Train Sim World 3 im Test: Endlich gut oder doch auf dem Abstellgleis?

In unserem Test klären wir, ob der Entwickler Dovetail Games einen sinnvollen Nachfolger geschaffen hat, oder, ob Train Sim World 3 doch eher auf das Abstellgleis gehört.

Abfahrt!

In TSW 3 dreht sich alles, wie der Name schon erahnen lässt, um Züge. Dabei wird eine große Bandbreite, von Güter- über Pendler- bis Fernverkehr, abgedeckt und auf drei Länder aufgeteilt, nämlich Deutschland, Großbritannien und die U.S.A. Die Routen sind abwechslungsreich gestaltet und bieten vielfältige Umgebungen, wie zum Beispiel die Cajon Wüste in den Vereinigten Staaten oder die Schnellfahrstrecke Kassel – Würzburg in Deutschland. Auch das Wagenmaterial lässt nichts zu wünschen übrig, sei es die Class 395 “Javelin” der GER für die schnellen Strecken oder als Gegenpart die Class 66, die für den Gütertransport in der britischen Region zum Einsatz kommt.

Eine Runde um den Bahnhof

Ein Alleinstellungsmerkmal des TSW ist dabei die frei erkundbare Umgebung, die logisch in das Spielgeschehen integriert wurde. Einmal müssen wir zum Beispiel in einem Schneesturm die Lok verlassen und Waggons ankoppeln, Weichen manuell umstellen oder im Motorraum unser Arbeitstier aufrüsten. Diese Details lockern das sonst teilweise eintönige geradeaus Fahren etwas auf, sind jedoch auch nur manchmal und je nach Szenario verfügbar. Dazu gibt es noch einen Fahrplanmodus, in dem wir zu einer bestimmten Uhrzeit an einem bestimmten Ort ankommen müssen. Und noch einen “Schnelle Fahrt” Modus, der uns direkt in das Spielgeschehen teleportiert. Neu ab Train Sim World 3 ist eine Fahrakademie, in der wir jeden einzelnen Zug wie in einer Fahrschule kennenlernen. Wir können jederzeit zurückkehren und uns die teilweise doch recht unterschiedlichen Zugtypen erklären lassen. Die rudimentären Anweisungen, wie zum Beispiel Leistung aufschalten oder den Richtungsanwender einstellen, werden uns zwar mit Einblendungen erklärt, wenn aber auch noch die Zugzielanzeige oder die AFB, das Tempomat für den Zug, zugeschaltet werden soll, bedarf es schon etwas Training, um den richtigen Schalter umzulegen. Da ist so eine Übungsseinheit dann ganz erfrischend. Dennoch läuft leider auch nicht alles rund: Teilweise stimmen die Signale im HUD nicht mit denen auf der Strecke überein, oder die LZB, die Linienzugbeeinflussung (eine Sicherheitsfunktion bei Schnellfahrten), funktioniert nicht ordentlich. Ein etwas größeres Ärgernis ist die fehlende Speicherfunktion, die bei den nun doch recht langen Strecken schmerzlich vermisst wird. Aber laut Dovetail Games soll diese wohl noch in der nächsten Zeit nachgepatcht werden. Auch das Übertragen der Routen von TSW 2 in TSW 3 wurde so nun schon nachgereicht. Es bleibt also Hoffnung.

Da funkelt der Lack

Bei den detaillierten Zugmodellen frohlockt dann wieder das Lokfahrerherz, die BR 401 aka ICE 1 sah noch nie so glaubhaft aus, selbst kleinste Merkmale und Aufkleber wurden umgesetzt. Nur die fehlenden Werbeanzeigen an den Enden der Waggons trüben das Gesamtbild etwas, da dadurch der Charme im Innenraum des ICE etwas verloren geht. Das wird aber von den neuen Beleuchtungseffekten und dem dynamischen Wetterwechsel mehr als wieder aufgewogen. Wirklich schön sind die simulierten Gewöhnungsphasen der Augen, wenn man in einen Tunnel ein- beziehungsweise wieder ausfährt. Der Effekt ist nicht zu übertrieben und wirkt sehr realistisch. Leider können dafür die Wettereffekte nicht allzu stark überzeugen. Die im Trailer gesehenen Regentropfen, die vom Waggon abperlen, gibt es so einfach nicht und auch die Fahrschneise, die der Zug durch den Schnee zieht, sieht zu aufgesetzt aus. Das hatte uns der cineastische cringe Trailer noch anders vorgegaukelt. Kleinere Probleme sind das merkwürdige Anti-Aliasing und die gelegentlichen Framedrops. Auch die NPC-Modelle könnten etwas mehr Abwechslung vertragen, da es gefühlt nur fünf verschiedene Figuren mit unterschiedlicher Kleidung und Haaren gibt. Zumindest müssen die jetzt am Bahnhof nicht mehr im Regen stehen, sondern wurden mit Regenschirmen ausgestattet.

Kreischende Bremsen

Klanglich gibt es bei dem neuen TSW kaum etwas auszusetzen, die Waggons rattern mit ordentlich Rumms über Weichen. Nett ist auch die Veränderung der Lautstärke, wenn wir die Motorraumtür oder das Fenster öffnen. Auch das je nach Intensität stärkere Prasseln des Regens auf den Fenstern kann überzeugen. Die Tutorials wurden im Deutschen vertont und für die Szenarien gibt es deutsche Untertitel. Dennoch fehlen nach wie vor Ansagen am Bahnsteig, vom Bordpersonal sowie vom Fahrdienstleiter. Das konnten Drittanbieter für Szenarien schon besser umsetzen.

Fazit

Die vielen kleinen bis großen Veränderungen, die Train Sim World 3 mit sich bringt, sind eine sinnvolle und logische Ergänzung und werten das Spiel auf. Vor allem durch die neue Beleuchtung und die nun über hundert Kilometer langen Strecken bekommt Train Sim World neues Leben eingehaucht. Leider verschwindet dafür die “Save” Funktion und auch die neuen Verbesserungen können nicht vollständig überzeugen. Das Paket wirkt dann leider auch eher wie ein Patch mit dazugehörigen Routen. Gerade bei einem Preis von 45 Euro für die Standardversion stößt das schon ein wenig auf. Wem jedoch die Strecken zusagen und wer noch auf die Patches warten kann, dem sei dieses Spiel durchaus ans Herz gelegt.