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Review

Untitled Goose Game – Terror bis zum Schnattern

Von Tjark am 14. Oktober 2020. Getestet auf Switch. Zum Spiel hier klicken.

Wollte nicht jeder von uns schon mal eine Arschloch-Gans sein und ein ganzes Dorf terrorisieren? Mit dem Untitled Goose Game von House House habt ihr (jetzt auch auf diversen Plattformen) die Gelegenheit dazu. Ob das wirklich so verlockend ist, wie es sich anhört, verrät unser Test.Goose Game (6)

Die Gans und die mysteriöse To-Do-Liste

Eine Story, die erklärt, warum wir eine Gans spielen oder warum wir tun, was wir tun, gibt es nicht. Wir schlüpfen einfach in die Rolle einer Gans und durchlaufen ein kurzes Tutorial zur einfachen Steuerung. Anschließend kriegen wir kommentarlos eine To-do-Liste präsentiert. Wer diese schreibt (und die Punkte abhakt) oder warum, wird nicht erklärt. Auch wie das Dorf heißt oder wo genau es sich befindet, ist, außer dass es Englisch anmutet, ungeklärt. Aber das ist auch völlig egal, denn die an sich sinnlosen Aufgaben wie „Mache den Gärtner nass“ sind ja nicht von solchen Kleinigkeiten abhängig. Wir ziehen also durch das friedliche Dorf und ruinieren einfach jedem Bewohner den Tag. Die Aufgaben auf unserer Liste sind dabei mal einfacher („Klaue den Rechen“) und mal schwieriger („Sorge dafür, dass jemand sein Eigentum zurückkauft“). Teilweise erfordern die Punkte auch ein um die Ecke Denken. Abgerundet wird die Liste durch ein paar Sammelquests, bei denen wir zum Beispiel ein Picknick vorbereiten. Die meisten Aufgaben sind auf mehr als nur eine Art und Weise lösbar. Es ist also in keinen Fall ein dumpfes Erlebnis.

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Das Dorf ist aufgeteilt in verschiedene Bereiche, die durch Zäune, Mauern, Hecken und so weiter voneinander getrennt sind. Wenn wir einen Großteil der Punkte auf unserer Liste abhaken konnten, fällt auf, dass diese gar nicht immer so sinnlos waren. Denn dann haben wir die Dorfbewohner soweit genervt, dass diese Maßnahmen gegen das Gansproblem ergreifen, was wiederum einen neuen Punkt auf unserer Liste erscheinen lässt. Diese Gegenmaßnahmen bieten uns in der Regel eine Chance, in ein neues Gebiet vorzudringen. Wie genau das passiert, ist jedes Mal einzigartig und sehr kreativ. Vom Bewohner, der bei der Verfolgung stolpert und dabei eine Tür aufstößt, bis zum Bewohner, der seine eigene Garage durch den Seitenausgang verlassen muss, ist hier einiges geboten. Jeder Bereich hat seine eigene To-do-Liste, mit neuen an das Gebiet angepassten Aufgaben. Diese Listen sind genauso einfallsreich und unterschiedlich wie die Gebiete. Während wir uns langsam durch die Listen arbeiten, schlängeln wir uns ebenso durch das Dorf. Wir treffen auf die erwarteten Schauplätze eines kleinen englischen Ortes. Welche das genau sind, sollt ihr aber selber herausfinden.

