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Review

Thief VR Legacy of Shadow im Test: Kann der Stealth-Klassiker auch VR?

Von Daniel Walter am 4. Dezember 2025. Getestet auf PS5. Zum Spiel hier klicken.

Die legendäre Stealth-Reihe Thief, bei vielen Fans wohl auch noch immer abgespeichert unter The Dark Project, blickt auf eine beachtliche Historie zurück. Der Genre definierende Erstling hat mittlerweile 27 Jahre auf dem Buckel und besitzt noch immer eine ganz spezielle Aura mit revolutionären Spielmechaniken, die heute zum Handwerkszeug jedes Schleichspiels gehören. Zwei direkte Nachfolger und ein Reboot im Jahre 2014 hielten die Serie am Leben, letzteres mit stark gemischten Resonanzen von Seiten der Fans. Mit Thief VR Legacy of Shadow soll nun alles besser werden und die Essenz des Originals in die virtuelle Realität übertragen werden - mit frischer Story und neuer Protagonistin. Wie sich das Spiel auf der PSVR 2 präsentiert, verraten wir euch im Test.

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Sehr Gutes VR-Feeling mit stimmigen Details

Thief VR spielt in einer schlicht The City genannten Stadt, die von einem Baron namens Northcrest tyrannisiert wird, der die Einwohner mit einer strickten Sperrstunde in Zaum zu halten versucht. Wir selbst schlüpfen in die Rolle der jungen Diebin Magpie, die sich über die geltenden Regeln hinweg setzt und sich nachts durch die dunklen Gassen der Stadt schleicht. Was direkt auffällt, ist, dass Thief sehr viel Wert auf VR-Immersion legt. So können wir Teller aufheben und schwungvoll auf den Boden knallen oder Glasflaschen an der Wand zerschlagen - beides mit authentischem Splitterverhalten und Sound. Auch ist es möglich, Türen mit der Bewegungssteuerung zu bewegen, die Schlüssel manuell im Schloss zu drehen oder brennende Kerze mittels Fingergeste zu löschen. Dies ist zusätzlich auch per Pusten über das Mikrofon möglich - beides großartige Ideen, um uns aktiv ins Spiel einzubinden. Dadurch wird eins der Kernelemente des Spiels, nämlich das Löschen von Beleuchtung, um sich unbemerkt fortbewegen zu können, glaubhaft interaktiv umgesetzt. Gleiches gilt übrigens auch für die Suche nach Geheimnissen, die wir hinter bestimmten Bilderrahmen finden können. Um die versteckten Schalter aufzuspüren, fahren wir mit unseren virtuellen Händen außen am Bilderrahmen entlang, bis wir eine entsprechende Vibration wahrnehmen.

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Griffiges Kampfsystem

Das Kämpfen in VR geht ebenfalls gut von der Hand. So verfügt unsere Diebin über einen robusten Schlagstock, mit dessen Hilfe wir die Angriffe von Feinden wie den omnipräsenten Stadtwachen abwehren können, indem wir den Schlagstock im rechten Winkel zum angreifenden Schwert halten. Gelingen uns mehrere erfolgreiche Paraden, werden unsere Feinde benommen und lassen sich dann KO schlagen. Hartnäckigere Gegner mit Helm benötigen hier einige Schläge mehr, bis sie bewusstlos vor uns auf den Boden sinken. Natürlich können wir unachtsame Gegner auch aus dem Hinterhalt heraus ausknocken, bevor sie uns bemerken. Hierfür ist es wichtig, dass wir uns im Schatten aufhalten, uns in der Hocke fortbewegen und die Feinde mit dem Stock hart auf den Kopf treffen. Wollen wir auf Nummer sicher gehen, schlagen wir ihnen zuerst in die Knie und schalten sie dann mit einem Kopftreffer aus. Als Dieb ist es selbstverständlich auch möglich, Taschendiebstähle durchzuführen. Dies ist, wenn wir vorsichtig sind, nicht nur beim bewusstlosen Feind möglich, sondern wenn wir uns geduckt und langsam anschleichen auch beim wachen NPC, der sich von uns abgewendet hat. Das Schlösserknacken hat uns ebenfalls richtig gut gefallen, denn hier drehen wir einen Dietrich in jeder Hand auf markierte Punkte und wiederholen das ganze so oft, bis sich das Schloss öffnet.

