Cities: Skylines IICities: Skylines II
Review

Cities: Skylines II im Test: Gewohnte Umgebung - neues Spiel

Von Felix Mager am 6. November 2023. Getestet auf PC. Zum Spiel hier klicken.

Mit großer Vorfreude haben wir uns dem Test von Cities: Skylines II gewidmet, dem Nachfolger des ursprünglichen Spiels aus dem Jahr 2015. Dieses hat in den letzten acht Jahren unzählige DLCs bekommen und es wurden Tausende von Mods im Steam Workshop erstellt. Bis heute erfreut sich das Spiel großer Beliebtheit und wir möchten nun den zweiten Teil einmal für euch unter die Lupe nehmen. Dazu schauen wir uns die Unterschiede zum Vorgänger an, die neuen Features und Verbesserungen, aber auch, was noch nicht so gut läuft.

Neue Features und Unterschiede

Es gibt viele Neuerungen, wie beispielsweise Parkplätze, Parkhäuser und das Kreisverkehr-Tool, sowie neue Mechaniken zu Wasser und Strom, die den Bau und Erhalt der selbigen Netze grundlegend verändert haben.

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Mit den Parkplätzen kommen neue Gebäude und zugleich eine neue Mechanik ins Spiel, da es nun darauf zu achten gilt, genügend Parkmöglichkeiten bereitzustellen, was dann auch wieder über eine Infografik ersichtlich wird. Kreisverkehre und parallel verlaufende Straßen lassen sich jetzt bequem auf Knopfdruck erstellen und ebenso einfach wieder entfernen, was ein großes Plus ist. Ebenso gibt es neue Tools, um Straßen und „Grids“ noch einfacher im großen Stil zu erstellen.

Spannender jedoch sind die Neuerungen zum Strom- und Wassernetz. Nicht nur, dass diese jetzt automatisch unter bestimmten Straßentypen verlegt werden – was logisch ist und das Spiel weniger lästig macht – ,es muss jetzt noch zusätzlich darauf geachtet werden, dass es zu keinen Überlastungen des Stromnetzes kommt.

Es gibt Hochspannung über Oberleitungen, die von den Kraftwerken ausgehen und Niederspannung in den Straßen und über Masten, die den nutzbaren Strom an die Gebäude verteilen. Wird der Durchfluss durch die kleinen Straßenleitungen zu hoch, so muss man Umspannwerke errichten und den Strom umleiten, um Stromengpässe zu verhindern.

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Das ist eine wirklich gut durchdachte und spannende neue Mechanik, die auch in der Praxis echt Spaß macht und dem Ganzen noch mehr Realismus verleiht. Es ist ein positives Beispiel dafür, wie man vorerst lästige Spielmechaniken in interessante verwandeln kann, die dann das Spiel auch noch bereichern und ihm mehr Tiefe verleihen.

Auch gibt es gleich zu Beginn schon mehr Gebäude und Möglichkeiten wie eine Grundwasserpumpstation. Klingt logisch, oder? Ist aber neu, denn im Vorgänger gab es kein Grundwasser. Das ist ebenfalls ein neues Feature, welches auf verschiedene Weisen genutzt wird.

Zum einen kann man nun das Grundwasser abpumpen, anstatt sein Trinkwasser aus einem Fluss oder See beziehen zu müssen und zum anderen kann man das Wasser auch anderweitig, zum Beispiel mit einem Geothermalkraftwerk zur Stromgewinnung nutzen. Baut man Industrie über Grundwasser, so wird dieses kontaminiert und ist nicht mehr als Trinkwasser nutzbar. Eine schöne Änderung, die noch mehr Möglichkeiten zur Individualisierung bietet.

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Ganz neu ist auch das Entwicklungssystem, bei dem wir mit jedem neuen Meilenstein Entwicklungspunkte bekommen und diese für neue Gebäude oder Infrastruktur ausgeben können. Das fängt an bei Kreisverkehren und Autobahnen und geht bis zum Teilchenbeschleuniger, dem Raumfahrtzentrum oder auch einer Seuchenschutzbehörde.

