House Flipper 2 im Test: Auf dem Weg zum Heimwerkerkönig
House Flipper 2 hat endlich den Weg auf die Konsole gefunden. Wir haben den Hammer ausgepackt und verraten in unserem Test, ob mit dem Titel virtuelle Heimwerkerträume wahr werden.
Altes Leben – neue Herausforderungen
Wir wachen entweder als Hannah oder David in unserem Zuhause auf und erhalten direkt einen Anruf von Tom Marino, einem alten Bekannten. Er bringt uns auf den neusten Stand, was sich im beschaulichen Pinnacove so alles getan hat. Während unserer Abwesenheit wurde das alte Haus an der Küste, für das wir uns interessieren, zum hässlichsten Haus der Stadt gekürt und die Verwaltung hat kein Interesse, etwas daran zu ändern. Unser Traumprojekt steht also nicht zur Verfügung und wir müssen uns mit anderen Jobs über Wasser halten.
Dieser kleine Storyrahmen hat uns richtig gut gefallen. Während wir uns unseren Aufträgen widmen erhalten wir immer wieder Anrufe von Tom oder unseren Kunden und dürfen hier auch ein paar Dialogoptionen für die Telefonate wählen. Durch die jeweilige Antwort erfahren wird mehr über unsere Auftraggeber und ihre Geschichte. Diese kleinen Storyelemente hauchen den Quests, ebenso wie kleine Nachrichten oder Zeitschriften, die wir in den Häusern finden können, Leben ein. Dabei sind sie unaufdringlich und kurzweilig, sodass wir uns gut auf unsere eigentliche Arbeit konzentrieren können.
Als Büro und Rückzugspunkt steht uns ein eigenes Haus zur Verfügung, das wesentlich größer ist als im Vorgänger. Hier können wir unser hart verdientes Geld ausgeben, damit wir uns richtig wohl fühlen, denn die Immobilie hat schon bessere Zeiten gesehen. Im Laufe der Zeit können wir auch neue Häuser kaufen und diese nicht nur renovieren und gewinnbringend verkaufen, sondern auch unser Büro dorthin verlegen. Bevor es aber soweit ist, müssen wir uns erst einen Namen machen und über unseren Laptop die ersten Aufträge annehmen.
Herrscher über das Chaos
In der Regel können wir aus verschiedenen Aufträgen wählen, die uns nach und nach in unterschiedliche Bezirke führen. Mit dabei sind unter anderem Häuser in einer idyllischen Vorstadt, am Strand oder auch in einem Waldgebiet. In einer E-Mail erhalten wir eine kurze Beschreibung des Auftrages und die Beweggründe des Auftraggebers und werden dann direkt zum Grundstück teleportiert. Die einzelnen Gebiete sind sehr hübsch gestaltet und machen eigentlich Lust zum Erkunden. Wir merken jedoch schnell, dass direkt an der Grundstücksgrenze eine unsichtbare Mauer auf uns wartet und die Nachbarschaft einen rein dekorativen Zweck erfüllt. Also heißt es direkt: Ran ans Werk!