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Ergänzend zum Nahkampf spielt in Thief auch immer der Fernkampf eine große Rolle - in diesem Fall klassisch mit Pfeil und Bogen. Hier bedient sich Legacy of Shadow gängigen VR-Bewegungsmustern und bedient diese sehr solide. So aktivieren wir den Bogen, indem wir in Richtung unseres Rückens greifen und die Waffe dadurch nach vorne holen. Halten wir den Bogen in der Hand, beschaffen wir auf die gleiche Art und Weise die Pfeile und stecken diese mit einer naturnahen Bewegung auf die Sehne, bevor wir den Bogen durch nach hinten ziehen des Arms spannen. Da wir die Sehne ziemlich weit ziehen müssen, passiert es leider immer wieder, dass wir mit dem Controller an die VR-Brille hauen - hier wäre ein etwas kürzerer Weg zum vollgespannten Bogen vielleicht besser gewesen.

Das Zielen geht ebenfalls nicht ganz so leicht von der Hand und ist trotz optischer Zielhilfe nicht immer wirklich präzise, zumindest wenn es schnell gehen muss. Dennoch ist das Bogenschießen insgesamt authentisch umgesetzt, beim Finetuning ist aber noch etwas Luft nach oben, gerade im Vergleich zu Horizon VR, das hier merklich zugänglicher ausfällt. Wie im Original gibt es auch in Thief VR viele verschiedene Pfeilttypen. So wechseln wir bei Bedarf zwischen regulären und stumpfen Pfeilen, mit letzteren lassen sich Wachen leicht betäuben. Außerdem stehen uns Wasser- und Feuerpfeile zur Verfügung, um Lichtquellen zu löschen oder erneut zu erzünden. Ebenfalls hilfreich sind die sogenannten Seilpfeile, die wir an entsprechenden Pfosten befestigen können, um neue Wege freizuschalten. Wer des erste Thief mochte, wird hier auf jeden Fall auf seine Kosten kommen.

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Der Geist des Originals

Wo das Reboot von 2014 noch so seine Probleme hatte, die echte Thief-Atmosphäre einzufangen, gelingt dies der VR-Version in Perfektion. Die engen Gassen der mittelalterlichen Stadt, mit ihren verwinkelten Gängen, ihren zahlreichen Nischen und den hoch aufragenden Mauern um uns herum könnten so eins zu eins aus dem Erstling stammen. Außerdem bleiben imposante Schauplätze wie das mächtige Observatorium bei uns in Erinnerung, das nicht nur riesig, sondern auch stimmungsvoll beleuchtet ist. Hinzu kommen gelungene Details wie Nebel und Rauch, herum stehende Fässer und Truhen sowie ein durchweg diffuses Licht mit vielen dunklen Ecken, da die Helligkeit nur von schwachen Lichtquellen wie Lagerfeuern oder Öllampen ausgeht. Der Wechsel zwischen Innenräumen und den Straßen der Stadt ist ebenfalls gut gelungen und vorrangig dadurch möglich, dass wir geschlossene Fenster nach oben schieben und uns dann Mithilfe einer entsprechenden Geste durch den Fensterrahmen schwingen.

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Insgesamt fällt die Fortbewegung im Spiel sehr überzeugend aus. So bewegen wir uns frei durch die stark begrenzten Areale und können uns auch komplett umdrehen, allerdings mit leichtem Raster, was aber nicht stört. Mit Motion Sickness hatten wir während unseres Tests keinerlei Probleme, sodass die gewählte Bewegungsart definitiv die richtige Lösung ist. Leitern klettern wir nach oben, indem wir uns mit den Armen Sprosse für Sprosse nach oben ziehen, außerdem ist es möglich, an markieren Kletterpunkten Wände zu erklimmen - ähnlich wie beispielsweise beim Klettern im Horizon-VR-Ableger. Dreh- und Angelpunkt unseres Treibens in der Stadt ist der hell erleuchtete Uhrenturm, den wir nach Abschluss einer Mission immer wieder besuchen, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

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Wo Thief bei der grafischen Gestaltung der Stadt gut abliefern kann, sieht es bei den NPC-Modellen etwas schwächer aus. So ist es beispielsweise die Mimik unserer Lehrmeisterin Cassandra, die nicht wirklich natürlich, sondern sehr maskenhaft wirkt. Die Gesichtszüge ähneln eher denen einer Puppe als denen eines echten Menschen. Auch ihre Bewegungen wirken etwas steif und lassen sie dadurch leicht grotesk wirken - alles aber definitiv noch im Rahmen. Die Egoperspektive ist für die Reihe nichts Neues und fühlt sich daher vertraut an, allerdings sehen wir, wenn wir an uns hinab blicken, keinen Körper, sondern nur zwei schwebende Hände. Hier wäre ein kompletter Korpus sicherlich noch etwas schöner gewesen.

