Dark Pictures: House Of Ashes im Test: Wie spielt sich der dritte Teil der Reihe?
Mit „House Of Ashes” erscheint nun der dritte Ableger der Dark Pictures Reihe. Wie gewohnt wird hier ein stimmiger, wenn auch oft trashiger Horror-Titel geboten, den man am besten im Couch-Koop mit Freunden genießt.
Die Dark Pictures Reihe von Supermassive Games ist der geistige Nachfolger des Teenie-Horror-Blockbusters Until Dawn, den Abonnenten zuletzt in der PSPlus-Collection für PlayStation 5 gratis genießen durften.
Die Dark Pictures Reihe startete auf der PS4 mit „Man of Medan” und bekam im letzten Jahr mit „Little Hope” eine Fortsetzung. Nun steht mit „House of Ashes” der dritte Teil und somit auch der Einstand auf der neuen Konsolengeneration ins Haus. Erfrischend an diesem Konzept sind die wechselnden Settings und die kurzweiligen Gruselstories, die ein wenig an „Geschichten aus der Gruft” erinnern. Für rund 30 Euro gibt es „House of Ashes” zu kaufen, es handelt sich hier also nicht um einen Vollpreistitel.
Zwei Dinge sollte man sich vor dem Kauf ins Gedächtnis rufen: die Dark Pictures Reihe kommt mit einer ordentlichen Prise Trash und wer damit etwas anfangen kann, der wird hier sicherlich Spaß haben können. Auch das Spielprinzip sollte im Voraus bekannt sein, denn wer ein typisches Action-Adventure erwartet, könnte schwer enttäuscht werden. Aber hierzu mehr an gegebener Stelle.
Auf ein weiteres Zusammentreffen mit dem Kurator
Zum dritten Male findet man sich als Spieler in einer Geschichte wieder, die vom mysteriösen Kurator erzählt, unterbrochen und kommentiert wird. Gespielt werden können fünf Charaktere, die sich in einigen Kerneigenschaften unterscheiden, aber spielerisch keinen Unterschied machen. Es gilt Umgebungen zu erkunden, Schriftstücke zu finden, Hinweise zu suchen und in Quick-Time-Events schwerwiegende Entscheidungen zu treffen und ums blanke Überleben zu kämpfen.
Kampfhandlungen werden ebenfalls per Quick-Time-Event ausgetragen und so unterscheidet sich die Reihe stark von typischen Horror-Adventures. Hier ergibt sich ein der Serie eigenes Feeling, das nicht allen gefallen dürfte, aber doch gerade im Koop mit mehreren Freunden und Freundinnen eine Menge Spaß machen kann.
Entscheidungen sind permanent und so verändern sich die Beziehungen zu den anderen Charakteren, was hier und da Lösungswege verbauen oder freischalten kann. Stirbt ein Charakter, so ist dieser im Spielverlauf nicht mehr verfügbar. In dieser Mechanik liegt ein großer Reiz des Spiels. Wer wird überleben und findet man gemeinsam die Lösungen zu allen aufgeworfenen Rätseln?
Die Geschichte ist so trashig, wie sie charmant ist. Die Dark Pictures Reihe leitet spielerisch durch einige klischeebehaftete Horror-Szenarien und ist so eher etwas für alle, die eine mit Augenzwinkern präsentierte Gruselgeschichte zu schätzen wissen.
Auch im neuesten Teil finden sich eine Menge platter und seltsamer Dialoge, die ungewollt lustig sind, aber auch das tolle Spielgefühl nur sehr selten trüben. Stellenweise ergibt sich hier sogar der Reiz eines Trashfilms in geselliger Runde.
High School Musical und Horror
Durfte man in „Man Of Medan” ein Geisterschiff und in „Little Hope” eine von traumatischen Ereignissen erschütterte Kleinstadt erkunden, geht es in „House of Ashes” im Jahre 2003 vor der Kulisse des Irak-Krieges in eine sandige und staubige Höhle, die von raubtierhaften Kreaturen bewohnt wird. Unweigerlich denkt man an die Indiana-Jones-Reihe, die Alien-Filme, aber auch Horror-Komödien wie „Die Mumie”. Ein interessantes Setting, das zwar nicht neu, aber dafür sehr unverbraucht ist.
Hier bringen Supermassive Games frischen Wind in die Reihe und sorgen so für Spannung und den Willen, die Umgebung ausgiebig zu erkunden wollen. Gerade gegen Ende des Spiels gestalten sich die Levelabschnitte immer spannender.
Dabei sind die Umgebungen aufregender und anschaulicher präsentiert, als die Charaktere selbst, die teilweise mit starren Gesichtszügen gestraft sind. Hier merkt man, dass das Spiel eben kein Vollpreistitel ist, der technisch auf der Höhe der Zeit anzusiedeln ist.
So muss man in einer fünf- bis sechsstündigen durchgeskripteten Story herausfinden, was es mit den seltsamen Kreaturen auf sich hat und wie es der Höhle zu entrinnen gilt.
