Survive The FallSurvive The Fall
Review

Survive the Fall im Test: Überleben in einer stummen Welt

Von Dominik Probst am 3. Juni 2025. Getestet auf PC. Zum Spiel hier klicken.

Stell dir vor, die Welt geht unter – aber nicht in einem großen Knall, sondern leise, kriechend und in bitterer Kälte. Willkommen in Survive the Fall, einem postapokalyptischen Survival-Spiel, in dem wir uns durch die Überreste der Zivilisation schlagen, um den letzten Rest Menschlichkeit zu retten. Der große Clou: Wir sind nicht allein. Unsere Gruppe ist durch eine mysteriöse Seuche namens Stase kontaminiert. Und während draußen der kalte Wind durch verlassene Städte pfeift, kämpfen wir drinnen um Ressourcen, Hoffnung und unsere eigene Moral.

Das Spiel wirft uns in eine von Krankheit, Verzweiflung und Überlebenswillen geprägte Welt, in der jede Entscheidung zählt. Das klingt erst mal wie aus dem Handbuch für jedes zweite Endzeitspiel, aber Survive the Fall will mehr. Es kombiniert Basisbau mit offener Erkundung, Taktik mit Freiheit. Ob das aufgeht? Pack den Rucksack, schnall das Messer um und zieh die Kapuze tief ins Gesicht, wir gehen auf Streifzug.

Ein Funken Hoffnung in der Dunkelheit

Die Geschichte von Survive the Fall beginnt dort, wo andere Spiele enden: Nach dem Kollaps. Eine mysteriöse Seuche, die als Stase bekannt ist, hat große Teile der Bevölkerung in einen dämmernden Zustand versetzt – lebendig, aber nicht wirklich da. Wir gehören zu einer kleinen Gruppe Überlebender, die nicht nur mit dem Mangel an Nahrung und Sicherheit kämpft, sondern auch mit der wachsenden Angst, selbst irgendwann dieser Krankheit zu erliegen.

In den Gesprächen mit unseren Mitstreitern – so spärlich sie auch sind – erfahren wir mehr über das, was passiert ist. Zwischen Funksprüchen, Notizen und Begegnungen mit anderen Gruppen entsteht langsam ein Bild einer Welt, die aus den Fugen geraten ist. Entscheidungen, die wir treffen, beeinflussen nicht nur den Zustand unseres Lagers, sondern auch die Beziehungen innerhalb der Gruppen. Zwar bleibt die Story eher im Hintergrund und entwickelt sich langsam, aber sie webt sich subtil durch das Gameplay und schafft emotionale Ankerpunkte, die zum Weiterspielen motivieren.

Lagerfeuer statt Luxusvilla

Wer in Survive the Fall überleben will, braucht ein Lager. Und dieses Lager ist nicht einfach nur eine Schaltzentrale oder ein Quest-Hub – es ist unser zweites Zuhause, Werkstatt und Bollwerk in einem. Der Basisbau gehört zu den Highlights des Spiels: Wir müssen zunächst Fundamente errichten, die als Grundlage für unsere zukünftigen Gebäude dienen. Innerhalb dieser Gebäude platzieren wir dann gezielt einzelne Räume, die verschiedene Funktionen erfüllen – von Schlafplätzen bis hin zu Werkstätten oder Lagerräumen.

Dabei geht es nicht nur um Optik, sondern auch ums Überleben. Ressourcen sinnvoll zu nutzen ist Pflicht, denn wir haben nie genug. Und das Beste: Der Bauprozess ist erfreulich unkompliziert. Kein Mikromanagement-Marathon wie in manch anderem Genrevertreter, sondern angenehm intuitiv und motivierend. Ein echtes Zuhause im Ödland.

Zwischen Sumpf, Schrott und Siedlern

Die offene Welt von Survive the Fall lädt zur Erkundung ein – und zwar nicht nur auf dem Papier. Zwar stoßen wir auf gewisse Barrieren, aber diese lassen sich später durch gezielte Forschung und den Bau entsprechender Werkzeuge überwinden. Wer sich reinhängt, kann sich fast überall durchkämpfen oder durchschleichen.

Wer will, kann sich stundenlang treiben lassen: durch Ruinen schleichen, Wälder durchkämmen, Siedlungen durchsuchen. Dabei fühlt sich das Ganze zunächst organisch an. Aber Achtung: Die Spielwelt ist vollgestopft mit lootbaren Objekten wie Pflanzen, Schrott, Chemikalien und Lebensmittel. Fast alles kann eingesammelt werden. Und wer nicht diszipliniert ist, findet sich schnell im blinkenden Sammelwahnsinn wieder.