Auch bei der Vegetation leistet sich Thief VR kleinere Schwächen, zum Beispiel bei der Darstellung grüner Sichtschutzhecken, die bei genauem Hinsehen sehr flach und wenig plastisch aussehen. Beim Soundkonzept setzt Legacy of Shadow vorrangig auf Geräusche der Szenerie, wie Tierlaute oder düstere Flächensounds, im Hintergrund nehmen wir aber auch dezente dunkle Streicherklänge wahr, die ihren Teil zur leicht unbehaglichen Atmosphäre beitragen. Insgesamt ist das Soundkonstrukt aber sehr zurückhaltend umgesetzt, nicht zuletzt auch aus dem Grund, dass wir die Gegnergeräusche und auch unsere eigenen Schritte genau verfolgen und unsere Hörbarkeit besser abschätzen können - schließlich verursacht jeder Untergrund einen anderen Lärmpegel, was wir stets im Blick haben müssen. Alles in allem ist das reduziertere Konzept also eine gute Lösung!

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Fazit

Wo das Reboot von Thief im Jahre 2014 es nie richtig schaffte, den Geist des Originals einzufangen, schafft Thief VR Legacy of Shadow dies in Perfektion. Sofort fühlen wir uns ins erste Dark Project zurück versetzt und dürfen uns auf die typischen Trademarks aus den Anfängen der Reihe freuen - nur diesmal eben mit VR-Steuerung. Und die funktioniert richtig gut, zum Beispiel beim Nahkampf, beim Klettern oder auch beim Schlösserknacken. Beim Bogenschießen erreicht Thief nicht ganz die Zugänglichkeit eines Horizon VR, liefert aber auch hier solide ab. In Sachen Grafik und Atmosphäre macht der VR-Ableger bei der Gestaltung der düsteren Stadt, die wir im Rahmen der Missionen nach und nach erkunden, vieles richtig gut. Die Darstellung und gerade die Mimik von Figuren wie Cassandra ist dagegen noch ausbaufähig. Wer die Thief-Reihe immer geliebt hat, darf sich außerdem auf unterschiedliche Pfeilarten, Bodenbeläge mit unterschiedlichem Lärmfaktor sowie Taschendiebstähle und Stealthknockouts freuen - alles so wie früher nur viel immersiver. Mich konnte Thief in VR auf jeden Fall wirklich überzeugen und mir endlich einmal wieder das Spielgefühl eines meiner liebsten Games aus Jugendzeiten näher bringen.

Pro:
  • Thief-Trademarks funktionieren hervorragend in VR
  • Gelungene Steuerung beim Schleichen, Klettern, Schlösserknacken und Nahkampf
  • Tolle Immersion dank kleiner Details wie Kerzen löschen per Geste oder Pusten
  • Unterschiedliche Pfeiltypen für taktisches Vorgehen
  • Sehenswerte Schauplätze
  • Düstere Atmosphäre in der Stadt
  • Tolles eindringliches und gleichzeitig dezentes Soundkonzept
  • Geräusche äußerst wichtig, damit auch die Beschaffenheit der unterschiedlichen Böden
Contra:
  • Bogenschießen nicht ganz so zugänglich wie in vergleichbaren Spielen
  • Langer Weg beim Spannen der Sehne führt gerne zur Kollision mit der Brille
  • Mimik der NPCs ausbaufähig
  • Einige grüne Dekorationen wirken wenig plastisch
  • Nur schwebende Hände, kein sichtbarer Körper
Story:
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Gameplay:
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Grafik:
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Sound:
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Atmosphäre:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Unsere Wertung: 8.5 / 10
Spiel getestet auf: PS5
Daniel Walter

Daniel Walter

Ein begeisterter Konsolenspieler mit einem breit gefächerten Interessengebiet. Neben Shooter-Serien wie Battlefield oder Call of Duty gehören auch Action-Adventures wie klassische Assassin's Creeds, die Batman-Arkham-Reihe oder The Last of Us Part 1/2 zu den bevorzugten Titeln. Hinzu kommen Survival-Games wie ARK, Horror-Klassiker a la Resident Evil sowie Open-World-Abenteuer im Stile von Far Cry oder Red Dead Redemption. Sport-Franchises wie FIFA oder Tour de France erweitern das Interessenfeld, ebenso wie sämtliche Titel aus dem Star-Wars-Universum.

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