Alabaster DawnAlabaster Dawn
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Alabaster Dawn im Vorabtest: Zwischen Lichtsplittern und Zeitsprüngen

Von Dominik Probst am 30. September 2025. Getestet auf PC. Zum Spiel hier klicken.

Wer „CrossCode“ mochte, dürfte bei Alabaster Dawn sofort nervös mit dem Gamepad zucken. Denn was Radical Fish Games da erneut auf die Indie-Welt loslässt, wirkt wie der große Bruder mit Zeitmanipulations-Fetisch und einem Faible für knifflige Rätsel. Eine Demo gibt’s schon – und die hat es in sich. Wer sie durchgespielt hat, weiß: Das hier ist kein Schnellschuss, sondern pixelverliebtes Worldbuilding mit klarem Ziel.

Wir schlüpfen in die Rolle von Juno, die sich in einer von Dunkelheit verschluckten Welt behaupten muss. Die Sonne ist futsch, die Finsternis namens Nyx übernimmt das Kommando, und die letzten Hoffnungsschimmer sind in Kristallen gebannt. Klingt wie ein apokalyptisches Märchen – und sieht genau so aus. Alabaster Dawn will uns nicht nur zum Kämpfen, sondern auch zum Denken bringen. Und ja: Wir dürfen auch wieder Dinge mit Gewalt lösen. Immerhin sind wir hier nicht in einem Visual Novel.

Zwischen Schatten, Splittern und Sonnenhunger

Willkommen in einer Welt, die stilistisch irgendwo zwischen CrossCode und einem JRPG-Nachtmahr schwebt. Azurblau trifft auf Aschegrau, zerbrochene Bauwerke auf leuchtende Artefakte. Die Welt ist im Umbruch – ganz wortwörtlich. Überall warten Herausforderungen, versiegelte Wege, fragile Plattformen und bedrohlich schöne Gegenden, die an bessere Zeiten erinnern. In der Demo bekommt man bereits ein Gefühl dafür, wie lebendig (und gleichzeitig bedroht) diese Welt wirkt.

Aber Alabaster Dawn gibt uns schnell zu verstehen: Das hier ist keine Sightseeing-Tour durch hübsche Pixelwelten. Wir sind mittendrin in Kämpfen, Rätseln und einer Welt, die dich ständig herausfordert. Besonders clever: Die Demo springt gezielt in spätere Spielabschnitte und zeigt damit, wie viel Tiefgang und Vielfalt noch auf uns warten. Ein geschickter Schachzug, der neugierig macht und funktioniert.

Kombos, Ketten, Chaos: Das Gameplay

Kernstück bleibt das, was Radical Fish Games schon mit CrossCode meisterte: ein schnelles, präzises und überraschend taktisches Kampfsystem. Auch Alabaster Dawn setzt auf Timing, Reaktion und clevere Kombos, doch diesmal geht es noch eine Schicht tiefer. Neben verschiedenen Waffentypen und stilvollen Angriffsketten spielt ein neues Elementarsystem eine zentrale Rolle. 

Besonders in der Demo wird deutlich, wie dynamisch das alles ineinandergreift: Nah- und Fernkampf wechseln sich fließend ab, die Bewegungsfreiheit ist hoch, und wer sich mit den Mechaniken vertraut macht, kann Gegner in Sekunden zerlegen – oder sich von ihnen in alle Richtungen prügeln lassen. Jeder Treffer hat Wucht, jeder Ausweichsprung Bedeutung. Es fühlt sich frisch an, ohne mit Traditionen zu brechen. Und genau das macht’s so gut.

Kristalle im Kopf: Rätsel & Leveldesign

Wer sich bei CrossCode regelmäßig in Puzzle-Tempeln verirrt hat, darf aufatmen – oder erneut verzweifeln. Denn Alabaster Dawn zieht das Rätsel-Level mindestens genauso hoch. Schalterrätsel, Timing-Ketten, Umgebungstricks und Lichtreflexionen treffen auf neue Systeme, bei denen verschiedene Kräfte und Interaktionen verlangt werden.