Das bedeutet, dass wir für die Einwohner putzen, Wände streichen, dekorieren und umbauen. Auf jedem Grundstück warten bestimmte Quests auf uns. Je besser wir diese erfüllen, desto mehr Sterne gibt es und wir verdienen besser. Mal säubern wir nach einem wilden Konzert ein Haus, dann integrieren wir ein Café in eine Buchhandlung, ersetzen Junkfood durch Obst und Gemüse oder beseitigen die Spuren eines wütigen Waschbärs. Dabei fällt auf: Die Einwohner von Pinnacove nehmen es mit der Ordnung und Sauberkeit nicht so genau und so erwartet uns in der Regel das blanke Chaos. Wir stopfen also Pizzareste in unsere Müllsäcke, wischen mit einem Lappen ekelhafte Flecken weg und verpassen den Wänden einen neuen Anstrich. Außerdem packen wir Umzugskisten aus, ziehen neue Wände ein, tapezieren und verlegen Böden. Einige Kunden wünschen sich auch neue Möbelstücke und Dekoelemente oder wollen alten Plunder los werden. Diesen verkaufen wir ganz einfach mit unserem Flipper-Werkzeug. Das praktische Heimwerker-Tool kann im Laufe der Zeit aufgewertet werden, sodass wir Objekte und Stile auch duplizieren, kopieren oder modifizieren können. Auch unsere anderen Fähigkeiten werden nach und nach verbessert. So können wir beispielsweise Reinigungsmittel nutzen, größere Flächen streichen oder Wände noch schneller hochziehen. Bei unserer Arbeit begleiten uns übrigens ein fröhlicher, eingängiger Soundtrack und Vogelgezwitscher.
Der Teufel steckt im Detail
Dank der Verbesserungen unserer Ausrüstung, geht die Arbeit schnell voran und verläuft an vielen Stellen einfacher und effizienter als im Vorgänger. Böden und Wände lassen sich sehr zügig mit wenigen Klicks verlegen und Flecken sind gut sichtbar und schnell beseitigt. Wenn wir mal etwas übersehen, hebt unser Flipper-Sinn ausstehende Aufgaben für uns hervor. Außerdem geben uns Hinweisbücher kurze Anleitungen für jedes Werkzeug.
Das Streichen ist ein zweischneidiges Schwert. Zwar gehört das eintönige Anmalen von einzelnen Bahnen der Vergangenheit an und wir bewegen den Farbroller flüssig über die Wand. Die Umsetzung wurde trotzdem nicht ganz zu Ende gedacht. Wir müssen vor dem Streichen nämlich einen Bereich festlegen, in dem wir malen möchten, und können diese gezogene Grenze dann auch nicht verlassen. Dieses Markieren ist wenig intuitiv. Außerdem ist es somit ausgeschlossen, dass etwas daneben geht. Der Realismus kommt uns hier zu kurz, vor allem, da wir auch Wände streichen können, die eigentlich von einem Objekt verborgen werden. Das gleiche Problem gibt es auch beim Demolieren von Wänden. Zwar bröckelt hier der Schutt ab, er muss aber nicht beseitigt werden, sondern löst sich einfach auf.
Für Frust sorgen auf jeden Fall immer wieder die detaillierten Arbeiten beim Möblieren und Dekorieren. Mit dem Controller ist es schon eine echte Herausforderung, Bücher ordentlich auf den schmalen Regalen nebeneinander aufzureihen und Teller ordentlich zu stapeln. Dabei fühlen wir uns ständig dazu animiert, Ordnung in den schlampigen Haushalten unserer Kunden zu schaffen, auch wenn diese Aufgabe nicht unbedingt zu den Quests gehört. Ein echtes Dilemma für jeden Ordnungsfanatiker.
Es ist Kreativität gefragt
Trotz der Kritik für die teilweise hakelige Steuerung auf der Konsole läuft House Flipper 2 insgesamt sehr flüssig und sieht wirklich toll aus. Die Grundstücke und die Objekte sind gut gelungen und jedes Grundstück hat seinen eigenen Charme. So dürfen wir vom Kleinstadttraumhaus über die rustikale Waldhütte bis zum Hausboot oder modernen Designerhaus ganz viele verschiedene Objekte aufhübschen. Auch das Chaos, das uns bei unseren Aufgaben immer wieder erwartet, ist gut umgesetzt. Das ist vor allem dann der Fall, wenn wir verschiedene Umzugskartons auspacken und erst einmal das blanke Durcheinander entsteht, bevor die Ordnung einziehen kann.