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Besonders gut gelungen ist dabei, dass man je nach Karte und Klima unterschiedliche Entwicklungen bevorzugt. Spielt man zum Beispiel auf einer Karte mit hohen Bergen, so kann die Windkraft sehr lukrativ sein, auf einer Ebene mit viel Sonnenschein ist jedoch wohl eher ein Solarkraftwerk angebracht. Dadurch geht man öfters mal einen anderen Weg, was das ganze frisch hält.

Eine weniger erfreuliche Änderung ist die Reduktion der Animationen. Beispielsweise sieht man bei der Brandbekämpfung der Feuerwehr keine Feuerwehrleute mehr aussteigen, die den Brand löschen. Stattdessen fährt das Feuerwehrauto zum brennenden Haus oder Gebiet, hält dort ein paar Sekunden, fährt dann wieder zurück und der Brand ist gelöscht. Das sind natürlich Kleinigkeiten, fallen jedoch besonders auf, wenn man sich neugieriger Weise so ein Ereignis mal anschaut.

Zu guter Letzt sei noch das sehr verständliche neue Tutorial und der Fotomodus erwähnt.

Das Tutorial ist sehr eingängig, bietet ausführliche Erläuterungen der Spielmechaniken und lässt sich jederzeit erneut aufrufen.

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Der Fotomodus ist sehr professionell gemacht und wartet mit zahlreichen Einstellungsmöglichkeiten auf, um den perfekten Schnappschuss zu machen. Trotz mangelnder Kenntnis haben wir uns ein wenig ausprobiert und diese Bilder geschossen:

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Nur noch ein paar Minuten…

Das Spielgefühl ist grundsolide und die Atmosphäre lässt uns in die Rolle des Bürgermeisters eintauchen. Das Radio steuert wie gewohnt seinen Teil dazu bei, auch wenn sich die scherzhaften Gespräche sehr schnell wiederholen. Leider kann man sie nicht so richtig ausschalten, wenn man einfach nur die Musik genießen möchte. Beim ersten Mal ist es noch witzig, danach hält es sich in Grenzen.

Trotzdem macht es viel Spaß, die eigene Stadt vom kleinen Dorf zur Kleinstadt heranwachsen zu sehen. Hat man einmal ins Spiel gefunden, so kann man nicht mehr aufhören. Nur noch das eine Neubaugebiet fertigstellen oder noch die Bahnschienen verlegen, bis man merkt, dass man schon wieder ein neues Industriegebiet errichten muss und es schon 4 Uhr morgens ist.

Das Spiel versteht es wie sein Vorgänger auch schon, aber noch besser, dem Spieler immer etwas zu tun zu geben und die nötige Zeit und den Rahmen zur Verfügung zu stellen, um die Aufgaben in Ruhe zu erledigen. Dabei kann man sich von Meilenstein zu Meilenstein hangeln, neue Gebäude freischalten, Bonus-Credits abgreifen und Forschungspunkte verteilen.

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In unserem Testspielstand sind wir bis zum Meilenstein „Bedeutendes Städtchen“ gekommen und hatten damit fast alles freigeschaltet. Denn, noch zwei Meilensteine weiter, bei der „Kleinstadt“ angekommen, gibt es die letzten Zonen und Gebäude. In den darauffolgenden 10 Meilensteinen bis hin zu „Megalopolis“ gibt es nur noch ein erhöhtes Darlehenslimit, sowie Entwicklungspunkte und Erweiterungsbewilligungen. Man hat also recht schnell alle Gebäude etc. freigeschaltet und kann nach Lust und Laune seine Stadt immer größer werden lassen. Auf der einen Seite bietet das schon früh eine hohe Flexibilität, auf der anderen Seite sinkt die Motivation, höhere Meilensteine zu erreichen, da es nicht mehr so viel zum Freischalten gibt.

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Integration von bisherigen DLCs oder Mods

Funktionen aus den DLCs vom ersten Teil wurden teilweise übernommen. So gibt es jetzt bei vielen Dienstleistungsgebäuden die Möglichkeit, diese mit bestimmten Aufwertungen zu versehen. Eine Schule kann beispielsweise erweitert werden, um mehr Schüler aufnehmen zu können oder eine Polizeistation eine größere Garage erhalten, um mehr Polizisten auf Streife zu schicken.

