

Summoners War: Rush im Test: Fortschritt auf Autopilot?
Summoners War: Rush reiht sich in eine lange Liste von Mobile-RPGs ein, die mit vertrauten Elementen wie Beschwörungen, Dungeonruns und Aufwertungsmechaniken arbeiten. Doch was dieses Spiel so bemerkenswert macht, ist nicht etwa seine Innovation, sondern der geschickte Einsatz bewährter Systeme, die eine erstaunlich motivierende Wirkung entfalten. Wer einmal drin ist, bleibt – nicht wegen dramatischer Wendungen oder einem revolutionären Kampfsystem, sondern weil Rush konstant das Gefühl vermittelt, voranzukommen.
Ein System auf Wachstum programmiert
Was auf den ersten Blick wie ein klassischer Auto-Battler mit Gacha-Anstrich wirkt, entpuppt sich schnell als gut geölte Fortschrittsmaschine. Fast jedes System im Spiel funktioniert nach dem Prinzip „Benutzen bringt Belohnung“. Wer Dungeons regelmäßig abschließt, schaltet nach und nach neue Schwierigkeitsgrade frei – mit besserer Beute als Anreiz. Die Zauberkugel, ein zentrales Feature für das Sammeln von Ausrüstungsgegenständen, lässt sich durch kontinuierliche Nutzung ebenfalls aufwerten. Mit jedem Level verbessert sich ihre Effizienz: Mehr gleichzeitige Einsätze und höherwertige Belohnungen.
Das Prinzip zieht sich konsequent durch das gesamte Spiel. Je mehr Zeit und Aktivität man investiert, desto mehr öffnet sich das System: Mehr Inhalte, bessere Ressourcen, effizientere Automatisierung. Und das alles ohne harte Paywalls. Ein seltener, aber willkommener Ansatz im Mobile-Segment.



Monsterpflege im Dauerbetrieb
Auch das Monster-System von Summoners War: Rush ist darauf ausgelegt, langfristige Motivation zu erzeugen. Neue Monster erhalten wir durch klassische Beschwörungen, wobei sich häufige Duplikate nicht als nutzlos erweisen: Je öfter wir ein bestimmtes Monster ziehen, desto schneller lässt es sich „erwecken“. Die Skala reicht dabei von einem Stern bis hin zu zehn Sternen – mit wachsender Stärke und zusätzlichen Fähigkeiten als Belohnung.
Legendäre Monster bilden dabei eine Besonderheit. Sie sind selten, verlangen Geduld und belohnen diese mit exklusiven Skills, die erst bei höherem Sternenrang freigeschaltet werden. Wer effizient beschwört, Ressourcen klug einsetzt und Ausrüstung über die Zauberkugel organisiert, kann sich Stück für Stück ein schlagkräftiges Team aufbauen.
Zwischen Grind und Komfortzone
Summoners War: Rush setzt bewusst auf automatisierte Abläufe und das mit Nachdruck. Egal ob PvE, PvP, Dungeons oder Inselkämpfe: Das Kampfsystem läuft auf Wunsch vollständig automatisch, sofern freigeschaltet. Taktische Eingriffe durch den Spieler? Fehlanzeige. Wer optimiert, gewinnt. Wer seine Monster gezielt stärkt, ausstattet und regelmäßig nutzt, kann auch schwere Herausforderungen meistern ohne jemals selbst einen Skill zu aktivieren.
Das klingt monoton, wird durch die Vielzahl an täglichen Aufgaben, Guide-Missionen und Events aber erstaunlich abwechslungsreich gehalten. Selbst wenn man an einem Tag nur wenige Minuten spielt, gibt es Fortschritt. Wer mehr Zeit investiert, schaltet zusätzliche Optionen frei: etwa weitere Dungeonbesuche durch Werbeanzeigen oder zusätzliche Einsätze der Zauberkugel. Der Spielfluss ist angenehm schnell, klar strukturiert aber eben auch grindlastig. Nach den täglichen Quests folgt oft ein eher passives Farmen.



