Sternenzerstörer aber in jedem Fall einen Blick wert und präsentiert uns einen durch und durch epischen Zusatzschauplatz. Insgesamt sind die Zusatzinhalte des Tresors zwar nett und informativ und gerade das spielbare Demolevel ist absolut sehenswert - der im Vergleich zu den bereits für die Switch erhältlich älteren Star Wars Spielen, wie Jedi Outcast, Jedi Academy oder Knights of the Old Republic, deutlich höhere Preis lässt sich damit aber wirklich nicht rechtfertigen. Gerade auch dann, wenn man die kürzlich erschienene Tomb Raider Classic-Collection mit drei Spielen als Vergleich heranzieht, die quasi zum gleichen Preis wie das STAR WARS: Dark Forces Remaster angeboten wird, wirken die rund 30 Euro etwas überteuert.
Fazit
Das STAR WARS: Dark Forces Remaster lässt sich eigentlich jedem Star-Wars- oder Nostalgie-Fan uneingeschränkt ans Herz legen. Egal, ob man den ersten Egoshooter aus einer weit weit entfernten Galaxis früher schon gezockt hat und nun noch einmal in deutlich aufpoliertem Gewand mit moderner Steuerung erleben möchte oder, ob man sich für dieses noch immer beeindruckende Stück Videospielgeschichte interessiert, weil man es seinerzeit nicht spielen konnte - es macht auf jeden Fall eine Menge Laune, diesen Klassiker noch einmal auf den aktuellen Endgeräten zu bestaunen. Das, was damals den Anfang der Jedi-Knight-Reihe markierte, hat zusammen mit einigen anderen prominenten 90er-Jahre-Vertretern ein ganzes Genre geprägt, wovon wir heute noch profitieren. In Sachen Leveldesign, Star-Wars-Atmosphäre und Gameplay kann das Spiel trotz einer merklichen Staubschicht von mittlerweile fast dreißig Jahren noch immer überzeugen und fordert uns dabei auf vielen Ebenen mehr heraus als zahlreiche moderne Shooter. Ich hatte in jedem Fall richtig Spaß bei diesem Nostalgietrip und hoffe inständig, dass auch das zweite Dark Forces zeitnah noch neu aufgelegt wird, um die Jedi-Knight-Reihe zu komplettieren.
- Gelungene grafische Aufarbeitung des Originals
- Pixelhaufen von früher sind klaren Kanten und scharfen Texturen gewichen
- Stilvoll umgesetzte Zwischensequenzen im comichaften Look
- Noch immer hochwertiges, anspruchsvolles Shootergameplay ohne moderne Hilfestellungen
- Perfekt getroffene Star-Wars-Atmosphäre, auch nach fast dreißig Jahren
- Einige nette Zusatzinhalte, wie ein spielbares Level auf einem Sternenzerstörer
- Es bleibt im Kern ein altes Spiel, worauf man sich einlassen muss
- Animationen und Bewegungen der Figuren wirken auch im Remaster sehr antik
- Suche nach dem Weg kann nach heutigen Maßstäben frustig werden
- Im Vergleich zu den anderen Neuauflagen älterer Star-Wars-Spiele recht teuer
Ein begeisterter Konsolenspieler mit einem breit gefächerten Interessengebiet. Neben Shooter-Serien wie Battlefield oder Call of Duty gehören auch Action-Adventures wie klassische Assassin's Creeds, die Batman-Arkham-Reihe oder The Last of Us Part 1/2 zu den bevorzugten Titeln. Hinzu kommen Survival-Games wie ARK, Horror-Klassiker a la Resident Evil sowie Open-World-Abenteuer im Stile von Far Cry oder Red Dead Redemption. Sport-Franchises wie FIFA oder Tour de France erweitern das Interessenfeld, ebenso wie sämtliche Titel aus dem Star-Wars-Universum.