Subnautica: Below Zero im Test: Schrecklich kalter Erkundungswahn
Subnautica: Below Zero ist der Nachfolger von Subnautica und führt den Spieler zurück auf den Ozeanplaneten 4546B. Dieses Mal versucht man aber nicht in den tropischen Gewässern des ersten Teils zu überleben, sondern sucht nach der Schwester der neuen Protagonistin im frostigen Wasser und auf schneebedecktem Land. Wie im Vorgänger erkundet der Spieler die unergründlichen Tiefen des Meeres in neuen, atemberaubenden Biomen und nun auch über Wasser in eisigen Canyons und auf Eisbergen. Die Mischung aus der Faszination des Unerforschten, dem Nervenkitzel beim Abtauchen ins Ungewisse und dem Gefühl von Erfolg und Erleichterung nach einer Entdeckungstour wurde auch in Subnautica: Below Zero wieder packend umgesetzt.
In diesem Review präsentieren wir euch Subnautica: Below Zero, das am 14. Mai erschienen ist. Unser Review zum am 23. Januar 2018 erschienen ersten Teil, Subnautica, findet ihr hier.
Draufgängerische Suche nach der verlorenen Schwester
Subnautica: Below Zero fängt ähnlich wie der erste Teil an. Die neue Protagonistin stürzt beim Versuch, auf den bereits bekannten Ozeanplaneten 4546B zu landen, ab. Der Beweggrund für ihr Vorhaben ist die Suche nach ihrer Schwester, die auf einer Forschungsstation im Eis stationiert war. Doch ein seltsames SOS-Signal und eine geheimnisvolle Lady in einem Mech-Tauchanzug bringen weitere Abenteuer mit sich. Im zweiten Teil von Subnautica erkundet der Spieler nun nicht nur die neue Unterwasserwelt, sondern auch die eisige Welt an Land. Dieser kalten Umgebung entsprechend fallen auch die Gebiete im Wasser etwas frostiger als im Vorgänger aus. Dennoch ist das Leveldesign nie karg, sondern vergleichbar oder sogar noch belebter als im ersten Teil.
Am Spielprinzip hat sich in Subnautica: Below Zero ebenfalls nicht viel geändert. Die Spielwelt lädt auch dieses Mal mit aufregenden Biomen zum Entdecken ein. Dabei motiviert sie dazu besser als die eigentliche Story, welche aber dennoch interessant ist und hervorragend als Wegweiser dient. Der Nervenkitzel beim Abtauchen in die unbekannte Tiefe ist immer noch vorhanden, kommt aber nur noch sehr selten durch ein etwas anderes Leveldesign auf. Die weitläufigen Areale des ersten Teils haben dem Spieler das Gefühl gegeben, dass er von überall aus angreifbar ist, was durch schlechte Sicht in die Entfernung und Schattenspiele in der Distanz erreicht wurde. Im zweiten Teil gibt es immer noch einige weitläufigen Areale mit derselben Wirkung, aber gefühlt die Hälfte aller Unterwasser Gebiete sind nun schmale, verzweigte Höhlensysteme. In diesen kommt allerdings das Gefühl von Klaustrophobie und Verlorenheit in einem Labyrinth auf. So haben wir uns einige Male verirrt und sind erst kurz vor dem Ersticken oder Verdursten an einer weit entfernten Stelle wieder herausgekommen. Das Gefühl des Erfolges nach einem gefährlichen Tauchgang kommt immer noch auf. An Land gibt es in den anfänglichen Gebieten keine vergleichbare Angst. Später ändert sich das allerdings.
Zwischendurch heißt es wieder Looten, Bauen und Upgraden. Man sammelt unterwegs Rohstoffe auf und stellt Gegenstände wie Tauchflaschen, Schwimmflossen oder Scanner her. Diese sind notwendig, um länger und weiter Tauchen zu können oder die Umgebung zu scannen. Das Scannen eröffnet die Möglichkeit, mehr über die Spielwelt, wie Flora und Fauna, zu erfahren. Die wichtigere Funktion ist aber das Entdecken von neuen Bauplänen und Upgrades durch gescannte Technologie. So können auch zwei Unterwasserfahrzeuge entdeckt und gebaut werden. Das kleine U-Boot Seebahn kann mit Waggons zu einem richtigen Unterwasserzug für alle Bedürfnisse erweitert werden. Der Exoanzug Krebs bietet eine etwas andere Alternative zur Seebahn.
Der Survival-Aspekt ist in diesem Subnautica-Teil ebenfalls mit Hunger, Durst und Sauerstoffreserve umgesetzt. Essen und Trinken muss dabei für eine längere Reise vorbereitet und in ausreichender Menge eingepackt werden. Beim Tauchen muss stets auf den Restsauerstoff geachtet werden. Ein neuer Aspekt ist im zweiten Teil die Körperwärme an Land. Hält man sich zu lange im eiskalten Freien auf, erfriert man. Ist der Spieler während Entdeckertouren zu unachtsam oder gierig, kann er schnell an diesen Survival-Aspekten sterben und findet sich in der zuletzt besuchten Basis wieder. Die Basen können vom Spieler überall errichtet werden und bieten einen ganz eigenen Spaßfaktor beim Aufbau. Mit noch mehr Bauelementen als im ersten Teil kann die Bauaktion noch ausufernder werden und wird auch dieses Mal wohl die meisten Ressourcen verschlingen. Die Position der Basen kann entweder in malerischen Landschaften oder an strategisch wichtigen Punkten gewählt werden. Die vielen Möglichkeiten zur Inneneinrichtung bringen Ästhetik in das neue Heim. So oder so verbringt der Spieler einige Zeit mit dieser gut durchdachten Spielmechanik.