Diese Art der Erweiterung der Funktionen ist bei fast allen Dienstleistungsgebäuden möglich und bietet damit eine „Light“-Version der umfangreicheren DLCs aus Cities: Skylines. Mit den DLCs hatte man dort noch deutlich mehr Individualisierungsmöglichkeiten und es lässt sich vermuten, dass diese im Nachfolger auch wieder über käuflich erwerbliche Erweiterungen ins Spiel kommen werden.

Insgesamt wird so allerdings ein guter Grundstein gelegt, auf dem in Zukunft aufgebaut werden kann.

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Weitere Beispiele sind die DLCs „Snowfall“, „Natural Disasters“ oder „Industries“. So gibt es jetzt standardmäßig Jahreszeiten, Naturkatastrophen und man kann Industrie-Spezialisierungen errichten. Jedoch sind diese wie gesagt als Basis-Variante zu verstehen. Man kann zum Beispiel eine Spezialisierung für Weizen oder Nutzvieh aufbauen und einen Bereich festlegen, jedoch keine weiteren Gebäude bauen oder diese in irgendeiner Weise ausbauen oder verwalten.

Es besteht lediglich die Möglichkeit, in der Nähe des spezialisierten Bereichs normale Industriezonen zu vergeben und darauf zu hoffen, dass sich Unternehmen ansiedeln, die etwas mit der weiteren Verarbeitung und Veredelung der Güter zu tun haben. Hat man Glück, dann findet man bald eine Mühle neben dem Kornfeld. Genauso gut kann sich hier aber auch ein Chemie-Unternehmen niederlassen.

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Eine nette Idee ist dagegen auch die neue Güterübersicht, auf der man erkennen kann, wie viel von einem bestimmten Gut wie Holz, Steine oder Nahrung benötigt wird, wie viel produziert wird und ob ein Überschuss oder ein Defizit besteht. Also ob die benötigten Güter eingekauft werden müssen oder verkauft werden können. Es lohnt sich natürlich immer selbst zu produzieren und im Idealfall einen Überschuss gewinnbringend zu verkaufen, also teure Rohstoffe zu importieren. Das gibt dem Spiel eine schöne Perspektive.

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Etwas kläglich sieht es hingegen bei dem Thema Mods aus. Leider wurde der Steam Workshop bis auf Weiteres gestrichen und der neue hauseigene Paradox Mod-Manager beworben. Gerüchten zu Folge soll es hier jedoch schwieriger sein Mods zu erstellen, als das noch bei Steam der Fall war. Das könnte dazu führen, dass gerade am Anfang weniger Customizing möglich ist.

Besonders schade ist auch, dass viele sehr gute und fast schon essenzielle Mods, die engagierte Spieler für den ersten Teil erstellt hatten, in ihrer Funktion nicht in den Nachfolger übernommen wurden. Konkret gibt es zum Beispiel keine Undo-Funktion, was es unnötig kompliziert macht, einfache Änderungen rückgängig zu machen. Hier hatte zuvor der Mod „Undo It!“ Abhilfe geschaffen, welcher mit über 555.000 Abos weit oben auf der Liste der häufigsten abonnierten Workshop-Objekte steht und für viele Spieler unverzichtbar ist. Hat man sich jetzt mit einer Straße verbaut, dann muss man alles wieder abreißen und neu bauen, anstatt einen Knopf bzw. „Strg+Z“ zu drücken.

An dieser Stelle könnten wir noch auf viele weitere Modifikationen eingehen, wie „Move It“ mit 2,7 Mio. Abonnenten, mit dem man so ziemlich alles nachträglich verschieben konnte, wie man lustig war. Gerade für Schönbauer ein unverzichtbarer Mod. Jedoch gibt es zu viele, um selbst nur die Wichtigsten aufzuzählen. Es wäre einfach schön gewesen, solche für viele Spieler unglaublich wichtigen Funktionen im Nachfolger von Anfang an in das Spiel integriert zu sehen.