Der Möbelkatalog hält viele schöne Dinge für uns bereit. Besonders gut gefallen haben uns die kleinen Dekodetails. So können wird beispielsweise den Stil von Postkarten oder Magneten verändern und damit unsere Kühlschränke oder Pinnwände schmücken. Außerdem können Pflanzen und Töpfe frei kombiniert werden. Generell dürfen wir bei der Einrichtung sehr kreativ werden. Für jedes Möbelstück steht eine kleine Auswahl an unterschiedlichen Farbschemata zur Verfügung. Wem das noch nicht reicht, der kann aber auch die verschiedenen Teile des Mobiliars selbst anpassen. Bei einem Sofa haben wir dann zum Beispiel die Möglichkeit, das Holz und Muster sowie die Farbe der Polsterung frei zu kombinieren. Auch bei der Struktur von Böden oder Paneelen können wir uns austoben und festlegen, welche Farbe und Struktur wir verwenden wollen. Beim Füllen von Kühlschränken, Regalen und Werkzeugboxen gilt das gleiche. Das macht es dann etwas wett, dass die Auswahl an Möbeln doch etwas klein ausfällt. In Sachen Gestaltung und Personalisierung kommt aber vor allem der Garten zu kurz.
Geteiltes Chaos ist doppeltes Chaos
Neben der Kampagne steht uns in House Flipper 2 auch ein Sandbox-Modus zur Verfügung, in dem sich alle austoben können, die Häuser von Grund auf bauen oder ihre Freunde vor Herausforderungen stellen wollen. Zunächst wählt man einen Namen, eine Größe und eine Umgebung für sein Grundstück. Dann kann man dort eigene Häuser und Aufträge erschaffen und diese mit anderen teilen. Dabei hat man die Wahl, welche Quests aktiv und welche Werkzeuge verfügbar sind. Außerdem kann man auch Anrufe festlegen oder eine Auftragsmail verfassen. Insgesamt ist der Sandbox-Modus eine nette Ergänzung für alle, die sich gegenseitig fordern oder einfach mal Auftraggeber sein möchten, statt einen Job nach dem anderen abzuarbeiten.
Fazit
Ihr seid auch Fans von HGTV? Dann werden in House Flipper 2 eure Heimwerker-Träume wahr. Man kann unzählige Stunden darin versenken, zu renovieren und zu dekorieren. Schließlich macht es auch viel mehr Spaß, den virtuellen Dreck anderer Leute zu beseitigen als die eigene Wohnung zu putzen. Ja, die Steuerung ist hier und da etwas fummelig und auch der Möbelkatalog dürfte etwas praller gefüllt sein. Trotzdem hat mir House Flipper 2 richtig Spaß gemacht. Besonders gut hat mir die Möglichkeit gefallen, viele Möbel und Details anzupassen und frei zu kombinieren. Vielleicht warten in Zukunft ja wieder DLCs auf uns, die uns noch mehr Möglichkeiten bieten. Ich bin jetzt auf jeden Fall bereit für meine eigene Renovierungssendung.
- Möbel können individuell angepasst werden
- Abwechslungsreiche Grundstücke
- Schöne Details bei den Deko-Objekten
- Unaufdringlicher kleiner Story-Rahmen
- Arbeiten gehen schnell von der Hand
- Quests zu Beginn nicht sehr abwechslungsreich
- Steuerung im Detail auf der Konsole etwas hakelig
- Wenig Realismus z.B. beim Streichen und Demolieren
- Möbelkatalog könnte üppiger ausfallen
Leidenschaftliche Fantasy-Farmerin mit einem Faible für Japan-Rollenspiele der Marke Final Fantasy oder Persona. Als Sims-Fan gehören bei ihr aber auch nahezu alle Hauptspiele und Erweiterungen von EAs Personensimulation zum Standardrepertoire. Das Interessengebiet wird erweitert durch Shooter und Rollenspiele aus dem Star-Wars-Universum sowie durch Rätselspiele und Point-and-Clicks im Stile von Gray Matter oder Black Mirror.