In der Demo fordern einige Passagen nicht nur das Köpfchen, sondern auch die Fingerfertigkeit. So entsteht ein flüssiger Rhythmus zwischen „Aha!“ und „Arg!“ – genau das, was ein gutes Puzzle-Design ausmacht. Besonders bemerkenswert: Rätsel und Welt verschmelzen deutlich stärker als noch in CrossCode. Nichts wirkt aufgesetzt oder isoliert, vielmehr als integraler Teil der Umgebung. Man rätselt, während man kämpft. Und man kämpft, um weiterzurätseln.

Die Pixel tanzen wieder – Stil & Atmosphäre

Grafisch bleibt sich Radical Fish Games treu – und doch fühlt sich Alabaster Dawn wie ein Sprung nach vorne an. Die Welt ist dichter, die Farben gezielter eingesetzt, Lichteffekte und Schattenspiele sorgen für eine ganz eigene Stimmung. Man merkt sofort, dass der visuelle Stil nicht nur hübsch, sondern erzählerisch gedacht ist. Die Finsternis ist nicht bloß dunkler Hintergrund, sondern fühlt sich wirklich bedrohlich an. Und wenn mal ein Sonnenstrahl durch die Trümmer bricht? Dann hat das Gewicht.

CrossCode-Vibes – aber mehr als nur ein Nachfolger

Vergleiche zu CrossCode drängen sich natürlich auf – immerhin ist Alabaster Dawn vom gleichen Team. Und doch will das Spiel mehr sein als bloß „CrossCode 2“. Schon jetzt ist klar: Die Struktur ist anders, der Fokus verschoben. Wo CrossCode ein MMO-Setting simulierte und eine Meta-Ebene aufmachte, wirkt Alabaster Dawn bodenständiger, emotionaler, dichter. Auch das Kampfsystem scheint stärker auf Varianz und taktische Optionen ausgelegt zu sein – mehr Build-Möglichkeiten, mehr Bewegungsfreiheit, mehr Überraschungen.

Dennoch bleibt das Grundgefühl erhalten: Diese Mischung aus cleverem Pacing, anspruchsvollen Puzzles, dynamischem Kampf und einer Prise Humor, die nie aufdringlich wirkt. Wer CrossCode geliebt hat, wird sich hier schnell heimisch fühlen – aber gleichzeitig neue Akzente entdecken, die dem Spiel seinen eigenen Charakter verleihen.

Was bleibt offen?

Natürlich ist vieles noch unklar: Wie groß wird die Welt? Wie abwechslungsreich die Areale? Wie genau funktioniert das Elementar-System im späteren Spielverlauf? Und wird Alabaster Dawn auch jenseits der Demo dieses hohe Niveau halten können?

Fragen, auf die wir aktuell keine vollständige Antwort haben – aber auch nicht brauchen. Denn das, was uns Radical Fish Games bisher zeigt, weckt genau die Art von Vorfreude, die man sich von einem ambitionierten Indie-Projekt wünscht: nicht durch Hype, sondern durch Handwerkskunst.

Fazit

Alabaster Dawn macht in seiner frühen Fassung vieles richtig – und fast nichts falsch. Es zeigt uns eine Welt, die man entdecken will, gibt uns Werkzeuge, die Spaß machen, und stellt uns Rätsel, die sowohl Kopf als auch Hand fordern. Die Mischung aus Action, Denkspiel und atmosphärischer Inszenierung funktioniert schon jetzt verblüffend gut. Und die Zeitsprünge in der Demo? Die sind mehr als ein Gimmick – sie sind ein Fingerzeig: Da kommt noch was.

Ich bleibe also dran. Nicht nur, weil ich ein CrossCode-Fans bin, sondern weil mir Alabaster Dawn zeigt, dass man auch 2025 noch überrascht werden kann – mit Liebe zum Detail, cleverem Design und einer echten Vision.

Neugierig geworden? Dann wirf doch mal einen Blick in unser Interview mit Radical Fish Games – den Machern von CrossCode und Alabaster Dawn: Interview mit Radical Fish Games: Die Macher von CrossCode und Project Terra (Alabaster Dawn) im Gespräch

Spiel getestet auf: PC
Dominik Probst

Dominik Probst

Webentwickler, Technik-Nerd und Gamer aus Leidenschaft seit der Kindheit, mit einem Faible für die komplette The Legend of Zelda- und Halo-Reihe. Dazu fast keine Konsolengeneration ausgelassen und auch sehr interessiert an Indie-Games.

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