Die Gans liegt im Detail

Das Spiel bietet sehr viele kleine, teilweise auch verstecke, Gimmicks, Anspielungen und Absurditäten. Der Grafikstil ist ebenso einzigartig, wie das Spielprinzip. Die ganze Szenerie scheint wie aus einem Comic, denn die optische Aufbereitung ist genau darauf ausgelegt. Mit einer festen Kamera und einem eher minimalistisch gezeichneten Bild fühlt man sich in eine Szene aus einem 90er Jahre Cartoon versetzt. Das Spiel will keine ernsthafte Atmosphäre transportieren, deswegen wirkt eine Gans, die einer einfach existierenden To-do-Liste folgend ein Dorf terrorisiert, komplett stimmig. Die Soundkulisse hat auch eine besondere Eigenschaft: sie schwillt an, wenn wir etwas tun. Das heißt, watscheln wir einfach nur durch die Szenerie, ist es ziemlich ruhig, sobald wir uns etwas schnappen, wird es schon lauter und wenn wir von Dorfbewohnern verfolgt werden, dann ist es richtig laut. Auch hier wird man an komödiantische Verfolgungsszenen aus Filmen oder Cartoons erinnert. Das hervorstechendste Instrument ist ein Klavier, das auch eher so klingt, als wäre der Musiker noch am üben. Uns wird ein dedizierter Schnatter-Knopf zur Verfügung gestellt, dadurch wird man automatisch dazu verleitet, ihn zu benutzen und kreiert damit seine ganz eigene Soundkulisse. Eine Sprachausgabe (bis auf das Quaken der Gans) gibt es nicht, was die Übersetzung in mehrere Sprachen wahrscheinlich begünstigt hat. Die Bildschirmtexte beziehungsweise To-do-Listen gibt es deswegen in ganzen elf Sprachen.

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Und die Gans bietet noch mehr

Untitled Goose Game bietet einige Features, die durchaus überraschend sind. Es gibt sogar, wie in den meisten modernen Spielen, alternative Modi, wie einen Speedrun- oder einen „New Game +“-Modus. Der Speedrun-Modus ist selbsterklärend: das Spiel muss innerhalb eines gewissen Zeitlimits durchgespielt werden. Im „New Game +“-Modus ändert sich nicht viel, außer, dass wir weitere Listen mit kleinen optionalen Aufgaben für die einzelnen Gebiete erhalten. Zwar kann man diese Ziele auch schon im ersten Durchlauf schaffen, müsste aber die geheime Agenda schon erraten. Das sind zwar keine vollwertigen eigenen Modi, aber sie verlängern das Gänsevergnügen noch ein bisschen.

Mit dem Release außerhalb des Epic-Stores hat House House ein gratis Update herausgebracht, das es ermöglicht, das unschuldige Dorf jetzt auch im Doppelpack zu terrorisieren. Man kann sich also einen Freund schnappen und dieses tierische Abenteuer zusammen bestreiten. Dabei bleibt die „Story“ an sich gleich, nur, dass man jetzt zwei quakende Störenfriede hat, die weitestgehend unabhängig voneinander agieren können.

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Fazit

Schreckliche Gänse, friedliebende Bürger, viel Gequake und Slapstick-Humor, wer diese Dinge einmal alle zusammen in einem Videospiel sehen wollte, der ist bei Untitled Goose Game an der richtigen Adresse. Als Gans einfach ohne wirklichen Grund ein ganzes Dorf zu terrorisieren, war noch nie so einfach und so lustig. Der Koop-Modus vervielfacht dabei den Spielspaß und komödiantischen Effekt noch mal und lädt dazu ein, die Aufgaben auf noch kreativere Weise zu lösen. Wer allerdings ein langes oder storybasiertes Game sucht, der ist hier definitiv falsch. Trotzdem eine klare Empfehlung von unserer Seite. Quak.

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Pro:
  • überraschendes Ende
  • viele kleine Gimmicks
  • dedizierter Schnatter-Knopf
  • kreative To-Dos und Lösungswege
Contra:
  • kurze Spielzeit
  • Steuerung etwas ungenau
  • fester Kamerawinkel beschränkt manche Aktionen
Gameplay:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Grafik:
5 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Sound:
3 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Atmosphäre:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Unsere Wertung: 8.0 / 10
Spiel getestet auf: Switch
Tjark

Tjark

Hat seit dem Gameboy jede Handheld-Generation ausgiebig genutzt. Es stehen vorallem Coop- und Multiplayer-Spiele hoch im Kurs.

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