Heimlich oder mit Karacho

Kämpfen oder schleichen? In Survive the Fall liegt die Wahl bei uns. Und beide Wege funktionieren erstaunlich gut. Wer sich leise durch feindliche Gebiete pirscht, wird mit taktischem Nervenkitzel belohnt. Wer lieber das Sturmgewehr sprechen lässt, bekommt knackige Konfrontationen serviert mit einem fairen Kampfsystem.

Dabei merkt man dem Spiel an, dass es beide Spielstile ernst nimmt. Es gibt passende Ausrüstung, verschiedene Herangehensweisen und genug Abwechslung, um nicht im Schema-F zu versumpfen. Und ganz ehrlich: Mal leise, mal laut – genau so fühlt sich Survival an.

Looten bis der Arzt kommt

Jetzt aber mal Tacheles: Survive the Fall hat ein Loot-Problem. Und zwar kein kleines. Die Spielwelt ist übervoll mit Pflanzen, Chemikalien, Lebensmitteln, Werkzeugen – alles will eingesammelt, sortiert und verwertet werden. Was anfangs noch nach sinnvollem Sammeln klingt, wird schnell zur Beschäftigungstherapie.

Klar, man könnte vieles auch liegen lassen. Aber dann fehlt es später beim Crafting oder Heilen. Also sammeln wir und sammeln, und sammeln. Das bremst das Spielgefühl spürbar aus. Besonders nervig: Wenn man gerade in einem spannenden Moment steckt und plötzlich wieder drei Minuten Inventartetris spielt. Weniger wäre hier eindeutig mehr gewesen.

Wenn niemand spricht

Ein weiterer großer Wermutstropfen: Survive the Fall hat keine Sprachausgabe. Und das merkt man. Zwar sind die Texte meist ordentlich geschrieben, aber gerade in dramatischen Szenen verpufft die Wirkung. Während wir lesen, kämpfen, looten oder durch den Nebel spähen, bleibt der Bildschirm stumm – und damit auch die Emotion.

Eine gute Sprachausgabe hätte hier Wunder gewirkt. Denn das Worldbuilding ist eigentlich stark, die Dialoge tragen zur Stimmung bei. Aber wenn alles im Textfenster versandet, fehlt einfach etwas. Man fühlt sich mehr wie ein Außenstehender mit Lesebrille als wie ein verzweifelter Überlebender.

Draußen grau, drinnen Gänsehaut

Trotz der stillen Dialoge gelingt es Survive the Fall im Grunde eine dichte Atmosphäre aufzubauen. Die Welt ist glaubwürdig trostlos, ohne in den „alles ist grau“-Kitsch abzurutschen. Besonders gelungen: die Darstellung der Stase-Kontamination, die unseren Begleitern sichtbar zusetzt und ständig im Hinterkopf schwebt wie ein Damoklesschwert.

Grafisch bewegt sich das Spiel im soliden Mittelfeld. Keine High-End-Wucht, aber stimmig und zweckdienlich. Die Umgebung wirkt authentisch, der Tag-Nacht-Wechsel bringt Dynamik, und das Sounddesign (trotz fehlender Sprache) tut seinen Teil: leise Windböen, knackende Holzscheite, das entfernte Klirren einer Dose. Hier lebt das Ödland.

Fazit

Survive the Fall ist kein Blockbuster, aber ein kleines, ehrgeiziges Survival-Abenteuer mit Seele. Die Mischung aus Basenbau, Erkundung und stimmungsvoller Welt funktioniert gut. Besonders der kreative Lagerbau und die offene Welt wissen zu gefallen. Doch das Spiel steht sich selbst manchmal im Weg: zu viel Loot, zu wenig Stimme, zu wenig Fokus. Wer sich aber auf das Abenteuer einlässt und Geduld mitbringt, findet hier einen stimmungsvollen Vertreter des Genres und vielleicht sogar ein neues Zuhause am Ende der Welt.

Pro:
  • Kreativer und individueller Basenbau
  • Weitgehend offene Erkundung möglich
  • Atmosphärisches Setting mit bedrückender Stimmung
  • Kämpfen und Schleichen gleichermaßen gut umgesetzt
  • Sinnvolle Progression durch Werkzeuge und Ausbau
  • Faire Herausforderungen, kein übertriebener Schwierigkeitsgrad
Contra:
  • Keine Sprachausgabe, was der Immersion schadet
  • Textfenster überfordern in hektischen Momenten
  • Zu viel Loot – unnötige Sammelüberflutung
  • Story bleibt eher oberflächlich
Story:
3 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Gameplay:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Grafik:
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Sound:
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Atmosphäre:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Unsere Wertung: 7.0 / 10
Spiel getestet auf: PC
Dominik Probst

Dominik Probst

Webentwickler, Technik-Nerd und Gamer aus Leidenschaft seit der Kindheit, mit einem Faible für die komplette The Legend of Zelda- und Halo-Reihe. Dazu fast keine Konsolengeneration ausgelassen und auch sehr interessiert an Indie-Games.

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