Performance-Probleme

So ziemlich jeder berichtet darüber und wahrscheinlich haben es auch schon fast alle gehört: Die Performance-Probleme von Cities: Skylines II. Die Entwickler haben bereits vor der Veröffentlichung angekündigt, dass sich die Performance vorerst nicht großartig verbessern wird. Zwar haben sie zum Release direkt einen Patch eingespielt, der schon mal ein paar Stellen adressiert hat, wirklich geholfen hat das aber nicht.

Aktuell kann man nicht sagen, wann sie das Thema in den Griff kriegen werden oder ob die Performance überhaupt spürbar verbessert werden kann und wir nicht alle vorerst warten müssen, bis die gute Hardware günstiger geworden ist.

Bei uns sah es wie folgt aus: In unserer Teststadt mit 15.000 Einwohnern, in 1440p (WQHD), mit niedrigen Einstellungen und einem Mittelklasse-PC, hatten wir 20 FPS. Anfangs waren es noch etwas über 30 FPS. Es ist also zu befürchten, dass es mit moderater Hardware selbst auf niedrigen Einstellungen bei ca. 30.000 Einwohnern unspielbar wird.

Man kann zwar die Grafik auch noch weiter reduzieren, jedoch sieht es dann so schlecht aus, dass man auch gleich Cities: Skylines spielen kann. Im Moment heißt es also leider: Wer groß bauen will, braucht auch große Hardware.

Die Entwickler haben zwar bereits einige Tipps gegeben, wie einige Grafikoptionen zu deaktivieren oder die Auflösung auf 1080p (HD) zu reduzieren, jedoch brachte dies bei uns keine Verbesserung.

Es bleibt daher nur zu hoffen, dass hier bald nachgeliefert wird und sich alle mehr an dem Spiel erfreuen können.

Fazit

Cities: Skylines II ist ein würdiger Nachfolger des ursprünglichen Teils, jedoch ist offensichtlich, dass es auch noch einige Punkte gibt, die es zu verbessern gilt. Ich glaube, dass es in ein paar Monaten oder auch Jahren seinen wahren Höhepunkt erreichen wird. Wenn es zahlreiche DLCs gibt, die das Spielerlebnis aufwerten, wenn die Performance-Probleme behoben und weitere Bugs gefixt wurden und neue Features dazu gekommen sind. Bis dahin ist Cities: Skylines II ohne Mods zwar das bessere Basisspiel, mit Mods liegt der erste Teil jedoch deutlich vorne.

Lohnt es sich trotzdem, das Spiel jetzt schon zu kaufen? Ich würde sagen ja. Auch wenn es noch nicht in Bestform dar steht, hat es Cities: Skylines II trotzdem geschafft, mich in seinen Bann zu ziehen und ich habe im Rahmen dieses Tests in wenigen Tagen 25 Stunden im Spiel verbracht. Und gewiss wird es nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich anfange, einer neuen Stadt zu wahrer Größe zu verhelfen.

Pro:
  • Viele neue Features
  • Schöne Grafik und gelungene Atmosphäre
  • Zahlreiche Verbesserungen
Contra:
  • Große Performance-Probleme
  • Kein Steam-Workshop mehr
  • Keine Undo-Funktion
Gameplay:
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Grafik:
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Sound:
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Atmosphäre:
4 von 5 BuddiesBuddyBuddyBuddyBuddyBuddy
Unsere Wertung: 7.0 / 10
Spiel getestet auf: PC
Felix Mager

Felix Mager

Leidenschaftlicher Gamer mit Vorliebe für gute Soundtracks. World of Warcraft Veteran seit 2007 und großer Fan von Simulatoren, 4X- und Strategiespielen. Mit über 1200 Stunden Spielzeit ist Civilization der Vorreiter meiner Steambibliothek. Außerdem interessieren mich gute Rollenspiele und Shooter wie Assasin's Creed und Far Cry, bei denen ich kaum einen Teil der beiden Reihen ausgelassen habe.

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