Die fünf spielbaren Charaktere gleichen oft Karikaturen, haben aber teils interessante Dynamiken untereinander. Da sich die Reihe allerdings nicht zu ernst nimmt, ergibt sich hier auch ein stimmiges Spielgefühl, das den Tiefgang eher in den Momenten hektischer, aber folgenschwerer Entscheidungen findet, als in Charakter-Development.
Wie schon in allen vergangenen Teilen ergibt sich eine nette Mischung aus „alten Bekannten”, die Fans der Serie bereits gesehen haben dürften, und neuen großen Namen aus Hollywood. Dieses Mal sticht vor allem das Gesicht von Ashley Tisdale, die man aus High School Musical kennt, hervor.
Drücke X im Takt, um zu überleben
Im Laufe des Spielgeschehens werden alle Charaktere mehrfach in Todesgefahr schweben. In diesen Situationen gilt es, im richtigen Moment die vorgegebenen Knöpfe zu drücken. So simpel sich das anhört, so spaßig kann das beim gemeinsam erlebten Spieldurchlauf sein. Werden alle überleben? Getroffene Entscheidungen können hier einen Unterschied machen und Fans der Reihe werden so auch House of Ashes mehrfach durchspielen, um verschiedene Wege zu gehen. Das ist lange nicht so komplex, wie in „Detroit Become Human”, kann aber doch motivierend und spannend sein.
Ein großer Teil der Geschichte wird durch die Umgebung und dort befindliche Schriftstücke erzählt. Auch wenn sich hier und da der Spielfluss durch lange Texte etwas unterbrochen anfühlt, haben die Kapitel in sich ein von der Serie gewohnt gutes Pacing. Ein langsamer Aufbau mündet fast immer in Spannung und folgenschweren Situationen, deren Ausgang vom Reaktionsvermögen des Spielers abhängt. Gerade mit Freunden und Freundinnen auf einer Couch macht das besonders Spaß.
Auch wenn die Quick-Time-Events kein gameplaytechnisches Novum darstellen, sind sie gut platziert und sorgen an den richtigen Stellen für Spannung. Drei Schwierigkeitsgrade sind gut ausbalanciert und lassen das Spielgeschehen nicht zu langweilig werden. Immerhin steht bei jeder Begegnung mit dem Gegner einiges auf dem Spiel.
Altbekanntes und ein paar wichtige Neuerungen
Schon bei den ersten Schritten fällt Serien-Fans eine Sache besonders auf: die starren, nicht bewegbaren Kamerawinkel gehören endlich der Vergangenheit an. Man darf als Spieler die Kamera nun frei bewegen und gewinnt somit eine ganze Menge an Übersicht, Spielgefühl und Freiheit hinzu. Ein Segen und eine lange überfällige Neuerung.
Im Gegensatz zu den beiden Vorgängern rückt der Horror-Anteil leider in House Of Ashes etwas in den Hintergrund. Jumpscares sind nicht immer optimal platziert, aber hier und da doch gelungen. Die Stimmung passt zwar, aber manch angerissene Konflikte werden im Laufe der Geschichte komplett vernachlässigt und fallen unter den Tisch. Schade. So richtig können diese Schnitzer aber das Spielerlebnis nicht trüben. Hier liegt ein großer Vorteil in der Kurzweiligkeit des Spiels: für den Zeitraum der Geschichte macht der Trashfaktor großen Spaß und so kann man über manche Lücken hinwegsehen.
Fazit
Kleinere Updates und Verbesserungen für mehr Komfort und eine optisch solide Präsentation kommen hier mit einem tollen Spielerlebnis zusammen. Über Story-Schwächen hilft das interessante Setting hinweg und der Charme, den das Spiel versprüht, wird sicher wieder einige Anhänger finden, ebenso sicher, wie es andere Spieler und Spielerinnen genauso kalt lässt, wie schon die Vorgänger. Die Reihe ist eben ein Phänomen, das man liebt oder hasst. Mir gefällt es auch nach einigen Spielen dieser Art noch immer sehr gut.
House of Ashes weiß eben genau was es ist: eine kurzweilige und mitunter gut präsentierte Koop-Erfahrung, die Spaß macht und gerade zur Halloween-Zeit eine sehr nette Alternative zum passiven Filmabend ist.
Mir gefällt auch der neueste Ableger sehr gut. Alle, die mit dem Spielprinzip nichts anfangen können, werden auch mit dem neuen Teil nicht warm werden. Allen anderen ist das neueste Dark Pictures sehr zu empfehlen.
- Spaßige Koop-Erfahrung
- Endlich keine starre Kamera mehr
- Kurzweilige und stimmige Präsentation
- Sehr oberflächliche Charaktere
- Fremdschäm-Dialoge
Leidenschaftlicher Zocker, der irgendwo zwischen Shootern, Plattformern, Action-Adventures und arcadigen Sportspielen zuhause ist. Zu den Lieblingsreihen gehören Resident Evil, The Last Of Us, Call Of Duty und GTA.