Präsentation mit Luft nach oben
Technisch läuft Summoners War: Rush grundsätzlich stabil, kleinere Probleme trüben aber den Gesamteindruck. Besonders auffällig: die Zauberkugel, eigentlich Dreh- und Angelpunkt für Ausrüstung, zeigt sich gelegentlich widerspenstig. In unserem Test fehlte mehrere Male ein Item in der Beschwörung und das blockierte die Nutzung der Kugel. Wir hatten auch das Problem, dass die Zauberkugel in wenigen seltenen Fällen komplett verschwunden ist. In den meisten Fällen hilft ein Neustart oder das Wechseln zwischen Menüs, doch es bleibt ein unnötiger Bruch im ansonsten flüssigen Ablauf.
Auch die Itemanzeige im Allgemeinen ist ausbaufähig. Viele Gegenstände werden lediglich als Symbol präsentiert, ohne nähere Erklärung. Ein Antippen schließt das Fenster, statt Informationen zu liefern. Gerade für neue Spieler oder beim Vergleich von Ausrüstung ist das umständlich und unübersichtlich.
Optisch bleibt das Spiel solide, ohne große Highlights. Die Monster sind gut animiert, die Menüs funktional. Akustisch bleibt wenig hängen – die Musik plätschert im Hintergrund, Soundeffekte erfüllen ihren Zweck. Hier wäre mehr Atmosphäre wünschenswert gewesen. In den meisten Fällen läuft das Spiel aber vermutlich eh lautlos nebenher.
PvE, PvP: der einzige Unterschied ist der Gegner
Ein weiteres Beispiel für die Gleichförmigkeit im Spiel ist der fehlende Unterschied zwischen PvE- und PvP-Kämpfen. Da beide Modi vollständig automatisiert ablaufen, hängt der Ausgang fast ausschließlich von der Teamzusammenstellung und dem Monsterlevel ab. Zwar lassen sich durch gezielte Verbesserungen durchaus strategische Vorteile erzielen, echtes PvP-Gefühl will aber nicht aufkommen.
Wer sich daran nicht stört und ohnehin lieber Ressourcen managt als Reaktionen testet, wird damit gut leben können. Summoners War: Rush richtet sich klar an Spieler, die lieber optimieren als kämpfen und das in einem Umfeld, das für Free-to-Play erstaunlich fair gestaltet ist.



Free-to-Play: Fairer als gedacht
Ein entscheidender Pluspunkt von Summoners War: Rush ist seine F2P-Freundlichkeit. Zwar begegnen uns regelmäßig Kaufangebote – mal diskret, mal prominent – doch sie drängen sich nie wirklich auf. Es gibt keine Paywalls, keine erzwungenen Investitionen, um Fortschritte zu machen. Stattdessen setzt das Spiel auf alternative Monetarisierung: Wer möchte, kann durch das Ansehen von Werbung zusätzliche Dungeonläufe freischalten oder Währung dazuverdienen. Wer nicht möchte, ignoriert das – ohne Nachteile.
Die Balance ist überraschend gut gelungen. Wer regelmäßig spielt, wird konstant belohnt, kann sinnvoll aufbauen und dabei das gesamte Spiel erleben. Die Investition von echtem Geld bringt zwar Komfort, aber keinen spielentscheidenden Vorteil. Gerade in der mobilen Gacha-Landschaft ist das ein klares Statement und ein Grund, warum sich Summoners War: Rush wohltuend von manch anderer Konkurrenz abhebt.
Fazit
Summoners War: Rush ist kein radikaler Neuanfang, sondern eine durchdachte Vereinfachung bestehender Mechaniken mit Fokus auf Tempo, Progression und Zugänglichkeit. Es bietet eine klare Struktur, nachvollziehbaren Fortschritt und ein motivierendes Sammelsystem, das Spieler für Aktivität belohnt. Der automatische Kampfmodus spart Zeit, reduziert aber gleichzeitig spielerische Tiefe. Wer sich an der Passivität nicht stört und den Fokus auf Management statt manuelle Steuerung legt, findet hier einen überraschend langlebigen Zeitfresser.
Kritik gibt es vor allem für technische Macken rund um die Zauberkugel, eine dürftige Item-Anzeige und die auf Dauer etwas eintönige Präsentation. Dennoch bleibt Rush ein gelungenes Mobile-RPG, vor allem für Spieler, die gerne wachsen, verbessern und optimieren, ohne dafür ständig zur Kasse gebeten zu werden.
- Konsequent durchdachtes Fortschrittssystem
- Monster lassen sich gezielt entwickeln & erwecken
- Fair gestaltetes Gacha-System
- Sehr F2P-freundlich, kein Paywall-Druck
- Automatisiertes Gameplay spart Zeit
- Stetiger Spielfortschritt durch Nutzung
- Dungeon- und Zauberkugel-System motivierend
- Klare, strukturierte Aufgaben & Missionen
- Wenig manuelle Einflussmöglichkeiten im Kampf
- Technische Bugs bei Zauberkugel & Menüs
- Präsentation weitgehend unspektakulär
- PvE und PvP unterscheiden sich kaum
- Lange Grind-Phasen nach Tagesaufgaben
- Sound-Design wenig einprägsam
- Kaum Individualisierungsmöglichkeiten

Webentwickler, Technik-Nerd und Gamer aus Leidenschaft seit der Kindheit, mit einem Faible für die komplette The Legend of Zelda- und Halo-Reihe. Dazu fast keine Konsolengeneration ausgelassen und auch sehr interessiert an Indie-Games.