Die Symphonie im Eis – Grafik und Sound
Die Spielwelt in Subnautica: Below Zero ist komplett neugestaltet und entlockt selbst den Spielern des ersten Teils viele Momente des Staunens und Bewunderns. Das Leveldesign und die interessante und liebevoll gestaltete Flora und Fauna stehen dem Vorgänger in nichts nach und sind auf die eisigen Verhältnisse abgestimmt. Dennoch gibt es viele warme, aber stets passende Akzente in den Designs, die den Spieler nicht ganz so stark vor dem PC oder der Konsole frieren lassen. Der Soundtrack ist auch dieses Mal wieder einfach gehalten. Stimmungsvolle Melodien begleiten den Spieler unter Wasser und an Land, übertönen aber nie das Spielgeschehen.
Wo konnten wir tiefer abtauchen – Der Vergleich
Der erste Teil von Subnautica überzeugte vor allem mit der Kombination aus dem Entdecken der Welt und dem einsamen Kampf ums Überleben. Eine Story war kaum vorhanden, dadurch kam das Gefühl der Verlorenheit, aber auch einer offenen Spielwelt auf. Der zweite Teil hat hingegen zwei einfache und unabhängige Stories, die einen Leitfaden zum Entdecken der Welt liefern. Diese werden allerdings, zusätzlich zu den Erzählmethoden aus dem ersten Teil, durch die Protagonistin oder getroffene Personen liebevoll vertont erzählt. Leider geht uns dadurch das Einsamkeitsgefühl deutlich verloren. Beide Herangehensweisen funktionieren aber an sich gut. So liegt es schlussendlich am Spieler, ob er die eine oder die andere Narrative bevorzugt. Das Leveldesign hat sich auch etwas verändert. So waren im ersten Teil viele Gebiete, selbst in Höhlensystemen, offen und weitläufig. Im zweiten Teil hingegen ist die Welt kleiner, aber vertikaler designt. Dieses Klaustrophobie erzeugende, verwundene Leveldesign ersetzt die Verlorenheit in der Weite des ersten Teils mit der Verlorenheit in der Beengung. Diese Änderung funktioniert ähnlich erfolgreich wie die des Vorgängers und trumpft ebenfalls mit malerischen Kulissen auf. Spielmechanische Änderungen zwischen den beiden Teilen gibt es kaum welche. Seltene Ressourcen sind leichter als im ersten Teil zu finden und generell wurden die Materialkosten etwas gesenkt oder verändert. Dadurch ist Subnautica: Below Zero weniger sammellastig, wodurch besonders der Basenbau ausufernder werden kann. Allerdings geht auch so mehr von der früheren Hilflosigkeit verloren. Einige neue Rezepte und Basenelemente wurden hinzugefügt. Zudem können Rezepte an das HUD angeheftet werden, sodass der Spieler auch außerhalb des Inventars und Herstellungsmenüs sowohl die erforderlichen, als auch die bereits im Inventar vorhandenen Gegenstände einsehen kann. Die wohl auffälligste Änderung ist, dass der zweite größere U-Boot-Typ aus dem ersten Teil nicht übernommen wurde. Dafür wurde der kleinere Typ angepasst und kann mit Waggons nach Belieben erweitert werden. So kann flexibel in der beengten Spielwelt entschieden werden, ob man nicht doch mit einem kürzeren U-Boot durch die Nadelöhr-großen Höhlengänge tauchen möchte, die für den größeren U-Boot-Typ des ersten Teils viel zu klein gewesen wären. Über die gerade erwähnten, kleinen Unterschiede sollte man sich aber nicht beirren lassen. Die Spielprinzipien in beiden Spielen sind nahezu gleich und funktionieren fantastisch.
Fazit
Subnautica: Below Zero knüpft erfolgreich an dem Erfolg des ersten Spiels an. Allerdings bringt der neue Teil auch einige Veränderungen mit sich, wie eine bessere Leitung des Spielers durch die Story und eine belebtere Spielwelt. Ob man diese Änderungen mag oder nicht, hängt davon ab, ob man mehr Wert auf Survival-Horror oder Story-getriebenes Entdecken setzt. Wir waren große Fans des einsamen Entdeckens ohne viel Hilfe im ersten Teil, fanden aber trotzdem viel gefallen am Nachfolger. Hobbytaucher und Survivalanfänger sind hier genauso gut aufgehoben wie Meeresbiologen und sollten sich nicht von der Angst der unbekannten Tiefe abschrecken lassen. Subnautica: Below Zero definitiv weiterempfehlen.
- Verbesserte Spielmechaniken
- Erfrischende und genauso schöne Spielwelt wie im ersten Teil
- Neue Rezepte und Basenbau-Elemente
- Gute Sprachvertonung
- Etwas roh wirkende Steuerung an Land
- Mäßiger Wiederspielwert
Spieleentusiast der sich für keine Herausforderung zu schade ist. Zu den Lieblingsspielen gehören TES: Oblivion, Dark Souls, Subnautica, Phasmophobia, Control und Pokémon Emerald.