Train Sim World 3: Niddertalbahn: Bad Vilbel - Stockheim Route DLC im Test: Gemächlich durch die 90er 

Im neuesten Add-on Niddertalbahn: Bad Vilbel – Stockheim Route zu Train Sim World 3 will uns Dovetail Games auf eine beschauliche Nebenstrecke in das Niddertal im Jahre 1992 entführen. Ob wir an die gute alte Zeit erinnert werden oder doch lieber im Hier und Jetzt verweilen, klären wir im Test.

Back to the 90s

Die Niddertalbahn, oder auch im Volksmund bekannt als das Stockheimer Lieschen, erstreckt sich zwischen Bad Vibel und Stockheim im schönen Hessen. Befahren werden wir die Strecke hauptsächlich mit einer BR 628.2, also einer reinen Dieselmaschine, im Regionalverkehr. Eine weitere Option ist die BR 365 Dieselrangierlok, mit der wir die Güteraufgaben auf der 31 Kilometer kurzen Strecke bewältigen werden. Da die Route Anfang der 1990er-Jahre noch nicht elektrifiziert war, fallen oberleitungsgetriebene Lokmodelle somit natürlich vollständig weg.

Gemächlich tuckern wir von Bad Vibel nach Stockheim mit maximal 60 km/h. Vorbei an Feldern, kleinen Bächen und windschiefen Bauernhöfen. Die Bahnhöfe scheinen fast in einem Dornröschenschlaf zu liegen, so entspannt und verschlafen wirkt die Szenerie. Der Zeitgeist wurde passend eingefangen. Man fühlt sich tatsächlich in eine Zeit ohne Smartphone und digitale Überforderung zurückversetzt. Auf den Straßen fahren dem Jahr entsprechende Fahrzeuge und die aktuelle Signalgebung wird noch durch die mechanischen Formsignale übermittelt. Auch unser Triebzug, die oben erwähnte BR 628.2, fügt sich stimmig in das Gesamtbild ein. Ist sie doch auch in der damals typischen mintgrünen Farbgebung der DB gehalten. Innen passend mit orange- und braunfarbenen Sitzen im Stil der 70er-Jahre. Wer diese alte Dieselmaschine kennt, wird in nostalgischen Gedanken schwelgen.

Da rollt der Zug

Die BR 628.2 lässt sich recht einfach steuern, da nur einige Grundeinstellungen nötig sind, um die alte Lok zum Laufen zu bringen. Angenehm ist dabei, dass wir anfangs mit HUD Einblendungen durch das Geschehen geleitet werden und wir die kompliziertesten Handgriffe angezeigt bekommen. Auch können wir bei Fragen jederzeit die Tutorialmission im Trainingscenter starten und somit unser Wissen wieder auffrischen. Bei der BR 365 gestaltet sich das Ganze recht ähnlich, auch bei ihr ist die Handhabung einfach und wird anfangs auch erklärt. Daher werden kaum Schwierigkeiten auftreten, das Niddertal zu erkunden. Neben fünf Szenarien, die mitgeliefert werden, gibt es auch wieder einen Fahrplanmodus, in dem wir einen vollständigen Tag auf der Bahnstrecke simulieren können. Die Szenarien sind durchweg gut gelungen und bieten viel Abwechslung, bis hin zu animierten umstürzenden Bäumen, die uns plötzlich die Gleise blockieren.

Mit Liebe zum Detail

Was zuerst auffällt, sind die vielen liebevollen Details, die überall abseits der Strecke auf uns warten. Seien es kleine Wege, die zu gemütlichen Plätzen führen oder einfach nur eine stimmig umgesetzte Flora, man merkt, dass hier viel Augenmerk auf das Gesamtbild gelegt wurde. Sowohl auf der Strecke als auch bei dem Zugmodell der BR 628.2. Die Hinweisschilder sind originalgetreu nachempfunden und auch Kleinigkeiten wie das Ausfahren der Spiegel wurden implementiert. Nur hier und da stören etwas matschige Texturen und die Bahnhöfe hätten etwas mehr Dekoration vertragen können, da diese teilweise doch recht steril wirken. Das Spiel läuft stabil und fehlerfrei, wir werden also kaum mit Rucklern oder lästigen Abstürzen konfrontiert.

Motoren müssen brummen

Wer die BR 628.2 kennt, der weiß ihren einzigartigen Klang zu schätzen. Und so ist es umso schöner, dass TSG zwar keinen Originalton eingebaut hat, aber dennoch sehr nah an eine authentische Soundkulisse herankommt und so Fans der Baureihe frohlocken lässt. Schön ist zudem auch, dass je nach geöffnetem Fenster die Umgebung lauter oder leiser im Führerstand wird. Leider gibt es aber keine Zugansagen in den Zügen oder an den Bahnhöfen und Szenarioerklärugen werden nur in Textboxen dargestellt.

Fazit

Eine kurze Strecke, die mit viel Liebe zum Detail entworfen wurde und die den Flair der 90er-Jahre gekonnt einfängt. Auch das Zugmodell und die Streckenabschnitte sind schick designt. Nur das etwas magere, aber durchaus realistische Zugpaket und die etwas kurze Strecke sowie die fehlenden Ansagen schmälern den Gesamteindruck etwas. Wer einfach eine entspannte Runde ohne Stress und Hektik drehen will und sich am Detailgrad erfreuen kann, dem sei Train Sim World 3: Niddertalbahn: Bad Vilbel – Stockheim Route ans Herz gelegt.