Train Sim World 3: Linke Rheinstrecke: Mainz – Koblenz DLC im Test: Vorbei am Rhein

Im Add-on Train Sim World 3: Linke Rheinstrecke: Mainz – Koblenz will uns Dovetail Games an die ikonische Rheinstrecke zwischen Mainz und Koblenz entführen. Ob das gelingt, erfahrt ihr im Test.

Am Rhein lässt sich’s verweilen

Die Strecke ist im Stile der 90er-Jahre gehalten und soll die Epoche kurz vor der Zulassung der ersten ICEs darstellen. Daher bereisen wir die Route auch mit der bekannten BR 103 in der klassischen TEE Lackierung und IC Waggons, die für den Fernverkehr vorgesehen waren. Dazu gesellt sich dann noch die elektrisch angetriebene BR 110.3 in orientrot für den Güterverkehr. Für den Regionalverkehr sind dabei mintfarbene N-Wagen angedacht. Die Entfernung ist mit 92 Kilometern recht lang und mit häufig unter 120 km/h Maximalgeschwindigkeit auch eher gemächlich. Daher sollten wir uns darauf einstellen, häufig über eine Stunde im virtuellen Führerstand zu verbringen. Dazu laden uns auch die Fahrplanfahrten oder die mitgelieferten Szenarien ein.

Die Trasse ist umfassend ausgearbeitet, wir können viele historische Burgen auf den Berggipfeln erkennen und auch kleinere Bahnhöfe sind wirklichkeitsgetreu nachempfunden. Im Großen und Ganzen schafft es DTG hier, eine glaubhafte Atmosphäre im Stile der 90er-Jahre aufzubauen. Es ist ein tolles Gefühl, auf einer so idyllischen und kurvenreichen Strecke die Landschaft an sich vorbeiziehen zu lassen. Leider wurden die klassischen Faltblattanzeigen an den Bahnhöfen, die in der damaligen Zeit zum Standard gehörten, nicht umgesetzt. Auch kleinere Fehler, wie stellenweise nicht vorhandene Oberleitungen oder fehlende Geschwindigkeitstafeln, trüben leider etwas das Gesamtbild.

Startet die Motoren

Das Lok- und Wagenmaterial ist größtenteils realistisch umgesetzt. Die Führerstände wirken authentisch und auch die Inneneinrichtung der Beförderungsmittel weiß zu überzeugen. Wer von damals noch die alten N-Waggons mit ihren Sitzbänken kennt, wird dies zu schätzen wissen. Auch das Aufrüsten der Lokomotiven fühlt sich nachvollziehbar an. Viele kleine Einzelschritte sind notwendig, um einen so große und kompliziert aufgebauten Triebzug zum Laufen zu bringen. Aber hier helfen HUD-Einblendungen, um einen möglichst stressfreien Einstieg zu gewährleisten und die richtigen Schritte nacheinander abzuarbeiten bis sich das Ungetüm bewegt. Leider patzt DTG wieder mit Kleinigkeiten. Zum Beispiel das viel zu starke Abbremsen der alten Züge. Natürlich ist es angenehm, genau abschätzen zu können, wann der Zugverband zum Stehen kommt, aber etwas zu einfach fühlt es sich dennoch an. Leider ist der Motorraum nicht begehbar, etwas, dass, im Falle der BR 103 schon etwas merkwürdig anmutet, da wir die Lok durch den Maschinenraum verlassen müssen und wir dann gegen eine unsichtbare Wand laufen.

Ruckeln und Zuckeln

Grafisch macht das Rheintal mithilfe der Unreal Engine 4 einiges  her. Die Lackierung der Züge wirkt authentisch und der Zeit entsprechend umgesetzt, die Beleuchtung setzt die Szenerie in das passende Licht und die Wettereffekte sind schick. Kleine Details, wie das Aufleuchten der Heizstäbe bei aktivierter Heizung, runden das Gesamtbild ab. Etwas problematisch dürfte aber die Performance für nicht ganz so hochgezüchtete Rechner werden. Sonst sind nur etwas spät aufploppende Objekte negativ aufgefallen und die teils matschigen Texturen.

Schon mal gehört

Bei den Motorengeräuschen ist leider aufgefallen, dass sich die der BR 103 und BR 110.3 sehr stark ähneln, nur das Anfahrgeräusch scheint etwas verändert worden zu sein. Auch die extrem lauten Lüftergeräusche der Motoren fügen sich nicht stimmig ein und sind umso nerviger auf einer so langen Strecke, da sie jedes Mal anfahren, sobald wir Gas geben. Die sonstigen Soundeffekte lassen uns mit Vogelgezwitscher im Frühling, dem Knallen der Zugtüren vor der Abfahrt und dem Quietschen der Räder in engen Kurven aber dennoch nicht im Regen stehen. Aber wie auch in anderen DLCs des Train Sim World 3 fehlt abermals eine Vertonung der Bordansagen wie auch der Bahnhofsansagen.

Fazit

Dovetail Games hat den Charme des Rheintals in seinem aktuellen Add-on gekonnt eingefangen, auch das Wagen und Zugmaterial wurden passend ausgesucht und umgesetzt. Nur schade, dass Dovetail die Chance verpasst hat, den Rheingold mit zu integrieren, der nach dieser Strecke benannt wurde und weltbekannt ist. Auch kleinere und größere Patzer trüben etwas das Gesamtbild, was aber nicht heißen soll, dass Train Sim World 3: Linke Rheinstrecke: Mainz – Koblenz keinen Spaß macht.